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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-02-15
- Erscheinungsdatum
- 15.02.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 37. 15. Februar 1916. Aber es waren ja auch Liebesgaben aus der Heimat gekommen. Zwei ganze Wagen voll, mit schweren Belgicrpfcrden bespannt, waren vom Bataillon geholt worden. Da wurden noch prachtvolle Dinge ansgcpackt, die freundliche Frauenhände gepackt hatten. Wäsche und Wellsachen, Spiele und Harmonikas, Zigarren, Konserven, Wein und Ruin, Tabak und Tabakspfeifen, Seife und — was sehe ich: vier Bücher! Claudius, »Bei den Demütigen ist Weisheit« fand einen dank baren Besitzer und Leser. Die drei andern Bände waren Romane von Anny Wolhe und ähnlichen Geistesgrößen. Ungebunden, vergilbt und nnanfgcschnittcn, wie sie waren, sah man ihnen an, daß sie nicht gerade ungern verschenkt worden waren. Schließlich wird ja auf den einsamen Wachtstuben alles verschlungen und — verdaut, und man ist für jede »schöne Geschichte« dankbar. Aber die Ansicht, daß für die Feldgrauen das Beste gerade gut genug sein sollte, scheint doch weite Kreise der Heimat noch nicht durchdrungen zu haben. Ich hätte lieber einige schöne neue Bändchen von Busch oder Naabe, Ernst, Alexis, Nosegger, Zahn oder andern gesehen. Daß ein Lescbedürfnis in dem Einerlei des Wachdienstes vorhanden ist, zeigt die rege Benutzung unserer einige 200 Bändchen (meist Neclam) starken Bücherei, bei der ich einen regelmäßigen Wechsel von Wache zu Wache eingerichtet habe. Auch die Jugend, die ich mir selbst nachschicken lasse, wandert an der Bahnstrecke entlang und kommt stark zerlesen oder — gar nicht wieder in meine Hände. Und der neue, vortreffliche Belgische Kurier, der seitens der Kompagnie für jede Wache gehalten wird, ist täglich Gegenstand lebhafter Erwartung. Wer schon ein oder gar anderthalb Jahr bei der Kompagnie ist, hat sich durch unsere Bücherei so ziemlich »dnrchgclesen«. Deswegen sollte öfter und reichlicher, als es geschieht, Nachschub und Erweite rung des Bücherbestandes möglich sein. Wer kann da in der Heimat sorgen? Um diesen Weihnachtsbericht auch weihnachtlich ansklingen zu lassen, sei noch erzählt, daß ich einige Tage nach Weihnachten eine entlegene Bahnwache voller Dorfkinder fand. Unsere »Barbaren« hatten sie, als sie den Weihnachtsbaum neugierig von außen durchs Fenster betrach- teKn, hereingcholt und zeigten den kleinen Blondköpfen in der Nähe das ihnen so fremde Wunder der geschmückten Tanne. Augen und Münder der frischen Kindergesichter standen staunend offen und bald ging das vlämsche Geplapper und lustige Gekicher mit den alten Familien vätern an. Wohl jeder van denen hat ja auch sein Häuflein daheim, das schon zum zweiten Mal Weihnachten »ohne den Vater« feiern mußte. S. Perschmann, Feldw.-Leutnant e. Landsturm-Jnf.-Regts. 33>ä °/o, Bezugsstoffe um 40 °/>, Ledcrersatzstosfe bis 200 °/>, Heft draht um 30 "/o, Leim etwa um 30 Stärke um 400 Farben um 20 °/o, Folie um 25 »/», Metall um 25—30 °/>, Bronze um 50 °/>, Gaze, Schirting, Moleskin um 40—50°/,, für die allgemeinen Un kosten, wie Ole, Fette, um 100 °/>, Transportkosten um 50 °/«. Alle übrigen Materialien sind im gleichen Verhältnis gestiegen und weitere Preissteigerungen sind noch zu erwarten. Diese Umstände zwingen uns, mit Gültigkeit vom 15. Februar 1916 ab einen weiteren Prcisaufschlag von durchschnittlich 20 °/« für Buch- bindcrciarbeiten in Ansatz zu bringen, je nach den Preissteigerungen, die die zur Verwendung kommenden Materialien erfahren haben. Wir bitten die geehrten Herren Auftraggeber, hiervon Kenntnis zu nehmen, und versichern, daß uns nur der Zwang der Verhältnisse zu dieser Maßnahme nötigt. I Unterzeichnet ist das Schriftstück von dem Verband Deutscher Buch- bindereibcsitzer, dem Verband Berliner Bnchbindereibesitzer, dem Bund ! Deutscher Buchbinder-Innungen, dem Verein Stuttgarter Buchbinderei besitzer und dem Arbeitgeberverband für die Papier und Leder verar beitende Industrie. ! Soweit cs sich um neue Aufträge für Buchbinder handelt, werden die Auftraggeber gut daran tun, vorher Prcisanstcllung einzu holen. Dagegen wird sich der Verlagsbuchhandel bei laufenden Aufträgen nur in denjenigen Fällen zu einer Änderung der getrof fenen Abmachungen verstehen können, in denen er in der Lage ist, die i Bücher- und Einbandpreise entsprechend festzusetzen bzw. zu erhöhen. - Bei vielen Unternehmungen wird sich das durch die Umstände ver bieten, namentlich da, wo es sich um Sammelwerke oder Konkurrenz- ! unternehmen handelt, so daß sich die Verleger auf die abgeschlossenen Lieferungsverträge stützen werden müssen, um nicht noch größere Ver luste zu erleiden, als sie ihnen schon ans der allgemeinen gegenwärtigen Teuerung erwachsen. Übrigens wird sich wohl noch Gelegenheit zu einer eingehenden Erörterung des Themas im Börsenblatt bieten, wobei auch die im Sprechsaal der Nr. 35 aufgeworfene Frage: Warum kein Teuerungszuschlag auf Bücher? mit einbezogen werden könnte. XXII. Es war ein herrliches Weihnachtsfest! Bereits am Anfang des Dezember rückten wir, um uns von den serbischen Strapazen auszu- rnhcn, in Südungarn ein. lind wie schön hatten wir cs mit der Wahl des kleinen Ortes getroffen! Ein rein deutsches Dorf. Die Urgroßeltern der jetzt dort lebenden Landleute waren vor etwa hundert Jahren aus Schwaben eingewandert und hatten sich in dem fruchtbaren Gebiete niedergelassen. Die schwäbische Eigenart, wie sie sich in der Kleidung, dem schwäbischen Dialekt usw. ausdrückt, alles ist in unverfälschter Reinheit erhalten geblieben. Wie schön klang in unfern Ohren nach 16 monatiger Kriegszeit das Wort Mutter! Und in diesem sauberen Orte durften wir Weihnachten feiern! Jeder Soldat durfte sich ein Geschenk bis zu 4 Mark wünschen, und jeder Wunsch wurde erfüllt. Auch Bücher waren dabei, die heute noch die Runde im Bataillon machen. Erst im August 1915 hatten wir 100 Exemplare eines kleinen humoristischen Büchleins (»Kriegshumor«, Deutsches Druck- und Verlagshans) bezogen, die, wie der Ausdruck im Felde heißt, »gefressen« wurden. Jedes Buch, jede Zeitung, ja jedes Stück Papier wird förmlich verschlungen, zumal wenn man in Ruhe liegt, wie cs Weihnachten 1915 der Fall war. Nob. Ilgner, Vizefeldwebel in e. Nes.-Jnf.-Negt. Kleine Mitteilungen. Preiserhöhung für Buchbindcrciarbeiten. — Eine Reihe Verbände des Bnchbindereigcwerbes versandte das folgende Rundschreiben, datiert Leipzig, den 6. Februar 1916: Da die Preise für sämtliche Buch binderei-Materialien von Tag zu Tag steigen, sehen sich die Mitglieder der Unterzeichneten Verbände zu ihrem Bedauern abermals genötigt, mit einer Preiserhöhung an die Herren Auftraggeber heranzutrcten. Tie Preiserhöhungen der Materialien betragen nach gewissenhafter Feststellung zurzeit für: Leder um 30—75 °/>, Papier um 33^—75 "/», Pappen um 25 bis Personalnachnchten. Kriegsauszeichnung. — Herr Curt Oelsner, Leutnant d. L. im Ers.-Jnf.-Negt. Nr. 24, Inhaber der Buch- und Musikalienhand lung M. Leisner in Leipzig, ist mit dem Ritterkreuz des Albrechtsordens 2. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet worden. Gestorben: an einem im Felde erworbenen Leiden Herr Richard Gold acker, Leutnant der Landwehr, Inhaber der Verlagsbuchhand lung und des bibliographischen Auskunftsbureaus O. Gracklauer in Leipzig. Der Vorstorbene hatte nach Besuch der Realschule seine Lehre in der Serig'schcn Buchhandlung bestanden, nach deren Abschluß er dort noch als Gehilfe verblieb, bis er seiner Militärpflicht genügen mußte. Nach Beendigung seiner Dienstpflicht trat er wieder bei der Serig- schen Buchhandlung ein, deren Reisender er mehrere Jahre lang war, bis er zum Prokuristen aufrückte. Am 1. Januar 1902 übernahm er die Firma O. Gracklauer und am 1. Juli desselben Jahres, nach dem Tode seines Lchrhcrrn Albert Berger, auch die Scrig'sche Buch handlung. Cr hat beide Firmen mit Eifer und Fleiß bis 1906 weitcr- geführt, in welchem Jahre die Serigsche Buchhandlung in anderen Besitz überging. 1914 zum Heeresdienst cingezogen, hat der Verstorbene seine Pflicht gegen das Vaterland in vorbildlicher Weise erfüllt, so daß er zum Leutnant befördert und mit dem Albrechtsorden 2. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet wurde. Leider hatte er sich im Felde ein schwe res Darmlciden zugezogcn, zu dessen Heilung er in die Heimat zurück- kehrte, wo ihn jedoch nach einer ergebnislosen Operation der Tod er eilte. Mit Richard Goldacker ist ein sehr beliebter Kollege dahingc- gangen, dessen offener, biederer Charakter, gepaart mit persönlicher Liebenswürdigkeit, ihm viele Freunde erworben hat, die die Kunde von seinem Hinscheiden mit aufrichtiger Betrübnis vernehmen werden. Oskar Zwintscher — Der Dresdener Maler Professor Oskar Zwintscher ist am 12. Februar im Alter von noch nicht 46 Jahren in Loschwitz bei Dresden an den Folgen einer Influenza, zu der sich Ge lenkrheumatismus und Herzschwäche gesellten, verstorben. Zn seinen bekanntesten Werken zählt das im Besitz der Bremer Knnsthallc be findliche »Selbstbildnis«, das 1909 entstanden ist, ferner das 1902 ge schaffene »Damcnbildnis« im Besitz der Kgl. Gemäldegalerie in Dresden, das im Besitz des preußischen Staates befindliche Bildnis »Unter Blumen« sowie die Bilder »Melodie« und »Vor schwarzen Kacheln«. Verantwortlicher Redakteur: Emil ThomaS. — Verlag: Der Vvrl Truck: Namm L Lee mann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse d> er Redaktion und Expedition: Leipzig, (Gerichtsweg 26 sBuchhändlerhauS). ,6Ä
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