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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-02-23
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1916
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1916
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/V 44, 23. Februar 1916. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. seitige Auswahl der Moderne bieten dem entwickelteren Geschmack reichen Lesestoff. Ich lasse die Namen einiger Verlage folgen, die hier vertreten sind; dabei soll jedoch keineswegs ein Verzeichnis aller gegeben sein. Dazu ist die Bücherei zu reichhaltig und viel seitig. Diese Vielseitigkeit allein soll damit gekennzeichnet wer den, wenn ich folgende Namen herausgreifc: C. H. Beck, Bonz L Co., Callwey, Cassirer, Cotta, Deutsche Bibliothek, Deutsche Ver lags-Anstalt, Diederichs, S. Fischer, Fleische!, Franckh, Hesse L Becker, Jnselderlag, Langen, Georg Müller, Piper L Co., Re- clam, Literar. Anstalt Mitten L Loening, Theodor Thomas, Voigtländer, Kurt Wolfs. Eine geringe Leihgebühr sorgt dafür, daß die Entleiher nicht unmäßig lange das entliehene Buch zurück- behalten, und daß auch für Neuanschaffungen einige Mittel ge wonnen werden. Nicht minder weitsichtig ist die Buchhandlung geleitet. Bei ihr gilt als oberstes Gesetz: Einhaltung der Ordinärpreise! Sieht man schon daraus, daß diese Buchhandlung nach guten Grund sätzen betrieben wird, so bestätigt dies noch mehr ein Blick in das vorhandene Lager. Im wesentlichen entspricht dieses in seiner Auswahl der Bücherei, und der Fall ist nicht selten, daß ein Buch von einem Feldgrauen gekauft wird, weil er es beim Lesen des geliehenen Exemplars schätzen gelernt hat. Außerdem findet man die guten Sammlungen vertreten: Jnselbücherei, Reclam, die Romnnbibliotheken bekannter Verlage und was unter höherem Gesichtspunkt betrachtet hierher gehört. Der Sprachbeflissenc findet Lehr- und Wörterbücher, der Naturfreund naturwissen schaftliche Werke; auch zur Aufklärung über technische Fragen kann man Werke finden. Ist gerade nichts da, was de» Wünschen entspricht, so sorgt der Geschäftsführer mit Eifer dafür, daß bal digst zum mindesten die nötigen Prospekte eintresfen. Zum Schmuck von Quartier und Unterstand kann man sich aus den Stößen von Buntdrucken, hauptsächlich der Jugend, dem Geschmack Entsprechendes aussuchen. Und der Umsatz dieser klei nen Kunsthandlung ist kein geringer. Auch die neuesten Nummern bekannter Zeitschriften liegen aus. Vom Typ der Berliner Jllustrirten, der Jugend u. a. bis zur »Tat«, Bergstadl, Süddeutsche Monatshefte. Selbst feste Be zieher wurden für manche dieser Zeitschriften gewonnen, und be sonders sei hervorgehoben, daß auch einer für die »Zeitschrift für Bücherfreunde« dabei ist; erst im Felde wurde er zum Biblio philen. Wer glaubt, daß dieser Freund des schönen Buches eine Ausnahme hier bilde, dem sei noch mitgeteilt, daß gerade das schöne Buch viele Freunde durch die Buchhandlung in B. ge wonnen hat. Ja, teuerste Drucke der Panpresse finden hier Abnehmer. Schon das allein läßt einen Rückschluß auf die Art des Be darfs an Lesestoff an der Front zu. Noch mehr aber läßt sich diese erkennen aus dem Umstand, daß sowohl in der Bücherei wie in der Auslage der Buchhandlung die Kriegserscheinungcn fast gänz lich unbeachtet bleibe». »Nur nichts vom Krieg«, warnen die jenigen gleich, die beraten sein wollen. Darin liegt Wohl auch das Geheimnis, daß die an sich be schämend geringen Sendungen an Lesestoff als Liebesgaben aus der Heimat wohl eher ab- als zugenommen haben. Meist wurden eben Kriegsschriften herausgeschickt, die keine» Anklang finden konnten bei Leuten, die ihren Geist vom Krieg abgclenkt wissen wollen. Ich glaube, die Mehrzahl der Buchhändler in der Heimat weiß das noch nicht; jedenfalls ist hier der Ort, darauf hinzu weisen, daß an der Front Maßnahmen getroffen wurden, um den Bedarf an Lesestoff bei den Leuten der vordersten Linie zu be friedigen; nicht aus der Heimat kamen die Anregungen hierzu. Das ist verzeihlich in Anbetracht der Schwierigkeiten, mit denen der Buchhandel jetzt zu kämpfen hat. Dagegen ist eine andere Tatsache sehr bedauerlich. Obwohl das Unternehmen in B. nicht von einer Privatperson zu eigenem Nutzen, sondern von einem Bataillon betrieben wird, wodurch doch auch in finanzieller Hin sicht eine Sicherheit gegeben ist, sind einige Verlage unbegreif licher Weise sehr wenig entgegenkommend, meist aus Furcht, daß sic es mit dem deutschen Sortiment verderben könnten. Dieses steht aber doch Wohl zu hoch, um nicht zu erkennen, daß hier Bü cherkäufer für die Zukunft erzogen werden. Gar manchem, der vor dem Krieg »nie dazukam«, ein gutes Buch zu lesen, dem wird jetzt das Buch ein Freund in Stunden seelischer Abspannung, dem er wohl immer Treue halten wird. Ist das nicht ein Vor teil, der gar nicht hoch genug gewertet werden kann? Wenn aber jemand meint, daß dem Sortiment in der Heimat Verdienst ent zogen würde, dem sei entgegengehalten, daß hier zum größten Teil Neuland bearbeitet wird, nicht ein schon bestehender Bedarf wird befriedigt, dieser wird erst ins Bewußtsein gerufen, und das läßt sich nur machen, wenn an Ort und Stelle vielerlei zur Auswahl steht. Und so dicht an der Front wird Wohl kaum einem Zivilisten die Erlaubnis zum Betreiben einer Buchhandlung ge geben. An Etappenorten dagegen k.önnte Unternehmungslustigen wohl Gelegenheit gegeben werden, entsprechende Geschäfte zu machen. An Rasttagen kommt gar mancher von der Front zur Erholung an diese Plätze. Das Lager könnte dort noch reich haltiger sein und auch durch Lieferungen an die Buchhandlung der Front Stutzen haben. Im Sinne der Buchhandlung in B. jedenfalls wäre es, wenn auch an jenen Orten das Geld für gute Bücher ausgegeben würde und nicht nur in die Tasche der oben geschilderten Bahnhofsbuchhandlungen flösse. Man schleudere auch nicht der Buchhandlung in B. die Satzungen des Börsen vereins entgegen. Wir sind im Krieg und diese Satzungen sind für den Frieden gemacht. Auch andere Vereinigungen mußten sich den veränderten Verhältnissen anpassen. Keine Engherzigkeiten! Dazu ist die Zeit zu groß! Jeder freue sich, daß der Feldgraue nicht nur Leser ist, sondern noch immer mehr wird, ja, daß er ein immer bedeutenderer Bücherkäufer werden kann, wenn man ihm Gelegenheit zur Entwicklung in dieser Richtung gibt. Und Käufer brauchen wir, das wurde oft genug hier betont. Nichts ist aber schwerer als für andere Bücher herauszusuchen, darum kann der Lesebcdarf nicht durch geschenkte Bücher aus der Heimat befriedigt werden. Der stets steigende Umsatz der Buchhandlung in B. zeigt deutlich, daß der Feldgraue gern selbst seinen Lesestoff wählt. Ein längerer Aufenthalt in dem nie leeren Laden be weist dies gleichfalls. Und noch eins: Weihnachten sandte gar mancher Feldgraue ein Buch als Geschenk heim; es war das ein zige, was er von hier aus schenken konnte. Ist das nicht ein Er folg des Buches, bei dem man nicht lange Nachdenken sollte, ob dabei dem heimischen Sortiment ein Gewinn entging? Ohne die Buchhandlung in B. wären die wenigsten dieser Bücher ge schenkt worden. Außerdem aber ist zu betonen, daß der Gewinn der Buchhandlung bis aus einen kleinen Betrag, der der Bücherei zugute kommt, einer Kasse zur Hinterbliebenenversorgung des Bataillons zufließt. Schon darum: Keinen frtcdensmäßigcn Zank! An dieser Stelle möchte ich aber dankbar aller der Firmen gedenken, die durch ihr Entgegenkommen unserem Kollegen in B. sein arbeitsreiches Amt erleichterten. Einer und damit der Buchhandlung an der Front soll hier das Wort geredet werden. Ich wollte anregen und auf klären, dazu ist ja das Börsenblatt da. Wenn es mir zu gleicher Zeit gelingen sollte, den Vorstand des Börsenvereins zu einer Regelung der Verkehrsverhältnisse in die vorderste Linie zu ver anlassen, so wäre mir das eine besondere Genugtuung. Er könnte vielleicht auch die Organisation wirklicher, guter Buchhandlungen an den größeren Etappenorten in die Wege leiten, damit dort verlegerisches Großkapital nicht einseitig den Markt ausnutzt. Ich weiß, es sind schon Schritte getan, aber doch Wohl noch keine, die einen guten Sortimenter in die Lage versetzen, den Wettbe werb erfolgreich aufzunehmen. Heute wird auch Wohl keiner zu finden sein, der aus eigenen Mitteln hier Vorgehen kann, darum : Organisation! 1>r. Friedrich Oldenbourg, Leutnant d. R., z. Z. im Felde. Die Redaktion hatte di.e Freundlichkeit, mit den Korrektur fahnen zu obigen, Aufsatz mir Ar. 9 des Börsenblattes zu über senden, in dem die »Neuregelung des Buch- und Zeitungshandels im Etappen- und Operationsgebiet in West und Ost« besprochen ist. Diese war mir in großen Zügen schon kurz nach Absen dung des Manuskripts durch einen Armeebefehl bekannt ge worden, trotzdem möchte ich auf eine Änderung meines Aussatzes 199
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