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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.05.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-05-08
- Erscheinungsdatum
- 08.05.1916
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- Deutsch
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Börsenblalt f. d. Dtschn. Buchhandrl. Redaktioneller Teil. 105, 8. Mai 1916. mit allem Komfort, hauptsächlich guten Unterständen ausge stattet sind, findet der Feldgraue manche dienstfrei« Stunde, die er mit Lesen ausfüllen kann. Der Geschmack der Leute ist natür lich sehr verschieden, wie sich dies aus den unterschiedlichen Ge sellschafts- und Berufsklassen erklärt, aus denen unsere Soldaten stammen. Am häufigsten werden Zeitungen gelesen, Tageszei tungen, die über die neuesten Ereignisse auf den Kriegsschau plätzen berichten und die man z. B. an der Westfront in neuesten Ausgaben täglich für billiges Geld erstehen kann. Es folgen dann die Feldzeitungen, von denen ich den »Champagne- Kamerad« und die »Liller K r ie g s z e i tun g« als be sonders geeignet hervorhebe, und billige Volksbücher (Schatz gräber, Reclam, Hesse, Meyers Volksbücher u. a.). Auch aus der Heimatstadt läßt sich der Soldat Zeitungen schicken, meist ältere Nummern, die sein« Angehörigen schon gelesen haben und die wohlhauptsächlichwegenderStadtneuigteiten interessieren. Bücher kauft sich der Feldgrau« wenig, seine Löhnung verbraucht er an derweitig, die Statistik über die hohen Beträge, die nach Hause gesandt werden, die Zeichnungen auf die Kriegsanleihen aus dem Felde haben ja in erfreulicher Weise gezeigt, daß es unsere bra ven Krieger verstehen, ihren Sold nutzbringend anzuwenden. Dagegen habe ich selten die Wahrnehmung gemacht, daß der kleine Mann Büchersendungen von zuhause erhält. Die Feldpost sendungen von daheim sind meistens materieller Art. Wenn Lesestoff an der Front vorhanden ist, so ist dies in erster Linie den Offizieren und Einjährigen der Kompagnie zu danken; ebenso trugen Schenkungen von Verlegern dazu bei, Bücher unter die Leute zu bringen. Solche auf diese Art entstandene Bllchersammlungen sind selbstverständlich bunt durcheinanderge würfelt. Es ist sozusagen für jeden Geschmack Rechnung ge tragen. Mit Vorliebe greift der Soldat zu Kriegserzählungen, humoristischen Geschichten, Novellen aus der Heimat, Gedichten und Kriminalromanen. Bei letzterer Gattung ist leider noch viel Schlechtes vertreten. Ich habe es öfters so gemacht, daß ich derartigen Schund gegen gediegene Sach«n eintauschte und ihn dann vernichtete. Dafür habe ich oftmals Dank geerntet. Auf das Kapitel »Kriegsschund und seine Bekämpfung« einzugehen, erübrigt sich Wohl, es wird ja daheim so hervorragend aufklä rend gewirkt, nur ist es bedauerlich, daß überhaupt noch gewagt wird, aus reiner Profitgier solches Zeug zu drucken und uns, die wir hier draußen seit 21 Monaten für deutsche Kultur kämpfen, derartige Gift vorzusetzen. Und nun zur zweckmäßigen Einrichtung von Kompagnie bibliotheken. Während wir nach dem serbischen Feldzug da unten in Ruhe lagen, wurde bei unserer Kompagnie eine Bücherei ein gerichtet, die vielen Anklang gefunden hat. Die Leute wurden beim Appell aufgefordert, vorhandene gelesene Bücher auf der Schreibstube einzuliefern. Auf diese Weise kam eine stattliche Anzahl Bände zusammen. Ebenso sammelten die anderen Kom pagnien des Bataillons die Bücher ein, die dann nun 2 mal in der Woche gegenseitig ausgetauscht wurden. Am weiteren Aus bau der Bibliothek hinderte uns leider ein plötzlicher Abmarsch. Ich denke mir nun die Einrichtung und Verwaltung einer Kom pagnie-Bücherei folgendermaßen: die vorhandenen Bücher wer den in der angegebenen Weis« eingesammelt und der Bestand nach Aussonderung des Schundes ergänzt. Die Bände werden mit Nummern versehen, ein Katalog mit laufender Nummer wird hcrgestellt, dem vielleicht auch ein alphabetisches, nach Autoren oder Art des Stoffes (Romane, Geschichte, Geographie, Erfin dungen, Bücher religiösen Inhalts usw.) angeschlossen wird. Als Verwalter der Leihbibliothek wird sich ein geeigneter Mann, im günstigsten Fall« ein feldgrauer Buchhändler der Kompagnie finden, der sich der Sache mit dem nötigen Eifer widmet und der zugleich als Berater bei Neuanschaffungen von Büchern dient. Mit gütiger Unterstützung des Herrn Kompagnieführers wird den Leuten vielleicht zweimal wöchentlich oder je nachdem sie aus der Stellung in Ruhe kommen (alle vier oder acht Tage), Zeit gegeben werden können, Lesestoff auszuleihen und umzutauschen. Besondere Wünsch« werden berücksichtigt werden können, und vor allen Dingen wird das wertvolle Büchermaterial nicht elend in irgend einer Ecke umkommen. Dieser Fall tritt nämlich «in und ist leider nur zu oft schon eingetreten, wenn die Bücher bei ihren Eigentümern blieben. Beschmutzt und zer rissen lagen st« dann achtlos und wertlos für jedermann ir gendwo. Ich halte er nun für eine sehr wertvolle Aufgabe der Verleger- und Sortimenter-Vereine, mit Rundschreiben an die Kommandos der einzelnen Truppenteile des Feldheeres her anzutreten und Errichtungen von Büchereien innerhalb der Kom pagnien anzuregen. Verleger von billigen Büchern sollten Kata loge einsenden, nach denen gewählt werden könnte. Durch frei willige Geldspenden der Koinpagnie wird diese bald über einen Anschaffungsfonds verfügen. Ich fasse die wesentlichen Punkte über Einrichtung und Verwaltung einer Kompagnie-Leih-Biblio- thek nochmals zusammen: 1. Einsammeln der vorhandenen Bücher von den einzelnen Leute» der Kompagnie; 2. Aussondern des Schundes und Ergänzung des Bücherbe standes durch Schenkungen oder Anschaffung durch Kauf. (Jreiw. Geldspenden innerhalb der Kompagnie.) 3. Numerieren der Bände und Herstellung eines Katalogs; 4. Abkommandierung eines geeigneten Mannes der Kom pagnie, vielleicht eines Buchhändlers, zur Verwaltung der Bücherei und Ausgabe der Bände. Die Bestimmung des Zeitpunktes der Bücherausgabe bleibt dem Kompagnieführer überlassen, der in den meisten Fällen dem Unternehmen Interesse entgegenbriugeu wird. Kommt der Trup penteil wieder in Bewegung und muß notgedrungen die Biblio thek aufgelöst werden, so erfolgt Überweisung der Bände an ein Feldlazarett oder an die ablösende Kompagnie, die dankbar die Schenkung annehmen wird. Durch Errichtung von Kompagnie-Bibliotheken wird dem Buche im Felde der ihm zukommendePIatz gesichert, Sortiment und Verlag erhalten Anregung, Propaganda für das deutsche Buch zu machen, und letzten Endes wird der vorhandene Lesestoff der Allgemeinheit nutzbar gemacht, sodaß er nicht dem Verfall aus gesetzt ist. Gefreiter Kurt Knippe l. Kleine Mitteilungen. Ausfuhr vou Druckschriften. Wie wir hören, soll in Zukunft zur Erzielung einer einheitlichen Anwendung der Ausfuhrverbote über Druckschriften, die Ausfuhr von der Prüfung bezw. Vorzensur der auSzuftthrenden Druckschriften durch dasjenige stellv. General kommando abhängig gemacht werden, in dessen Machtbereich die Druckschrift erscheint (Sitz der Verlagsfirma). Kriegsaberglauben-Ausstcllung sAmulette, Schutzbriefe, Kricgs- komcten usw ). Die Direktion der Treptow-Sternwarte zu Berlin beabsichtigt, noch in diesem Monat eine Ausstellung von Kriegs- Amuletten und von Büchern und Schriften, die zum Kriegs-Aber glauben in Bezug stehen, zu veranstalten. Direktor Di-. F. S. Archen hold bittet zu diesem Zwecke alle, die sich im Besitz geeigneter Gegen stände und einschlägiger Literatur befinden, diese für die Ausstellung an das Bureau der Treptow-Sternwarte in Berlin-Treptow einsendcn zu wollen. Personalnachrichten. Auszeichnung. Herrn Carl deWaal. Gefreitem im Inf.-Regt. Nr. 153, zuletzt im Hanse B. Herder Verlag in Wien tätig, wurde die sachsen-altenburgische Tapferkeits-Medaille verliehen. Für seine Teil nahme an den Kämpfen an der Aisnc, bei Arras und Neuville, in denen er dreimal verwundet wurde, hat -Herr W. früher bereits das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhalten Gestorben: am 21. April im Kampfe fürs Vaterland Herr F r i tz H oener , Gefreiter im Neserve-Iäger-Bataillon Nr. 7. Der im Alter von 22 Jahren Verstorbene war zuletzt Angestellter der Firma A. Hclmich's Buchhandlung in Bielefeld, die in ihm einen treuen und fleißigen Mitarbeiter verloren hat.
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