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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1916
- Strukturtyp
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- Band
- 1916-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 139, l9. Juni 1916. Herr Otto Paetsch-Königsberg i. P.: Meine sehr geehrten Herren! In jeder anderen Interessengemeinschaft, wenigstens wenn sie, wie Herr Verlagsbuchhändler Schmidt richtig im Börsenblatt vom 17. Mai schreibt, nicht zum »Gespött« aller kauf männisch denkenden Angehörigen anderer Berufe werden will, würde ein Antrag wie der, den ich im Austrage meines Kreis- Vereins hier vertrete, ohne vieles Hin- und Herreden als eine Selbstverständlichkeit gebilligt werden. Ein solcher Antrag könnte einer Begründung im Kreise von Berussgenossen entbehren, da er in seinem Wortlaut die Begründung in sich trägt und bei allen Berussgenossen klare Uebersicht und ausreichender Einblick in die zukünftige Entwicklung der Wirtschaftsmöglichkeiten des Standes vorausgesetzt werden kann. Im Buchhandel ist das leider nicht der Fall, wosür der unlängst erschienene und gestern mehrfach zitierte Aussatz des Herrn Karl Robert Langewiesche ein klassisches Zeugnis ist, nach dessen zum Teil recht weltverlorenen Aussührungen das Sortiment aus Idealismus hungern soll. Ich bedaure die Ausführungen Karl Robert Langewiesches um so mehr, als gerade er einer der ersten unter den wenigen Verlegern gewesen ist, die ihre Tätigkeit auf die praktischen Forderungen des Sortiments einstellten. Meine Herren, niemand hängt so sehr am Buchstaben, und niemand ist so sehr von einem an Schwerfälligkeit und Rückständigkeit grenzenden Konservativismus erfüllt wie der Buchhändler. Er geht eher zugrunde, als daß er mit althergebrachten Anschauungen bricht, die er vom Beginn seiner Laufbahn an sehr zu seinem Schaden in sich ausgenommen hat. Es ist dringend not, daß wir uns wandeln. Herr Seemann hat uns heute darauf hingewiesen, daß wir uns mit Recht an die Spitze der Kaufleute stellen dürfen. Ich glaube aber nicht, daß wir uns mit dem gleichen Recht an die Spitze der rechnenden Kaufleute stellen dürfen. iZuruf des Herrn Artur Seemann.) In dankenswerter Weise hat Herr Verlagsbuchhändler Schmidt festgestellt, daß der Nutzen, den Verlag und Sortiment aus ihrem Gewerbe ziehen, nicht so groß ist, daß durch eine derartige Einschränkung des Reingewinnes, wie sie durch die sprunghaft steigende Verteuerung der Lebensmittel und aller Spesen hervorgerusen ist, nicht ihre Existenz möglichkeit überhaupt in Frage steht. Sie treffe, so sagt Herr Schmidt, den produzierenden und Handel treibenden Verlag in höherem Maße als den nur von einem TeU der angesührten Uebelstände in Mitleidenschaft gezogenen reinen Buchhandel, das Sortiment. Das aber ist unrichtig, meine Herren. Sie wissen es längst, wenn Sie es auch vielfach nicht haben zugeben wollen, daß das Sortiment bereits vor dem Kriege vielfach mit ganz unzureichendem Rabatt arbeitete, und bei solchen unter den Einwirkungen des Krieges sich nochmals verschlechternden Lieserungsbedingungen des Verlages trifft es die heutige Teuerung doppelt. Die Not unseres Standes, meine Herren, ist gestern in der Delegiertenversammlung in ruhig-sachlichen und würdig ernsten Worten von den Herren Justus Pape aus Hamburg und Bernhard Staar aus Berlin dargelegt worden und — ich möchte sagen: bei andächtiger Stille der Versammlung — unwidersprochen geblieben. Herr Pape war in der Lage, seinen Ausführungen an der Hand von Ziffern, die auf Grund doppelter Buchführung gewonnen sind, besondere Beweiskraft zu geben. Da erübrigt es sich heute sür mich, Ihnen nochmals dasselbe zu sagen, und ich gebe den Herren daher bekannt, daß ich nebst den mehr als 160 Unterstützern meines Antrages auf dem Standpunkt stehe: können die Herren Verleger die mit dem Rechte der Preisbestimmung zugleich unbedingt übernommene Pflicht, uns einen auskömmlichen Rabatt zu gewähren, nicht mehr er füllen, so verlieren sie damit das Recht der Preisbestimmung, und wir stehen aus dem Standpunkt: wird heute nicht ein Weg gesunden, der dem Sortiment zu seinem Rechte verhilst, dann ist mit dem heutigen Tag dem festen Ladenpreis das Grab gegraben, mindestens ein weiterer Spatenstich getan, und davor, meine Herren, möchte ich Sie aus das allernachdrücklichste warnen. Nun hat die gestrige Delegiertenversammlung einwandfrei seitstellen lassen, daß sowohl der Antrag Schmidt als auch mein Antrag juristischer Bedenken wegen sür den Börsenvereinsvorstand unannehmbar ist. Der Herr Erste Vorsteher hat unter Worten ausrichtigen Bedauerns erklärt — und wir haben auch diesen Eindruck gewonnen —, daß der Vorstand gern helfen will, aber nicht Helsen darf und kann. Er kann den Schutz des Teuerungszuschlages, der seiner Meinung nach praktisch durchaus berechtigt ist und zu dem er sich im Interesse der Mitglieder moralisch für verpflichtet hält, nicht übernehmen, weil der Wort laut der uns selbst gegebenen Gesetze ihn daran hindert. Ein schlagenderer Beweis als dieser ist kaum dasür zu erbringen, daß durch die Ueberorganisation, wie der Buchhandel sie sich geschaffen hat, die für jeden Handelszweig in schwerer Zeit besonders notwendige Bewegungsfreiheit verloren gegangen ist. Die Organisation ist nicht mehr in der Lage, ihren Mitgliedern, dem Verlag und dem Sortiment, den in der Kriegszeit dringend notwendigen Schutz zu gewähren. Bis wir es dahin gebracht haben werden, daß die Satzungen dem Vorstand die nötige Freiheit lassen, wird, wie gestern beinahe zutreffend bemerkt wurde, nicht nur dieser Krieg, sondern auch der nächste bereits zu Ende sein. Die Satzungen bedürfen in dieser Hinsicht dringend einer Revision. Mein Antrag sür die heutige Versammlung ist durch die Erklärungen vom Tische des Börsenvereinsvorstandes hinfällig geworden. Ich habe mich daher entschlossen, einer gestern gegebenen Anregung des Kollegen Nitschmann folgend, eine Aenderung vorzunehmen: die Anregung in meinen Antrag aufzunehmen und ihn abzuändern, um zu verhindern, daß die 8 Kollegen von SO Mitgliedern unseres Vereins, die heute aus unserem etwas weltentlegenen Kreise unter großen Geldopfern hierhergekommen sind, nicht wieder nach Hause fahren müssen in dem Gefühl, daß sie einem Stand angehören, dem von der zum Schutz ihrer Interessen berufenen Organisation nicht geholfen werden kann. Mein Antrag lautet in der neuen Fassung: Angesichts der anerkannten Notlage des Sortiments beschließt die Hauptversammlung: Es wird als wirtschaftlich notwendig anerkannt, daß bei allen Verkäufen an das Publikum ein Teuerungs zuschlag auf den Ladenpreis erhoben wird. Dieser Teuerungszuschlag soll lO Prozent betragen dürfen in allen Fällen, in denen der Verleger seinerseits einen Zuschlag von S Prozent oder weniger des Ladenpreises berechnet. Ist der Zuschlag des Verlegers ein höherer, so soll der Zuschlag des Sortimenters in doppelter Höhe des Verleger zuschlages erhoben werden dürfen. Dieser Beschluß soll am l. Juli in Geltung treten und bis ein Jahr nach Friedensschluß Geltung behalten. Meine Herren, dieser geänderte Antrag unterscheidet sich von dem auf der Tagesordnung stehenden im wesentlichen dadurch, daß wir nunmehr keinen Schutz sür den Teuerungszuschlag vom Börsenvereiu verlangen. Wir wünschen jetzt eigentlich nicht mehr viel anderes, als: diese Hauptversammlung möge anerkennen, daß mindestens der Sortimentsbuchhandel ohne einen Teuerungszuschlag nicht auskommeu kann. Dem Verlag und dem Sortiment soll zugebilligt werden, daß sie Teuerungszuschläge in gleicher Höhe erheben, und mir scheint nach allen bisherigen Aussührungen und trotz aller juristischen Gutachten immer noch dieser Weg jetzt eine leidliche Lösung der Frage zu bringen. (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Herr Paul Nitschmann-Berlin: Meine Herren Kollegen! Der Antrag des Herrn Paetsch, den Sie soeben gehört haben, ist gestern aus der Erkenntnis heraus entstanden, daß die beiden Anträge Schmidt und Paetsch wohl eine ganze Menge Gutes enthalten, aber in der vorliegenden Form nicht durchführbar sind. Wir haben es eingesehen, daß der Börsenverein nach feinen Satzungen die Anträge nicht schützen kann; wir haben ferner eingesehen, daß der Börsenverein nicht in der Lage ist, den Verlag zu zwingen, seinerseits diese Ausschläge festzusetzen, und auch nicht in der Lage, das Sortiment in dieser Hinsicht zu 774
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