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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1916
- Strukturtyp
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- Band
- 1916-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 139. 19. Juni 1916. Meine Herren, soweit die Wahl des Herrn Artur Seemann zmn Ersten Vorsteher in Frage kommt, so glaube ich, ohne den weiteren Ausführungen des Herrn Seemann vorgreifen zu wollen, zu wissen, daß Herr Seemann bereit ist, eine aus ihn fallende Wahl anzunehmen. Herr Seemann wird die Erklärung noch abgeben. Soweit meine Person in Frage kommt, erkläre ich mich bereit, die Wahl anzunehmen. (Langandauernder stürmischer Beifall.) Meine Herren, ich danke Ihnen. Es ist ganz sicher, das; die Annahme dieser Wahl sür mich ein gewisses Opser be deutet. Dieses Opser liegt nicht darin, von der ersten Stelle in eine zweite zurücktreten zu müssen, sondern darin, daß ein bestimmter Teil der Arbeiten, die ich in den letzten Jahren habe leisten müssen, nun weiter mit aus meinen Schultern liegen wird. Die Aufgaben des Börjenvereinsvorstandes wachsen immer mehr und mehr, und es hat jeder einzelne ein großes Teil Arbeit zu tragen. Wenn ich mich bereitgesunden habe, ein Amt im Vorstände als Zweiter Vorsteher zu übernehmen, so geschah es zum Teil aus dem Grunde, daß auf den Platz des Ersten Vorstehers mein seitheriger Kollege und Freund — ich darf ihn so nennen — Herr Seemann treten wird. Meine Herren, in einer sechsjährigen Arbeit lernen sich die Menschen kennen, und wir haben uns kennen gelernt. Es ist wohl dann und wann vorgekommen, daß unsere Ansichten sachlich auseinandergegangen sind; dem gemeinsame» Ziele haben wir immer zugestrebt, und wenn ich heute von dieser Stelle weggehe, so weiß ich, daß an sie ein Mann tritt, der sich mit derselben Arbeitslust, mit derselben Arbeitspflicht, wie wir das seither von jedem Ersten Vorsteher gewöhnt sind, an diesen Platz stellen wird. Meine Herren, dankbar begrüßen wir die heutige Wahl. Wir wissen, daß die Wahl aus einen Mann gefallen ist, der unser Vertrauen nach jeder Richtung hin würdigen wird. Wir wissen, daß wir nicht einen Kollegen gewählt haben, von dem man, banal ausgedrückt, sagen könnte, er sei ein Mann von Pappe; wir haben auch keinen Mann von Stroh gewählt (Heiterkeit), sondern einen ganzen Mann. In diesem Sinne begrüße ich Herrn Seemann, und ich hoffe — von meiner Seite wird dies Versprechen gegeben —, daß wir in gemeinschastlicher Arbeit weiter vorwärtskvmmen werden, zum Besten des Börsenvereins, zum Segen des deutschen Buchhandels! (Lebhaftes Bravo.) Herr Seemann hat nunmehr das Wort. Herr Artur Seemann-Leipzig: Meine Herren, die freundlichen Worte, die unser verehrter Kollege Herr Geheimrat Siegismund an mich gerichtet hat, könnten mich erröten machen — ich weiß nicht, ob ich rot geworden bin — iHeiterkeit); denn es ist etwas Ungewöhnliches, in einer so zahlreichen Versammlung sich so gelobt zu hören. Ich weiß Ihnen großen Dank, meine Herren, für die Auszeichnung, die Sie mir durch Ihre Wahl erwiesen haben, durch die Sie mich an die Spitze des Börsenvereins berufen, was für mich überhaupt die höchste Auszeichnung bedeutet, die ein Buchhändler erfahren kann. Unter allen Ehrungen nämlich, die einem Sterblichen zuteil werden können, sind mir immer diejenigen als die wertvollsten erschienen, die von seinen Fachgenossen ausgehen, weil die Weggenossen, die Konkurrenten, wenn ich mich deutsch ausdrücken darf, Herz und Nieren am genauesten prüfen. (Heiterkeit.) Ich habe einmal im Elsaß an einem Hause einen Spruch gelesen, der mir sehr gut gefallen hat und den ich nie wieder vergessen habe; der hieß; Will ich erfahren, wer ich sei, , Erzürn' ich meiner Nachbarn drei, Die sagen mir's dann frank und und frei. (Heiterkeit und: Sehr gut!) Meine Herren, nicht ohne Beklemmung schicke ich mich an, diesen Kelch zu leeren, der mir gereicht wird, obwohl das Aroma des Trankes, den er in sich birgt, sehr verlockend ist, obwohl ich weiß, daß es ein berauschender Trank ist; denn ich weiß auch, daß die in dem Kelch enthaltene Flüssigkeit wie das Leben selbst aus Süß und Bitter innig gemischt ist. Wenn die Herren glauben, daß es mir gelingen wird, an der Stelle, an der so viele tüchtige Männer gestanden haben, Männer, die ich immer als meine Vorbilder angesehen habe, etwas zu leisten, so muß ich bekennen, daß Sie mehr Zutrauen zu mir zu haben scheinen als ich selbst. Indessen ich will meine Bedenken überwinden mit Rücksicht daraus, daß eine Anzahl erprobter, tüchtiger und charakter fester Männer, mit denen ich schon fünf oder sechs Jahre zusammen zu wirken die Ehre und die Freude hatte, mir zur Seite stehen und mich davor bewahren werden, aus diesem Gipfelpunkt Fehler zu machen, die eine» Absturz zur Folge haben könnten. Meine Herren, es ist ja eine schwierige Situation, den letzten Gipfel eines Berges zu nehmen und sich in dem Winde, der da oben weht, zu halten; auch ist derjenige, der ganz oben steht, allen möglichen Projektilen, ja nicht selten sogar Gasangriffen ausgesetzt (Heiterkeit), und das macht dies sonst so verlockende Amt nicht imnier gerade begehrenswert, besonders in einer Zeit, wo die Wogen sehr hoch gehen. Nun, meine Herren, ich will mich nicht noch einmal über die allgemeinen Zeitläufte verbreiten; ich habe aber seit längerer Zeit die Empfindung, als ob das Schicksal, das über die germanische Welt hereingebrochen ist, einigermaßen zu ver gleichen wäre mit den Vorgängen, die uns die Edda schildert in der Götterdämmerung, wo der Fenriswolf sich losreißt von seinen Banden, seinen Rachen aufsperrt, uni die Walhalla zu verschlingen, und wo der Donnergott Thor den Hammer braucht, um ihn zurückzujchenchen. Wir haben etwas Aehnliches erlebt. Der Fenriswolf im Osten hat sich erhoben und seine Krallen in das Fleisch des Deutschen Reiches geschlagen; aber ein Mann, der den Hammer Thors führt, hat ihm die Zähne einge schlagen, hat ihm Fetzen von seinem Fell heruntergerisjen, jodaß er heulend entflohen ist und seine Wunden leckt. Und aus der andern Seite, vom Westen her, dringt das andere schreckliche Kind des Loki, die Midgardschlange, heran mit dem tückischen Blick und dem langen Leibe, der die ganze Welt umspannt. Auch da wird diesem bösen Widersacher Stich auf Stich versetzt, sodaß sich vielleicht in kurzer Zeit das vollzieht, was nach den alten Eddaliedern später eintritt, nachdem die ganze Welt in Feuer ausgegangen ist, daß nämlich die Äsen, die Götter Walhalls, sich eines Tages alle wieder zusammenfinden aus dein Jdafelde und ihren alten Spielen wieder nachgehen. Daß das bei der nächsten Kantateversammlung Wirklichkeit geworden sein möge, ist mein Wunsch. Ich danke Ihnen, meine Herren, für die Wahl und hoffe, daß es mir gelingen wird, unter dem Beistand der Herren, die an diesem Tische mit mir sitzen, den Aufgaben zu entsprechen, die meiner warten. (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Vorsitzender Geheimer Hofrat Karl Siegismund-Berlin: Ich frage Herrn Krehenberg, ob er bereit ist, das aus ihn gefallene Amt wiederum anzunehmen. Herr Georg Kreyenberg-Berlin: Meine Herren, ich nehme die Wiederwahl mit Dank an und bin überzeugt, daß auch unter der Umgruppierung der beiden Vorsteher das schöne paritätische Verhältnis im Vorstand dasselbe bleiben wird wie bisher. Vorsitzender Herr Geheimer Hofrat Karl Siegismund-Berlin: Ich frage Herrn Fernau, ob er die Wahl annimmt. Herr Curt Fernau-Leipzig: Ich nehme die Wahl an. Vorsitzender Herr Geheimer Hofrat Karl Siegismund-Berlin: Meine Herren, dann habe ich nunmehr die Pflicht, mich von meinen Vorstandskollegen von diesem Tische aus zu verabschieden. 780
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