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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. V 139, 19. Juni 1916. Wenn in England di« schöne Literatur den vierten Teil der literarischen Gesamtproduktion einnimmt <1913 z. B. 3211 Stück von 12 379, wobei der Roman allein 2594 Stück beansprucht), so ist dies ein Mißverhältnis. Wir haben in demselben Jahre bei einer Produttion von 35 078 nur 5319 belletristische Werke erscheinen lassen, also ein Siebentel. Was also etwa nachahmenswert an den englischen Verhält nissen erscheint, das haben wir schon längst, und es ist im Inter esse unserer ernsten Wissenschaft und unserer idealen geistigen Kultur, deren eigenartige Überlegenheit wir jetzt noch mehr als früher betonen und Hochhalten müssen, dringend zu wünschen, daß nicht banausische Erwägungen die Opferfreudigkeit unseres Buchhandels lähmen und ein niederer Business-Geist au die Stelle der kulturfördernden Vornehmheit trete. Das bleibe den Nach kommen Gutenbergs erspart! Der Krieg hat manchen geilen Schoß allzu üppiger Wuche rung in unserem deutschen Leben bereits gekappt. Er wird noch mehr Unnützes und Undeutsches beseitigen und auch auf diesem Gebiete die überfülle, wo sie schädlich ist <z. B. auf dem Gebiete der Zeitschriften), von selbst eindämmen. Aber der deutsche Buch handel, der diese schwere Krise mit Tatkraft und Einsicht zu über winden trachtet, wird durch dieselben Mttel sich aufrecht zu er halten wissen, durch die er emporgcdiehen ist. Was uns aber der Krieg aus allen Gebiete» gelehrt hat, wird sich hoffentlich auch hier bewahrheiten: nicht durch oberflächliches Anbequemen an ausländische Muster oder Moden, sondern durch Betonen unserer bewährten einheimischen Methoden wird sich der Deutsche in der Welt durchsetzen und mit dem Deutschen das deutsche Buch! Amerikanische Neutralität und Buchhandel. Wie ein amerikanischer Verleger die Neutralität seines Landes aufsaht und wie man im englischen Buchhandel darüber denkt, möge folgender Artikel dartun, den wir, um jedem ein Urteil darüber zu erlauben, in fast wörtlicher Übersetzung dem Uublistiei-Z' Circular ent nehmen. Es heißt dort: »Frau Ella Whccler Wilcox, die ungemein volkstümliche amerikanische Dichterin, die so manchen gefühls vollen Vers für ein gutes Einvernehmen zwischen Amerika und Britannien geschrieben hat, ist in diesem Kriege augen scheinlich auf unserer Seite. Sie schickte ihrem englischen Verleger Herrn S. B. Walter Gay (in Farma Gay K Hancock Ltd.) einen Ausschnitt aus der sehr einflußreichen Zeitung »l'tle New Vork den wir gern ganz wiedergeben würden, wenn er nicht — in kleiner Schrift gesetzt — über einen Meter lang wäre. Er enthält einen Bericht über eine große öffentliche Ver sammlung in der Carnegie-Halle, die von vielen Tausenden besucht war. Unter diesen befanden sich viele Deutsche, die die Versammlung aufzulösen versuchten. Tausende amerikanischer Bürger drückten ihre lebhafte Zustimmung aus, als die Polizei die Hunnen hinauswarf. Die Massenversammlung war vom »Amerikanischen Rechts- Komitee« einberufen worden, dessen Vorstand Herr Major G. H. Putuam ist. Er führte auch den Vorsitz und brachte die beiden Anträge ein, die mit großem Freudengeschrei und Fahnenschwenken angenommen wurden. In dem einen erklärte die Versammlung ihre Übereinstimmung mit der Stellungnahme des Präsidenten, wie er sie in seinem Streite mit dem Kongreß betr. der Bewaffnung der Handelsschiffe bekundet habe, während der andere das amerikanische Volk auf fordert, der Sache der Alliierten beizupflichten und diesen Völkern nicht nur ihr Mitempfinden, sondern »zur rechten Zeit auch ihre unmittelbare Mitwirkung zu gewähren*. D«ie Versammlung war von Anfang an äußerst lebhaft, jede Erwähnung der Franzosen, Engländer oder ihrer Verbündeten und der Grundsätze, die sie verfechten, brachte langanhaltende Beifalls bezeigungen hervor. Dagegen brach ein Sturm von Gezische und Gejohle los, sobald Herrn Bryans Name genannt wurde. Die Unterbrechungen in der ersten Stunde der Versammlung setzten einige Minuten nach Beginn der Eröffnungsrede des Herrn Major Pntnam ein. Es wurde zunächst nichts getan, diese erste feindselige Kundgebung zu zügeln, und erst nach einigen Minuten, nachdem Herr Major Pntnam die britische Negierung als die wohl tätigste auf Erden bezeichnet hatte, brachen die Störenfriede in eine Kundgebung aus, die die Polizei und Aufsichtsbeamtcn der Carnegie- Halle zum Einschreiten veranlaßte. Kommen Sie, es wird Zeit, daß Sie gehen«, sagte ein großer Schutzmann in Zivil, indem er einen der Missetäter beim Kragen nahm. Aber der größte Tumult kam erst, als Herr Major Pntnam auf die Niedermetzelung einer Million Armenier durch die Türken hinwies und erklärte, diese Blutbäder seien von Berlin nicht nur gebilligt, sondern — wenigstens zum Teil — sogar befohlen worden, denn, bemerkte er, ohne die Zustimmung von dort aus unternehme Kon stantinopel in diesem Kriege nichts. Major Pntnam pries die zur Entente gehörenden Mächte und fügte hinzu: »Die Sache der Alliierten ist unsere Sache, ihr Kampf ist unser Kampf. Es ist der niecndenwollende Streit zwischen Volks herrschaft und Gewaltherrschaft einzelner, zwischen dem Recht des Volkes, sich selbst zu regieren, einerseits und dem Unterjochungsversuch eines militärischen Kaiserreiches andererseits, dessen Herrscher für seine Person beanspruche, göttliche Absichten zu vertreten und durch Gottes Willen zu gebieten. Die Alliierten erwarten Hilfe von unserer großen Republik, der Republik, die für Volksherrschaft und Volksrecht cinsteht. Ich möchte hinzufügen, daß selbst Deutschland diese unsere Hilfe erwartet, und zwar das wahre Deutschland, dessen Glück und Wohl ergehen, wie ich sicher glaube, letzten Endes von der Vernichtung des Hohenzollcrnheeres abhängen wird, das Deutschland eines Goethe, Schiller, Heine, Körner, Richter, Arndt und tausend anderer Idealisten.« Nachschrift des ?udli8ker8' Circular: »Der englische Buchhandel würdigt mit den wärmsten Gefühlen, in welch prächtiger Art und Weise Herr Major Pntnam in seinem großen Lande für die Sache der Alliierten kämpft * Die Hauptperson dieses Artikels, Herr Major Pntnam, ist leider, leider einer unserer Berufsgenosscn! Als erster Teilhaber des mit einer bedeutenden Druckerei verbundenen Verlagshauses G. P. Putnam's Sons, New Jork und London, nimmt er im amerikanischen und englischen Buchhandel eine geachtete Stelle ein. Auch im inter nationalen verlegerischen Verkehr hat er sich mehrfach hervorgetan und sein: »1'ke()u68kion okCop^ri^üt. ^ 8Ulnmar^ vk ttie CopzuiZIrt I^a>v8 at pre86nt in ko ree in tkb elriek eountii68 in tke XVorlck« erfreut sich großer Wert schätzung. Von 10 weiteren Werken, die aus seiner Feder stammen, betreffen noch 5 ausschließlich unseren Berns, sodaß mit dem Berufs- genossen auch ein nicht unbedeutender Fachschriftsteller gegen uns auf- tritt. Ich führe dies an, um zu zeigen, daß der Mann, der derartige Beschuldigungen gegen das Deutsche Reich ausstieß, keine ganz unbe kannte, gleichgültige und verantwortungslose Persönlichkeit ist, und der Umstand, daß in Amerika jeder sagen und schreiben kann, was er will, schwächt seine verwerfliche Handlungsweise auch nicht im ge ringsten ab. Leider ist es nicht das erste Mal, daß er, ohne dazu besonders gezwungen zn sein, in gehässiger Weise Stellung gegen uns nimmt. Sein Titel Major stammt aus dem Bürgerkriege, den er als Frei williger mitmachte, und durch die dort erworbenen, nunmehr über 50 Jahre alten Kenntnisse und Erfahrungen glaubt er sich berechtigt, an unserer gegenwärtigen Kriegsführung beleidigende Kritik zu üben. To schrieb er im früheren Verlauf des Krieges den bekannten Brief an die Times, in dem er nns wegen unseres Vorgehens in Löwen mit Schmähungen überhäufte (vgl. Bbl. 1014, Nr. 298, 1915, Nr. 14, 36, 87, 114 u. 228). Es ist hier nicht der Ort, den Herrn Major zu widerlegen. Auch bedauert wohl niemand mehr als wir die unvor- herzusehenden Folgen militärisch notwendiger Handlungen, aber wir möchten ihn bitten, wenn er wieder einmal Gelegenheit nehmen sollte, den Edelsinn und die Herzcnsgüte des amerikanischen Soldaten zu preisen und sie unserer Behandlung der Belgier gcgenüberzustellen, auch einige Stellen aus »H. H. Jackson, Century vk vwüonour, United 8t»te8 Destille n'itk In<iisn8« anzuführen, dessen Verbreitung übri gens dem amerikanischen Volke und der gesamten Welt jetzt und für alle Zeiten von recht großem Nutzen sein könnte. So scharf wir aber auch Herrn Major Putnams Angriffe ver urteilen müssen, so wollen wir doch dabei nicht stehen bleiben, sondern einmal ernstlich mit uns zu Rate gehen, wie es möglich ist, daß ein Verlagsbuchhändler, der doch einen hohen Grad von Bildung besitzt - er ist Doktor der Literatur —, in solcher, von vollkommener Unkenntnis zeugender Weise gegen uns vorgehen kann und dabei noch eine große Zahl begeisterter Anhänger findet, ja daß die Masse der amerikanischen Zeitungen seine Ansicht teilt. Wo sind da die Früchte unserer lang jährigen Kulturarbeit, wo ist der Einfluß des deutschen Buches, der deutschen Presse? Wir müssen cingcstehen, sie haben nichts Merk bares erreicht. Die geleistete Kleinarbeit ist von der mit englischem Gold betriebenen Beeinflussung der Presse, hinter der die englische Re gierung selbst steht, hinweggefcgt. Wie sehr und wie oft hat man sich beim Lesen der amerikanischen Zeitungen wundern müssen, daß diese das innere Wesen des deutschen Volkes, sein Streben, seine Lebensnotwendigkeiten so ganz und gar nicht verstehen gelernt haben. Was man bei Serbien, Montenegro-
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