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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1916
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- Deutsch
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- Saxonica
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V 139, 19, Juni 1916, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. und Italien als gerechte Notwendigkeit verteidigt, erkennt man flir Deutschland nicht an. Einer ernsten, teilnahmsvollen Würdigung der Lage unseres Landes bin ich niemals begegnet, dagegen welcher Fülle närrischer und kindischer Ansichten! Hier harren dem deut schen Schriftstellertum, der Presse, dem Buch und wohl auch unserer Regierung gewaltige Aufgaben! Wir müssen allen Ernstes daran gehen, den wahren deutschen Gedanken in der Welt zu verbreiten. Das amerikanische Volk, ebenso wie die anderen Völker müssen so unterrichtet werden, daß Behauptungen, wie sie Herr Putnam auf stellt, nicht länger geglaubt, und Zeitungen, die sie bringen, nicht mehr gelesen werden. Die breiten Massen müssen aufgeklärt werden, damit auch die Leute, die eine Zeitlang unter uns lebten und uns ver stehen lernten, Unterstützung finden, wenn sie für uns eintreten. Bis her frcilich wurde ihre Meinung nur zu bald nach Rückkehr durch das haßerfüllte Schreien ihrer Presse verwischt und verändert, weil wir deren Treiben nichts entgegengesetzt haben. So konnte eben auch dieser Deutschenfeind Putnam entstehen, der ganz vergessen hat, daß er einst sein Wissen auf unserer Universität Göttingen bereicherte. Aus stellungen, Handelsverkehr, Kinderaustausch und ähnliche Kleinarbeiten, die darum nicht verworfen sein sollen, tun es allein nicht, Engländer, Franzosen und andere Völker verehren manchen einzelnen Deutschen, hassen und bekämpfen uns aber bitter als Nation. Hier muß also etwas Großzügiges, auf das Ganze Zielendes einsetzen, und das deutsche Schriftstellertum, die Presse und das Buch werden die Mittel sein, den gewünschten Erfolg zu erstreiten. X. Kleine Mitteilungen. Zur Lkschlagnahme der Notenstichplattcn. — Die Vorstände des Deutschen Musikalien-Verleger-Vereins, des Vereins der Deutschen Musikalienhändler und des Vereins der Notendrnckereien richteten an die Metallmeldestelle der Kriegsrohstoff-Abteilung des Königl. Kriegsministcriums Abteilung K. in Berlin 9, Potsdamer Straße 10/11, unterm 6. Juni nachstehende Eingabe: Die Metallvermittlnngsstelle für das graphische Gewerbe in Leip zig gab uns Kenntnis von der Absicht des Königl. Kriegsministeriums, einen Teil der behördlich beschlagnahmten Notenstichplatten in kurzer Frist zu enteignen. Dagegen möchten die Unterzeichneten unter folgender Begründung vorstellig werden: Die Notenplatten bilden den Stamm des Geschäftsvermögens der Musikalienverleger, da sie die Grundlage für alle Neuherstellungen von Noten sind. Werden sie eingezogen, so können keine neuen Auf lagen der betreffenden Kompositionen gedruckt werden, solange kein Neustich erfolgt, wozu, abgesehen von den großen Kosten, eben das benötigte Metall fehlen würde. Die Werke würden also, nach Ver kauf der noch vorhandenen Exemplare, nach und nach dem Verkehre bzw. der Musikpflege des ausübenden Musikerstandes und Publi kums entzogen werden, da es zurzeit ganz ausgeschlossen ist, größere Mengen im voraus zu drucken, aus technischen und finanziellen Gründen. Es würde an Rohstoffen (Papier, Farbe usw.) und Arbeits kräften fehlen für eine den Druckereien jetzt zugemutete größere Arbeitsleistung. Im übrigen steht der Wert des Metalles der Notcnplatten gar nicht im Verhältnis zu deren Verlagswert, denn während ihr reiner Metallwcrt nur 1.— bis 2.— pro Platte beträgt, sind die Kosten einschließlich des Stichs für den Verleger durchschnittlich .// 6.— bis 10.— und darüber. Es würden also durch das Einschmelzen un geheure Werte vernichtet werden und der Ertrag des daraus ge wonnenen Metalls für den Heeresbedarf sicher nicht entfernt diesen Verlust aufwiegen. In Würdigung der gegenwärtigen Lage haben seit der Bestandsaufnahme viele Musikvcrleger ganz erhebliche Mengen alter Platten, von denen voraussichtlich keine Neuauflagen mehr gedruckt werden, an die Metallvcrmittlungsstelle für das graphische Gewerbe oder andere zum Bezug berechtigte Aufkäufer freiwillig abgegeben nnd dadurch einen großen Teil Metall zur Verfügung des Reiches frei gemacht. Eine noch weitere erhebliche Verringerung der Plattenläger würde zu schwerwiegenden Schädigungen des Verlagsgeschäfts führen, wie auch den Betrieb der großen Notendrnckcrcicn, die in Leipzig allein mehreren Tausenden Stechern, Druckern nsw. Lohn nnd Brot geben, ernstlich gefährden. Wir bitten deshalb, von einer allgemeinen zwangsweisen Ein ziehung eines Teiles der Plattenbestände absehen zu wollen, umso mehr als wir unsere Mitglieder im ganzen Reiche nochmals dringend anfgefordcrt haben, freiwillig alle die Platten abzugeben, die voraus sichtlich zu Neudrucken nicht mehr benötigt werden. Wir verweisen auf beiliegende Rundschreiben, die allen unseren Mitgliedern nnd Interessenten zugegangcn sind, und hoffen damit den Erfolg zu haben, daß noch weitere erhebliche Mengen Metall zur Ver fügung gestellt werden. Wir möchten nicht verfehlen, darauf aufmerk sam zu machen, daß der deutsche Musikhandel infolge seiner über ragenden Leistungsfähigkeit einen bedeutenden Export nach dem Aus lande hat und eine Schädigung desselben durch die geplante Maßregel auch ihre Folgen nach dem Kriege noch lange fühlbar machen würde. Hochachtungsvoll Der Vorstand des Deutschen Musikalien-Verleger-Vereins i. V. Max Merseburger. Der Vorstand des Vereins der Deutschen Musikalienhändler N. Lienau, Vorsteher-Stellvertreter. Verein der Noten druckereien, Carl Reichel, K. S. Kommerzienrat, Vorsitzender. Die Akademie der Wissenschaften in Wien hat für die natur wissenschaftliche Erforschung Serbiens und Albaniens 30 000 Kronen aus der Treitl-Stiftung bewilligt. Die philosophisch-historische Klasse der Akademie hat beschlossen, eine »Kommission für historische und linguistische Forschungen im Orient« zu bilden. In die Kommission des bayerisch-österreichischen Wörterbuchs wurde an Stelle des nach Bonn übergesiedeltcn Professors Meyer-Lttbke der Professor der eng lischen Philologie an der Wiener Universität vr. Karl Luick be rufen. Erinnerungen an Lord Kitchener. — Unser Mitarbeiter Sch., zurzeit in Konstantinopel, schreibt uns: Lord Kitchener of Khartum ist nicht mehr. Der große Deutschenhasser liegt auf dem Grund des Meeres mit seinem ganzen Stab! Ich habe den Lord während seines Aufenthalts in Ägypten als Prokonsul des britischen Weltreichs von 1911—1914 oft gesehen. Zum ersten Mal bei seinem Einzug in Kairo. Die Antrittsrede K.s bei seinem Empfang in Alexandrien durch den Khedive zeigte sofort, daß mit der Milde Sir Gorsts nicht mehr zu rechnen sei und daß K. auch die Ägypter seine eiserne Faust fühlen lassen werde. »Ich und Eure Hoheit werden das Lund zu segensreicher Entwicklung bringen«, erklärte er in seiner Ansprache, was den Khedive mit Recht sehr verdroß. Bei seiner ersten Ankunft in Kairo, wie später stets, ließ er sich die große Königspforte im Hauptbahnhof, die bisher nur für den Khedive und etwaige fürstliche Besucher reserviert war, öffnen und zeigte sogleich den zu seiner Begrüßung versammelten Paschas, für was er angesehen sein wollte: nämlich als der eigentliche Herr Ägyptens. Kitchener zeigte sich bei seinen Ausfahrten stets mit dem Pomp der alten Pharaonen. Zwei Saise (Vorläufer) in Weiß und Gold ge kleidet, liefen laut rufend und mächtige Palmenwedel schwingend seinem Wagen voran. Er selbst zeigte sich nur bei Paraden und festlichen Anlässen in englischer Marschalluniform, sonst, besonders beim Kirchgang, den er, der Schlächter der Buren und der Derwische, nie versäumte, in grauem Gehrock und grauem Zylinder. Mit Energie griff er seine Arbeiten an, das muß man ihm lassen. Die fehlenden, strategisch wichtigen, für Autos und Motorräder benutzbaren Straßen nach .Helwan und Alexandrien wurden sofort in Angriff genommen und in kürzester Frist vollendet. Ein Beispiel seiner Art illustriert folgender Vorgang: Für den Bau dieser beiden Straßen fehlte es an Arbeitskräften. K. ließ sich den Direktor des arabischen Landes- gefänguisses in Toura kommen und fragte ihn kurz: »Xovv muelr prisonerZ üav« z?ou?« »^dout 2000«. »XVeU, §iv6 ine 1200«. Und diese Gefangenen stellten in ebensovielen Wochen die Straßen her, als bisher Jahre dazu gebraucht worden waren. Überall in den Mini sterien und höheren Ämtern, wo bisher, außer der arabischen Landes sprache, Französisch als Verkehrssprache gebraucht worden war, wurde dieses durch Englisch ersetzt. Die deutschen nnd österreichischen Staats beamten wurden bei Beendigung ihres Vertrags oder sonst einem An laß durch Engländer abgelöst, und so langsam, aber sicher der ganze Beamteuapparat für die Engländer gewonnen. Verträge mit deutschen und österreichischen Firmen wurden nicht mehr erneuert. Auch den arabischen Zeitungen wurde scharf auf die Finger gesehen. Die jenigen Blätter, die sich von der englischen Agentur bestechen ließen, hatten gute Tage, die nationalistischen aber, die immer wieder gegen die britische Okkupation zu Felde zogen, wurden verwarnt, ihre Kaution eingezogen, und die Blätter schließlich ganz verboten. Unter den ersteren befand sich der Mokattain, der. von aus der Türkei geflüchteten Syriern redigiert, alle von der britischen Agentur gelieferten Artikel wahllos abdruckte. Hierbei muß bemerkt werden, daß sowohl K. als sein Sekretär, Mr. Störs, fertig Arabisch sprachen und schrieben, so daß sie mit den Eingeborenen ohne Dolmetscher verkehren konnten. Des halb kamen auch von allen Seiten Deputationen direkt zu Kitchener mit Umgehung des bctr. Ministeriums. Für die ackerbautreibende 795
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