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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1916
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 13S, 19. Juni 1918. Die Verleger bitte ich noch, in ihren Zeitschriften durch Hinweise oder kleine redaktionelle Artikel von der Reichsbuch woche Kenntnis zu geben. Es ist das in dankenswerter Weise schon in einzelnen Blätterst geschehen, z. B. in den Grenzboten, der Tägl. Rundschau und dem Berliner Tageblatt. Auch das Daheim wird, wie ich höre, einen Artikel über die Sammlung bringen, aber es muß noch in weit stärkerem Maße dafür eingetreten werden. Es kann gar nicht genug geschehen; denn das Publikum weiß noch nicht genügend, worum es sich handelt. Ich möchte ferner noch darauf Hinweisen, daß ein Zusammenwirken in den einzelnen Städten erwünscht ist, indem sich kleine Lokalkomitees bilden, auch das ist hier und da schon geschehen. Gestern ist uns mitgeteilt worden, wie Stuttgart vorgegangen ist, und wie einige andere Städte vorgegangen sind: Magdeburg, Bremen usw. Helfen Sie alle, dann bin ich überzeugt, daß der Reichsbuchwoche ein voller Erfolg für Verlag und Sortiment beschieden sein wird. <Bravo!> Vorsitzender Herr Geheimer Hosrat Karl Siegismund-Berlin: Wünscht noch jemand zur Neichsbuchwochedas Wort? — Das ist nicht der Fall. Wir kommen dann zu dem Punkte: Neuregelung des Buch-und Zeitschristenhandels im Etappen- und Operationsgebiet West und Ost und der damit in Verbindung stehenden Vergebung der Feldbuchhandlungen. Herr Herrmann Hillger-Berlin: Meine sehr geehrten Herren! Nachdem ich seit eineinhalb Jahren Feldbuch handlungen draußen leite, habe ich es für meine Pflicht gehalten, hierher zu kommen, um so mehr, als eine ganze Reihe von mißverständlichen Ausfassungen obzuwalten scheinen, die in einer Aussprache hier schnell und leicht beseitigt werden können. Die Feldbuchhandlungen bestehen ungefähr seit November 1914. Anfänglich bestanden sie ohne eine ausdrückliche Regelung. Jedes Korps, jedes Regiment, jedes Bataillon, jede Kompagnie hatte die Möglichkeit, eine Feldbuchhandlung einzu richten. Daraus haben sich naturgemäß eine Reihe von Unzuträglichkeiten ergeben. Wir müssen daher dem Herrn General- quartiermeister ganz besonders dafür dankbar sein, daß er, dem die Sorge für alle Bedürfnisse des Heeres obliegt, seine kostbare Zeit und Kraft auch noch dafür geopfert hat, daß eine Regelung der Buchhandlungsfrage erfolgte. Hierbei war von vornherein in Aussicht genommen, daß die Interessen aller Zweige des Buchhandels, des Sortiments wie des Verlags, gleichmäßig Berück sichtigung finden sollten. Zu diesem Zwecke hat die Besprechung stattgefunden, über die Ihnen ja durch das Börsenblatt berichtet worden ist. Wir alle, die wir daran teilgenommen haben, waren der Überzeugung, daß nun eigentlich die Sache so gehen müsse, wie die Militär-Verwaltung es erhofft und der Buchhandel es erwartet hatte. Aus den verschiedenen Börsenblattnotizen und sonstigen Kundgebungen, die inzwischen an die Öffentlichkeit gelangt sind, habe ich aber ersehen, daß doch noch eine ganze Reihe von Mißverständnissen bestehen, zu deren Beseitigung meine kurzen Aus führungen vielleicht beitragen werden. Meine Herren, man muß sich zunächst darüber klar werden: was soll die Feldbuchhandlung? Da sagt der Herr General quartiermeister in den Leitsätzen, an deren Abfassung wir alle mitgearbeitet haben: »Die Fcldbuchhandlungeu sollen die Bedürf nisse der Truppen an Lesestoff und Schreibmaterial gegen Bezahlung befriedigen.« Er sagt weiter: »Grundsätzlich sollen alle Erzeugnisse deutscher Verlagsanstalten zugelassen sein.« Dieses grundsätzlich wird aber von vielen Verlegern so ausgelegt, als ob nun auch jeder Verlagsartikel draußen geführt werden müsse. Die Herren übersehen den Nachsatz, der im zweiten Absätze steht: »Gewisse Einschränkungen aber sind geboten.« — Das ist das erste, worüber ich etwas sagen möchte. Meine Herren, Sie müssen sich zunächst vorstellen, wie eine Feldbuchhandlung eigentlich aussieht. Als ich zu Anfang des Jahres 1915 zuerst hinauskam, hatte ich natürlich nur mit Offizieren zu tun, denen ja eine heimatliche Buchhandlung Wohl bekannt war, die sich aber gar nicht darüber klar waren: wie richten wir eine solche Feldbuchhandlung eigentlich ein? Ich wußte es auch nicht. Begonnen haben wir mit Tageszeitungen in ganz kleinem Umsange. Es kamen sehr bald auch Wochen schriften, Bücher innerhalb bescheidener Grenzen, Briefpapier usw. hinzu. Meist wurde uns irgendein leerstehender Laden zur Verfügung gestellt. In zerschossenen Häusern, wie in Longuyon, wo fast kein ganzes Haus mehr steht, haben wir uns oft erst ein Dach bauen müssen. Wir haben uns oft mit Räumen begnügen müssen, die S, 4, 6 Quadratmeter an Größe nicht über steigen; denn die Truppen selbst haben noch weniger Platz. In manchen Orten waren wir aus die Marketendereien angewiesen, in denen wir uns eine kleine Ecke abschlagen dursten. Also unter den ärmlichsten Verhältnissen mußten wir an den Aufbau einer Sache gehen, die doch heute eine ganz gewaltige Größe erreicht hat. In den Etappengebieten war es noch nicht so schlimm; da war es ja immer noch möglich, aus dem Hinterlande etwas heranzuziehen. Dort war auch hier und da schon ein findiger Zeitungshändler herübergekommen und hatte recht und schlecht seine Geschäste gemacht. Damals mag es auch vorgekommen sein, daß vielleicht etwas Schundliteratur mit untergelaufen ist: billige Ware, wie sie der Soldat auch in der Heimat kauft, und wie sie der Soldat, der einfache Mann aus dem Volke, in der Heimat in großen Massen früher schon gekauft hat. Es lag ja nahe, daß diese Händler solche Dinge zuerst heranzogen, schon weil sie meist mit einem sehr hohen Rabatt geliesert wurden. Ich kann aber aus Grund genauer eigener Kenntnis fast sämt licher Feldbuchhandlungen an der Westfront und der meisten Feldbuchhandlungen an der Ostfront sagen, daß Schundliteratur gar nicht, in keinem einzigen Falle, geführt wird. Dafür treten schon die Offiziere ein; dafür sorgen die vielen Buchhändler, die als Mitkämpfer draußen sind. Wir sind da immer einer stillen, aber unausgesetzten Kontrolle unterworfen, und ich kann wohl sagen: je länger die Feldbuchhandlungen arbeiten, eine um so größere Freude ist es zu sehen, wie sich die Leselust und der Leseeifer unter den Mannschaften steigert. Es ist ganz zweifellos, daß davon auch das Sortiment wie der Verlag in Friedens zeiten einen großen Vorteil haben wird, daß Millionen zum Lesen angehalten werden, die früher nie daran gedacht haben, sich in ein Buch zu vertiefen. Meine Herren, diese günstige Wirkung der Feldbuchhandlungen, diese stille, aber emsige Arbeit wollen Sie nicht unterschätzen. Ein Zweites aber muß ich noch sagen. Außer den Vcrkausslokalen stehen uns auch die Leute zur Verfügung, und zwar werden uns meist kranke Soldaten gestellt. Da fragt der Oberstabsarzt nicht: »Sind Sie Buchhändler?«, sondern: »Sind Sie felddienstfähig?«. Daraus kommt es an. Ist der Mann nicht felddienstfähig, dann können wir ihn als Verkäufer bekommen: wie er aussieht, und was er gelernt hat, ist ganz gleichgültig. Sie wissen ja: ein Soldat muß alles können, und es zeigt sich merkwürdigerweise, daß der Soldat auch ein ausgezeichneter Verkäufer ist. Unsere einfachen Leute verkaufen unsere gute Literatur mit einer wahren Freude. In.einem der erwähnten Artikel hat Herr Hans von Weber gesagt, daß die feldgrauen Angestellten sich mit einem Tagesgehalt von netto einer Mark begnügen müßten. Das sieht so aus, als ob wir da draußen die schrecklichsten Ausbeuter wären. Meine Herren, alle diese Feldbuchhandlungen sind militärische Einrichtungen, sie unterstehen militärischen Gesetzen, und es hat mir große Mühe gekostet, überhaupt eine Entschädigung durchzusetzen. Denn die Militärverwaltung und besonders der Offizier stehen auf dem Standpunkt: Diese im Buchhandel beschäftigten Soldaten führen ja ein Herrenleben, sie brauchen nicht im Schützengraben zu sitzen oder zu arbeiten, die Straßen auszubessern und dergleichen mehr; ihre ganze Tätigkeit besteht darin, zu verkaufen, und dafür sollen wir ihnen noch Geld geben? Das gibt es nicht! — Jetzt sind aber doch Entschädigungen durch- gesührt worden. Sie betragen durchschnittlich 50 Pf. täglich; nur in Ausnahmesällen ist es erlaubt, bis zu einer Mark zu gehen. — Damit ist diese Angelegenheit wohl erledigt. 784
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