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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1916
- Sprache
- Deutsch
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Meine Herren, ich könnte Ihnen ja nun aus einer reichen Erfahrung noch sehr viel erzählen; die Zeit ist aber zu kost bar, als das; ich Sie lange mit diesen Sachen aufhalten dürste. Seien Sie aber überzeugt, daß draußen im Felde alles ge schieht, was überhaupt geschehen kann, um die besten unserer Erzeugnisse hinauszuführen. Es ist aber ein schwerer Mißgriff, wenn, wie das besonders von einer Leipziger Firma geschieht, alle Kompagnien, alle Bataillone, alle Regimenter, alle mög lichen Stellen im Heere mit Zirkularen bombardiert werden, in denen von vornherein ein Rabatt bis zu SO Prozent angeboten wird. Dabei ist freilich gesagt worden: Mit dem Gewinn, der damit erzielt wird, könnten alle möglichen Humanitären Einrich tungen getroffen werden. Meine Herren, ich betrachte den geschäftlichen Nachteil, der dadurch entsteht, nicht einmal als besonders groß: ich meine, der eigentliche Schaden liegt aus einem andern Gebiete. Ich sage mir: welchen Eindruck muß es auf den Offizier machen, der diese Offerten liest! Er wird sagen: Was, SO Prozent verdienen die Sortimenter? Das ist ja ungeheuer viel! Davon habe ich ja gar keine Ahnung gehabt! — Ich habe es immer vermieden, in weiteren Kreisen von den Rabatt sätzen zu sprechen, die der Verleger geben kann; denn es ist sicher sehr nachteilig, wenn solche Dinge allgemein bekannt werden, weil jemand, der die Verhältnisse nicht kennt, solche Vorkommnisse nur zu leicht verallgemeinert und später sagt: Ich weiß doch — ich habe es ja gedruckt gelesen — : Ihr bekommt überall SO Prozent. (Sehr richtig!) Meine Herren, ich glaube auch Ihres EiUverständnisscs sicher zu sein, wenn ich an den gesamten deutschen Buchhandel die Ausforderring richte, mit dem An gebot von solchen Rabatten an Truppenbuchhandlungen sehr vorsichtig zu sein. Heute gibt es in jeder Armee einen Armee buchhändler, mit dem man sich in Verbindung setzen kann. Führt der Armeebuchhändler die Sachen nicht, und glaubt inan einen Grund zur Beschwerde zu haben, so soll man sich an das betreffende Armeeoberkommando wenden. Das ist alles, was geschehen kann. Aber verschonen Sie doch den Gencralquartiermeister mit diesen Zuschriften, und machen Sie die Stimmung dort oben, die anfänglich für den deutschen Buchhandel wirklich ausgezeichnet war, nicht noch schlimmer, als sie es heute schon ist! Wir sind dem Herrn Gencralquartiermeister zu großem Danke verpflichtet, und wenn ich einen Antrag zu stellen hätte, so wäre es der, ihm den Dank des Börsenvereins dafür zu votieren, daß er drei Tage lang unseren Auseinandersetzungen bei der obenerwähnten Besprechung mit so großer Liebenswürdigkeit, Ruhe und Geduld gefolgt ist. (Lebhaftes Bravo.) Vorsitzender Herr Geheimer Hosrat Karl Siegismund-Berlin: Wünscht noch jemand zu diesem Punkt das Wort? — Das geschieht nicht. Wir kommen dann zu den Punkten: Lehr- und Lernmittelsrage in dem dem Oberbefehlshaber Ost unterstellten Befehlsbereich, — neuer Erlaß über die Herstellung, den Vertrieb, die Aus- und Durchfuhr von Karten, Reiseführern und Reisehandbüchern. — Verbot der Ausfuhr medizinischer Literatur. Herr Prager wünscht hierzu das Wort. Herr R. L. Prager-Berlin: Meine Herren, Sie werden schon aus dem Tone, in dem der Herr Vorsteher mir das Wort erteilte, seine Verwunderung darüber entnommen haben, daß ich mich über die Aussuhr medizinischer Literatur zu ver breiten gedenke. Das ist aber gar nicht meine Absicht. Ich nehme vielmehr nur diesen Satz zum Anlaß, um auf die Aussuhr von Literatur überhaupt einzugehen, weil ich das, was ich dazu sagen möchte, an anderer Stelle nicht Vorbringen kann. Meine Herren, nicht bloß die medizinische Literatur, sondern die ganze wirtschaftliche Literatur, die Literatur über Konsumtion usw., wird heute zensiert. Doch damit nicht genug! Wenn sie nur zensiert werden würde, jo würde ich gar nichts dagegen sagen. Wir leben eben im Kriege, und da muß man sich fügen. Ich stehe sogar auf dem Standpunkt, daß die Herren an der Spitze der Verwaltung und des Heeres die Sache doch besser übersehen können, als ich es kann. Also ich habe gar nicht die Absicht, gegen den Stachel zu locken. Ich möchte nur erreichen, daß dem wissenschaftlichen Buchhandel das bißchen Geschäft, das ihm heute noch bleibt, das Geschäft nach dem neutralen Auslande, nicht vollständig unterbunden wird. Ich habe da beim Einholen der Ausfuhrerlaubnis die größter; Schwierigkeiten gehabt. Man weiß kaum, wer ans diesem Gebiete zuständig ist. Unter Umständen ist es das Oberkommando, unter Umständen das Reichsamt des Innern. Wenn es sich um Werke aus der medizinischen Literatur handelt, die mir nahe liegen, z. B. um Arbeiten über Krüppelfürsorge usw., also sofern sie wirtschaftliches Interesse haben, ist wieder das Mcdizinalamt bei dem Kriegsministerium maßgebend. Ein anderes medizinisches Amt hat bloß die Zeitschriften zu zensieren. Kurzum, es ist kaum zu übersehen. In einer solchen Sache habe ich Briefe über Briese ge schrieben, und schließlich habe ich die Antwort erhalten: für die einzelnen Bücher ist das Oberkommando zuständig, in dessen Bezirk das Buch erschienen ist. Meine Herren, so stehen die Sachen. Also es darf vor; manchen Dingen überhaupt nichts ansgeführt werden. Es ist bestimmt: Die Ausfuhr von Druckschriften und sonstigen Mitteilungen — was das heißen soll, ist mir nicht klar geworden —, die sich auf technische Einrichtringen der Landesverteidigung beziehen oder die Sicherstellung notwendiger Wirtschaftsbedürsnisse unseres Volkes betreffen, in das neutrale oder feindliche Ausland ist unzulässig. Wenn man mit den betreffenden Stellen über die Zulässigkeit der Versendung von Werken in das neutrale Ausland zu verhandeln hat, so kommt man nur unter großen Schwierigkeiten zu einem Ergebnis. Die Herren meinen: Sie als Fachmann müssen das doch wissen! Ihnen, ineine Herren, brauche ich nicht zu sagen, daß die Sache keineswegs so einfach ist. Aber wenn mair die Werke nun wirklich da hat und sie zensieren lassen will, dann sitzt man wieder fest. Die Geschichte kann Wochen und Monate dauern, bis man überhaupt die Bücher wieder herausbekommt. Aus diese Weise wird einem nicht nur das Geschäft erschwert und verdorben, sondern man kommt auch in den Ruf, ein liederlicher Geschäftsmann zu sein, der nicht ordentlich expediert. Meine Herren, ich wollte die Sache nur kurz anführen und die Bitte an den Vorstand des Börjenvereins richten, doch auf diesem Gebiete Ordnung zu schaffen. Unser erster Vorsteher hat uns einmal in Berlin erzählt, was die Ursache der Schwierigkeiten ist. Die Herren haben ihm gesagt, sie müßten eigentlich sogar die Aussuhr aller Zeitungen verbieten, weil irgendwo jemand eine Zeitung genommen und mit einem feinen Radiermesser einzelne Buchstaben dergestalt anradiert hat, daß sich daraus eine Mitteilung ergab. Ja, meine Herren, wenn man soweit geht, zu sagen, nrair müßte dazu kommen, das Versenden aller Zeitungen zu verbieten, anstatt umgekehrt zu dem Resultat zu kommen: Dinge, die vor hundert Jahren möglich waren, sind es heute nicht mehr, so kommt das zustande, was die österreichische Postverwaltung vor der vorigen Ostermesse gemacht hat. Sie hat einfach gesagt: wir lassen die Post 14 Tage liegen; dann wird sie keinen Schaden mehr tun. Die Herren können sich gar nicht an den Gedanken gewöhnen, daß wir im zwanzigsten Jahrhundert leben; sie handeln vielfach, als ob wir noch im achtzehnten Jahrhundert lebten, wo die Produktion noch so gering war, daß man alles übersehen konnte, und wo kein nennenswerter Verkehr nach dem Auslande bestand. Diese Beschränkungen der Ausfuhr stehen im Gegensatz zu der immer wiederkehrenden Mahnung, daß man ausführen möge, damit der Stand unserer Währung günstiger werde. Das ist ein Mißverhältnis, und ich möchte den Vorstand bitten, wenn irgendmöglich eine Erleichterung herbeizusühren. Vorsitzender Herr Geheimer Hofrat Karl Siegismund-Berlin: Zum nächsten Punkt, Unterstützungsverein Deutscher Buchhändler und Buchhandlungsgehilfen, hat Herr vr. Paetel um das Wort gebeten. Herr vr. Georg Paetel-Berlin: Meine Herren, gestatten Sie mir als dem Vorsitzenden des Unterstützungsvereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungsgehülfen, Ihnen und damit dem gesamten deutschen Buchhandel herzlichsten Dank zu sagen für die Bereitwilligkeit und Opferfreudigkeit, mit der Sie immer wieder von neuem dem Unterstützungsverein 766
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