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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1916
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- Deutsch
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^ 159, 12, Jul, 1916, Redaktioneller Teil, veranlaßt, jenen nicht ganz seltenen Fällen im deutschen Buch handel, in denen der Verleger mit Hintansetzung seines wirt schaftlichen Vorteils im Interesse der Wissenschaft Opfer bringt, die gebührende Anerkennung zu sichern; darüber wird bei uns Wohl niemand anderer Meinung sein, und dergleichen ist Wohl auch »längst bekannt und anerkannt«, wenigstens unter Leuten, die sich ernstlich mit diesen Fragen beschäftigt haben. Aber seinen Schlußsatz vom »Betonen unserer bewährten ein heimischen Methoden« möchte ich doch entschieden bestreiten und in möglichster Kürze zu widerlegen versuchen. Vorerst aber noch ein paar Worte über den Standpunkt des deutschen Gelehr ten, der um seine Ansicht über buchhändlerische Dinge gefragt wird: ich verstehe nicht, was Prof. Ziels damit meint, wenn er sagt, daß ich »als Lehrer an der Kölner Handels-Hochschule praktische Ziele im Auge« habe; er kann doch unmöglich meinen, daß, wenn z, B, er, wie einstens ich, seine Lehrtätigkeit an der Universität mit der an der Handels-Hochschule vertauschte, er deshalb auf einmal anders urteilen würde wie vorher, oder gar sich anders äußern würde, als er urteilt! Ausdrücke wie »unser Praktikus« oder »banausische Erwägungen« u, dgl, m, dienen der Sache schlecht; damit genug davon, kommen wir zur Sache! Worauf es mir jetzt ankommt, ist zu beweisen, daß unsere bisherigen einheimischen Methoden im Buchhandel sich nicht so bewährt haben, wie es für »die deutsche Bildung und Wissen schaft« wünschenswert wäre, die allerdings nach Prof. Diels' Ansicht »durch die Verwirklichung der dort sd- h, von mir) ge gebenen Ratschläge schwer getroffen würde«. Wenn deutsche Buchhändler deutsche Gelehrte um ihre Ansicht fragen, welche Probleme dem deutschen Buchhandel infolge des Weltkrieges erwachsen, so wird man ihnen doch Wohl vor allem raten, recht tüchtige und das heißt vor allem auch wirtschaftlich gesunde Buchhändler, nicht etwa in' erster Linie Mäcenaten zu werden, und zwar natürlich nicht durch Spekulation mit Schundliteratur unsaubere Geschäfte zu treiben, sondern, wie man das von deut schen Buchhändlern stets gewohnt ist, durch Verbreitung guter Literatur eine der Allgemeinheit nützliche Tätig keit zu entfalten. Darum gipfelt mein Aufsatz in dem Rat, dafür zu sorgen, daß die guten Bücher vor allem gekauft werden. Wenn, was ja erfreulicherweise gelegentlich vorkommt, der Buch händler auch Bücher veröffentlicht, mit denen kein Ge schäft zu machen ist, d. h, also wenn er das schöne Opfer bringt, der Allgemeinheit etwas zu schenken, so kann das bei ge sunden wirtschaftlichen Verhältnissen immer nur die Aus nahme sein; wäre das nicht der Fall, so hörte er eben auf Ge schäftsmann zu sein; denn der Buchhändler handelt mit Bü chern, danach heißt er. Die Fälle, in denen ehrenwerte, aber allzu optimistische Verleger, in ihrem edlen Eifer, der Wissen schaft zu dienen, sich geschäftlich ruiniert haben, sind leider nicht vereinzelt. Ich habe die Ehre, verschiedene hochangesehene und seingebildete Verleger persönlich zu kennen, bei denen mich, wenn ich als Autor mit ihnen Verkehre, vor allem freut und beruhigt, daß sie zugleich auch ganz vortreffliche Geschäftsleute sind. Bei solchen sind Verlagswerke in guten Händen; sie dienen dadurch der Wissenschaft ungleich besser, als! wenn sie, ohne das sitt liche Erfordernis jedes Handels, d. h, ohne nüchterne und sachkundige Erwägung der Handelsmöglichkeiten, blindlings ver legten, was ihnen von begeisterten Autoren angeboten wird. Es ist für den Autor, der über den Wert seiner Arbeit doch meist nur Richter in eigener Sache sein kann, kein erfreuliches Ge fühl, wenn der vertrauensselige Verleger durch ihn zu Schaden kommt; es wird auch für ihn ein sittliches Erfordernis sein, den wirtschaftlichen Vorteil des! Geschäftsmannes, der es mit ihm wagt, nach Kräften zu fördern, d, h, er wird, wenn der Verleger etwas wissenschaftlich Wertvolles verlegt, mit dem er kein Geschäft machen kann, den Wunsch haben, daß dieser auf andere Weise entschädigt werde, d. h, auf wirtschaftlich gesunder Basis arbeiten könne, sei es, daß der Autor selbst ihn durch ein träglichere Verlagswerke schadlos hält, sei es, daß Ähnliches von anderer Seite geschieht. Zu letzterem kann jeder Schrift steller und soll jeder gute Deutsche, dem das geistige Leben seines Volkes am Herzen liegt, mittelbar oder unmittelbar mit wirken, und zwar gerade dadurch, daß er die wirt schaftliche Gesundung oder gesunde Weiterentwicklung des Buchhandels fördert, nämlich einerseits durch Ein schränkung der ungesunden literarischen Produktion, andererseits durch ein gesundes Verhält nis des Publikums zur literarischen Konsumtion, d, h, zum B ü - cherkauf. Letzteres, die Aufgabe, die guten Bücher auch zu kaufen, und einige für Buchhändler bestimmte Wink«, hier klug entgegenzukommen, sind der eigentliche Gegenstand meines ge nannten Aufsatzes, und wenn diese nach Prof, Diels wirklich »längst bekannt und anerkannt« sind, soll es mich freuen, und noch mehr, wenn sie möglichst allseitig befolgt werden! Vorder hand sind wir aber leider doch davon noch weit entfernt und, wie jeder Sachkundige zugeben wird, aus diesem Gebiete die bisherigen Methoden bei uns alles andere als Wohl »bewährt«! Und da Prof, Diels mit dem, was er für meine »Grundauffas sung« hält, so gar nicht einverstanden ist, mutz ich auch auf die literarische Produktion noch ein wenig eingehen, wenigstens auf die Freude, »auch unmaßgebliche Äußerungen Jüngerer zu Worte kommen zu lassen, die vielleicht morgen schon Autori täten sein werden«. Mit diesem an sich schönen Gedanken scheint mir der treffliche akademische Lehrer der klassischen Philologie, an dessen Spezialfach doch Wohl nur ausnahmsweise andere als akademisch geschulte klassische Philologen literarisch Mitarbei ten, die Situation des Universitätsseminars mit her nicht fachmäßig geschulten, alle Gebiete des Lebens, Wissens, Könnens behandeln den Publizistik zu vermengen. Denn wenn ein Laie, oder meinethalben ein »bescheidener Provinzialschulmeister« - ein Ausdruck, den ich zwar nicht, aber Prof, Diels für geringschätzig hält, wobei er einerseits übersieht, daß ich da nicht von Deutschen, sondern von Engländern rede, andererseits nicht zu wissen er klärt, ob ich mich selbst dazu rechne! — über irgend einen Gegen stand etwas Neues gefunden zu haben glaubt, wäre es Wohl für die wenigsten eine Freude, und für den Büchermarkt nur ein Schade, wenn er seinen vermeintlichen Fund ohne weiteres im Druck erscheinen ließe, anstatt sich vorher bei Sachverständigen zu vergewissern, ob und wie dies wirklich druckenswert sei. Wo zu haben wir denn unsere Fachleute? Gerade so wie der aka demische Lehrer die Jünger seines Spezialfachs oder auch jeden ernst zu nehmenden Laien gerne anhören und beraten wird, fehlt es auch auf keinem andern Gebiete für wirklich ernst und nicht eitel strebende Laien an Gelegenheit, sich zu belehren, ehe sie drucken. Aber das ist ja gerade das Schlimme, und wenn Prof, Diels statt in klassischer Philologie z, B, in deutscher oder eng lischer Fachmann wäre, hätte er dies gewiß selbst zum Überdruß erfahren: die unnützen und daher schädlichen Skribenten wollen ja meist gar nicht belehrt werden, sie wollen sich gar nicht erst Um sehen und sich vergewissern, ob die Weltgeschichte wirklich erst mit ihnen beginne, sondern, frei nach Shakespeare, »rubbing tb« pvor itok ok tbeir oginion, Males tvemssivös soads«! Mutz denn das alles gedruckt werden? Und auf wessen Kosten? Und wer soll das alles lesen? Und wird jemand, der sich für eine be sondere Frage interessiert und sich durch ein Dutzend wertloser Bücher oder Broschüren darüber durchgequält — besonders wo bei uns die Bücher so schwer zugänglich sind*) —, nicht leicht vor dem zweiten Dutzend zurückscheuen, in dem aber doch vielleicht, vielleicht auch nicht, ein wertvolles Blatt zu finden ist? Daher die bodenlose Unberatenheit und Urteilslosigkeit auch unter Ge- bildeten, die von zahllosen Büchern über alles Mögliche hören oder eine Anzeige lesen, aber keins oder wenigstens kein wert volles darüber wirklich kennen lernen. Dieses kritiklose Produ zieren ist ein Krebsschaden nicht nur für unfern Buchhandel, son dern auch für das Leben unserer deutschen Bildung und Wissen schaft, und da diese bedauerliche Erscheinung in geradezu er drückender Fülle die vereinzelten Fälld überragt, in denen ein hochsinniger Verleger einmal mit persönlichem Opfer einem wert vollen Werke zum Druck verhilft, sind unsere bisherigen einheimi- In der schnellen Beschaffung käuflich gewünschter Bücher dürste der deutsche Buchhandel nicht so leicht versagen; vielmehr wird er gerade wegen seiner gewissenhaften Vüchcrbesorgung von den Gelehrten besonders auch im Ausland geschätzt. Red, 913
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