Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1916
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19160818
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191608184
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19160818
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1916
- Monat1916-08
- Tag1916-08-18
- Monat1916-08
- Jahr1916
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 181, 18. August 1916. der meist interessierte Faktor dabei, kann Geld- und Zeitopfer aus das Konto »Propaganda« buchen, und verfügt auch gewöhnlich über geeignete Kräfte für diese vorbereitende Tätigkeit zum Absätze seiner Werke. Anders der Sortimenter, dessen Augenmerk stets auf den unmittelbaren Verkauf der Bücher gerichtet ist und der jedes »Plus« an Arbeit und Spesen als Ver lust rechnen mutz. Auch ohne seine Beziehungen zur Presse in ein bestimmtes System zu bringen, was eben ein solches »Plus« für den Buch händler bedeuten würde, kann ihm jeweilige Beschäftigung mit der Kritik manchen Vorteil bringen. Denn sie erweitert seine eigenen, rein persönlichen Kenntnisse, die er gerade in seinem Berufe nutzbringend verwerten kann. Ein großer Teil des kau fenden Publikums richtet sich bet der Bücherwahl gern nach der Empfehlung des Sortimenters, und je besser dieser in der Lite ratur bewandert und besonders über das »Neueste« orientiert ist, mit um so größerem Erfolg darf er rechnen. Als »Hilfs mittel« ist also die Kritik durchaus nicht gering zu achten, wie denn überhaupt jede Bildungssteigerung des Buchhändlers sehr wünschenswert ist. Doch verfügt dieser über so viele andere Mög lichkeiten, seine Bücher ins rechte Licht zu setzen, daß ihn eine unter den vielen nicht zu stark in Anspruch nehmen darf. Anders steht es natürlich bei dem Verleger, dessen persönliche Ein wirkung auf den Käufer ausgeschaltet ist, und der daher in den Rezensionen eine wirklich wertvolle und notwendige Unter stützung für den Vertrieb seiner Werke findet. Fassen wir nochmals kurz das Für und Wider zusammen, das sich aus den Ausführungen des Artikels »Zeitung und Buchhandel« ergibt, so werden wir ohne Einschränkung zugeben, daß ein Zusammenarbeiten von Presse und Buchhandel (ein schließlich des Verlagsbuchhandels) für alle Beteiligten sehr vorteilhaft wäre, daß aber der angegebene Weg Wohl kaum be- schreitbar ist, solange die Interessengemeinschaft beider Faktoren nicht klar zutage liegt. Vorläufig sieht aber die Presse den Buch handel noch stark über die Achsel und keineswegs als gleichwer tigen Mitarbeiter an (obwohl der Buchhandel in würdigerer Weise Jir die geistige Nahrung der Bevölkerung sorgt als gerade siel). Ist dieses Verhältnis einmal geklärt, dann werden sich sicher auch einfachere Mittel und Wege der Verständigung als die vorgeschlagenen finden, die mit weniger Zeitaufwand für den Buchhändler verbunden sind und andererseits wieder nicht gerade dort in den Redaktionsbetrieb eiNgreifen, wo dieser sich möglichste Bewegungsfreiheit wahren mutz. vr. 1. II. Zur Kultur des Buchbildschmucks. Von §Z8. Die Urform jeglicher graphischen Darstellung ist das Bild, die Zeichnung. Aus dem Bild wurden Schrift und Druck, und die Geschichte ihrer Entwicklung ist zugleich die Entwicklungs geschichte menschlichen Geistes. Aber neben den neu heraus gebildeten Formen behauptete sich die ursprüngliche, weil die gehobene Darstellungsweise nicht Allgemeingut wurde. Noch heute gibt es ja selbst in sogenannten Kulturländern massenhaft Menschen, die weder lesen noch schreiben können. Ferner aber hat es Wohl von jeher so etwas wie künstlerische Regungen im Menschen gegeben, denen wir auch die frühen Höhlenzeichnungen verdanken. Wären diese Regungen nicht immer lebendig ge wesen, so hätten wir heute keinen Buchbildschmuck. Denn die Unwissenheit der Menge, die Tatsache, daß viele nicht lesen kön nen, würde allenfalls das Bilderbuch für Erwachsene, wie etwa die Liblia paugsrum, rechtfertigen, nicht aber das Bestehen des Bildes neben dem Text. Es ist indes noch nicht allzulange her, da hielt inan den Buchbildschmuck überhaupt für etwas durchaus Ver werfliches. Die Dichtung, sagte man damals, ist eine Kunstgattung, einheitlich und vollendet in sich. Es ist nicht nötig, ihr durch Eselsbrücken aufzuhelfen. Der Meister des Wortes bedarf solcher Mittel nicht, um die beabsichtigte Wir kung zu erzielen. Das Bild mag vielleicht im Bilder- und Schul- 108» buch, ferner im wissenschaftlichen und technischen Buche, in denen es durch seine erläuternden Eigenschaften das gedruckte Wort unterstützt, ganz nützlich sein, im dichterischen Werk hat es da gegen nichts zu suchen. Im Gegenteil, es kann da nur Illusionen zerstören. So sagte man damals. Diese Zeit hat sicherlich ihr Gutes gehabt. Denn weil man nur das gedruckte Wort als berechtigtes Ausdrucksmittel ansah, wurde es eben mit besonderer Liebe gepflegt, und das Buch hat sicher dadurch gewonnen. Aber die Ansicht, daß der Buch bildschmuck dort, wo er objektiv entbehrlich ist, keine Berechtigung hätte, ferner, daß das Bild nur eine Wiederholung des im Text Gesagten — und vielleicht nicht einmal eine gute Wiederholung — sei, ist mindestens oberflächlich. Sollten die vielen genialen Meister des Griffels, die ein halbes Jahrtausend gebar, blind gewesen sein für dieses Argument? Ich glaube eher, sie werden es besser gewußt haben. Man mutz einen Einblick in die Psycho- logie des künstlerischen Schaffens und zugleich in die des Lesens getan haben, um diese Frage richtig beurteilen zu können. Der unbefangene Leser vermag nur selten ein Werk restlos zu ge nießen, kann die Gedanken des Dichters nicht im vollen Umfang Nachdenken. Denn das tägliche Leben bringt Stimmungen und Zustände mit sich, die dem Genuß poetischer Werke, dem Aus kosten, abträglich sind. Der Dichter ist deshalb genötigt, zunächst einen Kampf um die Aufmerksamkeit des Lesers zu führen, und wenn sein Stoff zufällig ein etwas spröder sein sollte, dann wird er in den meisten Fällen trotz Wort- und Stilkunst um sonst kämpfen. Der Leser legt das Buch gelangweilt aus der Hand, weil es ihm »nichts sagt«. Bei Werken der Lyrik soll das ganz besonders häufig Vorkommen. Uns kann diese Tatsache leider nicht kalt lassen, denn der Durchschnittsleser weiß nichts davon, daß das Gute und Schöne gepflegt werden muß, damit es in der Welt sei, und sagt einfach: »Es geschieht den Dichtern schon ganz recht, wenn ich keine Ahnung von der Dichtung habe!« So Peinlich es also ist, wir müssen den Schwerfälligen noch um ein weiteres entgcgenkommen, die Illusion, die sich bei ihnen nicht einstellen will, durch andere Mittel hervorzurufen suchen. Ein vorzügliches Mittel zu diesem Zweck ist der Buchschmuck. Wäre dieser der einzige Grund, dann wäre der Buchbild schmuck nur für die Indolenten da und diente dem Gimpelfang. Es ist indessen kein Geheimnis, daß es selbst unseren größten Geistern niemals möglich gewesen ist, das in Worte zu fassen, was sie mit ihrem geistigen Auge sahen. Denn um diese fein sten dichterischen Gespinste darzustellen, würden auch die ein dringlichsten Worte nicht ausreichen. Hier ist der Bildschmuck das berufene Hilfsmittel. Der Meister des Griffels kann durch ihn das zur Geltung bringen, was der Meister des Wortes meinte, was ihm aber zu sagen nicht gegeben war. Wenn sich beide Disziplinen zur Verständlichmachung unseres Innenlebens vereinigen, dann, aber auch nur dann kann über die höhere Be stimmung des Buchbildes kein Zweifel bestehen. Ich möchte be haupten, daß das Buchbild in jedem Dichtwerk, sei es selbst in einer einfachen Idylle, eine Notwendigkeit ist. Bei allem bisher Gesagten ist als selbstverständlich voraus gesetzt worden, daß das Buchbild künstlerisch einwandfrei und vollendet schön sei, d. h. daß der Künstler stets mit Glück ver sucht habe, sich die Gedanken des Dichters zu eigen zu machen, daß er im Bild nicht mehr und nicht weniger zum Ausdruck brachte, als es der Dichter mit Worten tun wollte. Es mutz aber leider gesagt werden, daß es noch nicht viele Bücher gibt, die in diesem Sinne gut geschmückt sind. Zweifellos bewegt man sich seit Jahren auf der richtigen Linie, aber die Fehler und Ent artungen, die häufig ihren Ursprung in den vorherrschenden Richtungen der Malerei haben, sind häufig und schwerer Natur. Zudem kann man Wohl kaum sagen, daß die Frage der technischen Ausgestaltung des Buchbildes bereits erledigt wäre. Denn die photomechanischen Verfahren sind zur Wiedergabe des Buch bildes oftmals nicht geeignet, weil sie die Absichten des Künst lers verwischen und die gewollten Wirkungen nicht zur Geltung kommen lassen. Die chemischen, Plattenverfahren usw. bieten wiederum in der Vereinigung mit dem Buchdruck Schwierig keiten. Während der letzten Jahre sind allerdings eine ganze Anzahl Bücher mit schönen Steinzeichnungen erschienen, in denen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder