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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-07-27
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1916
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- Deutsch
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172. 27. Juli 1916. Redaktioneller Teil. Bei diesen Beratungen, vielleicht auch schon etwas vorher hat Herr Geheimrat Siegisinund mich daraus aufmerksam gemacht, daß cs nach seiner Ansicht nicht angängig sei und daß cs vielleicht den Satzungen des Börsenvereins widerspreche, wenn ich den ganzen Gewinn, den diese Buchhandlungen abwcrsen, der Armee zusühre. Die Herren, die an den Verhandlungen teilgenommcn haben, wissen, daß ich mich mit Händen und Füßen gegen eine Änderung gewehrt habe. Es ist mir nicht gelungen, auf meinem Standpunkt zu beharren; ich mußte an Stelle meiner bisherigen ehrenamtlichen Tätigkeit einen Pachtvertrag abschließen, wenn ich die mir liebgewordene Arbeit im Felde weiter ausüben wollte. Das ist also die Grundlage zu dem Pachtvertrag, der mich an die fünfte Ärmee und an die Bug-Armee bindet. Dieser Pachtvertrag bedingt alle Opser, die bisher gebracht wurden, in gleicher Form und eine erhebliche Abgabe vom Brutto- umfatz. Selbstverständlich sind die Ziffern bei weitem nicht so groß, wie Sie vorhin genannt sind. Hat mir doch einer der Herren gesagt, er hätte gehört, daß in den Feldbuchhandlungen täglich für .K 10 000.— bis A 15000.— umgesetzt werde! Vielleicht ist es gerade in diesem Kreise interessant, einmal zu erfahren, wie das Geschäft draußen sich zusammensetzt. Die Hälfte der ganzen Umsätze sind Zeitungen: Tageszeitungen und Zeitschriften; von dem verbleibenden Rest, also von der verbleibenden zweiten Hälfte, ist die Hälfte Ansichtspostkarten, Papier und Schreibmaterialien, Musikinstrumente, Fliegenfänger, Messer, Laternen, elektrische Lampen mit Batterien und alle die Dinge, die der Soldat im Felde braucht, und die überall da von der Kommandantur oder einer andern Militärbehörde zwangsweise ge fordert werden, wo keine andere Verkaufsstelle vorhanden ist. In Belgien läßt man dieses Geschäft der einheimischen Bevölkerung; aber in den vorgeschobenen Stellungen, wo sich nur eine Feldbuch. Handlung befindet, und in Rußland, wo wir ganz vorn sitzen, ist es notwendig, daß jemand da ist, der die Sache macht. Die Herren haben sich selbst überzeugt, daß wir an einem Orte in unserm Buch laden aus der einen Seite eine Feldbuchhandlung, aus der andern Seite ein Zigarrengeschäft betreiben. Das ist militärisch organisiert worden, weil die Zivilverkäuser die Soldaten so ausbeuteten, daß es nötig war, in dieser Weise einzugreisen. Der Absatz an Büchern ist also draußen bei weitem nicht so groß, wie man es sich vorstellt, und das mag es auch verständlich machen, daß fast jeder der Herren Verleger, die mir schon seit längerer Zeit liesern, sagt: Warum bestellen Sie aus meinen Verlag nicht mehr? Unsere Sachen müssen doch viel mehr gehen! — Darauf kann ich nur immer wieder sagen: Wir dürfen nur das verlausen, was verlangt wird, und ich glaube, der größte Teil unserer Verlagsanstalten ist auch bei den Lieferungen vertreten. Erst in letzter Zeit ist der Wunsch nach wissenschaftlicher Literatur ausgetreten. Hier war große Vorsicht schon wegen des Risikos er forderlich, da die meisten dieser Bestellungen fest gemacht werden müssen und nicht alle Herren Verleger uns mit Kommissionssendungen entgegenkommen. Was sollen wir später mit den Büchern ansangen, wenn wir sie nicht verlausen? Mit der schönen Literatur halten wir es so, daß wir im Wechsel von den Firmen beziehen. Es wird heute von Staackmann, morgen von der Deutschen Verlagsanstalt, übermorgen von Cotta, dann von Heinrich Minden, dann von Janssen in Hamburg, Georg Müller, München, usw. usw. im Wechsel bestellt. Das bewährt sich insofern, als wir auf diese Weise immer wieder Neues bieten können. Da ist nun gerade der merkwürdige Fall eingetreten, daß — was wir an fangs auch nicht wußten, denn wir haben alle erst lernen müssen (Der Vorsitzende erhebt sich vom Platz und wendet sich zum Redner) — daß immer mehr bessere, auch ältere Bücher verlangt werden. (Vorsitzender: Die Zeit ist kurz!) — Ich werde sehr kurz sein! Auf diese Weise kommen wir dahin, daß wir fast alle einzelnen Verleger heranziehen können, daß wir ausgezeichnete Sachen bieten können. Neuerscheinungen: Der Löwe von Flandern, Ulenspiegel, Der Golem und andere sind in großen Mengen verlaust. Wir haben in der Bug-Armee allein 500 Exemplare vom Golem verkauft. Sie sehen: das Interesse ist sehr groß. Bon Anfang an habe ich aber den Grundsatz vertreten, daß Bestellungen aus Einzellieserung nicht ausgenommen werden. Eine einzige Feldbuchhandlung kenne ich, die dagegen ver stoßen hat, und die Folge davon war, daß sie ein großes Lager von be stellten und nicht abgenommenen Werken hatte. Es ist gar nicht mög lich, im Felde Bestellungen anzunehmen. Die Ofsiziere werden ver- setzt, ganze Regimenter und Heerestcile plötzlich vom Westen nach dem Osten verschoben, und die Bücher bleiben liegen. Werden Be stellungen gewünscht, so bedient sich der Vcrkäuser eines Buchhändler- Adreßbuches, das draußen ist, und sragt: Wo sind Sie her?, und dann wird gesagt: Hier sind die Adressen von Sortimentsfirmen, bestellen Sie es bei denen direkt! — Ich bin der Meinung, daß es für das Sorti ment das allerwichtigste ist, daß diese Verbindung mit dem Felde be stehen bleibt. Meine Herren, ich muß noch ganz kurz auf einige Vorfälle ein- gehen. — Die Eingabe der Münchener Herren an den Herrn General- quartisrmeister könnte man beinahe für einen Witz halten, wenn sie nicht so bitter ernst wäre. Die Herren sagen: »Wenn wir nach dem Tiesstande der Feldbuchhandlungen urteilen wollten, so müßten wir ausdieFrage: sind wir Barbaren? mit einem runden Ja antworten«. (Heiterkeit.) Meine Herren, jede Feldbuchhandlung untersteht einem Ossizier. Soweit es möglich ist, sind diese Offiziere Buchhändler, durchweg aber sind es hochgebildete Herren. Glauben Sie denn, daß die sich Schund vorsetzen lassen würden? Glauben Sie nicht, daß die Herren alle ihre Wünsche haben? Um diese festzustellen, ist in den Armeen, bei denen ich zu tun habe, ein dienstlicher Befehl erschienen, daß die Wünsche in ein Wunschbuch eingeschrieben werden; wird ein Buch zwei-, drei-, viermal verlangt, so muß es angeschasst werden. Danach wird Ver fahren. Ich habe dieses schematische Verfahren ausgezeichnet gefunden. Und nun, meine Herren, ist am 2. März diese Eingabe, unter zeichnet von Herrn Hans v. Weber, beim Herrn Generalquartiermeister eingelausen, in der Zeit, als die schweren Kämpfe um Verdun waren. Was sagt Herr Hans v. Weber? »Was verteidigen wir denn eigent lich? Das, was sich in den Feldbuchhandlungen breit macht, ist keinen Schwertstreich wert«. Ich meine, meine Herren, wir verteidigen in diesem Kriege etwas anderes als das, was sich in den Feldbuch handlungen breit macht. Das, was sich in den Feldbuchhandlungen breit macht, ist die Notwendigkeit für den Soldaten. Es kommt noch eines hinzu. In den Feldbuchhandlungen sollen keine Empsehlungen ausgesprochen werden. Dazu sind die einfachen Leute, die wir da beschäftigen, die Bäcker, Schneider usw., gar nicht in der Lage. Wir haben sehr selten das Glück, einen einsichtigen Sorti menter zu bekommen, der draußen verkauft, denn auch alle Verlags- gehilfen eignen sich nicht zum Verkäuser. Das wissen Sie alle. Also es ist gar nicht möglich, daß der Mann, wenn jemand sagt: »Ich möchte gern das und das Buch haben« oder: »Verkaufen Sie mir das neueste Ullstein-Buch!«, darauf erwidert: »Wollen Sie nicht das Fischer-Buch nehmen?» Wenn er das täte, würde ihm vermutlich entgegnet werden: »Was fällt Ihnen ein? Sie haben mir zu geben, was ich verlange!« Das ist doch selbstverständlich. Wir haben eben draußen andere Ver hältnisse als hier. Eine Empfehlung darf unter keinen Umständen er folgen. Das ist ausgeschlossen. Die Bücher liegen lediglich aus, und jeder Soldat kauft sich das, was er haben will. Das ist die beste Art. Dies Verfahren hat sich vorzüglich bewährt. Über den Absatz der Sammlungen kann ich folgendes sagen. An der Spitze des ganzen Absatzes marschiert Ullstein, weit vor allen anderen. Wir können gar nicht genug Ullstein-Bücher heranschafsen. Das ist nicht meine Schuld, das ist die Schuld der Firma Ullstein, die die Reklame gemacht hat. Wir haben lediglich den Wunsch des Käufers zu erfüllen. (Zuruf: Der schlechte Geschmack des Publikums!) — Das kann man nicht gerade sagen. An zweiter Stelle steht Kürsch- ners Bücherschatz — der Zahl, nicht dem Preise nach —; dann folgt Engelhorn. Herr Schumann wird mir, wenn er noch hier ist, be stätigen, daß wir darin einen sehr schönen Absatz vom ersten Tage ab bis heute gehabt haben. Dann kommt die Fischer-Bibliothek, was die Münchener Herren gar nicht wissen, denn sie sagen: Wo bleiben Fischer, die Insel-Bücherei? Wir haben selbstverständlich auch die Insel-Bücherei geführt, die sich sehr gut macht. Nun, meine Herren, ich will nicht aus alle Einzelheiten der Aus führungen des Herrn Dietrich cingehen; ich will nur noch eines zurück- weisen. Herr Dietrich sagte, ein Feldbuchhändler habe einem andern gesagt, der Soldat brauche im Felde nur fünf Bücher, und diese fünf Bücher seien in seinem Verlage erschienen. Ich glaube, Sie halten mich nicht für so töricht, daß ein solcher Ausspruch meinem Gehirn ent springen könnte. Aber man soll doch nicht mit solchen fiktiven Nutze- rungen kommen. Heraus mit dem Namen! Wenn Sie wissen, wer es gewesen ist, dann sagen Sie es! Dann wollen wir die Sache nach prüfen, und dann wird sich finden, ob der Mann etwas derartiges ge- 1001
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