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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-07-27
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1916
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Börsenblatt s. d. Dtsihn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 172, 27. Juli 1916. sagt hat. Mir ist cin solcher Mann nicht bekannt, und ich kenne doch die Feldbuchhandlungen überall; ich habe die Leuwersche Feldbuch handlung, die von Schmitz in Köln gesehen, die sich manches Sorti ment im Frieden zum Muster nehmen könnte, und auch die anderen. Dann möchte ich noch auf die vierte Armee eingchen. ES ist ge- sragt worden, warum Herr Zieger die vierte Armee bekommen habe. Nun, meine Herren, über die Verhandlungen, die im Großen Haupt quartier stattfanden, war ja kein Schweigeverbot ergangen, und wir haben uns ja aus der Reise sehr lebhaft darüber Unterbalten. Herr Geheimrat Siegismund, Herr Meiner und Herr vr. Ullstein werden sich erinnern, daß wir sogar mit Herrn Joseph davon gesprochen haben, der uns in Brüssel vorgcstellt worden ist. Der Herr ist Inhaber der Zentrale für Zeitungsvertrieb, von der hier die Rede war. Meine Herren, aus diesen Kronzeugen können Sie nicht sehr stolz sein. Ich rate Ihnen dringend, den so bald wie möglich von Ihren Rockschößen abzuschütteln. Herr Joseph operiert zwar mit der Behauptung, daß er Mitglied des Börsenvcreins sei. Ob das wirklich der Fall ist, weiß ich nicht. (Zuruf: Nein !>-—Er hat erklärt, daß er Mitglied des Börsen vereins sei. Er war vor dem Kriege Spitzcnhändler. Unmittelbar nach Ausbruch des Krieges ist er in sehr geschickter Forni an eine Firma herangctrcten und hat gesagt: Jetzt ist ein Geschäft mit Zeitungen zu machen. Er hat dies Geschäft sehr schön organisiert, hat glänzend dabei verdient und verdient heute noch, denn er hat überall im General gouvernement Belgien Verkaufsstellen. Er hat sich aber wiederholt mißliebig gemacht, und ich weiß bestimmt, daß er aus einer Armee wiederholt ausgewiesen wurde. Auf solchen Herrn brauchen Sic nicht stolz zu sein. Der Mann hat erklärt, ich hätte seinen Kiosk in Ostende requiriert, wo er mehrere Geschäfte hatte und cin ganz bedeutendes Lager unterhielt. Ich erkläre das, was hier ausgesprochen wird, stir eine gewissenlose Lüge Ihres Gewährsmanns, und ich hossc, er wird mir durch eine Privatklage die Gelegenheit geben, das zu beweisen, denn eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Der Kiosk in Ostende ist nicht eine Minute aus Josephs Besitz gewesen, er be treibt noch jetzt darin eine »Andenken-Zentrale«. Ich habe das auch Herrn Major v. Huene beim Gencralquartiermeister gesagt, und der meint mit mir, solche Klage scheine die einzige Möglichkeit zur völligen Klärung zu sein. Meine Herren, ich kann keine Requisition verlangen. Tie ganze Buchhandlung in Ostende untersteht einem Marincpfarrer, der allein und selbständig vom Marinekommando aus darüber zu ver- fügen hat. Da hat gar kein anderer hineinzurcdcn. Ebenso verhält es sich mit dem, was Herr Dietrich vorhin über Gent vorlas. Es handelt sich um einen Etappenbefehl. Ich weiß nicht, ob die Herren militärisch soweit gebildet sind, um zu wissen, was cin Etappenbcschl ist. Das ist unbedingtes Gesetz, nach dem sich jeder zu richten hat. Als ich von diesem Etappenbefehl hörte, habe ich drin gend gebeten: Das geht ja nicht, Sie können doch nicht den orts angesessenen Sortimentern, den Gentern, den Belgiern, ihr ganzes Geschäft ruinieren! Tie Leute haben doch vor dem Kriege deutsche Bücher verknust, sie haben dem wissenschaftlichen Verlag die größten Dienste geleistet. Außerdem hat cs doch gar keinen Zweck, den bel gischen Sortimentern die Postkarten zu entziehen. Das kann die Feld buchhandlung ja gar nicht machen! — Darauf ist von der Militär behörde bestimmt worden: die Genter können weiter deutsche Bücher verkaufen, sie können auch ihre Postkarten verkaufen. Meine Herren, ich sage das, weil behauptet worden ist, hier sei die Postkartenindustrie auf das schwerste geschädigt worden. Nun, meine Herren, tut cs mir leid, daß ich über eines sprechen muß: über die Stiftung. Herr Dietrich hat von Stistungcn gesprochen. Ich weiß nicht, ob er mich damit meinte; da er aber sonst nur von mir sprach, möchte ich doch sagen: ich bckdaure, daß dieser Punkt berührt worden ist. Ich habe die Stiftung von IN000.— aus gutem, treuem Herzen gemacht, lange ehe ich an eine Feldbuchhandlung ge- dacht habe, und ich meine, es ist unrecht, solche Dinge miteinander zu verquicken, die gar nichts miteinander zu tun haben. (Sehr richtig!) Ich habe eine andere Stiftung in gleicher Höhe an die Buchhändler- unterstützungskasse gemacht, ohne auch nur ein Wort von den Feld- buchhandluugcn dabei zu sagen. Ich schäme mich, daß ich eine solche Zurechtweisung hier erteilen muß. Meine Herren, damit bin ich eigentlich ani Schlüsse meiner Aus führungen angelangt. Ich möchte aber noch eines sagen: die Herren Verleger mögen doch bedenken, daß alle Feldbuchhandlungen wirklich 1002 den besten Willen haben, alle Bücher zu führen, die überhaupt geführt werden können, und sie dürfen überzeugt sein, wenn sie an uns schrei ben, sie möchten das und das geführt sehen, so wird es versucht. Ich bitte Sic aber, einmal die Börsenblätter der letzten Wochen durchzuschen Und dort zu lesen, was den Sortimentern da als unumgänglich not wendig für das Feld angeboten wird. (Heiterkeit.) Meine Herren, wenn Sie auch nur den zehnten Teil von diesem Zeug in die Feld buchhandlungen hinausschicken, dann, muß ich sagen, hört überhaupt jede Kritik und jede Möglichkeit einer Verständigung aus. Ich habe vorhin eine Seite von diesen Sachen gesehen und bin dabei aus Bücher gestoßen über geschlechtliche Perversitäten und dergleichen mehr. Meine Herren, noch eines muß ich sagen: Die Feldbuchhandlungen der vierten Armee hat Herr Zieger gepachtet. Ich kannte die vierte Armee nicht, ich hatte keinerlei wie immer geartete Beziehungen zur vierten Armee, und ich kan» Ihnen heute noch nicht alles sagen, weil ich durch das militärische Schweigegebot gebunden bin; aber das dars ich sagen — die Erlaubnis habe ich —, daß Herr Zieger einem Hauptmann, einem Leipziger Buchhändler, cs zu danken hat, daß er die Feldbuchhandlungen der vierten Armee bekam. Herr Zieger ist am 4. Januar nach Gent berufen worden. Ich war zu jener Zeit im Osten. Er ist mit einer schweren Jnslucnza zurückgekömtnen. Ich erhielt dann cin Telegramm von ihm: Ich bin erkrankt, ich soll zum 1. Februar die Fcldbuchhandlungen einrichten, was tun? Ich bin zurückgekommen, der betrcsscndc militärische Leiter, ein Hauptmann Przygode, war da. Ich habe gesagt: Schön, ich bin bereit, die Sache mit Genehmigung des Herrn Oberquartier- Meisters einzurichten! — Wir sind zur Armee gefahren, der Herr Obcrquartiermcister hat meine Tätigkeit genehmigt, und dem Herrn Oberquartiermcister habe ich erklärt — meine zwanzigjährige innige Freundschaft zu Herrn Zieger ist ja den meisten von Ihnen nicht un bekannt —: daß ich die Feldbuchhandlungen für Herrn Zieger ein richten will, und sreue mich, daß die recht beträchtlichen Er trägnisse dieser Feldbuchhandlungen ihm zufließen. Er ist heute noch schwer herzleidend, er liegt heute noch schwer krank im Bett. Soll ich da Herrn Zieger im Stiche lassen und sagen: das tue ich nicht? Meine Herren, das kann ich nicht. Jetzt schweben Vcrhand- lungen, einem andern Buchhändler die vierte Armee zu übertragen. Meine Herren, es liegt auch zum Teil am Sortiment — das muß ich auch noch sagen —, wenn Bemängelungen ersolgen; es ist nicht immer die Schuld des Verlags allein. Am 8. März hat cin deutscher Sortimenterverein an den Herrn Gencralquartiermeister geschrieben, die Herren möchten auch eine Feldbuchhandlung haben. Ich war zu fällig dort. Da sagte mir der betreffende Major: Hören Sie mal, wir wollen doch gern Helsen: wie machen wir das? Ich ertüiderte: Herr Major, das trisst sich sehr gut, eine Armee hat an mich geschrieben, ob ich noch die Feldbuchhandlungen bei ihr organisieren wolle. Ich kann es nicht. Soll ich sie den Herren anbieten? — Daraus entgegnete er: Das ist ja großartig! Tun Sie das! — Ich habe den Herren am 8. März geschrieben und am 25. März die Mitteilung erhalten, daß sie sich entschlossen hätten, die Eingabe vorzubringen. Meine Herren, beim Militär geht es etwas schneller: am 17. März war der neue Vertrag bereits mit jemand anders, der sich auch gemeldet hatte, ab- geschlossen, weil jene Herren nichts von sich hatten hören lassen. Also das sind Dinge, die muß man doch ruhig und sachlich behandeln. Ich schließe jetzt mit der Versicherung, der Sie Glauben schenken können: es kommt kein Verleger zu kurz, kein einziger, soweit wir es irgend machen können, und wir tun alles, was in unseren Krästen steht. Wie soll der Herr Generalquartiermeister auch aNe an ihn heran tretenden Wünsche erfüllen können? Von 2 Armeen werden die Feldbuchhandlungen von Verlegern, eine von einem Kommissionär und alle anderen von Sortimentern betrieben und 33 Vereine haben sich noch gemeldet, wie soll das gemacht werden? Das ist eine recht erhebliche Schwierigkeit. Doch fehlt auch der Eingabe Münchener Verleger das Satyrspiel nicht: Erst sordern sie, es sollen bei weiterer Vergebung nur Sortimenter berücksichtigt werden, und der erste, der noch eine Feldbuchhandlung erhält, ist ein Münchener Verleger und Mitglied der Münchener Vereinigung! (Schluß solgt.1
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