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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1916
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- Deutsch
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173. 28. Juli 1016. Redaktioneller Teil. auch auf die Aussagen einer ganzen Reihe von Buchhändlern und Buch. Handlungsgehilfen, die übereinstimmend dahin gingen: es ist unglaub lich, wie dort Verfahren wird. Ich kann Ihnen auch erklären, woher es kommt, daß sehr oft nur Ullstein Bücher oder Bände von Kürschners Büchcrschatz geliefert werden. Ein Gehilfe hat mir gesagt: »Wir haben ausdrücklich ver langt: schicken Sie uns andere Bücher, schicken Sie uns nicht Ull stein oder Kürschners Bücherschatz, von denen wir noch genug haben; wir bekamen aber wieder Ullstein. Wir stehen zu den Herren natürlich im dienstlichen Verhältnis, deshalb haben wir geschwiegen und haben getan, was man uns gesagt hat: wir haben eben das verkauft, was man uns aufgebrummt hat«. Das ist nicht nur eine vereinzelte Aussage, sondern das habe ich von einer ganzen Reihe von Buchhändlern und Buchhandlungsgchilsen gehört. Ich kann Ihnen keinen einzigen nennen, der das Gegenteil gesagt hätte. Ich bemerke: ich habe an der ganzen Sache gar kein Interesse, denn ich produziere keine Literatur für das Feld. Nun ist aber in den schärfsten Worten von der Eingabe der Ver einigung der Münchener Verleger gesprochen worden. Meine Herren, heute morgen, als die Verhandlungen des Deutschen Verlegervereins noch nicht im Galopp vor leeren Stühlen dahingingen, sondern als sie noch in philosophischer Breite dahinströmten^ hat ein Berliner Verleger gesagt: »Nichts ist langweiliger als das Korrekte«, und ein sehr temperamentvoller Münchener Kollege, den wir alle schätzen, hat mit lauter Stimme Bravo! dazu gerufen. Nun, korrekt mag die Ein gabe der Münchener Verleger ja nicht sein, sie ist aber auch nicht lang weilig. Ich will aber noch weiter gehen. Ein großer Künstler hat mir einmal gesagt: Wo bliebe die Persönlichkeit, wenn man nicht einmal danebenhauen könnte? Ich habe die Erfahrung gemacht, daß hinter denen, die gelegentlich einmal danebenhauen, viel mehr ideale Ge sinnung steckt als hinter denen, die immer nur das tun, was hundert andere schon vor ihnen getan haben. Nun, wie Sie gehört haben, ist der Herr Generalquartiermeister anderer Ansicht. Er ist der Ansicht, daß der Respeklsrand, der ideelle und materielle Respektsrand einer Eingabe wichtiger ist als die Ge sinnung, die aus dxr Eingabe spricht. Das ist seine persönliche Ansicht. Er will deshalb mit den Münchener Verlegern nichts zu tun haben. Das ist natürlich sein Recht. Ich muß gestehen: Ich bin ruchlos genug gewesen, darüber keine schlaflosen Nächte gehabt zu haben. Ich habe mich darüber nicht gewundert. Hingegen habe ich mich gewundert, als etwa 14 Tage nach dieser Eingabe der Vertreter der Firma Albert Langen mir im guten Glauben und voll naiver Freude sagte: »Denken Sie, unsere Eingabe hat den Erfolg gehabt, daß sich die Heeresleitung mit uns in Verbindung gesetzt und uns eine Anzahl Feldbuchhand lungen übertragen hat!« Wir konnten das nicht früher Mitteilen, weil man uns die Schweigepflicht auferlegt hat. Ich habe gesagt: »Mein bester Herr, die Heeresleitung hat ja erklärt, sie wolle mit den Münche ner Verlegern nicht verkehren; wie kommt es, daß sie mit Ihnen, die Sie die Eingabe auch unterzeichnet haben, plötzlich verkehrt? Dieser Gedanke ist nicht dem Hirn eines preußischen Ossiziers entsprungen, sondern das ist ein Kuckucksei, das die Wolkenschieber, die eine buch händlerische Nebenregierung in der Heeresleitung bilden, uns Münche nern ins Nest gelegt haben.« Zuerst haben sie mit allen möglichen ossenen und versteckten Drohungen die Einigkeit zu sprengen versucht. Das war eine harte Belastungsprobe. Die Münchener haben jedoch standgehalten. Daraus hat man sich gesagt: mit der Peitsche geht es nicht, versuchen wir es mit dem Zuckerbrot! Unter dem Zuckerbrot verstehe ich die Feldbuchhandlung, obwohl uns säst die Tränen in die Augen gekommen sind, wie wir vorhin gehört haben, daß an den Feld buchhandlungen nichts verdient wird. Leider ist die Firma Langen — ich muß es sagen — sich der Tragweite ihrer Handlung nicht bewußt gewesen. Sie«hat gesagt: es ist mir selber nicht recht klar gewesen, daß ich diese Eingabe unterschrieben habe, worin mit aller Schärse verlangt wird, daß der Feldbuchhandcl den Sortimentervereinigungen übergeben wird; jetzt haben wir die Sache übernommen, und wir müssen sie durchführen. Gut! Ich möchte nun die Frage, die vorhin an uns gerichtet wurde, mit der Gegenfrage erwidern: wie kommt es, daß die Heeresleitung, die mit der Gesamtheit der Münchener Verleger nicht mehr verkehren will und ihnen nicht einmal ein Stück Papier gönnt, sich von den Unterzeichnern der Eingabe ausgerechnet den Simplicissimus aussucht und mit diesem in direkten persönlichen Verkehr tritt? Ich habe immer die Erfahrung gemacht, daß ich in militärischen Dingen viel dümmer bin als andere, und daß andere sehr viel mehr davon wissen. Ich möchte an die, die mehr davon wissen, die Frage stellen: woher kommt dieser Gegensatz? Vorsitzender: Herr Hillger hat noch einmal um das Wort ge- beten. (Unruhe.) Hermann Hillger (Berlin): Meine Herren! Ich bin so schwer angegriffen worden, daß ich bedaure, noch einmal ein ganz kurzes Wort sagen zu müssen. Hermann Hillger (Berlin): Ich bin ganz kurz! Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen ersparen darf, die Eingabe der Münchener Verleger zu hören. Die Herren tun immer so, als ob der Herr Generalquartiermeister auf das weiße Rcspcktblatt Wert lege. Sie ist in einem so ungeheuerlichen Tone gehalten (Zuruf: Die Ge sinnung ist die Hauptsache!) — nein, es kommt auch aus den Ton an! — sie ist in einem so ungeheuerlichen Tone gehalten, daß der Herr Generalquartiermeister darauf dem Börsenverein folgendes ge schrieben hat: In der Anlage übersende ich ein an den Gsneralquartier- mcistcr gerichtetes heute eingegangenes Schreiben der Vereinigung Münchener Verleger. Seine Exzellenz der Herr Generalquartier. Meister hat von diesem Schreiben Kenntnis genommen, sich dann aber dahin ausgesprochen, daß er dieses Schreiben wegen der darin enthaltenen Ungehörigkeiten nicht beantworten werde, es auch ein- sür allemal ablehnen müsse, sich mit der Vereinigung Münchener Verleger in Verbindung zu setzen. (Zuruf: Mit Langen auch?) Der Herr Generalquartiermeister stellt es dem Vorstand des Börsen vereins anheim, der genannten Vereinigung hiervon Kenntnis zu geben. Meine Herren, diese Absuhr haben die Münchener Verleger nicht allein bekommen, sondern die hat der gesamte Buchhandel bekommen, denn so wird der Buchhandel aus Grund aller der Dinge, die da zusammen laufen, dort oben beurteilt. Sie glauben ja gar nicht, was für ein Wust von Eingaben da einläust, wie die Beschwerden sich häufen — haltlose Beschwerden —, wie gerade Ihr Gewährsmann, Herr Joseph, (Zurufe: Den kennen wir ja gar nicht!) — bitte, meine Herren, Sie können ihn nicht von Ihren Rockschößen abschütteln, denn Sie haben seine Eingabe mit veröffentlicht; es heißt: »Im Anschluß an die vorstehende Eingabe usw.« Dann mußten Sie sich vorher über zeugen, wer Herr Joseph ist. Meine Herren, man kann die Sache ja in aller Ruhe behandeln; aber die Tatsache, daß Sic sich in der Form außerordentlich vergangen haben, liegt vor. Wir alle haben den Herrn Generalquartiermeister selbst und seine Mitarbeiter als so liebenswürdige, feingebildete, ent gegenkommende Herren kcnncngclernl, daß ich sehr bedaure, daß eine solche Absuhr nötig war. Ernst Reinhardt (München): Ich stelle fest, daß meine An frage nicht beantwortet worden ist. (Hermann Hillger: Welche?) — Ich habe gefragt, wie es kommt, daß die Heeresleitung mit der Vereinigung Münchener Verleger nicht verkehren will, daß sie aber mit einem Mitglied dieser Vereinigung, der Firma Albert Langen, täglich verkehrt, und ich habe mit den Worten geschlossen: Woher dieser Gegensatz? Hermann Hillger (Berlin): Ich bin ja nicht die Heeresleitung. Ich muß sagen: als ich hörte, daß Albert Langen als Quittung aus die Eingabe der Münchener Verleger-Vereinigung die Fcldbuch- handlung bekommen hat, da dachte ich: Das ist doch eine komische Geschichte, daß die Münchener erst eine Eingabe machen und daß nun der Verleger Albert Langen diese Feldbuchhandlung bekommt, aber.eine Erklärung hierzu kann ich nicht geben. Ich hätte Ihnen von Herzen gegönnt, daß ein Sortimenter sie bekommen hätte. Or. Franz Ullstein (Berlin): Der Obersten Heeresleitung war es ja gar nicht erkennbar geinacht, daß Albert Langen Mitglied der Ver einigung Münchener Verleger ist. Unterschrieben hat diese Firma die Eingabe nicht, sie war nur »I. A.« von Herrn von Weber gezeichnet. Vorsitzender: Meine Herren! Die Diskussion ist erschöpft. Uber die Neuwahlen haben wir Wohl nicht zu sprechen; wir haben aber wohl das eine zu beachten, daß die Mitglieder der Kreis- und Ortsvereine morgen einstimmig für die Kandidaturen eintretcn werden, die uns vom Wahlausschuß übermittelt worden sind. 1007
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