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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1916
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- 1916-08-24
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- 24.08.1916
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Redaktioneller Teil. ^ 196, 24. August 1916. Ein eigentliches Rußland gab es damals noch nicht; die weiten Gebiete im Osten zerfielen in sogenannte Teilfürstentümer, die sich gegenseitig befehdeten und unter dem Mongolenjoche schwer zu leiden hatten. Für unsere Provinzen erschienen besonders die Fürsten von Polotzk an der Düna und die Fürsten von Pleskau bedrohlich. Unaufhörliche Kämpfe, wechselnd im Erfolge, hielten jedoch die Russenscharen von den Grenzen Livlands fern. Die Gründung des Hansabundes, dem auch viele livländische Städte, vor allem Riga angehörten, gab dem Handel nach Osten einen großartigen Aufschwung und verhältnismäßige Sicherheit. In Nowgorod war Jahrhunderte hindurch einer der wichtigsten Stapelplätze des mächtigen Bundes. Aber auch die Macht und das Ansehen der Hanse nahmen ab, dagegen erstarkten die Völker Rußlands, die endlich das Mongolenjoch abgeschüttelt hatten und unter einem gemeinsamen Großfürsten (Zaren) als moskowitisches Reich vereinigt wurden.') Sofort machte sich das Streben nach Ausdehnung im Westen, nach dem Meere hin, geltend. Den Handel, den bisher die Hans« und die deutschen Kaufleute Livlands in den Händen hatten, wollte das Russische Reich jetzt selbst betreiben, dazu hatte es die Stadt Jwangorod gegründet, dicht bei Narwa, von dort aus sollte Ein- und Ausfuhr unter russischem Einfluß besorgt werden. Dieser Handel vollzog sich aber unter Grundsätzen oder viel mehr ohne solche, daß die Städte dagegen glaubten Einspruch erheben zu müssen. Im Jahre 1494 wurde auf dem Hansetage in Bremen beschlossen, eine Gesandtschaft an den Großfürsten Iwan zu schicken. In Moskau schien man anfangs auch geneigt zu sein, die Beschwerden zu prüfen, aber unter allerlei Vor wänden verzögerte man die Abreise der Gesandten. Nach man cherlei Schikanen gestaltet« man ihnen endlich die Heimreise. In Nowgorod fanden sie den »Deutschen Hof« geschlossen und er fuhren, daß alle sich zur Zeit dort anfhaltendeu hansischen Kauf- leute, 49 an der Zahl, ins Gefängnis gesetzt und die reichen Warenlager mit Beschlag belegt worden waren. Hier wurde sogar völkerrechtswidrig noch ein Glied dieser Gesandtschaft, der Revalfche Ratmann Gottschalk Remlinkrode, «ingekerkert. An Bemühungen, die Gefangenen zu befreien und die beschlagnahmten Waren zurückzuerhalten, hat es Livland mit Unterstützung des Ordens und der Hanse nicht fehlen lassen, aber erst 1497 wurden die Gefangenen entlassen, bis auf vier aus Reval, die nach Moskau übergeführt wurden. Einer von ') Die Kenntnis der ältesten Geschichte der deutschen Besiedelung Livlands verdanken wir einem deutschen Priester Heinrich (gewöhn lich der Lette genannt), der unter Bischos Albert im Jahre 1208 ins Land gekommen ist und als Augenzeuge der meisten von ihm ge schilderten Ereignisse sich als durchaus zuverlässig erwiesen hat. Leider reichen seine Auszeichnungen nur bis zum Jahre 1227, ob gleich er noch im Jahre 1250 gelebt haben soll. Zum ersten Male wurde diese Chronik von I. D. Gruber verdeutscht und im ersten Bande von Joh. Gottfr. Arndts Chronik (2 Bbe. Fol. 1747 u. 1753) veröffentlicht. Eine gute deutsche Über setzung von Heinrichs Chronik gab Ed. Pabst tm Jahre 1807 in Reval heraus. Eine livländische Reimchronik führt bis ins Jahr 1280. Der unbekannte Versasser ist erst 1280 ins Land gekommen und schildert die Begebenheiten vor dieser Zeit nach Quellen, die leider nicht auf uns gekommen sind. Eine Fortsetzung hat diese Neimchronik bis zum Jahre 1348 gesunden, doch ist uns diese Chronik nur durch Aus züge in Prosa bekannt geworden. Der Ordenskaplan Herrmann von Wartberge hat Aufzeichnungen hinterlassen, die bis zum Jahre 1378 reichen. Die Esten besitzen ein Nationalcpos »Kalewipoeg« (Sohn des Kalew), das aber leider nicht in der Urform, sondern durch spätere Umdichtungen entstellt, erhalten ist. Deutsche Übersetzungen davon veranstalteten Bertram (Schultz), F. Löwe und, wenn ich nicht irre, auch Julius Grosse. Von den Letten sind nur Volkslieder, zum Teil allerdings aus sehr alter Zeit, bekannt; Herder hat eine Anzahl davon in seine »Stimmen der Völker- ausgenommen. Lettische Märchen hat der deutsch dichtende Russe Viktor von Andresanoff überseht und in Neclams Universalbibliothek Nr. 3518 veröffentlicht. 1119 ihnen starb, die drei übrigen erhielten erst zehn Jahre später die Freiheit. Die konfiszierten Waren sind nie zurllckge- geben worden. Im Jahre 1914 hat man Hun derttausend« Deutscher von Haus und Hof ver trieben, ihre Güter, Fabriken, Geschäft« und Waren beschlagnahmt und Tausende ins Ge fängnis geworfen. Wird auch diesmal den un schuldigen Geschädigten kein Ersatz ihrer Ver luste geschafft werden können? II. In demselben Jahr« (1494), in dem der Gewaltakt gegen die hansischen Kaufleute in Nowgorod erfolgte, kam noch einmal ein hervorragend tatkräftiger Ordensmeister, Wolter von Plettenberg, zur Herrschaft. Er stand allein. Das Land war ringsum von Feinden umgeben, und im Innern gärte es. Die Neue Zeit rang kräftig und siegreich mit dem Mittelalter, und doch gelang es ihm, das Ansehen des Ordens nach außen und innen zu wahren. Im August des Jahres 1591 erfocht er in der Nähe von Jsborsk mit geringen Kräften einen großen Sieg über ein ge waltiges Heer der Russen (über 39 099 Reiter). Weil aber die versprochene Hilfe des litauischen Fürsten ausblieb, mutzte das kleine Ordensheer nach Livland zurllckkehren. Noch in demselben Jahre brach ein großes russisches Heer, das durch riesige Tartaren- horden verstärkt war, von Narwa her in das Land und verwüstete ganz Nordlivland. Ehe der Ordensmeister, dem die Kunde von die sem Einfall zu spät zugegangen war, mit seinem Heere den Russen den Rückweg verlegen konnte, gelang es diesen, das Land unter Mitschleppung von 40 900 friedlichen Einwohnern, ungehindert zu verlassen. Aber im nächsten Jahre (1592) rückte Plettenberg vor Pleskau. Das zum Entsatz heranrückende Riesenheer der Russen schlug er aufs Haupt und zersprengte es vollständig. Zu weiteren Kämpfen kam es vorläufig nicht, doch konnte auch der Sieg nicht ausgenutzt werden; ein lauer Friede mußte ge schlossen werden, der dem Lande die Unsicherheit nicht nahm. Überraschend schnell faßte die Reformation in Livland festen Fuß. Zuerst drang sie in Riga ein, die Bürger dieser Stadt sahen schon lange mit Verachtung auf das verrottete Kirchen- und Mönchswesen. Luther, der große Reformator, nahm persön liches Interesse an der Bewegung und richtete einige eigenhändige Briefe an den Rat und die Christen in Riga, die in der dor tigen Stadtbibliothek aufbewahrt werden, auch widmete er dem Rate eine Druckschrift; »Der 127. Psalm, ausgelegt an die Christen zu Rigen in Liefland. 1524«. Um die Einführung der Reformation hat sich besonders Andreas Knopken aus Treptow an der Rega verdient gemacht. Bis zum Jahre 1521 hatte er dort eine hochangesehene Schule geleitet, die auch von vielen jungen Livländern besucht wurde. In diesem Jahre wurde vom Erz bischof in Pommern di« Schule aufgehoben, weil Knopken re- formatorischer Ideen verdächtigt wurde. Mit seinen livländische» Schülern zog er nach Riga, wurde dort vom Rate Wohl ausge nommen, und als Prediger an der Petrikirche eingesetzt. Beim Beginn der Bewegung kam es vor, daß Mönche und Nonnen vom Pöbel auf der Straße belästigt wurden. Nun lebte damals in Riga als Cisterziensermönch der deutsche Dichter Burkard Waldis. Dieser wurde mit zwei Genossen vom Erzbischof an den Kaiser nach Deutschland geschickt, um Beschwerden wegen der Ver folgungen vorzutragen, denen der Klerus ausgefetzt sei, und um Abhilfe zu bitten. Bei ihrer Rückkehr wurde die Gesandschaft von dem Rate ergriffen und gesangengeseyt, auf Betreiben des Hochmeisters aber bald wieder sreigelassen. Burkard Waldis trat aus dem Kloster aus und lebt« längere Zeit als Zinngietzer in Riga. Hier entstand seine »Parabel vom verlorenen Sohn«, die 1527 öffentlich aufgefllhrt wurde. Seines Gewerbes wegen machte er öfter Reisen nach Deutschland und wurde bei dieser Gelegenheit vom Rate der Stadt mit Aufträgen betraut. Der Bote des Rates hatte Wohl das Mißfallen und Mißtrauen des neuen Ordensmeisters erregt — Plettenberg war im Jahre 1535 gestorben — und im Jahre 1536 ließ er ihn auf einer solchen Reise ins Ausland in der Gegend von Bauske festnehmen und ins Gefängnis werfen. Von Kerker zu Kerker wurde der Unglückliche
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