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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1916
- Strukturtyp
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- Band
- 1916-08-21
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1916
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- Deutsch
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^ 193, 21. August 1916. Redaktioneller Teil. «rs-nblatt f. d. Dtschn. Bllchh-Nd-I. und die Schenkungen durch Ankäufe zu ergänzen, waren Geld mittel nötig. Von der höchsten Stelle der gegenwärtigen Mili tär-Verwaltung Belgiens wurden 9000 Mark zur Verfügung gestellt, mit denen schon mancher schöne Erfolg erreicht ist. Mit Dankbarkeit wurde des deutschen Buchhandels gedacht, der die bezogenen Bücher für den halben Preis geliefert hat. Bei Auswahl der Bücher mutzten einseitiger konfessioneller Standpunkt und einseitige politische Anschauungen vollständig beiseite gestellt werden. Engherzigkeit in dieser Hinsicht wurde keineswegs geübt. Besondere Aufmerksamkeit wurde der humo ristischen Literatur geschenkt, die, wie sich oft gezeigt hat, ausser ordentlich geeignet ist, die durch einförmigen Dienst abgespannten Truppen anzuregen. Im ganzen hat die Bildungszentrale etwa 25 000 Bände an die Truppen des General-Goubernements Belgien ausge geben. Wichtige Fragen, die sich auf die Nutzbarmachung dieser reichen Bllcherschätze erstreckten, wurden besprochen. Bei den verschiedenen Dienstverhältnissen der einzelnen Truppengattun gen, die oft in kleinen Abteilungen im Lande verteilt sind, ist es nicht immer ganz leicht, eine befriedigende Verteilung und nö tigen Wechsel vorzunehmen. Mit Abnutzung der Bücher soll und muh gerechnet werden, wenn auch gehofft wird, daß manches noch Brauchbare nach Beendigung des Krieges in den Kasernen die Grundlage guter Mannschaftsbibliotheken bilden wird. Eine Feldbibliothek, die sorgsam im Schrank eingeschlossen ist, zu dem der Schlüssel in der Tasche des Lazarettarztes oder des Kom pagnieführers steckt, erfüllt nicht ihrenZweck. Sie mutz jedemMann leicht und zu bestimmten Stunden zugänglich sein und möglichst nicht unter der unmittelbaren Leitung eines Offiziers oder des Kompagniefeldwebels stehen, vielmehr mutz die Bücherausgabe von einem aus der Mannschaft geleitet werden, damit jeder ganz unbefangen und kameradschaftlich seine Wünsche äußern kann. Nicht alles Beliebige darf in die Bibliothek gestellt wer den. Hat der einfache Mann einigemale ihn langweilende Sachen erhalten, so ist das leicht geeignet, ihn von weiterem Lesen abzuschrecken, weil er zu der Meinung kommt, die Bü cherei enthalte ja doch nur »langweiliges Zeug«. Wertvoll, allerdings schwer durchführbar, namentlich bei kleinen Bändchen, ist es, wenn die Bücher gebunden ausgegeben werden können. Bücherverzeichnisse sollten aber überall in brauchbarer An fertigung vorhanden sein und den Mannschaften selbst zum Aus wählen zur Verfügung stehen. Wachen und andere Einzelabteilungen, die vom Kom pagniesitz abgelegen sind, müssen eine Auswahl Bücher bei sich haben, die nicht zu selten durch andere auszutaufchen ist. Ge rade ein häufiges Wechseln dieser kleinen Büchereien für Einzel abteilungen ist eine Gewähr dafür, daß das Interesse am Lesen nicht erlahmt. Die Notwendigkeit, gute und zahlreiche Bücher bei den Truppen zu führen, wird umso mehr empfunden, je länger der Krieg dauert und je länger wir von zuhause und vom Beruf weg sind. Die Länge der Zeit könnte manchen seinem Berns entfremden. Diejenigen, die geistig voran wollen, werden nach dem Kriege mehr und besser zur Geltung kommen als früher, da der grausame Krieg gerade unter den Besten und Streb samsten stark aufgeräumt hat. Solchen schon jetzt zur Vorbe reitung für kommende Zeiten Mittel in die Hände zu geben, sich für ihren Beruf weiterzubilden, ist der Grundgedanke eines neuen Planes, den die Bildungszentrale ins Leben zu rufen be absichtigt. Es soll eine besondere Büchersammlung unter dem Namen t»Deutsche Bücherei in Belgien« gegründet werden, die neben aus gewählt guten Unterhaltungsbllchern wissenschaftliche Werke ent hält, die sich nur den anspruchsvolleren, geistig regsamen Gemütern erschließen. Die Organisation dieser Abteilung steht noch nicht im einzelnen fest, doch wird eine Hauptsorge sein, diese Bücher auch zu den Mannschaften gelangen zu lassen. Neben Büchern sind auch zahlreiche Musikalien geschenkt wor den. Sie sind gern genommen worden; denn es ist erstaunlich, wieviel Musik bei den Feldgrauen getrieben wird. In den Gast häusern der großen Städte Belgiens ißt und trinkt man nicht selten unter den Klängen eines aus einigen Feldgrauen bestehen den Streichorchesters, das oft in meisterhafter Form klassische und leichtere Musik vorträgl. In den Erholungsräumen der Trup penübungsplätze und in den Soldatenheimen finden sich künst lerisch veranlagte Feldgraue stets zusammen und erfrischen durch Klänge deutscher Musik die zuhörenden Kameraden. Auch für Wandschmuck wird von der gleichen Abteilung ge sorgt. In Lazaretten und Soldatenheimen findet man die künst lerischen Stcinzeichnungen der bekannten deutschen Verleger und gute farbige Darstellungen bedeutender Männer der Kriegszeit. Sie sind die ersten heimatlichen Eindrücke, die der Eintretende im fremden Lande empfindet. Unter der Leitung der Bücherabteilung steht ferner die Ab haltung von wissenschaftlichen Abenden, die freilich nur den in größeren Orten angesammelten Truppen zugute kommen können. Namhafte Gelehrte, wie die Professoren Köster, Steinhaufen, v. Bissing, Jaffa, Wölfslin, Marcks, v. Wilamowitz-Moellendorsf, Penck u. a. haben ihre Kenntnisse in bereitwilliger Weise in den Dienst des Unternehmens gestellt oder werden es noch tun. Die Abteilung für »Theater und Konzerte«, die bis April 1916 von dem Vorsteher der I. Abteilung geleitet wurde und der jetzt Herr vr. Schmitt vorsteht, kann im allgemeinen ihre Tätigkeit nur in größeren Zentren ausüben. Es sind jedoch öfter auch un mittelbar hinter der Front in kleineren Ortschaften, sobald nur ein einigermaßen geeigneter Raum mit nicht zu primitiven Büh neneinrichtungen aufzutreiben war, Vorstellungen gegeben wor den, denen die aus den Schützengräben Beurlaubten mit einer Hingabe gefolgt sind, die zu Wiederholungen dieser Theaterreisen geradezu auffordert. Die gemachten Erfahrungen haben ergeben, daß musikalische Abende, wie insbesondere die Theateraufführungen ihre Auf gabe vollauf zu erfüllen geeignet sind. Ihr vornehmster Zweck soll nicht der bloßer Unterhaltung, sondern ein ethischer sein. Den Sinn für künstlerisches Genießen soll man im Kriege nicht einrosten lassen. Auch ein vaterländischer Zweck soll erreicht werden. Das allmählich entstehende Verhältnis der Besatzungs truppen zur Einwohnerschaft ist nicht immer gesund. Hier soll eine regere Beeinflussung durch Theateraufführungen patrio tischen Inhalts stattfinden, indem deutsches Empfinden und deutsche Weltanschauung vor Augen geführt werden. Endlich wird ein hygienischer Zweck erstrebt, der in der erfrischenden Wir kung von Theater und Musik auf Körper und Seele liegt. Die Umstände gebieten es, daß auf schwierige und technisch unmögliche Stücke verzichtet wird. Am geeignetsten erscheint das bürgerliche und klassische Lustspiel. Doch hat man auch mit der Ausführung von Grillparzers »Des Meeres und der Liebe Wellen« erfreuliche Erfahrungen gemacht, und auch neuzeitliche Lustspiele und Schwänke haben sich als treffliche Unterhaltung?- und An regungsmittel für die Truppen erwiesen. Die dritte Abteilung der Bildungszentrale »Vorträge und Kinovorführungen« wird von Herrn Jansen geleitet. Auf das Gemüt kann man nicht mit Kabarett-Vorträgen ein wirken. Es müssen schon ernsthafte Gegenstände gewählt wer den, die den Zuhörern auch etwas zum Nachdenken und Behalten geben. Die Mitwirkenden werden möglichst in den Landsturm- truppen selbst gesucht. Eine Schrift, die zur Abhaltung von Vor trägen mit und ohne Lichtbilder anleitet, ist ausgearbeitet wor den. Es sind sogar Films vorhanden, die an die Truppen zu kinematographischen Vorführungen ausgeliehen werden. Alles in allem zeigt sich die Bildungszentrale als eine Stätte reger geistiger und künstlerischer Vermittlung zwischen der Heimat und dem Besatzungsheer und erfüllt eine Aufgabe, die der Zukunft unseres deutschen Volkes in dieser oder jener Weise nur zum Besten dienen kann. Es sei noch erwähnt, daß am Abend des Versammlungslages eine Festvocstellung in dem hübschen kleinen Königlichen Theater stattsand mit den meisterhaften Aufführungen von Goethes Laune der Verliebten und Kleists Zerbrochenem Krug, begleitet von der ebenso künstlerischen Wiedergabe der Mozartschen Ouvertüre zu 1899
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