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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-08-21
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 193, 21. August 1916. tllchtigen Kräfte schon an andere Berufe abgegeben bzw. verloren hat, zu entdecken und zu erlangen. Man helfe bei der Entdeckung, denn die ist wichtig. Meines Erachtens ist nötig: 1. ein Leiter der Statistischen Abteilung, der die organisatorische Kraft für das ganze Unter nehmen hergeben muß (Geschäftsführung und Organisation); 2. ein Leiter der Presse-Abteilung, feder- gewandt, literarisch, buchhändlerisch und journalistisch gebildet und erfahren. Dazu kommt das Hilfspersonal nach Bedarf. Hilfe kann und soll im übrigen von allen bestehenden buchhändlerischen Ein richtungen und Organisationen geleistet werden. Es ist ganz ausgeschlossen, die leitenden Personen im Nebenamt zu beschäf tigen oder gar ehrenamtlich. Hier sind ganze Männer mit mehr als ganzer Kraft nötig. Man braucht nicht zu befürchten, daß sie, wenn sie nicht mehr in der Praxis des Berufs stehen, die lebendigen Beziehungen zum Berufe allmählich einbüßen. Dis Vielseitigkeit der sachlichen Beschäftigung nötigt zu inniger Ver bindung mit dem Berufe, genau so wie bei dem Redakteur des Börsenblattes. Trotzdem wird es gut sein, die beiden Leiter durch eine beratende Kommission von Männern aus dem Berufe, die ehrenamtlich tätig sind, in der Durchführung ihrer Aufgaben zu unterstützen. Aber es müs sen den Leitern dabei die so nötigen Freiheiten innerhalb ihres Wirkungskreises gewahrt werden. Das ist für die Ausreifung der Früchte ihrer Arbeit von größter Wichtigkeit. Einem Baume, der gute Früchte tragen soll, muß Licht, Luft, Raum, Bewegungs freiheit gelassen werden. Namentlich darf der Leiter der Presse- Abteilung nicht unnötig beengt werden. In den Spalten des Börsenblattes kann der Plan nicht aus reifen. Schützen wir ihn vor dem Uferlosen. Hüten wir uns, ihn hier durch allerlei Wenn und Aber zu verwässern! Er muß in den buchhändlerischen Organisationen (Sortiment, Verlag und Kommissionsgeschäft) ernstlich und gründlich erörtert, und schließ lich muß in einer engeren Kommission die Ausführung vorbe reitet werden. Möchten die maßgebenden Kreise es sich nicht nehmen lassen, das Thema in den Vereinen rechtzeitig zur Er örterung zu stellen! Otto Schramm. Die Bildungszentrale beim General-Gouvernement in Brüssel. Unter dieser Überschrift wird sich der Fernstehende zunächst nicht viel vorzustellen vermögen. Was soll diese Kriegsgrllndung aber anderes sein als eine militärische Einrichtung, die den Besatzungstruppen in Belgien Nutzen und Förderung in ihrer Bildung verschaffen will? Die am 1. Juli im prachtvollen Senatssaale des General- Gouvernements in Brüssel stattgehabte Versammlung der so genannten »Bildungsoffiziere« hat den Teilnehmern, etwa WO an Zahl, Gelegenheit gegeben, zu erfahren, was die Bildungs zentrale im ersten Jahre ihres Bestehens geschaffen und ge leistet hat. Am 1. Juni 1915 ist die Bildungszentrale auf Grund einer dazu ausgearbeiteten Denkschrift mit Genehmigung des General- Gouverneurs, Sr. Exzellenz Generaloberst v. Bifsing, ins Leben getreten. In wohlwollendster Weise von der höchsten Stelle der militärischen Verwaltung des besetzten Belgiens unterstützt und gesördert, hat die Bildungszentrale unter der Leitung des Militärgeistlichen Konsistorialrats Rosenseld eine erfolgreiche und überaus dankenswerte Tätigkeit entfaltet. In der bald zwei Jahre währenden Besatzungszeit Belgiens ist immer mehr zutage getreten, daß den Truppen, die einen einförmigen, oft Tag für Tag sich gleichenden Dienst tun und gewissenhaft ausüben müssen, Mittel zur Zerstreuung und Unter- Haltung in ihrer dienstfreien Zeit geboten werden müssen, wenn diese freie Zeit nicht dazu dienen soll, Geist und Gemüt zu ver flachen, die Leute gar aus Abwege zu führen, die ihnen körperlich und geistig zum Schaden fein können. Diese Befürchtung ist naheliegend. Wertvoll ist es aber auch für die Zukunft der Mannschaften sowohl wie unseres ganzen Volkes, daß sie die freie 10S8 Zeit benutzen, Neues zu lernen, um etwas für die Zukunft mit nach Hause zu bringen. Besseres kann ihnen da nicht gegeben werden, als daß man sie fördert in ihrem Wissen, daß man ihnen Mittel in die Hand gibt, ihren Gesichtskreis zu erweitern und Charakter und Lebensauffassung zu festigen. Von diesen Gesichtspunkten ist die Bildungszenlrale ausge gangen, und nach diesen Gesichtspunkten hat sie ihre Tätigkeit, ! an der sich zahlreiche Gleichgesinnte beteiligen, eingerichtet. Die Bildungszentrale besieht aus drei Abteilungen: die erste ist die Abteilung für Bücherwesen und literarische ^Versorgung der Truppen, die zweite die Abteilung für ! The ater und Musik, die dritte die Abteilung für Vor träge und Kinovorführungen. Die Aufgaben aller drei Abteilungen sind überaus dankbar und reichhaltig, aber auch recht mühsam. Die Ergebnisse der Ar beiten und die Veranstaltungen werden auch von den Besatzungs truppen immer mit reger Teilnahme, aufmerksamem Zuhören und Schauen ausgenommen. Wenn es auch für jeden Soldaten alle paar Wochen einmal einen Urlaubstag gibt, an dem er sich das großstädtische Leben Brüssels und seine Museen — sie sind immer angefüllt mit Feldgrauen —, den unübersehbaren Hafen Antwerpens, die rauchenden Jndustriestätten Lüttichs, die land schaftliche Schönheit des Maastales und der Ardennen, das historisch und künstlerisch so anziehenden Gent oder eine der zahlreichen Parkanlagen Belgiens ansehen kann, so ist es doch anders als zuhause, wo man seine täglichen Plauderstunden mit Bekannten und seine Spaziergänge mit Frau und Kindern hat. Die freie Zeit, die oft mehr vorhanden ist als bei der anstrengen den Arbeit daheim, läßt nur zu leicht grüblerische Gedanken an die zurückgelassencn Geschäfte und Anverwandten aufkommen. Da haben sich die Einrichtungen der Bildungszentrale schon im ersten Jahre ihrer Durchführung als wirksam erwiesen, anzure- gen, zu zerstreuen und zu unterrichten — mit einem Wort: den Truppen ihren einförmigen, aber oft schweren Dienst zu er leichtern. Die Leser des Börsenblatts wird in erster Linie der Be richt interessieren, den Herr Leutnant vr. Jaeschke, der Leiter der I. Abteilung »Bücherwesen«, erstattete. Die Aufgabe der literarischen Versorgung der Truppen ist schon mit dem Beginn des großen Krieges zu lösen versucht wor den. Sie äußerte sich aber damals noch in einer ziel- und plan losen Sammlung, und es fehlte an der richtigen Verteilung, die allerdings auch bei dem anfänglichen Bewegungskrieg auf große Schwierigkeiten stieß. Die Ziel« und Planlosigkeit kam besonders in der sonderbaren Erscheiung zum Ausdruck, daß viele alte Schmöker, die schon längst in die Papierfabrik gehört hätten, darunter Schullesebücher, Fahrpläne, Adreßbücher, Fachkalender u. dgl., abgegeben wurden. Das Durcheinander von wertvollen und wertlosen Büchern zu sichten, in die Planlosigkeit Ordnung zu bringen, war eine notwendige Aufgabe, der die Bildungs» zentrale sich für ihren Wirkungskreis unterzog. Bei späteren Eingängen traten die alten Schmöker all mählich in geringerer Zahl auf, doch war das Ergebnis der ersten Reichsbuchwoche, in der bekanntlich besonders Schüler und Schü lerinnen die Familienbücherbestände durchstöberten, nicht viel besser als das der ersten Sammlung. Von den Schenkungen war nur ein Teil brauchbar. Wie groß das Unverständnis vieler Geber gewesen ist, zeigt am besten die Tatsache, daß die durchaus unbrauchbaren Bücher, die weggeworfen werden mutzten, als Altpapier verkauft, allein in einer deutschen Stadt nicht weniger als 400 ^ eingetragen haben. Unter den behaltenen Büchern ist immer noch vieles Wertlose, das aber doch behalten werden mutzte, da es als Unterhaltungsstoss dienen mag, ohne dem Leser zu schaden oder zu nützen. Das Verständnis dafür, daß nur das Beste gerade gut genug für unsere Feldgrauen ist, schien noch keineswegs in alle Volksschichten gedrungen zu sein. Erst die zweite Reichsbuchwoche, die Ende Mai 1916 statt- gesunden hat, zeigt, soweit bis jetzt übersehen werden kann, ein besseres Ergebnis. Das Bestreben der Abteilung für Bllcherwesen mußte darauf gerichtet sein: Erziehung und Förderung der Bildung in den Vordergrund zu stellen. Um dabei systematisch Vorgehen zu können
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