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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.03.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-03-04
- Erscheinungsdatum
- 04.03.1885
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- Deutsch
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1034 Nichtamtlicher Teil. ^ 52, 4. März. Herz gegen Herz verschloß, denn selbst Briefe konnten ja dem Despoten nicht heilig seyn. Ich habe viel ausgestanden, seitdem das gute teutsche Vaterland in dumpfe Trauer gehüllt war, ich habe Hohn genug ertragen müßen, weil es bekannt war, daß Liebe zur teutschen Sache mich beseelte. O, Sie können es nicht glauben, wie groß die Zahl der Franzosenknechte in Baicrn war, wie man in Gesellschaften nur diese reden hörte, wie man es ertragen mußte, wenn sie ihren Geifer über Preußen und Rußland ausließen und man doch nichts dagegen einwenden durste, ohne ein Verbrechen zu begehen, wahrlich die Brust hätte einem bersten mögen bei solcher Fremdsucht und bey solcher Gleichgültigkeit gegen die heimische Sache. Nie erfuhr man hier die wahre Lage der Sache, Ihr lieber Brief war erquickender Balsam für mich, erwärmend wirkten diese Strahlen von Hoffnung auf mein ganzes Innerstes. Endlich kam die Nachricht von Baierns Abfall, und wie nach einem erquickenden Regen nach großer Dürre die Pflanzen, so lebte der Muth in der Brust eines jeden teutschen Mannes auf, und die Gespräche, von denen die Einseitigkeit schwand, wurden wieder anziehender. Als nun gar die fröhliche Kunde von den herrlichen Tagen bey Leipzig erscholl, da trat Jubel an die Stelle des qualvollen Schweigens und die meisten Anhänger Napoleons traten über. Wie wohl that es mir, als zum Erstenmale die Glocken ihren Schall über das freye Land ausbreiteten, schöner erschien mir der Kranz der Alpen, der unfern Gesichtskreis von München umgiebt, sie waren wieder teutsch geworden; der mir sonst so widrige Anblick der Uebungen unserer Krieger, weil es fremdem Ehrgeiz galt, wurde mir nun zum herrlichen Schauspiele, die Fröhner waren in teutsche Männer verwandelt, die für des Vaterlandes Selbstständigkeit in den Kampf ziehen sollten; ich sehe in einem Jeden derselben einen Helden von Hermanns Geiste beseelt. Sie werden mich Schwärmer nennen, aber wer schwärmt nicht gerne in Dingen, die ihm, als köstliche Güter, so Werth sind! Ihre mir gesandten Schriften sind abgesetzt, bis auf den .Rückzug', die ,zwey Worte' und die .Großthaten Napoleons', sowie einige Exemplare der .Glocke'; von den übrigen würde ich noch viele gebraucht haben, wenn nicht in Augsburg und Ingolstadt Nachdrücke erschienen wären, die um einige Kreuzer verkauft wurden. Die .Großthaten Napoleons' wurden in Augsburg in Beschlag genommen, weil eine Stelle gegen unsere Regierung darin vorkommt, auch höre ich, daß man Hrn. Giel dahier 800 Exemplare weggenommen hat, der wahrscheinlich ebenfalls einen Nachdruck veranstaltete. Die.Glocke' setzte ich zwar größten- theils ab, allein ich wurde gewarnt, weil auch diese eine starke Stelle gegen die Regierung enthält. Der .Rückzug' war hier schon im Frühjahr handschriftlich im Umlauf, doch nicht völlig gleich lautend mit dem Ihrigen; ich erhielt die Handschrift und ließ ihn drucken; da er nun von dem Ihrigen wenig abweicht, so blieb dieser natürlich liegen, indem der meinige schon lange in allen Händen war, auch konnte ich einen sehr geringen Preis machen, weil er wenigstens um Bogen schwächer war. Alles was ich hier nicht brauchen kann, sende ich Ihnen im nächsten Paket zurück, damit Sie anderwärts Gebrauch davon machen können. Enthielte doch die.Glocke' die Stelle gegen unsere Regierung nicht, dann hätte ich einen großen Absatz machen können; aber bey der in unserem Lande noch herrschenden französischen Partey unterstehe ich mich nicht mehr, ein Exemplar zu verkaufen. Folgendes mag Ihnen beweisen, wie furchtsam man hier noch ist. Hrn. Geh. Rath Feuerbach's Schrift wurde vom Kreisdirektor mit Mühe zensirt und beynahe hätte er die Zensur versagt; als sie erschienen war, erhielt Feuerbach von der höchsten Stelle einen Verweis, mit der Bedeutung, daß er nicht befugt sey, über gekrönte Häupter zu urtheilen. Er sagte es unserem ganz von teutschem Blute beseelten Kronprinzen*), dieser belobte ihn wegen seiner Schrift, und sagte, sie sey ihm ganz aus der Seele geschrieben, er selbst habe etwas Aehnliches aufgesetzt und Herausgeber! wollen, finde sich aber nicht fähig, cs so schön zu vollenden. Als unser Kronprinz Preise anssetzte für diejenigen, welche Adler eroberten, ließ er die Nachricht in die hiesigen Zeitungen cinrücken, allein man strich sie in der Zensur aus! — So könnte ich Ihnen viele Dinge schreiben, allein es wird und muß anders werden! Ich freue mich sehr, daß wir nun endlich bald wieder glücklichen teutschen Zeiten für den Buchhandel entgegen sehen können; im Elsaß geht es gut, Wrede's Hauptquartier ist schon von Colmar vorwärts aufgebrochen. Die Verbündeten werden bald den Frieden gebieten können, dann muß Elsaß und der Burgundische Kreis**) wieder frey werden, das heißt teutsch. Von sehr wichtigen kleinen Schriften senden Sie mir immer 50—100 Exemplare. Leben Sie wohl, durch einen teutschen Händedruck em pfiehlt sich Ihr E. A. Fleischmann. Außerordentliche 17. Hauptversammlung deß Allgemeinen Deutschen BuchhandlungS-GrhilfenverbandrS. Außerordentliche Verhältnisse bedingen außerordentliche Maß regeln. Dementsprechend machte sich, nachdem das Krankcnkassen- gesetz zur Geltung gelangt war, eine totale Verschiebung bis heriger Gewohnheiten und Regeln im Leben des Gehilfenverbandes bemerkbar, so daß es für einen guten Haushalter als unabweis bare Notwendigkeit erschien, bei Zeiten nach dem Rechten zu sehen und für das Gleichgewicht im Haushalte besorgt zu sein. Der seit letztem Herbst stattgefundene Masfeneintritt in den Ver band — die Mitgliederzahl stieg von 1860 bis auf gegen 2400 — warf, in Verbindung mit dem Wegfall des Warte jahres und dem sofortigen Eintritt in das Bezugsrecht von Krankengeld u. s. w., alle gewohnten Berechnungen und prak tischen Erfahrungen über den Haufen, ja es war, wenn auch wahrscheinlich nur vorübergehend, ein Übergewicht der Ausgaben über die Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen zu befürchten. Aus diesen Gründen wurde denn auch der Ausweg einer außer ordentlichen Hauptversammlung zur Beschlußfassung über ent sprechende Gegenmaßregeln für gut befunden. Die außerordentliche 17. Hauptversammlung fand am 1. ds. M. in der Buchhändlerbörse zu Leipzig statt und nahmen daran teil 76 Personen, darunter Vertreter von Berlin (mit 281 Stimmen), Dresden (279 St.), Halle, Jena (75 St.), Weimar, mit im ganzen 1290 Stimmen. Der Vertrauens mann des Kreises Leipzig, nebst Ausland, vereinigte 390 Stim men auf sich. Das Protokoll führte Herr Referendar Barth. Der Verlauf der Versammlung war ein vollkommen glatter und verhältnismäßig kurzer. In seinem einleitenden Vortrag schickte der Vorsitzende, Herr Baldamus, voraus, daß nur wenige Stimmen laut geworden seien, welche in dem vorliegen den Anträge eine Verletzung des Humanitätsprinzipes erblickt hätten, und so fand denn schließlich auch, nach Ablehnung eines Antrages über getrennte Behandlung der einzelnen Punkte (Prinzip — Skala — Verwendung) der Antrag des Vorstandes: *> Nachmals König Ludwig I. von Bayern. **) Die früheren österreichischen Niederlande (bestehend auS Bra bant mit Antwerpen und Mecheln, Teilen von Luxemburg, Limburg, Geldern, Hennegan, Flandern und Namur), welche im Frieden von Luneville (1801) an Frankreich abgetreten worden waren. Der Wiener Kongreß konstruierte hieraus mit Hinzusügung des größeren Teiles des Hochstisles Lüttich dasjenige Stück des »Königreichs der vereinigten Niederlande«, welcher jetzt größtenteils das Königreich Belgien bildet.
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