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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.08.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-08-27
- Erscheinungsdatum
- 27.08.1885
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- Deutsch
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3934 Nichtamtlicher Teil. ^ 197, 26. August. werkspursche. Ich will demnach einen Versuch thun, ob ich sie miteinander vergleichen kann. Vielleicht schimpft sich jeder Theil selbst. »Bey dem Streite, den die Buchdrucker wegen dem ersten und wahren Erfinder und Erfindungsorte untereinander haben, will ich mich nicht aufhalten, sondern jeden an das Nürnbergische große Formatbuch dießfalls gewiesen haben, als worinnen alles ange- führet wird, was ich davon sagen könnte. Ich werde allein den Uugrund beiderseitiger Beschuldigungen, aus der Natur der Sache selbst, ausfindig zu machen suchen. »Es ist nicht ausgemacht, was der erste Erfinder der Buch druckerkunst vorhero für ein Gewerbe getrieben, mithin war es möglich, daß er ein Buchhändler oder, welches damals einerley war, ein gelehrter Mann gewesen, der bey der mühsamen und lang samen Art, womit die Buchläden mit geschriebenen Werken ver sehen werden mußten, auf die Gedanken gerathen, wie diese Sache bequemer eingerichtet werden könnte. »Der Einfall, eine Seite oder Columne von einem Buche auf Holz, Bley oder dergleichen Materie zu schneiden, graben oder stechen, war so außerordentlich nicht, und die damaligen Zeiten waren zu einem solchen Gedanken aufgekläret genug. Indessen war dieses doch der erste Tritt zur Kunst. Da nun alle Seiten des bestimmten Werkes auf diese Art verfertiget waren, so konnten nun freylich hernach so viele Abdrücke davon gemacht werden, als man wollte. Allein dieses mußte dem vermutlichen Buch händler nothwendig noch zu langsam Vorkommen und seiner Absicht entgegen stehen: weil diese Formen nur zu einem Werke allein gebrauchet werden konnten und, sobald die Welt einmal damit angesüllet war, weiter zu nichts dienten. Also kam er und die jenigen, welchen er sein Verlangen in geheim entdecket haben mag, endlich weiter und erfanden sodann die Kunst, das ganze Alphabet einzeln in genügsamer Anzahl ans einer tauglichen Materie zu formiren, womit alles was man wollte zusammengesetzet und, sobald die verlangten Abdrücke gemachct, auch wieder einzeln abgelegt und auf die nämliche Art zu einem andern Werke gebrauchet werden konnte.« »Hiemit hatte er (Gutenberg) nun die Bahn gebrochen, und es war Hoffnung vorhanden, die Welt bald (ob es schon Anfangs noch viele Schwierigkeiten setzte und so geschwinde nicht hergieng) in Ansehung der Gelehrsamkeit und des damit ver knüpften Buchhandels in besseren Umständen zu sehen. »Die Hoffnung traf auch wirklich ein. Die Kunst, so viele Neider sie auch hatte (unter deren Zahl sonderlich die erstaun liche Menge der Bücherabschreiber gehörten, als welche nothwendig dabey darben oder eine andere Lebensart ergreifen mußten), wurde nicht nur fortgesetzt, sondern auch immer durch neue Vortheile verbessert, so daß in Zeit von 50 Jahren die Heilige Schrift in deutscher und lateinischer Sprache, nebst vielen an deren nützlichen Werken, die schon von tausend und mehr Jahren her durch gute Copien in denen Buchläden erhalten worden, gedruckt vorgcleget werden konnten. Um mehrere Werke durften sich die ersten Buchdrucker nicht bekümmern, weil selbige in Ueber- fluß vorhanden und sich die Gelehrten um die Wette bemüheten, an dem Drucke derselben einigen Antheil zu haben. So war auch in den ersten Zeiten an dem Abgänge kein Mangel, weil Anfangs nur die besten Werke genommen wurden, die fast alle Jahre, um die neugierige Welt zu ersättigen, wieder aufgeleget werden mußten. »Es ist also itzo die Frage: wer von allen diesen Werken Anfangs der Verleger und Verkäufer gewesen? Die Buchdrucker werden hoffentlich nicht eingestehen, daß ihre damaligen Vor fahren denen oberwähnten, mit geschriebenen Büchern handelnden Gelehrten oder Buchhändlern um Lohn gedrucket, sondern den Profit sich selbsten werden zugeeignet haben. Ich gebe ihnen hierinnen vollkommen Beyfall. Wenn also die ersten Erfinder oder nachherige Verbesserer der Buchdruckerkunst nicht bereits vorhero schon Buchhändler gewesen (welches nach allen Umständen überaus wahrscheinlich ist und denen heutigen Buchdruckern weder etwas nimmt, noch denen Buchhändlern mehren Vortheil ein räumt), so sind sie es doch bey dieser Gelegenheit unstreitig geworden, mithin waren sie, nach wie vor, Buchhändler, und stammen folglich alle heutigen Buchdrucker von denen Buch händlern, wenigstens nach Erfindung der Kunst, her. Dieser Satz ist ganz ungezwungen, und alle Buchhändler machen sich eine Ehre davon, ihre durch diese edle Kunst unterbrochene Zeitrechnung von daher wieder anzufangen. »Sie erkennen und verehren diese ersten Buchdrucker für diejenigen, welche den Grund zu dem heutigen Handel mit ge druckten Büchern geleget und lange nebst der Druckerey mit Ruhm geführet haben. Da nun beide heutigen Theile, nämlich die Buchhändler und Buchdrucker, damals eine Person vorstellten, davon wir auch noch heutiges Tages viele rühmlichen Exempel haben, und einen künstlichen Buchdrucker nebst einem geschickten Buchhändler in einer Person vereinigt sehen können, so ist nichts weiter übrig, als daß ich nunmehro auch dieUrsachen anzeige, welche diese zwo verbundene Künste und Wissenschaften getrennet und dadurch unter den getrennten Theilen eine unbillige Eifersucht er reget haben »Es ist keine Erfindung oder Kunst, welche nicht zuletzt durch Mißbrauch, Stümpeley und Ueberhäufung unwürdiger Mitglieder in Verachtung und allgemeinen Unwerth gerathen wäre. Anfangs werden neue Dinge, die zum Nutzen, Bequemlichkeit oder Lust der Menschen erfunden worden, bewundert, hochgehalten und theuer be zahlet, sobald aber andere, die mehr den Gewinn als die Ehre und Kunst lieben, darhinter kominen, so wird endlich die ganze Erfindung oder Kunst ein Handwerk, welches jeder, der nur menschliche Vernunft und Begierde darzu hat, erlernen kann, mithin fällt auch die Anfangs gehabte Bewunderung und Hochachtung weg. Die ersten Buchdrucker hatten sich mit ihrer Kunst dergestallt in Ruhm und Ansehen gesetzet, daß auch Kaiser Friedrich ihnen Gold zu tragen erlaubet und dem Adel- und gelehrten Stande beyzählte. Die Schriftsetzer bekamen zum Wappen einen Adler mit dem Winkelhaken, zum Denkzeichen ihres hohen Verstandes; die Drucker aber einen Greif mit den Druckerballen in den Klauen, um vermutlich damit anzuzeigen, daß diese mehr Vortheile und Stärke als Verstand nöthig hätten. Beyde Wappen, welche heutiges Tages nur für eines gelten, zierte noch ein offener Helm. »Allein diese Vorzüge wurden nach und nach durch unwürdige Mitglieder dergestalt verunehret, daß die wenigsten sich dieselben zueignen konnten. Die Kunst blieb zwar nach wie vor; nur der Adel, die Gelehrsamkeit, nebst denen goldenen Tressen auf den Klei dern verschwanden; und man hat selbige bis auf den heutigen Tag nicht anderst als nur zufälliger Weise bey einigen wenigen wieder finden können. Zu diesem Verfall der Buchdrucker trug die Ver schwendung und ein wildes Leben, so unter ihnen meistens im Schwange gieng, vieles bey. Durch solche Leute mußte nun freylich die mit der Druckerey verknüpfte Handlung in Verfall gerathen und die Anlegung der Druckereyen auf gewisse Art eingeschränket werden. Es wurde dahero in denen Reichsabschieden beschlossen: daß nirgends als in denen Residenzen großer Herren, wie auch auf Universitäten und ansehnlichen Reichsstädten Buchdruckereyen angeleget, haupt sächlich aber auf die guten Eigenschaften derjenigen, welche selbige führen, gesehen werden sollte.
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