Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.08.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-08-27
- Erscheinungsdatum
- 27.08.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18850827
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188508278
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18850827
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-27
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
19?, 26. August. Nichtamtlicher Teil. 8935 »Diese weise Vorsicht hinderte gleichwol nicht, daß die Buch- druckcreyen von schlechten Leuten (nicht) frey blieben, sondern sie vermehrten sich in allen Provinzen des deutschen und anderer Reiche, davon der größte Haufe nichts als einen unzulänglichen Begriff von der Kunst hatte. Die Wissenschaft, gute Bücher zu verlegen und selbige mit Vorthcil handlungsmäßig in andern Ländern zu ver silbern, war ihnen unbewußt, mithin für sie kein anderes Mittel übrig, als denen größer» und gelehrten Buchdruckern, welche zu gleich den Handel mit führten, aber mit ihren Leuten oft nicht alles bestreiten konnten, um einen gewissen Preiß zu arbeiten. Es ließen auch viele Gelehrten auf ihre eigenen Kosten ansehnliche Werke bcy ihnen drucken und legten eigene Buchläden an, welches verursachte, daß diese Lohndruckereyen mit mehreren Leuten versehen werden mußten, worzu sich genügsame Knaben fanden, besonders da die vor malige Gelehrsamkeit nicht mehr nöthig war. »Bey diesem schnellen Schwung und weitläufigen Umfange des Buchhandels und Vermehrung der Buchdrucker sahen die großen und gelehrten Buchdrucker und andere kluge Leute gar wohl ein, daß cs eben nicht unumgänglich nöthig wäre, bcy dem Buchhandel die Buchdruckcrey mit zu führen, da ohnedem dieses Studium einen besonder» Mann erforderte und ohne die Buchdruckcrey einen red lichen Profit abwarf, auch außer diesem die Lohndruckereyen sich täglich vermehrten, welche sich um den gelehrten Buchhandel nicht bekümmerten, so ließen sie die tüchtigsten unter ihren Knaben allein auf die Buchhandlung lernen, wordurch hernach an allen vor nehmen Orten Buchlädcn, ohne Nachtheil der schon daselbst befind lichen Buchdruckereyen angeleget wurden. »Doch haben sich auch seit mehreren Zeiten solche Leute in den Buchhandel mit eingcdrungen, welche demselben eben nicht zur Ehre gereichen. Es kann zum Theil auch ihnen gelten, was ich oben von den Lohndrückern in Ansehung der entbehrlichen Gelehrsamkeit an- geführet habe. Außer einem ängstlichen Lesen und schwer zu ver stehenden Buchstabcnmahlen wissen sie nichts. Sic kennen die Bücher nur nach derselben Benennung und Titel. Es ist ihnen genug, wann sic die Bücher, welche ihnen die Gelehrten ihres Ortes aus denen Monaths- und Wochenschriften als gut angcpriesen, sich anzuschaffen bemühen. Wird ihnen eine Schrift zum Verlage an- gebotten, so geben sie es dem Verfasser auf Leib und Seele, wenn er sie ansctzt. Sie fragen den Hausdoctor und Beichtvater um Rath, was sie thun sollen. Und wenn der Kurze Jedoch rc. nicht gleich in einem Jahre zweymal aufgelegct werden kann, so muß der Verfasser schnld daran seyn, ob schon seiner Arbeit weiter nichts fehlet als ein geschickter Titel; dabey ihm aber sein ungeschickter Verleger die geringste Hülfe nicht hat leisten können. »Wenn ich nun diese Aftcrart von Buchhändlern mit denen Buchdruckern, die beyde zusammen kaum recht lesen und schreiben können, vergleiche, so werden es bcynahe die nämlichen seyn, die einander obangeführte niederträchtige Vorwürfe zu machen pflegen. Hingegen rechtschaffene, kluge, gelehrte und erfahrene Buchhändler sowohl als Buchdrucker, deren wir von beyden Gattungen, Gottlob I heutiges Tages noch viele haben, werden meine Ausstellungen nicht nur allein, nach der vor Angen liegenden Wahrheit, unpartheisch beurtheilen, sondern auch mir in Ansehung der gegen ihnen be ständig hegenden wahren Hochachtung Gerechtigkeit wiederfahren lassen. »Wer nun öffentliche Mißbräuche tadeln will, von dem fordert man auch hinlängliche Vorschläge, wie selbigen auf eine thunliche Art vorgebeuget werden könne. Diese Forderung ist billig, dahero werde ich auch, jedoch ganz unvorgreiflich, einen wohlgemeynten Vorschlag thun, nach welchem der alte Glanz der Buchdrnckercy und des damit verknüpft gewesenen Buchhandels wieder hergestellet und also beyde Wissenschaften in einer Person vereiniget werden mögen.« Auf den von Hardi hier angedeuteten und von ihm näher aus geführten Vorschlag zur Hebung des Buchhandels und Buchdrucks glauben wir nicht weiter eingehen zu sollen. Es genüge der Hin weis, daß der Verfasser fortan nur solche junge Leute als Lehrlinge angenommen sehen will, »die mit Leibes-, Gemüths- und Glückes- gnteru dergestalt versehen wären, daß sic dadurch nicht nur eine vollkommene Einsicht in allen Arten derer Wissenschaften stufen weise erlangen, sondern auch dereinsten eine wohlnngelegte und nette Buchdruckcrey auf ihre eigenen Küsten und Erfindungen führen könnten«. Das scheinen uns Vorschläge zu sein, welche utopische Zustände zur Voraussetzung haben, so daß wir deren genauere Ver folgung hier uns wohl ersparen können, obschon — wie wir aus drücklich hinzusctzcn müssen — der Verfasser in der weiteren Dar legung seines Plans eine Perspektive vor uns ausrollt, die gar manches Bestechende für jeden hat, dem es um die Hebung unseres Standes und des aller Gutenbergjünger ernstlich zu thun ist Wir schließen hiermit unsere Besprechung der in mancher Hinsicht äußerst bemerkenswerten Mitteilungen des Kollegen Hardi und möchten deren Studium allen Buchhändlern und Buchdruckern auf das angelegentlichste empfehlen. Wir sind überzeugt, daß kein denkender Leser ohne lebendige Anregung und demnach anhaltenden Nutzen von denselben Kenntnis nehmen wird. Aus ihnen spricht eine so große Liebe für unseren Berns, eine solche Masse von Kenntnissen auf dem litterarischen Gebiet, ein so gesunder Menschenverstand überhaupt, daß sie noch lange Zeit für jeden Kama litoratum von Interesse sein werden. Eduard Zernin. Misccllcn. Zur Geschichte der Buchdruckerkunst. Der »Dresdener Anzeiger« bringt in seiner Nummer vom 24. d. folgende Mit teilung: »In Eltville im Rheingau wurde vor(kurzer Zeit ein Denk mal der Öffentlichkeit übergeben, das, so bescheiden es sich auch dem Beschauer darstellt, doch seiner historischen Bedeutung nach für jeden Gebildeten ein hohes Interesse haben dürfte. Der dortige Verschönerungsvercin hat nämlich über dem Eingang zu der »Früh messerei« daselbst, in welcher einst Heinrich Bechtermünze und nach scinemTode Nikolaus Bechtermünze, sowie Wigand Spieß von Ortenberg unter Leitung ihres Meisters Gutenberg eine der ersten Offizinen betrieben, einen Denkstein mit entsprechen der Inschrift und einem wohlgelungenen Gutenbergkopfe in Hoch relief (nach Dannecker) anbringen, sowie das ganze Portal stilgerecht erneuern lassen. MitdenselbenTypen,mitwelchenGutenberg 1460zu Mainz sein berühmtes »Latkoliocm« herstellte, druckten jene in dem betreffenden Gebäude unter seiner Anleitung das nicht minder wichtige sogenannte » Vocakularium sx guo«, von welchem noch Exemplare in den königlichen Bibliotheken zu München und Trier, in denen des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha, der Stadt Paris, sowie endlich des Lord Spencer vorhanden sind. Zur Feststellung der Thatsache hatte der Verein insbesondere den Ober bibliothekar vr. v. d. Linde in Wiesbaden, einen der bedeutendsten Gutenberg-Forscher der Gegenwart, um Auskunft gebeten und nach dessen Angabe wurde auch die erwähnte Inschrift ans der Steintafel abgefaßt « Indem wir die obige interessante Notiz zur Kenntnis unserer Leser bringen, können wir dieselbe doch nicht ohne eine nötige Be richtigung an dieser Stelle wiedergeben. Es befindet sich nämlich weder im Besitz des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha, noch in dem der Stadt Trier ein Exemplar des seltenen » Vocaknlarium sx q»o« von 1469 (eine Ausgabe von 1460 ist nicht bekannt). Die Angabe beruht auf einem Irrtum, der sich inSchaabs Geschichte der ! Erfindung der Buchdruckerkunst (I. Ste. 483) findet, und den man 547*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder