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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1916
- Strukturtyp
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- 1916-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 219, 20. September 1916. Kunstwerks als wichtige Vorstufe zum richtigen Sehen bereits an sehr vielen Schulen eifrig gepflegt. Auch unser kunsthistorischer Nachwuchs wird an den Universitäten durch besondere Kollegien, wie sie Heinrich Wölfflin z. B. ständig liest, zum blickschürscnden Beschreiben von Kunstwerken erzogen. Gerade von der eigenen Bilderei erwarte ich aber, daß sie das Auge für den Kunst wert ganz erheblich schärft. Wer Bilderchen in Massen nur des Gegenstandes wegen sammelt, und dabei natürlich vor allem an dem grauslichen Familienblatt- Kitsch Gefallen finden wird, dem ist natürlich nicht zu Helsen. Wer aber eine Bilderei anlegl, in der er Kunstwerke, die den Namen verdienen, vereinigt, — ich glaube, der wird doch schon einigermahen sehen können oder es doch wenigstens durch den ständigen Verkehr mit den Bildern mit der Zeit lernen. Im übrigen wird man das Argument gegen die Bilderei kaum im Ernste Vorbringen können. Entsprechen denn die Bibliotheken allerorten den Ansprüchen eines gehobenen Geschmacks? Können alle Bllchcrbesitzer wirklich »lesen«? Und doch wird man aus diesem Grunde wohl nicht gegen das Sammeln von Büchern los ziehen . . . So bleibe ich bei meiner Ansicht, daß die Bilderei gerade be rufen ist, das Kunstverständnis und die Liebe zum Kunstwerk zu heben. Hand in Hand damit muh natürlich die Erziehung der Jugend zum richtigen Sehen gehen. Eine Anregung, die mir zugegangen ist, möchte ich zum Schlüsse noch kurz erwähnen, obwohl ich sie noch nicht für spruchreif halte. Der betreffende Herr, ein bekannter Münchener Verleger, meint, daß man auf der Basis der Zeitschriften als Gegenstück zu der Deutschen Bücherei eine »Deutsche Bil de r e i « gründen könne. Zweifellos ist der Gedanke einer alles umfassenden Vorbildcrsammlung sehr beachtenswert. Der kunst wissenschaftlichen Forschung und dem Kunstgewerbc würden da raus gewaltige Vorteile erwachsen. Diese »Deutsche Bilderei« aber auf dem Material der Zeitschriften und des Kunstverlags aufbauen zu wollen, würde doch nur Stückwerk bedeuten. Da müßte vor allem auch die Photographie herangezogen werden. Daraus aber würden, allein in finanzieller Beziehung, solche Schwierigkeiten entstehen, daß zunächst kaum mit einer Reali sierung dieser Idee zu rechnen ist. Trotzdem halte ich eine der artige Sammlung der gesamten deutschen Bildkunst, die natürlich auch die photographischen Archive sämtlicher deutschen Konser vatoren ausschöpfen müßte, für ein Ziel, »des Schweißes der Edlen wert«. Und dabei müßten natürlich auch die Zeitschriften gebührende Beachtung finden. Aus alledem ersieht man, daß der Gedanke der Bildereien sehr ausbaufähig, daß er aber vor allem für unser kulturelles Wachstum durchaus notwendig ist. Es sollte mich freuen, wenn meine Anregung zur Förderung der Idee beitragen könnte. Bremen. vr. Wilh elm Lange. Wie ich zur Hamburgischen Lokalgeschichte kam. (Zum 50. Geburtstage v r. Arthur Obsts, 2 6. September 1916.) Als ich noch die Prima der Gelehrteuschule iu Hamburg besuchte, ging ich in den Sommerfcrien mit meinen Eltern nach der kleinen, am Ausfluß der Elbe liegenden Insel Neuwert: wir wohnten dort auf dem Lcnchttnrm beim Vogt und konnten von dessen tief iu den Mauernischen liegenden Fenstern ans weit über Deich und Vorland der Insel, über die Watten und das Meer hinansblicken. Zumeist war dieses Meer grau, denn es regnete in diesen Ferien sehr viel, und in einer dieser nebelreichen Stunden, da es sich nicht lohnte, die mehr als hundert Stufen vom Turm hinabzusteigen, nahm mich der Vogt mit hinauf nach dem »Staatszimmcr«, das immer bcreitgchaltcn wer den mußte, falls einmal Mitglieder der hamburgischen Negie rung über das Watt kamen. Dort befanden sich zwei Fremdenbücher, ein älteres und ein neueres, die der Vogt als lesenswert bezcichncte. Und das waren sie in der Tat. Bald saß ich dabei und war ganz vertieft in sie, erzählten sie doch von den sonderbarsten Gästen, die der alte, bald 600 Jahre zählende Turm beherbergt hatte, von Strandungen, Bergungen und Schiffsnot, von fröhlichen Ausflügler« und ernsten 1218' Nettungsfahrten. Gedichte füllten die schon vergilbten Blätter, sehr viele schlechte, aber auch manche gute, darunter als Perle eines von Justinus Kerner. Es fielen noch mehr Regentage ein, und an ihnen war immer das Staatszimmcr mein Zufluchtsort; ich machte Aus züge aus den beiden Büchern, die bald ansehnlich wuchsen, und, als ich wieder nach Hanse kam, schlug ich in Gallois' Hamburgischer Ehronik und anderen Werten über die Geschichte der Insel nach. Aus den Auszügen gestaltete sich allmählich eine kleine »Geschichte der Insel Neuwert«, die ich meinem Vater auf seinen nächsten Geburtstagstisch legte. Der schickte sie seinem alten Freunde, dem Verleger des Enxhavencr Tageblattes, Georg Nanschcnplat, und eines schönen Tages überraschte mich der liebenswürdige alte Herr mit den ersten Korrek turbogen. Sie können sich denken, wie stolz der Pennäler war, als wenige Wochen später das grüne Heftchen mit seinem Namen in den Buchläden Hamburgs prangte. An Honorar habe ich selbstverständlich gar nicht gedacht; ein Ge schäft hat mein Verleger bestimmt nicht gemacht; denn die eigentümliche Erfahrung wird mit mir wohl fast jeder hambnrgische Verleger und Schriftsteller gemacht haben: für Hambnrgensicn finden sich erst dann Liebhaber in Hamburg, wenn sie im Buchhandel kaum noch zu haben sind. Wie oft war ich anfgefordert worden, meine kulturgeschichtlichen Skizzen aus Hamburgs Vergangenheit gesammelt heranszugcben! Immer erwiderte ich, daß solche Bücher doch nicht gekauft würden, und Verleger, an die ich mich schließlich mit einer Anfrage wandte, wollten das Risiko nur übernehmen, wenn ich mich selbst finanziell daran beteiligte. Das lehnte ich immer grundsätzlich ab; als sich schließlich ein unternehmungslustiger Verleger fand, der bereit war, mir für »Hamburgs Lehrjahre« sogar noch ein bescheidenes Honorar zu zahlen, machte er, glaube ich, nicht allzu günstige Erfahrungen mit den Ham burgern. Viel Seide hat er jedenfalls nicht dabei gesponnen. Mein erster Verleger Nanschcnplat war übrigens durch die »Insel Neuwert« nicht entmutigt; er beauftragte mich, nachdem ich inzwischen studiert und auf Grund einer Dissertation über die »Hambnrgische Ratsverfassnng bis 1600« promoviert hatte, mit der Bearbeitung des bei ihm erschienenen Grandanerschen »Gcdenkbnchs des Amtes Nitzc- büttel« und hat damit wohl ein etwas besseres Geschäft gemacht, denn wie ich ans Anfragen, die ich noch heute erhalte, entnehme, wird cs noch jetzt benutzt und gelesen. Einen sehr selbstlosen Verleger habe ich auch in Herrn Earl Schünemann in Bremen gefunden, der meine nie dersächsischen Erzählungen »Landen und Stranden« in sehr ansprechen der Form hcransgab, obwohl auch er sich keinen großen Erfolg ver sprach. Eine ganze Reihe von Jahren hindurch habe ich, durch meine Tätig keit am Hamburger Fremdenblatt stark in Anspruch genommen, nur dann Bücher geschrieben und herausgcgebcn, wenn ich ausdrücklichen Auftrag dazu erhielt, so bei der Geschichte des Hamburger Fremden blattes, der Geschichte der Hamburger Bürgervereine und endlich der Festschrift des XVI. Deutschen Bnndcsschießcns. In den Jahren vor dem großen Kriege hat dann der Verlag Richard Hermes in Ham burg drei meiner Bücher herausgcgcben; das Hamburger Jahrbuch für 1916 entstammte der eigenen Anregung des Herrn Hermes, in dem bereits erwähnten Buche »Aus Hamburgs Lehrjahren« wurden die im Laufe der Jahre in verschiedenen Zeitschriften nnd Zeitungen veröffent lichten kulturgeschichtlichen Aufsätze vereinigt nnd endlich in einem der damaligen Erinncrnngszeit an die Befreiungskriege entsprechenden kleinen Werke die Erlebnisse des in Hamburg gebildeten 127. franzö- schen Linien-Jnfanteric-Ncgiments während des russischen Feldzugs 1812 dargestellt. In die Bücher des Verlags habe ich keine Einsicht ge habt, nur das weiß ich, daß der Verleger unseren vertraglichen Ab machungen aufs genaueste nachgckommcn ist. Auch in den Fällen, wo ich als Mitarbeiter an größeren Werken tätig war, konnte ich bis auf einen Fall, der neuerdings während des Krieges cintrat, die gleichen günstigen Erfahrungen machen. Sehr viel bin ich bei meiner fünfundzwanzigjährigen Tätigkeit als Schriftleiter nnd Kritiker mit Verlagsbuchhändlern in Beziehung getreten; ich darf sagen, daß ich mich bemüht habe, die von der Zei tung mir zur Besprechung überwiesenen oder mir persönlich znge- sandten Bücher nach bestem Wissen nnd Gewissen einer Kritik zu unter ziehen nnd diese zu veröffentlichen. Natürlich war das nicht bei allen möglich: äußere nnd innere Gründe ließen dies oft nicht zu, oft war es zum Besten des Verfassers wie des Verlegers, wenn ein Buch un besprochen blieb; war es aber einmal geboten, ein scharfes Wort zu sagen, so sind cs in den meisten Fällen die Schriftsteller gewesen, die ihre groben Briefe nicht unfrankiert ließen. Ich habe diese Zeug nisse einer überkochenden Künstlerscelc stets in den Papierkorb fallen lassen, bin den Kollegen aber niemals böse gewesen, da ich mir nicht sicher war, ob ich nicht gegebenen Falls ebenso töricht gehandelt hätte, anstatt dem Ratschlag des weisen Orenstjerna zu folgen: »Mein Sohn, schreib' keine Briefe!« Dr. A r t h u r O b st.
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