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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.09.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-09-26
- Erscheinungsdatum
- 26.09.1916
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- Deutsch
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.V 224, 26. September 1SI6. Redaktioneller Teil. Ghmnasialbildung haben, ob sie Besitzer der Einjährigen-Zeug-! nisses sind, ob sie nur eine Volksschule durchlaufen haben, — kurz kein Lehrling im Berufe dürfte von dem Besuche dieser Sonderklassen, vom Besuche dieser Fachunterrichts befreit wer den, — nur durch Ausdehnung dieses Unterrichts auf den ge samten Jungbuchhandel kann sich dieser heilsame Einfluß gel tend machen, kann er zur Wirkung kommen. Selbst der junge Mann, der sich 2—3 Semester dem Hochschulstudium widmete, hat keine Fachausbildung! Ich lebe seit 43 Jahren in der Universitätsstadt und habe gerade hierüber reichliche Er fahrung gesammelt! Der Betrieb unseres Berufs erfordert neben feiner rein kaufmännischen Kenntnisse eine ganze Menge sachliches Wissen, das eben zur Hebung des ganzen Berufs und der sicheren Erzielung größerer wirtschaftlicher Erfolge von allen Arbeitern des Berufs — von untergeordneten Schreib- und Packhilfen abgesehen — erworben werden muß! Diejenigen Besitzer eines Geschäfts, die das Glück haben, fachlich tüchtig vorgebildete Angestellte zu Mitarbeitern zu haben, werden mir uneingeschränkt recht geben, — die Zahl solcher Vorgebildeten zum Nutzen und Heile unseres Berufs zu vermehren, ist die letzte Absicht der Anregung! Aus dieser Hebung des gesamten Standes ergibt sich dann auch eine viel tiefere Arbeitsmöglichkeit des geplanten Buch handelsamtes ! Wie viele kleine Fragen und Dinge, die an rich tiger Stelle gesammelt und zu einem Gesamtbilde verarbeitet werden sollen, werden durch die höheren Kenntnisse aller Mit arbeiter vor Untergang und Verschwinden bewahrt! Die Aus künfte, die das Amt zur Begründung einer Angelegenheit und deren Durchführung einfordert, können ganz anders und ausgie biger erteilt werden, wenn durch die Heranziehung der Mitarbeiter zur Abgabe einer Meinung seitens der Geschäftsinhaber reiche Erfahrungen, Arbeitserlebnisfe und Beobachtungen zum Nutzen des Ganzen gesammelt werden können. Dazu aber bedarf man eines fachlich gründlich und tüchtig vorgebildeien Mitarbeiter standes, — fachlich vorgebildet immer wieder im Sinne der vor stehenden Ausführungen verstanden. Den umgekehrten Nutzen des Amtes für die Ausbildung des Nachwuchses selbst hat schon Illing in seinen Ausführungen klargelegt. Es würde also das neue Amt neben seinen großen wirtschaftlichen Berufsfragen durch die Bekanntgabe seiner Erfolge in jenen Sonder-Fach- klassen nach der Bildungsseite hin ganz Bedeutendes leisten und auch hier seine wertvolle Aufgabe erfüllen. Meine Absicht war, die einmal angeregte Frage der theo retischen Ausbildung des Lehrlings durch einen Beitrag im Flusse zu erhalten. Wenn sich eine Anzahl von Geschäftsinhabern, die Lehrlinge ausbilden, ernstlich mit dieser Frage beschäftigen würde, so ist es für mich gar kein Zweifel, daß sehr bald auch Stimmen für Durchführung der gegebenen Anregung zu ver nehmen wären oder Vorschläge zu einer anderweitigen durchaus nötigen Regelung der Aus- und Weiterbildung unseres Nach wuchses auftauchen würden. Eines aber sollte verhindert werden, daß nämlich die Erörterung dieser so ungemein be deutungsvollen Angelegenheit wieder im Sande verläuft. Es wäre ein Glück, wenn sich Männer finden würden, die für die Wetterführung dieser für die Entwicklung unseres Berufs hoch- 'wichtigen Sache mit voller Kraft einträten. Jedenfalls möchte ich hier an den verehr!. Vorstand des Börsenvereins die eingehende und dringliche Bitte richten, er möchte sich dieser Frage erneut an- uehmcn und auch für geeignete Maßnahmen Sorge tragen, daß rechtzeitig für die fachwissenschastliche Ausbildung unseres Nachwuchses ausgiebige Einrichtungen getroffen werden, damit der Gesamtbuchhandel nach dem Kriege seinen weit höheren und schwierigeren Aufgaben gewachsen bleibt und dadurch bald wieder zu höherer Blüte und größeren wirtschaftlichen Erfolgen geführt werde! Diesem Ziele dürfen keine Schwierigkeiten, als scheinbar unüberwindlich, im Wege stehen, sobald der ernste, feste Wille mit ausreichenden Kräften an deren Beseitigung herantritt! Eine Arbeit — des Dankes des ganzen Standes gewiß! Meine Beziehungen zu Buch und Buchhändlern. Eine Halbjahrhundcrt-Betrachtung. (Zum 50. Geburtstage Julius Havemanns, 1. O k t. 1 9 1 6.) Wer auf 50 Lebensjahre zurückblickeu kann und von früh auf in den Büchern seine besten Freunde schätzen gelernt hat, der hat schon aus diesem Grunde mancherlei über das Buch zu sagen. Mein ältester Schatz, mein eigen seit dem Jahre 1872, ein Buch mit Illustrationen von Oskar Plctsch, ist mir noch heute eine Quelle der Freude. Es sind ja diejenigen Nettigkeiten des Lebens darin ausgezeichnet, mit denen man dadurch nun am längsten vertraut ist. Wieviel Erleben im stillen aber ist mir seit diesen frühen Tagen aus den bedruckten Seiten zugcflossen! Mochte noch so viel Schönes auf den Weihnachts tischen der Kinderjahre gelegen haben, das Buch blieb doch immer dasjenige Geschenk, das erst die lebendige Poesie in diese stimmungs vollen Abende hineinbrachtc. Und von daher zog sich die bunte Lichter kette ununterbrochen herüber bis in diese späte Stunde. Ich habe meiner besonderen Anlage nach weit mehr aus den kleinen Heften der Neclamschen Universal-Bibliothek und später aus den Ausgaben von Hesse L Becker, Quelle K Meyer, Göschen oder Teubner — und wie sie alle heißen — gelernt, als auf den Schulen und Universitäten. Nur was das Leben selbst mir zubrachte, hält dem die Wage. Aber wie hätte selbst dieses recht gewertet nnd getragen werden können ohne jenes? Es hat einmal eine trübe Zeit für mich gegeben, wo ich mich eines größten Teiles meiner Bibliothek cntäußern mußte; aber je Heller sie wieder ward, um so schneller wuchs auch der Bücherschatz wieder. Denn mir ward nie wohl bei geliehenen Büchern. Von Freunden leihe ich schon grundsätzlich keine; aber auch aus öffentlichen Bibliotheken hole ich mir nur für mich unerschwinglich teure Werke oder solche, in denen ich nur Kleinigkeiten nachschlagen will. Ich glaube wohl, ich habe nicht so viele moderne Sachen gelesen, wie es löblich wäre; dafür besitze ich aber auch meine eigenen Bücher gründ lich. Sogar die, welche ich besprochen habe, was ich wenigstens von meinen Kritikern aus Achtung vor ihren geistigen Fähigkeiten keines wegs immer behaupten möchte. Um so mehr mußte es mich betrüben, daß, während die anderen bei mir mittels des Buches stets dankbarste Aufnahme fanden, mir der Weg mittels des Buches zu den anderen nicht eben leicht gemacht wurde. Der Mittler ist hier wie dort der Buchhändler, und so war es zunächst dieser, an den ich mich zu wenden hatte. Aber wollten zuerst die Verleger nichts von mir wissen, so waren es später, als sich einige von diesen endlich meiner angenommen hatten, die heute nur allzu oft grämlich dreinschaucnden Herreu vom Sortiment, die die Konservativen machten und behaupteten, ich hätte gestern nicht existiert, folglich könnte ich auch heute nicht existieren. Besonders tun sich in dieser Hinsicht natürlich die älteren in meiner lieben Vater stadt hervor, bei denen ich noch Schulbücher gekauft habe und die es anscheinend unerhört finden, daß ich ihnen zumuten will, meine eigenen Geisteserzeugnisse neben denen von Ploetz oder Schiller in ihren Bücher borden zu dulden. — 50 Jahre? — Was sind 50 Jahre in der Zeitlosig- keit manch eines Lübecker Buchladens. Jahrzehnte stürmen da draußen über einen hin, und wenn man wieder einmal in so einem Stapelplatz des Geistes nachschaut, steht derselbe Mann wieder da — man weiß nur nicht, ist cs der Urenkel oder der Urgroßpapa. Nun, unter diesen Umständen ist es nicht zu verwundern, daß bis zur Stunde über den dritten Faktor ini Buchhandel, daß über das Publikum und seine Stel lungnahme zu meinem Schaffen noch immer nichts Rechtes zu sagen ist. Was nun die Herren Verleger anlangt, so hat mein erster dafür gesorgt, daß ich um Gottes und Neclams willen nicht darauf verfiel, alle für Engel anznsehcn. Der zweite, dritte, vierte und fünfte aber mußten dann schon ein Übriges tun, um mich zu überzeugen, daß auch keineswegs alle Teufel sind. Sie haben mich überzeugt. Uber den einen Sünder ist zu sagen, daß ich wohl zuweilen gewaltige Ncklame-Po- saunenstöße höre, die gegen die Mauern um die Behausungen der Brüder vom gleichgültigen Leben anbrandcn, wie weiland die des Josua gegen Jericho, und die mir die Gewißheit geben: auch mein erster Verleger lebt noch, noch hat der finstere Orkus ihn nicht ver schlungen. Aber nicht ich bin es, für dessen Werk er sich so beredt ins Zeug legt. Wir andern — ich meine mich und meine freundlicheren Ver leger — haben also, wie gesagt, noch unsere liebe Not mit dem Publi kum und dem Sortiment. Ich war nie darauf bedacht, meinen Büchern einen Marktwert von Bedeutung zu geben. Mir kam cs nur auf den Kunstwerk an. Doch hörte ich sagen, es könnten auch Bücher von Kunstwerk ihr Publikum finden. Aber das Sortiment hält cs nurr einmal vielfach mit dem Marktwert. Ich bin so unverfroren, dies ein wenig traurig zu finden. Doch da läßt sich nichts machen. W<mig- I stens von uns ans nicht. Vielleicht bringt auch hier der Krieg, der 1239
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