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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1916
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- Deutsch
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Börsmdlatt s. d. Dpchn. BuWandei. Redaktioneller Teil. pik 227, 29. September 1916. schon angenommen haben, unmöglich. Aus dem »Wegweiser sür das werktätige Volk« liegt mir zufälligerweise ein Heft vor von Privatdozcnt vr. L. Bergsträßer: Grundbegriffe der auswärtigen Politik, das an klarer, deutlicher, einem jeden ver ständlicher Darstellung nicht das geringste zu wünschen übrig läßt. Ich möchte außerdem noch Hinweisen auf die Sammlung »Deutsche Reden in schwerer Zeit«, die von ersten wissenschaftlichen Vertretern aller Fakultäten im Austrage der »Zentralstelle für Volkswohlfahrt« und des »Ver eins für volkstümliche Kurse von Berliner Hochschullehrern« ge halten worden sind und in den verschiedensten Gegenden Berlins Zehntausende von Zuhörern aus allen Kreisen gefunden haben. Fast lein Gebiet ist in diesen Schriften, die sich durch klare, volks tümliche, leichtverständliche Ausdrucksweisc auszeichncn, unbe rücksichtigt geblieben. Den erhobenen Vorwurf, daß derartige Schriften zu lang und zu teuer seien, muß der Buchhandel zurück weisen, zu einer Zeit, wo sich die Verleger an Billigkeit, trotz guter Ausstattung, zu überbieten suchen. Selbst der Fach mann staunt oft, wie es nur möglich gemacht werden kann, diese Sammlungen für einen geradezu spottbilligen Preis auf den Markt zu bringen. Nicht nur die seit Kriegsausbruch entstande nen Sammlungen und Einzelneuerscheinungen erfüllen die ge stellte Aufgabe in hohem Matze, sondern fast mehr noch die schon früher erschienenen Ausgaben, z. B. »Aus Natur und Gei steswelt«, »Wissenschaft und Bildung«, »Sammlung Göschen« und »Sammlung Kösel« und zuletzt und nicht am wenigsten Reclams Universalbibliothek, die alle in hervor ragender Weise den neuzeitlichen Ansprüchen zu genügen suchen und ihr Programm gerade auf die von Richard Hahn erhobenen Forderungen eingestellt haben. Es gibt einfach kein Gebiet, was in diesen Sammlungen nicht behandelt ist, und zwar in durchaus klarer, verständlicher, umfassender und ein gehender Weise. Ob es zutrifft, was Richard Hahn Weiler sagt, daß gerade unsere Feldgrauen, die am meisten Anspruch auf eingehende Darstellung aller neuen zeitlichen Fragen haben, wenig oder gar nicht darüber Bescheid wissen, muß bezweifelt werden. Was zu den beiden Reichsbuchwochen hinausgegangen ist, was die Verleger alle seinerzeit kostenlos zur Verfügung stellten, was tag täglich in Feldpostpakcten an die Fronten, in die Etappen, in die Lazarette an Büchern gesandt wird, das ist nicht nur Unter- haltungsliteratur, sondern betrifft alle Wissensgebiete. Daß hier bei Broschüren über die angegebenen Fragen wenigstens volks wirtschaftlicher und geschichtlicher Art mitenthalten sind, dürsten am besten die Sortimentsbuchhandlungen wissen, da sich mancher im Vorübergchen eine derartige Broschüre mitnimmt, um sie sei nem Paketchen beizufügen. »Aber nicht allein aus Anlaß des Krieges tun uns Bolksschristcn über die Zeitfragen des öffentlichen Lebens not. Eine der wichtig sten Lehren des Weltkrieges ist ja die, daß der Staat als solcher in allen Lebensfragen des deutschen Volkes führend nnb ordnend cin- treken mutz. Schon früher ist durch Einstellung der Bürgerknnde in den Lehrplan der Schulen das Recht und die Pflicht des Staates anerkannt worden, die künftigen Staatsbürger über die Grundlagen des politischen und wirtschaftlichen Lebens zu belehren. Von allen Seiten wird seht eine Ausdehnung dieses Unterrichts gefordert. Für die Volksschulen und Fortbildungsschulen wird sic nur in mäßigem Umfange möglich sein. Bei ihnen endet leider der Unterricht zu einer Zeit, in welcher die Schüler das nötige Interesse und das volle Verständnis für diese Dinge noch nicht recht haben. So ist es eine wichtige Aufgabe der Allgemeinheit — in erster Linie des Staates und, wenn er versagt, seiner vaterländisch ge sinnten Bürger,—, die große Menge unseres Volkes, welche nur Volksschulbilinlng besitzt, weiterhin dauernd durch Volksschriftcn über alle wichtigen Zcitfragen des öffentlichen Lebens zu belehren.-- Bahnbrechend und Richtung weisend ist hier der preußische Staat schon vorangegangen, indem das Kgl. Preußische Landesge werbeamt für Fach- und Fortbildungsschulen »Die staatsbürger lichen Belehrungen in der Kriegszeit« herausgegeben hat, ein Werk, das fast zum Selbstkostenpreis in nahezu 40 OVO Exem plaren nicht nur in den Fach- und Fortbildungsschulen, sondern auch in den anderen Schulen eingeführt worden ist. Als be sondere Eigentümlichkeit dieses Buches sei hervorgehoben, 1250 daß die einzelnen Abschnitte sür sich käuflich sind, und zwar für 20—30 Pf. Das staatsbürgerliche Lesebuch von Sohnrch und Lembke, das dieselben Ziele verfolgt, um aus der großen Zahl der Lehrbücher nur zwei herauszugreifen, hat ebenfalls eine große Verbreitung gefunden. In denSchulunterrichtStaaisbllrger- künde mit aufzunehmen, ist eine alte Forderung der Pädagogen, deren Ausführung nunmehr gesichert scheint. Naturgemäß darf der Unterricht keine Erschwerung und Vermehrung dadurch er fahren, sondern der neue Unterrichtsgegenstand hat sich in den bestehenden Lehrplan ohne weiteres einzufügen. Die Wichtig keit, gerade die der Volksschule Entwachsenen mit den volks wirtschaftlichen Fragen vertraut zu machen, hat das König!. Lan desgewerbeamt erkannt und die entsprechenden Schrille getan. Ob aber die große Menge sich weiterhin durch Volksschriften in der angegebenen Art über alle wichtigen Zeitfragen des öffent lichen Lebens belehren lassen will, ist mindestens zweifelhaft. Eine derartige Belehrung läßt sich am besten durch allge meinverständliche Vorträge usw. erreichen. Maßgebend und von bahnbrechender Bedeutung sind hierfür die gewissermaßen eine Propaganda-Reise zu nennenden Vorträge, die Staatssekretär vr. Sols, als der dafür berufenste Fachmann, vor einiger Zeit in Deutschland gehalten hat, um für Verbreitung kolonialer Be strebungen den Boden zu beackern. Die Hahnschen Ausführungen gipfeln in den Worten, die den Buchhändler am meisten angehen: »Die Ausführung des ganzen Werkes ist wohl so zu denken, daß nach außen ei» buchhändlerisches Unternehmen vorliegt, für dessen Kosten opferwillige Volksfreunbe die Mittel zur Verfügung stellen, und daß ein Ausschuß geeigneter Personen den Plan ausarbeitet und das Unternehmen leitet. Nachdem die Schulen schon jetzt darauf hingewiesen sind, den Weltkrieg im Unterricht möglichst mit zu be rücksichtigen, werden die Hefte sür sie sehr willkommen sein. In erster Linie sind aber unsere Soldaten zu bedenken. Die Hefte müßten für die Kasernen, Lazarette und Unterstände ldurch das Note Kreuz usw.) unentgeltlich abgegeben werden und besonders wichtige an die Feldgrauen auch nach dem Kriege als Andenken un entgeltlich verteilt werden.-- So gern der deutsche Verleger derartige Bestrebungen un terstützt, so gern der Buchhändler dem Bildungsideal gegenüber in vieler Beziehung die kaufmännische Auffassung seines Be- rufs zurückstellt, so muß doch aus die durch ein derartiges Vor gehen leicht entstehenden Schäden beizeiten hingewiesen werden. Wenn die geplanten Flugschriften überall an jeden Interessenten unentgeltlich abgegeben werden, so ist das mit schweren wirt schaftlichen Schäden für den Buchhandel verknüpft. Es ist zur Genüge bekannt, daß der Buchhandel opferwillig Hünderttausende von Schriften unfern Kämpfern zur Verfügung gestellt hat. Wollte man irgend einen andern kaufmännischen Zweig zu einer kosten losen Hergabe seiner Erzeugnisse veranlassen, so würde man an dem gesunden Verstände des Betreffenden zweifeln. Es mutz dem Publikum und auch den Feldgrauen doch einmal, und zwar recht bald schon, klar gemacht werden, daß auch das Buch, und sei cs noch so geringen Umfangs, eine Ware ist, die Herstellungs kosten verursacht hat und sür Geld, wie jede andere, käuflich ist. Wenn auch opferwillige Volksfreunde die Mittel zur Ver fügung stellen sollten, so leidet dennoch das Ansehen des Buches und ded Broschüre in den weiten Kreisen des Volkes, denn cs ist eine bekannte Tatsache, daß das, was nichts kostet, auch nicht geachtet wird. Leicht schließt man dann in diesen Kreisen, die doch in erster Linie für die Verteilung der Volksschriften in Betracht kommen sollen, auf die gesamten übrigen buchhändle rischen Erzeugnisse. Der Plan, im Interesse der Volksbildung das Unternehmen sogar auch nach dem Kriege dauernd fortzu setzen, damit alle Kreise unseres Volkes in Fortführung der staatsbürgerlichen Erziehung jederzeit in der Lage seien, sich über alle wichtigen Zeitfragen sachlich zu unterrichten, würde die angegebenen Schäden nur vergrößern. Zuzustimmen ist Richard Hahn, daß es bei uns leider immer noch zu wenig bekannt ist, welche Unmassen von lügnerischen Schriften zur Aufhetzung gegen uns im feindlichen wie im neu tralen Auslände mit einem erstaunlichen Aufwande von Kräf ten und Geld verbreitet werden. Daß ein Gegenkampf mit die-
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