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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1916
- Strukturtyp
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- Band
- 1916-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 230, 3. Oktober 1916. »Ich werde den Vorzug haben«, unterbrach der Hausherr die stille Kritik, »zu erfahren, was mir die Ehre Ihres Besuches verschafft.« »Gewiß. Ich bitte Sie um Ihren Frack.« »Um meinen Frack? —« Er staunte den Besucher an. »Ja! Um Ihren Frack. — Ich brauche ihn. Ich habe keinen. Und ich muß heute in Gesellschaft gehen und einen Vortrag halten.- »Ja, aber « »Sagen Sie nicht, ,aber'. — — Ich wünsche dann noch Ihren Pelz und Ihre Handschuhe. Und auch das Halstuch. Das Fußzeug werde ich mir wo anders geben lassen. Sie haben zu große Fuße.« . »Herrr! — In des Dreiteufels Namen « »Bitte, werden Sie nicht heftig. Sie verletzen dadurch die Gebote einer Kultur, die Sie sich ja anscheinend mit Erfolg in Ihrer Umgebung herangeziichtet haben.« Der Villenbesitzer ballte beide Fäuste. » Auch diese Bewegung ist unschön. Neulich war ich mit Ihnen in einer Gesellschaft zusammen. Sie haben mich nicht gesehen. Ich weiß. Aber ich habe mit Entzücken bemerkt, welchen veredelnden Einfluß Ihre Frau Gemahlin ans Sie ausübt. Sie gestikulierten sehr lebhaft mit den Armen und Händen: einmal sogar mit den Beinen. Da traf Sie ein sprechender Blick Ihrer Frau Gemahlin, die, wie ich nachher erfahren durfte, bei einem ehemaligen Schauspieler Anschau ungsunterricht für die Ästhetik der Geste nimmt. Und von da ab sprachen Sie nur noch mit dem Munde. Und das genügt auch hier. — Indessen: wir schweifen ab. Ich bitte also um den Frack, den Pelz, das Halstuch — « Da fuhr die geballte Faust auf die Tischplatte herab. »Herrr! — Ist es ein Spaß? Oder sind Sie ?« Der Besucher sah ihn erstaunt au. »Ja, wie denn? Höre ich recht. Sie wollen nicht? — —« »Nein!! überhaupt « »Sie wollen nicht?« »Nein! - sage ich«, schrie jetzt der Kulturmensch. Da erhob sich Herr Schäfer langsam. »Sie wollen mir nicht Ihren Frack geben: und das andere; — — aber Sie entblödcn sich nicht, mich geistig anznschnorren? Das Buch, das Sie da lesen und das ich geschrieben habe, das hat mich ein Jahr tiefer Arbeit ge kostet und eine große Zahl kalter Nächte, die ich nur überstehen konnte, weil mein Herz zur Arbeit heiß war und mein Gehirn von der Arbeit glühend wurde. - Würden Sie sich diesen Wandteppich ins Haus bringen lassen, mu der Erklärung, Sie wollten ihn aber nicht be zahlen? — Wenn Sie Gäste haben, würden Sie dem Händler mit Delikatessen sagen, Sie wollten Ware haben; aber bezahlen, nein, das wollten Sie nicht? — Oder dem Weinhändler? — — Aber die weit höhere Arbeit, das Ergebnis tiefsten menschlichen Wühleus, das wollen Sie mir nicht bezahlen? Da werden Sic plötzlich zum Schnorrer? Da verläßt Sie alle Kultur und auch alles Pflichtgefühl? Wie kommen Sic dazu, mich zu bestehlen! — Jawohl: Bestehlen! Diebstahl, mein Herr. Und sehen Sie: Das ist das Genieinste a» Ihrem Diebstahl: Sie vollführen ihn, weil Sie dabei anonym bleiben. Ano nym! - Dieser verächtlichste aller Begriffe. — — Der Weinhändler weiß, wem er liefert. Und Ihr Schuster weiß es auch. Und der Mann, der Ihnen nicht nach Ihrem, sondern nach seinem Ge schmack - diesen Kasten hierher gestellt hat, der weiß es auch. Aber der Dichter und Schriftsteller, ach, ivas weiß der davon, wer alles ihn bestiehlt. Und wie soll er es erfahren! - « »Hier sind die sechs Mark, die das Buch kostet.« Dem Villenbesitzer liefen die Schweißtropfen über die Stirn. Herr Schäfer schob das Geld zurück. »Das ist nicht der Sinn der Sache. Ich habe Ver ständnis erhofft und finde einen Marktpreis. Sie sind ein Banause, mein Herr; und wenn Sie überkochen, erhalten Sic die Gefühls- rtchtnng für das Korrekte. — — Von Ihnen gehe ich zu einem, der jeden Abend im Wirtshaus sitzt und einen halben Taler verzehrt. Dabei frißt er natürlich die schönste Zeit seines Lebens hinunter. Aber er hat kein einziges Buch im Haus. »Literatur«, sagt er, »genieße ich grundsätzlich ans Pump.« Der nennt das »auf Pump«, dieses Lesen ohne jede Gegenleistung. — Und nun will ich Ihnen etwas sagen — , aber anstatt daß er etwas sagte, wurden seine Augen immer größer, und zuletzt hatte der Villenbesitzer das Gefühl, als ob ihm dicht vor dem Gesicht zwei Automobiklaternen funkelten, und dann hörte er auch noch den tiefen schweren Ton seiner Hupe — und wachte in Schweiß gebadet auf. — Madame war soeben angekommen. Na? — Männe? — Ich hab's mir doch lieber von Emily ge holt. Du nimmst das Buch am Ende nach dem Geschäft mit. Und unterwegs wird es gelesen, und ich kann dann immer warten.« Er stand auf. »Hör' mal, mein Frauchen, Die Sache wollen wir anders anfasscn.« Und nun erzählte er ihr seinen Traum. »Nun? Und?« »Jetzt wird das Buch gekauft.« Was kostet es denn? — Sechs Mark? so? — Und dann liegt > es immer herum und im Wege. Wenn man's doch erst einmal gelesen hat. — Ich denke, von einem Traum — — —« »Nein, die Geschichte ist mir doch etwas zu nahe gegangen .« »Ach was! — Heute, ja. — Das gibt sich wieder. Wer wird sich überhaupt so von einem Traum bestimmen lassen. — Und Ihr sprecht immer über uns Frauen. — Sieh mal, wenn's ihm wirklich nicht be sonders geht, dann braucht er ja nur zu unseren Veranstaltungen zu kommen. Die sind doch häufig genug. Zu unseren Matinees. In einer Woche manchmal drei oder vier. Oder zu den Feifoklock. Da ist doch wirklich immer reichlich. Da wird leicht noch einer mehr satt, lind dazu sind sie ja auch da!« Kleine Mitteilungen. Der Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein ladet seine Mitglieder zu einer Versammlung auf Mittwoch, den 4. Oktober 1916 abends 8 Uhr nach dem Patriotischen Keller ein. Auf die Tagesordnung sind nachfolgende Punkte gesetzt worden: 1. Mitteilungen des Vorstandes. — 2. Besprechung über Aufhebung des Kunöen-Skontos. — 3. Lehr lingsausbildung. — 4. Warenumsatzstempel. — 6. Verschiedenes. Jubiläen. — Auf ein 50jähriges Bestehen konnte am 1. Oktober Wallmann ' s Versicherungs-Zeitschrift zurückblicken, die in Wallmann's Verlag und Buchdruckerei in Ber lin-Lankwitz erscheint. Sie wurde von vr. für. Fr. Wallmanu zunächst im Selbstverlag unter anderem Titel herausgegebcn und hat ihren jetzigen Namen erst 1874 erhalten. An der Entwicklung der Versicherungswissenschaft hat die Jubilarin großen Anteil, da sie ihr Augenmerk auf alles gerichtet hält, was zur Versicherung in irgend welcher Beziehung steht. Sie kann daher mit Befriedigung auf die ersten 50 Jahre ihres Bestehens zurückblickcn. In der Jubiläumsnotiz betr. die Verlagsbuchhandlung der Homöopathischen C e n t r a l - A p o t h e k e Or. Willmar Schwabe in Leipzig in Nr. 228 d. Bl. bitten wir zu berichtigen, daß die Auflage der Leipziger populären Zeitschrift für Homöopathie 20 000 Exemplare beträgt. Die nächste Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure wird am 27. November in Berlin stattfindcn. Personaliiachrii-len. Jubiläum. - Nm 30. September feierte die Langenscheidtsche Ver lagsbuchhandlung (Prof. G. Langenscheidt) in Berlin-Schöneberg wie derum das fünfundzwanzigjährige Geschäftsjubilüum eines bewährten Mitarbeiters. Herr Karl Blattner, der Leiter der Drucklegungs warte und Verfasser verschiedener sprachwissenschaftlicher Werke, be gann vor 25 Jahren seine Tätigkeit am großen englischen Wörter buche von Muret-Sanders. Er vollendete die russischen Unterrichts briefe nach der Methode Toussaint-Langenscheidt und verfaßte das russische Taschenwörterbuch sowie verschiedene andere Werke des Ver lages. Von der Geschäftsleitung und den Angestellten ivnrden dem Jubilar die üblichen Ehrengaben nud Glückwünsche zuteil. Gestorben: am 26. September Herr E r n st Friedrich K atzer - seit 1881 Inhaber der Buch- und Autiqnariatshandluug Fr. Katzer in Dresden, im Alter von 67 Jahren; ferner an einer am 25. September durch Fliegerbombe erhaltenen schweren Verwundung, im 24. Lebensjahr, Herr Friedrich Wilhelm Neuther, Gefreiter in einem Infanterie-Regi ment, Inhaber der Fricdrich-Angust-Medaille, ein strebsamer Mitarbeiter des Hauses K. F. Koehler in Leipzig. Otto Warschauer -f. - Am 30. September ist in Berlin der or dentliche Professor der Staatswissenschaftcn an der dortigen Universität l)r. Otto Warschauer im Alter von 63 Jahren einem Herzschlag erlegen. Er galt als eine Autorität auf dem Gebiete des Finanzwesens, dem auch die Mehrzahl seiner Schriften gewidmet ist. Hervorgehoben seien »Die Reor ganisation des Anfsichtsratswesens in Deutschland« (1902), »Physiologie der deutschen Banken« (1903), »Die banktechnische Aus bildung der Juristen« (1908), »Zur Entwicklungsgeschichte des deut schen Sozialismus« (1909), »Lotteriestudien« (1912). Verantwortlicher Redakteur: EmilThomas. —- Verlag: Ter Börsen verein der Teutschcn Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlcrhauS. Druck: R a in ui L S e e m a n n. Sämtlich in Leipzig. — Adresse derNcdaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 sBnchhändlcrhaus). 1264
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