Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.10.1916
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- 1916-10-17
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- 17.10.1916
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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242, l7. Oktober 1916. Redaktioneller Teil. nung tragen muß. Aus diesem Grunde wird auch der Börsen- verein weit eher auf eine Ausgestaltung und Stärkung der Selbst verwaltung der Kreis- und Ortsbercine hinwirkcn, als darauf, sic in ihrer Aktionssreiheit zu beschränken. Wohl aber wird er sie in engere Verbindung mit einander bringen, mehr auf das Hinweisen müssen, was allen gemeinsam ist, damit immer deutlicher erkannt wird, daß diese Gemeinsamkeit der Interessen doch ungleich wichtiger ist als alle territorialen Verschiedenheiten. Ist uns nicht auch hier der Krieg insofern ein Lehrmeister, als er uns zeigt, daß eine Vereinheitlichung der Verwaltungsmaß- nahmen, soweit sie sich auf die großen Lebensinteressen unseres Volkes erstrecken, unbeschadet der Souveränität der einzelnen Bundesstaaten, ein Ziel aufs innigste zu wünschen wäre? Sind diese territorialen Unterschiede tatsächlich so bedeutend, daß — um nur einen Fall herauszugreifen — die Abschaffung des Kun denrabatts in dem einen Kreisbercin als eine unbedingte Not wendigkeit anerkannt und durchgeführt wird, während sich die Mitglieder anderer Vereine lieber zu Tode zappeln, ehe sie sich zu gleichem Tun entschließen? So außerordentlich verdienstvoll auch die Tätigkeit des Ver bandsvorstandes, namentlich unter der Leitung Pragers, ist, so will es uns doch scheinen, als künde sich eine Zeit an, in der die natürliche Entwicklung der Dinge auf den Vorstand des Börsendereins als die gegebene Führung der Kreis- und Orts- vcreinc Hinweise. Wie sehr der gegenwärtige Verbandsvorsland es verstanden hat und immer wieder versteht, die Tagungen des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine zu einer lebendig sprudelnden Quelle beruflicher Anregungen und Belehrungen zu machen, zeigt auch das Programm der Versammlung der Vor sitzenden der Kreis- und Ortsvereine, die für den 21. und 22. Ok tober nach Goslar einberufen worden ist. Hier in der alten Kaiserpfalz, die in einer längst verklungenen Zeit zur Hauptstadt des Deutschen Reiches ausersehen war, werden sich wie schon im Vorjahre die Abgeordneten aller anerkannten Vereine des Bör senvereins mit dem Vorstande des Verbandes und des Börsen vereins zu gemeinsamen Beratungen zusammenfinden. Von einer allgemeinen Herbstversammlung hat der Vorstand ge glaubt, des Krieges wegen auch in diesem Jahre absehen zu müssen. Die Tagesordnung wird sich aus nachstehenden Punkten zusammensetzen, die erkennen lassen, daß kaum eine Frage, die in jüngster Zeit den Buchhandel beschäftigt hat, un berührt bleiben wird. 1. Besprechung über die zur Ostermesse 1917 erforderliche Neuwahl des Verbandsborstandes. — 2. Be sprechung über die Neuwahlen im Börsenverein Ostermesse 1917. - 3. Teuerungs-Zuschläge. — 4. Mitteilungen der Ver bände über Abschaffung des Kundenrabatts. — 5. Buchhandels und Werbeamt. — 6. Der neue Waren-Umsatz-Stempel. (Bericht erstatter: Herr O. Schuchardt. — 7. Anfragen und Anregungen aus den Kreis- und Ortsvereinen. Von allen Verhandlungsgegenständen wird wahrscheinlich der Teuerungs-Zuschlag das Hauptinteresse in Anspruch nehmen, schon weil in dieser Frage die ganze berufliche Not der gegen wärtigen Zeit eingeschlossen ist. Sie ist auch deswegen die wich tigste, weil sie auf das engste mit allen anderen Berufssragen zusammenhängt, besonders mit jenen Forderungen und Wünschen, die an den Buchhandel nach dem Kriege herantreten werden. Dazu wird in erster Linie auch die Forderung einer besseren Bezahlung der Angestellten unseres Berufs gehören, die ange sichts der so ungemein verteuerten Lebenshaltung nicht mit dem Hinweise abgewehrt werden kann, daß auch die selbständigen Ge schäftsinhaber sich größte Beschränkung auferlegen müssen. Das Kapitel der Teuerungs-Zuschläge wird sich daher ganz von selbst in den Verhandlungen zur Rabattfrage auswachsen, so daß auch die Forderung der Gewährung eines höheren Durchschnitts rabatts auf wissenschaftliche Literatur wieder erhoben werden wird. Denn man wird sie bei aller Wertschätzung der Meinung des Herrn l)r. Ruprecht nicht mit dem Hinweise als erledigt ansehen können, daß eine Rabatterhöhung unmöglich sei, sobald nachge wiesen werden kann, erstens, daß die Spesen des Sortiments bei Bezug und Verwendung für wissenschaftliche Literatur die an gegebene Höhe erreichen, und zweitens, daß das Sortiment für den rationellen Vertrieb dieser Literatur nicht zu entbehren ist. Kann der eben erwähnte Nachweis geführt werden, so würde die volkswirtschaftlich durchaus richtige An schauung, daß jede Rabatterhöhung eine Vermehrung der Kon kurrenz im Gefolge habe, ihre Schrecknisse verlieren, da es, ab gesehen von dem geringen Anreiz, wie er in der geforderten Er höhung liegt, Sache des Verlegers wäre, Sorge zu tragen, daß der Auchbuchhandcl von der Vergünstigung ungeschmälerten Ra batts (auch im Falle des Bezugs durch den Zwischenhandel) aus geschlossen wäre. Zunächst wird man allerdings die Bahn durch Abschaffung des Kundcnrabatts sreimachen müssen, da keinem Verleger eine Erhöhung des Rabatts zugemutet werden kann, solange das Sortiment noch in der Lage ist, von dem bisher ge währte» Verdienst einen Teil an das Publikum abzugeben. Auch darüber soll ja in der Versammlung Bericht erstattet werde». Bei dieser Gelegenheit möchten wir jedoch eindringlich davor warnen, daß das Sortiment aus eigener Machtvollkommenheit zur Er hebung von Teucrungszuschlägen schreitet, wie das allerdings nur in ganz vereinzelten Fällen geschehen ist. Schon hat in einer ostpreußischen Stadt das Publikum diesem Verfahren ge genüber geglaubt, zur Selbsthilfe greifen zu müssen, und nicht immer wird es dem Börsenverein gelingen, die Gefahr zu be schwüren. Deshalb wird man nicht vergessen dürfen, daß, solange wir einen guten Ruf zu verlieren haben, die Ordnungen des Börsenvcrcius die feste Grundlage sowohl für den Verkehr der Buchhändler untereinander als auch im Verkehr mit dem Pu blikum bilden. Mit dem Buchhandels- und Wcrbeamt sowie denn Warenum- satzstempel haben wir uns in diesen Blättern so eingehend be schäftigt und werden daraus voraussichtlich noch so oft zurück kommen müssen, daß wir uns füglich heute ein Eingehen darauf ersparen können. Nur der Hoffnung möchten wir zum Schlüsse noch Ausdruck geben, daß die Versammlung in Goslar von der Erkenntnis getragen sein möge, daß alle Glieder des Börsenver eins fest zusammenstehen niüssen, um in gemeinsamer Arbeit die nach demKriege an uns herantretenden Aufgaben lösen zu können! Geschichtsfälschung in fremden Schulbüchern. Kam man in fremde Länder, nach Frankreich, England, Italien, Amerika nsw. vor dem Krieg, und hatte man Gelegenheit, die Geschichts- schnlbücher durchzusehen, die der Jugend des Landes die Weltgeschichte in unparteiischer Weise vorführen sollten, so war man geradezu über rascht, mit welcher Raffiniertheit, welcher bis ins Kleinste gehenden Sorgfalt das »corri^er 1a Fortune« zugunsten des eigenen Vater landes betrieben wurde, so daß nur ein Zerrbild der wirklichen Welt geschichte übrig blieb. Wir Deutschen sind nun einmal — man hat es auch in diesem Krieg gesehen — so angelegt, daß wir eigene Nieder lagen nicht in »Siege« umretouchicren, daß wir sie vielmehr ruhig im Bewußtsein unserer Stärke zugcbcn. Das geschieht sonst nirgends. Überall ist man ängstlich bemüht, der Heranwachsenden Jugend das eigene Vaterland im Strahlenglanz des Ruhmes zu zeigen, und zwar ans Kosten der Nachbarn, die entweder mit ein paar Worten kurz abgetan werden, oder, wenn sie »ewige Feinde« — wie mir zum Beispiel — sind, als Räuber, Plünderer, Fricdensbrecher usw. durch alle die Jahrhunderte hindurch vorgestcllt werden. Muß da nicht ein Kind schon in der Schule dieses Nachbarvolk, das in solch verzerrter Weise geschildert wird, hassen lernen? Beginnen wir mit den französischen Geschichtsbüchern, so fällt uns sofort auf, daß sie nicht in der ruhigen, trocknen Prosa der deutschen Bücher geschrieben sind, die unparteiisch nur Geschehenes berichten, son dern daß das ganze Buch einen ununterbrochenen Lobgesang auf die französische Nation darstellt, dem sich keine andere vergleichen kann. Phrasen und wieder Phrasen, an denen sich der Franzose so gern be rauscht. Was der sinnesvcrwandte Italiener »un Kol xosto« nennt. Dadurch ist in diese Bücher eine Lügen- und Phrascnhaftigkeit hincin- gekommcn, wie sie wohl kaum in anderen Geschichtsbüchern in solcher Vollendung gesunde» werden kann. Als Aufschrift könnte man setzen: 4^ tout68 168 §Ioire8 (lo Trance!, die bekannte Inschrift der Sicges- galerie in Versailles. Sehen wir uns die Sache näher an: Daß die Franzosen Karl den Großen als einen ihrer Helden reklamieren, ist nicht neu. Die fort währenden Angriffe der Franzosen während des Mittelalters au? das arme »heilige römische Reich deutscher Nation« sind unentwegt als Verteidigung dargcstellt, die Wegnahme des Elsasses, besonders Straßburgs nsw. unter Ludwig XIV. als Wiedcreinnahme verlorener Gebiete. Dieser Sonnenkönig erscheint natürlich ganz als strahlender Mehrer des Reiches, obwohl seine eigene Nation über ihn anderer 1311
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