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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1916
- Strukturtyp
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- 1916-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1916
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- Deutsch
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Nr. 245. Lenzt«. Freitag den 20. Oktober loio. tt es-17 M. statt IS M. SteUen^oluebe tvptden mit io pst pro ^ :: ssrm^,°s^ö M.° >0rMcht" ^ 83. Jahrgang. Redaktion Feldbuchhandlungen. Beobachtungen und Eindrücke. Wenn heute jemand auftreten wollte und sagen, er sei ge wissermaßen der »Vater« oder »Erfinder« der Feldbuchhand lungen, so könnte eine solche Behauptung nur auf Selbsttäu schung beruhen. Denn man kann Wohl der Vater eines Gedan kens oder einer Idee sein, nicht aber einer Einrichtung, die auf Selbstzeugung durch ein vorhandenes Bedürfnis beruht. Der Betreffende könnte für sich nur den Ruhm in Anspruch nehmen, der erste gewesen zu sein, der es in geeigneter Form zu befriedigen begonnen habe. Sv ist es mit dem Feldbuchhandel beschaffen. Ein Krieg wie der gegenwärtige, der unter Aufbietung solch gewaltiger, von der Heimat mehr oder weniger abgeschnit tener Menschenmassen geführt wird, erzeugt tausenderlei Be dürfnisse. Dabei ist es klar, daß die Nachfrage nach Tageszei- tungen und Zeitschriften viel eher einsetzte, als die nach dem Buche. Erst als bei überhandnahme des Stellungskrieges die Atempausen in den Kampfhandlungen größer wurden, meldete sich das Bedürfnis nach Zerstreuung und Belehrung durch das Buch. Unternehmer, die dafür die richtige Witterung halten und über die Mittel und Wege verfügten, in die Kampfzone zu gelangen, dort die Verhältnisse persönlich zu studieren und diesen ihre Organisation schnell und sicher anzupasscn, fanden einen fruchtbaren, wenn auch nicht leicht zu bearbeitenden Boden für ihre Tätigkeit. Denn die ersten Feldbuchhandlungen konnten sich nur aus kleinen Verhältnissen und unter nicht zu unterschätzen den Schwierigkeiten zu dem entwickeln, was man heute nach zwei Kriegsjahren unter ihnen versteht. In Ortschaften und Dörfern, die oft zum größten Teile durch Feuer zerstört waren, nisteten sich die Buchhändler mit der ihnen eigenen Hartnäckig keit ein, meist in sehr bescheidenen Räumlichkeiten, die kaum eine Auslage gestatteten. Der Verkauf wurde meistens von ver wundet gewesenen oder anderen schonungsbedürftigen Soldaten, die häufig im Ztvilberuf Buchhändler waren oder dem Buch handel nahestanden, ausgeübt. Unter den Firmen, die sich in dieser Art zuerst mit dem Bücher- und Zeitungsverkauf im Felde beschäftigten, seien die Firmen Georg Stille und Hermann Hillger in Berlin genannt. Obgleich die eine nicht zum »zünf tigen Sortiment« gehört, sondern einen reinen Verlagsbetrieb darstellt und deshalb oft zur Zielscheibe von Angriffen aus Sor timenterkreisen wurde, darf ihrem Inhaber doch nicht das Ver dienst abgesprochen werden, daß er schnell erkannt hatte, wo es fehlte und wie es gemacht werden mutzte, um große Heeresteile schnell und sicher mit Zeitungen und Büchern zu versorgen. Auch daß das Verhältnis zwischen der zuständigen Militärbehörde und dem Unternehmer ein Novum war und sich in Widerspruch setzte mit manchen herkömmlichen Gepflogenheiten im Buchhandel, fin det in der außerordentlichen Lage, die der Krieg geschaffen hatte, seine Erklärung. Daß eine Reihe Verleger als Feldbuchhändler angenommen wurde, spricht doch Wohl für ihre Eignung, die in erster Linie im Vorhandensein eines schnell und sicher arbeitenden Organisationstalents und einer großen, den eigenartigen Ver hältnissen entsprechenden und durch ausreichende Mittel unter stützten Anpassungsfähigkeit zu erblicken ist. Man glaube ja nicht etwa, daß unsere militärische Organisation diese Unter- eller Teil. nehmer frei schalten und walten ließe. Ihre Geschäfte in der Etappen- und Kampfzone müssen sich dem Organismus unseres Heeres einstigen und unterstehen militärischer Aufsicht und Kontrolle. Hierbei ist es nicht unsere Sache, zu untersuchen, ob und inwieweit die mit der Aussicht betrauten Persönlichkeiten mit der nötigen ilrteilsfähigkeit über Bücher und Buchhandel ausgestattet sind. Jedenfalls haben sie ihre Instruktionen, nach denen sie sich richten müssen. Dazu dürfte in erster Linie ge hören, den Verkauf schlechter oder minderwertiger Literatur zu verhüten. Das wird m. E. auch mit ganz geringen Ausnahmen erreicht. In einer größeren Anzahl von Feldbuchhandlungen des westlichen Kriegsschauplatzes, die ich persönlich besucht habe, fand ich nirgends ein Buch oder eine Schrift, die zur Beanstandung Anlaß gegeben hätten. Im Osten dürfte es kaum anders sein. Selbst wenn sich hier und da einmal eine Anzahl der berüchtigten »Romanpeclen« in die Marketendereien (die nicht mit den Feldbuchhandlungen ver wechselt werden dürfen) verirrt und dort den Zorn eines Schund- literaturfcindes erregt haben sollte, so ist das in den Augen eines Soldaten, auch wenn er, wie der Verfasser dieser Zeilen, Buch händler und an andere Lektüre gewöhnt ist, noch kein Unglück. Ich habe im Unterstand einige dieser Romanhefte selbst gelesen. Sie sind zwar literarisch gänzlich wertlos, aber gar nicht so schlimm, nur in ihrer Handlung stark an das Kinodrama er innernd. Worin liegt das Geheimnis, daß der-»Landser« ge wöhnlichen Schlages dieses Zeug sozusagen »frißt«? Handlung, Spannung, sogar Überspannung, keine Längen und keine Breiten in der Darstellung, billiger Preis, das ist alles. Gleichwohl bedaure ich lebhaft, daß das eigentliche Sorti ment so wenig im Armeebuchhandel vertreten ist. Es wäre ihm wohl zu gönnen gewesen, wenn es dadurch einen beschei denen Ausgleich für unvermeidliche, durch den Krieg veranlaßte Ausfälle erhallen hätte. Die Notwendigkeit, den Feldbuchhandel den einzelnen HeereSabtcilungen organisch einzugliedern, verbot die Aufteilung des Arbeitsfeldes an viele und auch kleinere Un ternehmer. Vielmehr mutzten Zentralen für ein Netz gleich artiger oder doch von einander nicht allzu verschiedener Ver kaufsstellen geschaffen werden, deren Betrieb von je einem Un ternehmer unter militärischer Aufsicht durchgeführt wurde. So kommt es, daß die Zahl der den Feldbuchhandel betreibenden Firmen eine verhältnismäßig geringe ist. Durch diese Zentrali sation wird der Militärbehörde eine Menge Arbeit erspart, eine Entlastung, deren Berechtigung angesichts der Vielheit ihrer Auf gaben eigentlich jedermann einleuchten müßte. Der Nachteil aber, den das Sortiment bei Vergebung der Fcldbnchhandlungen erlitten zu haben scheint, vermindert sich, je genauer man die Verkaufsstellen und ihre Betriebsart an- sicht. Ich möchte wirklich, die Herren kämen einmal heraus und sähen sich die Dinge im Operationsgebiet genauer an. Wenn sie etwa glauben sollten, Sortimente z. B. in der Größe, wie wir sie durchschnittlich in der Provinz besitzen, zu finden, so irren sie sich, von Ausnahmefällen natürlich abgesehen. Es gibt näm lich in den größeren, weiter von der Front abliegenden Etappen orten einzelne Feldbuchhandlungen, die, was Einrichtung und Vorräte anbetrisst, mittleren Sortimenten in Großstädten nichts nachgcben. Daß die dort angestellten Verkäufer sich die größte l32l
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