Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1916

256, 3. November 1316, Redaktioneller Teil, Haltung und Korrespondenz) werden im Winterhalbjahre zu einem M u st eriontor zusaminengefaßt. Die Übungen in demselben sollen eine Nachbil dung der buchhändlerischen Praxis darstellen. Sie zeigen das Jneinandergreifen der verschiedenen Arbeiten, wie Buchhaltung, Kalkulation, Korrespondenz, Vertrieb usw in einem mittleren Betriebe,' Die einzelnen Kontorposten (Buchhalter, Kassierer, Korrespondent, Expedient) werden unter die Schüler verteilt, die dann ihre Aufgabe möglichst selbständig zu erfüllen haben. Durch häufigen Wechsel erhält jeder Lernende Gelegenheit, sich auf den verschiedenen Posten zu betätigen. In dieser Art werden sowohl ein Verlags- als auch ein Sortimentsbetrieb dargestellt. Zur Ergänzung finden Besprechungen über schwierige Fragen der Praxis statt, Buchgewerbekunde, Lehrziel: Einführung in das deutsche Buchgewerbe, Lehrstoff: Die Geschichte des Buches, Die Entwicklung un serer Schriftzeichen, Das Papier und seine Bereitung (hand geschöpftes Papier, Maschinenpapier und gestrichene Papiere, der Papierhandel), Die Papierprllfung, Die Technik des Schrift gusses, Die Technik des Satzes, Die gebräuchlichsten Systeme der Setzmaschinen, Die verschiedenen Arten des Druckes (Hoch-, Ties- und Flachdruck), Der Buchdruck, Die Stereotypie, Die Galvanoplastik, Der Holzschnitt, Die photomechanischen Ver fahren (Strichätzung, Schwarzautotypie, Drei« und Viersarben- autotypie, einfarbiger Lichtdruck, Mehrfarbenlichtdruck), Der Flachdruck, (Lithographie, Chromolithograhie und Stein druck), Der Tiefdruck (die manuellen Tiefdruckverfahren: der Stahl- und Kupferstich, -die Radierung mit ihren Abarten), Die photomechanischen Tiefdrnckverfähren: die Heliogravüre, der Rotationskupferdruck, Das Broschieren und Einbinden, Die Preisberechnung des Buches, Die Kunst in der Buchausstat tung, Zeitgemähc Anzsigen-Reklame, Zur Illustration steht ein autzerordentlich reichhaltiges Anschauungsmaterial aus den Beständen der Lehranstalt und aus den technischen Sammlungen des Deutschen Buchgewerbever-^ eins zur Verfügung, das durch zahlreiche Lichtbilder und prak tische Vorführungen noch ergänzt wird. Außerdem finden meh rere Lehrausflügs in buchgewcrbliche Musterbetriebe statt. In welcher Weise von dem Anschauungsmaterial Gebrauch gemacht wird, kann daraus ersehen werden, daß vor einigen Wochen zur Geschichte des Buches Wiegendrucke im Werte von 22 00V ^ und einige Zeit später bei der Besprechung der Pa pierprllfung Apparate im Werte von 4000 vorgeführt wurden. Besonders kommt das in unmittelbarer Nähe der Lehran stalt gelegene Buchgewerbehaus mit seinem Buchgewerbemuseum und seinen technischen Werkstätten den Schülern unsrer Lehran stalt zu statten, indem häufige Besuche dorthin unternommen und die zur Schau gestellten Schätze in bester Weise dem Unter richt dienstbar gemacht werden. Die Lehranstalt, die sich nicht nur die wissenschaftliche Er tüchtigung, sondern auch die Charakterbildung ihrer Zöglinge angelegen sein läßt, darf demnach Wohl behaupten, allen be rechtigten Anforderungen an eine Fachschule zu entsprechen, was wiederholt auch von dem Königlichen Inspektor der höheren sächsischen Handelsschulen, Herrn Geheimrat Professor vr, Adler, in anerkennenden Worten ausgesprochen worden ist, aber sie ist sich auch bewußt, daß Stillstand Rückgang bedeutet. Daher bin ich als Leiter der Anstalt jederzeit bereit, Anregungen zu Verbesserungen und Erweiterungen der hiesigen Buchhändler- Lehranstalt unmittelbar entgegenzunehmen und beim Schulaus schuß zu vertreten, bei dem ich stets auf willige Aufnahme und verständnisvolle Unterstützung rechnen kann. So gibt mir der Artikel des Herrn Metzner erwünschte Veranlassung, beim Schul ausschuß dahin zu wirken, daß künftighin mit Genehmigung des Dekanats der philosophischen Fakultät am Schwarzen Brett der Universität für die dort studierenden Buchhändler Ein ladungen zu besonderen Halbjahreskursen in Buchgewerbekunde, Buchhandelsbetrieüslehre und Buchhaltung ergehen; die Erfah rung wird lehren, ob ein Bedürfnis dazu vorliegt. Kleine Mitteilungen. Eine Organisation de- Buchgewerbes. — In Leipzig trat eine Anzahl führender Männer des Buchgewerbes und Buchhandels, der Kunst und Wissenschaft iin Deutschen Buchgewerbehaus zusammen, um Maßnahmen zn treffen, wie die von der Leipziger Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphit geschaffenen kulturellen Werte und Be strebungen erhalten und nutzbar gemacht werden können. Geh. Hofrat l)r. Ludwig Volkmann, der Präsident des Deutschen Buchgcwerbever- eins, schlug vor, eine große Organisation zu gründen, zu der sich eine Neihe bestehender Verbände und Anstalten verbinden sollte. Die Organisation würde aus vier Abteilungen bestehen: eitler wissen schaftlichen, einer literarischen, einer künstlerischen und einer t e ch n i s ch - b u ch g e w e r b l i ch e n. Die Arbeite» der einzelnen Abteilungen würden übernommen werden von Vertretern der Universität, der Deutschen Bücherei, dem Verein Deutscher Bnchge- werbekünstler und dem Deutschen Buchgewerbeverein. Mit den Vor arbeiten wurde ein Ausschuß betraut, bestehend ans den Herren Geh. Hofrat Arndt Meyer als Vorsitzendem, Geh. .Hofrat Prof. Di-. Goetz, Prof. Tiemann, Prof. Or. Schramm und Verwaltungsdirektor Fiedler. Anfang kommenden Jahres will man die bis dahin feststehenden Ergeb nisse einem weiteren Kreise vortragen und einen größeren Ausschuß mit der Weiterbehandlung der Angelegenheit betrauen. Die Berührungspunkte dieser Organisation mit dem Buchhandels und Wcrbeamt, von dem im Börsenblatt wiederholt die Rede war, liegen auf der Hand, und es wäre erfreulich, wenn eine Arbeits gemeinschaft zwischen dem Börsenvcrein und dem Deutschen Buchge werbeverein etwa in der Weise zustande käme, daß, gemäß den Auf gabe» beider Organisationen, der Schwerpunkt der Arbeit des Deutschen Bnchgcwerbevereins auf die technische Herstellung des Buches und die Zusammentragnng und Zurschaustellung des Materials gelegt würde, während seine Nutzbarmachung, also die geistige Verarbeitung und Verlebendigung dieser Werte in ihrer Übertragung und An wendung auf den Buchhandel Sache des Börfenvereins bzw, des in Aussicht genommenen Buchhandels- und Werbeamts wäre Denn da erst durch de» Buchhandel alle die dem BiAe dienenden produktiven und materiellen Kräfte zn einer Einheit zusammengcschlossen und der Öffentlichkeit zugeführt werden, so fällt auch diesem die Aufgabe ihrer Organisierung und Nutzbarmachung zu. Verein der Buchhandluiigs-Gehilfinnen. Die Hauptversamm lung des Vereins der Bnchhandlungs-Gehilsinucn findet am 21. No vember abends 8 Uhr in Berlin, im Cafo Anhalt, Königgrätzer Straße Nr. 112/113, statt. Auf der Tagesordnung stehen: Begrü ßung und Bericht der Vorsitzenden. Bericht der Schriftführerin (zugleich über die Stellenvermittlung) Bericht der Schatzmeisterin. — Neuwahl des Vorstandes. - Entscheidung über die gestellten An träge, die mindestens 14 Tage vorher schriftlich bei der Vorsitzenden (M. Lcsscr, Eharlottenburg, Holtzendorffstr. 2 Gth. I) einzureicheu sind. Mittwoch (Bußtag), den 22 November gemeinsamer Ausflug. Besichtigung technischer Betriebe. — Der Direktor der Bibliothek des Abgeordnetenhauses, Herr Professor I3r. Wolfstieg, besuchte an fangs dieser Woche mit seinem Bibliothckarinuen-Zirkel die Ge schäftsräume der V e r l a g s a n st a l t Augustin L E o.. Eurt Hamei, in Eharlottenburg. Den versammelten 37 Damen des Zirkels wurden die in mehreren Stockwerken liegenden Räume der Setzerei, der F-lachdruckmaschincn, Notationssaal, Stereotypie und Galvanoplastik, die auf das modernste eingerichtet sind, in allen tech nischen Einzelheiten gezeigt und erklärt. Vcrsenduttgsart der Pakete: »Durch Eilboten zu bestellen« oder »Dringendes Postpaket«? — Aus Köln wird uns geschrieben: Pakete mit dem Vermerk »Durch Eilboten zu befiel- l e»« werden von der Post auf dem gleichen Wege wie alle anderen gewöhnlichen Pakete befördert, nur wer den sic »ach dem Eintreffen beim Bestimmungs-Postamt sofort dem Adressaten ins Hans gebracht. Letzteres beschleunigt die Zustellung nicht wesentlich, da die meisten Sortimenter ihre Pakete doch abholen, diese also jederzeit für die Handlungen greifbar sind, sobald sic am Be stimmungs-Postamt cintreffen. Es kann daher sehr wohl Vorkom men, daß ein Paket »Durch Eilboten zu bestelle» von Leipzig nach Köln z. B. 2 bis 3 Tage gebraucht und der Buchhändler in Köln schier verzweifelt, wenn er ein Paket mit dringendem Tclephongespräch (3fachc Gebühr) als dringendes Postpaket bestellt hat und es dann versehentlich »durch Eilbotcn«gesandt wird. Dringe» de Postpakete dagegen werden von der Post mit dem nächsten günstigsten Schnellzug befördert uud dem Adressaten unverzüglich ins Haus gebracht, sind also innerhalb des 1367