Fertige Bücher. 270, 20. November 1916. Im Xenien-Veriag zu Leipzig A ist soeben erschienen: (A Der Gang nach Golgatha. Versuchungen und Gesichte des Astrologen Näsdarus °°» flifteü Gesuch. M. 2.50. Gott als Anfang der Dinge verstehen Hecht: in ihm auch die Ursache der Sünde finden. Aus dem Haupte der Schlang« steigt Gott aus vor Adam und Eva! Die Schlange, dos Symbol der Sünde, die Sunde, ein Symbol — Gottes! Die sich vererbenden ethischen Quoten schaffen Märtyrer des anthropomorphen Goitesbegrtffs: Kain, dem das ästethische Empfinde» sehlt, um ihn mit seinem ethisch nationalen Gott zu versöhnen Mit der Verfeinerung ethischer Sehnsucht und «ergriffe gleitet der Anthropomorphismus in ein neues Stadium. Die Menschheit will nicht mehr werden wie Gott, sondern Gott soll Mensch'werden, Die Erlösungslehre ist das höchste Raffinement des antbropomorphen Aottesntaubens und zugleich sein letzter Halt und Ausweg. Sie zetgt aber auch teine ganz- Schwäche durch den Kontrast zwischen Allglite und Allwissenheit. Gott selbst tn der Person Christi sagt das einzigartige Verbrechen, den Gotiesverrat, voraus! Wie beim Sünbensalle steigt Gott aus dem Haupte der Schlange! Der Bissen, den JesuS dem Judas gibt, indem er gleich,eitig aus ihn als Verräter hinweift, kommt aus denselben Schöffeln und demselben Wein, aus dem das Abendmabt gereicht wird! Aber dieser B.ssen ist durchtränkt von dem Zwang zum Verrat Zwischen Jesus und Judas ist das Abendmahl eine Msen ckiadolii Der Charakter des Judas basiert hier also lediglich aus religiösen Motiven und nicht etwa aus Liebe, Eisersucht oder politischem Ehrgeiz. Der zukunstsahnende Judas will als Messias einen Menschen, der noch tn, alten Jahveglauben verstrickte einen Gottessohn. Bezeichnend slir die Macht des düster» alitestamentartschen Glaubensetementes ist, daß Judas die Giiiilichkett Jesu gerade durch den strasenden Jesus bewiesen sieht. Groß wird er, «ndcm er mit vollem Bewußtsein den Gottesoerra« verübt, die Allglite Gottes ans die Probe stellend, ob Gott, der einzig Schuldige, wirklich diele Ta« straf.» wird Soich einem spelutattven Charakter wird das eigne Tun statt zu einem Resultat zu einer Frage, aus die auch der sterbende Jesu» keine Antwort gibt. Daß in einem modernen Jesusdrama stir die Heilung Blinder, Lahmer und Tauber kein Platz ist, ist klar. Die Leiden der Menschen find andere, die Wunder auch: die Verklärung des Muttermörders. Die Apostrophen des Nasdartus nehmen dem Sioffe das Tendenziöse. Der Judas ist also weder ein dialogifieries Neues Testament, noch ein LIebesdrama L la Maeterlinck, sondern ein noch nicht verföchte» moderne» Passionssptel, erfüllt von dem Geiste und den religiösen Gedanken der neuen Zeit.