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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.11.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-11-20
- Erscheinungsdatum
- 20.11.1916
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19161120
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191611205
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- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19161120
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- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1916
- Monat1916-11
- Tag1916-11-20
- Monat1916-11
- Jahr1916
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.11.1916
- Autor
- No.
- [64] - 1431
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270, 20, November 1016. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. mann in Berlin, von Julius Groos iu Heidelberg, die iu allen toten und lebenden Sprachen verlegen. Sie schaffen auch die grammatischen Lehrbücher flir alle Sprache,! der Welt, und zwar nicht nur für die Deutschen, die sich dem Studium dieser Sprachen widmen, sondern auch für Ausländer, die sie erlernen wollen. Auf Geschichte und Geographie haben Georg Reimer in Berlin, Brockhaus und Baedeker in Leipzig (letzterer Herausgeber der be rühmten Reiseführer) Beschlag gelegt, ferner Jnstns Perthes in Gotha, der kartographische Verleger des Stielcrschcn Atlas, der sich in der ganzen Welt besten Rufes erfreut. Die Theologie zerfällt in zwei getrennte Wirkungskreise; für die katholischen Bücher sorgt die Firma Herder in Freibnrg i. Br. mit ihren Zweiggeschäften in der ganzen Welt, für die protestantischen die Firma Mohr in Tübingen. Der Handel mit alten Büchern s»l6 tzouciuinigino«) beschäftigt die Deutschen in weitem Umfange. Es gibt große Firmen, die diesen Geschäftszweig als ihre Spezialität betreiben. Ankäufe von alten Büchern, ja von ganzen Bibliotheken, die sie überall auf dem Erd kreise zu machen wissen, erlauben ihnen, bedeutende Lager ver schiedensten Inhalts znsammenzubringen. Bewundernswert geord nete Kataloge geben denen, die sich dafür interessieren, Kenntnis vom Vorhandensein bestimmter Bücher, und jeder weiß, wohin er sich zu wenden hat. Die Firmen Friedländcr in Berlin, Simmel, Harrassowitz, Hiersemann in Leipzig (»Buchhändler und Antiquar! — I^idraire ei anticiusire!«) betreiben den internationalen Handel mit alten Büchern. Soviel über die technische Organisation. Die Handelsorganisation ist nicht weniger glücklich gestaltet. Ich kann sie dahin znsammen- fassen, daß die deutschen Verleger es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Verbreitung ihrer Bücher mit allen Mitteln zu erleichtern. Sie bedienen sich im großen des Systems des Kommissionslagcrs beim Buchhändler jSortimenters, und zwar ohne vorgängige Zahlung oder Sicherstellung. Sie schicken diesem letzteren ihre Ware aus eigenem Antriebe oder auf Bestellung. Statt wie bei uns Vorauszahlung oder Dreimonatswcchsel zu fordern, warten sie damit bis nach dem Ver kauf. Um zu verhüten, daß die so gebildeten Lager allzu beträchtlich werden, begnügen sic sich einzig damit, dem Buchhändler die Fracht kosten aufzuerlegen. Nach diesem System wird der lagcrhaltende Buch händler zum Vertriebsagentcn des Verlegers. Die deutschen Verleger gewähren dabei allen ihren Geschäftsfreunden, und zwar überall, auch im Anslande, vollen Jahreskrcdit. Zwischen Verleger und Buchhändler schiebt sich ein weiteres Glied von beachtlicher geschäftlicher Bedeutung ein: der Kommissionär. Das sind hochwichtige Handelsvermittler, deren Wirksamkeit sich über die ganze Welt verzweigt und die Verleger von der Sorge befreit, dem Vertrieb ihrer Bücher im einzelnen nachzngehen. Diese Handelsorgani sation arbeitet so vollendet, daß die russischen Verleger diese Kommis sionshäuser mit dem Verkauf ihrer Erzeugnisse im Ausland betraut hatten. Sogar der französische Staat, genauer, die beiden Ministerien des Auswärtigen und der Kolonien ließen unseren Konsuln und Ko lonialbeamten die französischen Veröffentlichungen durch den Kanal dieser 0ommi88iormir68 doelies zukommen! Der Rechnungsausgleich der Geschäfte des abgelaufenen Jahres vollzieht sich alljährlich einmal bei Gelegenheit der Messe in Leipzig. Das gibt Veranlassung zu herkömmlichen genossenschaftlichen Bräuchen und Festlichkeiten, die sich mit entsprechendem Gepränge unter dem Schutz der Autoritäten der Stadt abwickeln. Man benutzt diese Zusammen künfte auch dazu, eine sogenannte »schwarze Liste« aufznstellen, in der sich die Namen derjenigen Buchhändler verzeichnet finden- die die Berichtigung ihrer Rechnungen versäumt haben und von der Wohltat der Kreditgewährungen fortan ausgeschlossen werden müssen. Man wird nicht leugnen können, daß der deutsche Buchhandel eine Stellung ohnegleichen in der Welt eingenommen hat. Er verdankt diese Erfolge seiner eigenen Kraft, der ausgezeichneten Organisation seiner technischen und gewerblichen Arbeit, die, wie vorstehend geschildert, jeden an seinen besonderen Platz stellt, ihm seine Aufgabe zuweist und abgrcnzt und damit ein vollendetes Zusammenwirken vereinigter Kräfte verbürgt, nicht minder auch der Vollkommenheit seiner plan volle» kaufmännischen Arbeitsleistung, die ihm seine Ausbreitung über die Welt erlaubt hat. Um aber eine ganz richtige Anschauung der Wirklichkeit gewinnen zu lassen, muß ich auch daran erinnern, daß die Menge der Verbraucher, die Leseknndschaft, für die deutschen Verleger bedeutender ist, als für die französischen. Die unsrigen hüben die geistige Auslese der Welt für sich, jene die große Menge! In, Deutschen Reiche lebt eine Bevölkerung von 70 Millionen, in Österreich von 12 Millionen Menschen deutscher Zunge. Diesen Zahlen muß man 15 bis 20 Millionen Deutsch-Ameri kaner hinznrcchncn, die in den Vereinigten Staaten wohnen, ferner wenigstens 500 000 in Brasilien und den unzähligen deutschen Kolonien in allen Ländern der Erde. Man wird nicht bestreiten können, daß der Deutsche, auch der mit bloßer Volksschnlbildnng, gut unterrichtet und von großem Lcseeifer beseelt ist. Zudem entfalten die Deutschen draußen in der Welt eine nie ermüdende Emsigkeit, überall drängen sie sich vor, erscheinen auch in den Schulen, Lyzeen, Gymnasien, um Sprachen zu lernen, und die ?rok6886ur3 boed68, die man in der Fremde oft als französische Sprachlehrer antrifft, machen sich aus Vaterlandsliebe nicht ungern zu Verfechtern ihres Heimatlandes, in dem sie kraft ihrer Autorität das in Deutschland verlegte französische Buch an die Stelle des französischen Buches aus Frankreich setzen. Die Zeit liegt weit zurück, wo der König von Preußen die Sprache Voltaires mit Geläufigkeit handhabte und vor der deutschen bevor zugte! Das Ansehen, das die Boches durch ihre Siege von 1870 in der Welt gewonnen haben, war der mächtigste Antrieb für die Aus breitung der Erzeugnisse des deutschen Buchhandels. Der deutsche Wettbewerb bei uns. Nach unseren Zollstatistiken sind im Jahre 1912 ans dem Auslande und hauptsächlich ans Deutschland die folgenden Mengen bei uns ein gegangen: Bücher in fremden oder in toten Sprachen: 342 000 Kilogramm im Werte von 1 880 000 Francs, Bücher in französischer Sprache: 1 507 000 Kilogramm im Werte von 7 606 000 Francs. Ein Vergleich dieser beiden Zahlen spricht beredt genug. Daß wir ans dem Auslande Bücher in fremder Sprache empfangen, ist durchaus normal. Aber daß wir vom Auslände — und in so großen Mengen — französisch gedruckte Bücher beziehen mußten, das dürfte auch den un gelehrtesten Geist überraschen. Und der größte Teil dieser Einfuhr kommt aus Deutschland! Die Redner, die gelegentlich der Lyoner Büchermesse im April 1916 das Wort ergriffen hatten, haben uns in dieser Hinsicht beklagens werte Einzelheiten berichtet. Wenn man ihnen glauben darf, so müßten in unseren Lyzeen unsere Schüler die französischen Klassiker nach Texten lesen, die in Deutschland gedruckt sind! In Programmen für Lizentiatenprüfnngen und denen zur Erwerbung des Doktorgrades in Sprachen und Geschichte werden für das Studium bestimmter griechischer und römischer Klassiker Leipziger Ausgaben nicht nur empfohlen, sondern sogar ausschließlich zugelassen! Unsere Studenten könnten wohlfeile Ausgaben von Laplace, d'Alembert und Condillac in Frank reich nicht finden und müßten solche in Deutschland kaufen! Usw. nsw. Es mag in solchen Aussagen sicher viel Übertreibung mit unterlaufen, ich will cs annehmen; aber ein gutes Stück Wahrheit wird man ihnen kaum absprechen können. Wir zahlen für den Druck unserer Klas siker schweren Tribut an Deutschland. Das ist eine Tatsache, die unsere nationale Eigenliebe nicht dulden und mit der von nun an ein Ende gemacht werden sollte. Darin ist alle Welt einer Meinung. Der Musik-Verlag. Vor allem aber ist es das Gebiet des Mustkverlags, wo die Deutschen ihre Übermacht befestigt haben. Die Organisation unserer Verlagsfirmen läßt stark zu wünschen übrig. Unsere großen Pariser Verleger Durand, Heugel, Choudens, Enoch usw. beschränken sich darauf, dem Autor sein Manuskript abzn- kanfen und es von besonderen Facharbeitern stechen und drucken zu lassen. In Deutschland dagegen ist der Musikverleger ein Gewerbsmann, der alle erforderlichen Arbeiten selbst in seinen eigenen Werkstätten ausführt. So ist es bei Breitkopf L Härtel, bei Peters, bei Litolff, bei Bote L Bock, bei Schott. Gewiß, die Erzeugnisse dieser Firmen stehen den nnsrigen nach; ihre Ausführung ist unschön, geschmacklos. Aber unbestreitbar ist die gewerbliche Organisation der unsrigen über legen; sic ermöglicht billige Herstellungskosten und in deren Folge die Eroberung der Auslandsmärkte. Der kaufmännische Sinn der Deutschen äußert sich mit ganz be sonderem Nachdruck überall da, wo es sich um klassische Werke handelt. Man kennt ihre Bedeutung. In den Musik-Konservatorien sind sie die Grundlage des Unterrichts, und in den Konzerten gehört die un geheure Überzahl der Vortragsstücke den klassischen Meistern. Die deutschen Verleger Litolff und Peters haben den guten Gedanken ge habt, sich dieser Werke, deren Verkauf ganz sicher ist und keinerlei Risiko unterliegt, zu bemächtigen, sie in denkbarster Vollkommenheit stechen und in erschreckend großen Auflagen drucken zu lassen. Dieser Gedanke war wie ein unverhoffter glücklicher Fund! Der Erfolg war ungeheuer. Die deutschen Ausgaben klassischer Musik haben die Welt überschwemmt. Unsere Pariser Verleger fanden es bequemer, sich als simple Kommissions-Verkäufer der LcUtenr8 doed68 aufzn- tnn, statt auch ihrerseits eigene Ausgaben zu schassen. Mit voller Be rechtigung kann man sagen, daß das deutsche Monopol in klassischer Musik ans der Gleichgültigkeit und Stumpfheit unserer Verleger errichtet ist. 143l
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