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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1916
- Strukturtyp
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- 1916-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1916
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- Deutsch
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Nr. 27 l. WlattAdeOMMMMüM rSr1<Heia1^w«rk13gll<h. ^ m Mitg>?edstbeltrag eingelcdlo^ea. ^eÄMorl WNgI>"^r^"di-Ä«>I-0,0M.^M° 0°S."z?Ä.°!nn" ZS m" j Ae l * ^ lEatt I8M. 6rettend^uche werden mit 10 "Pf. pro ^ MAMurnd^MrseMe^ÄrÄ'öLMV1ch^M'WMMlerM^W^ Leipzig, Dienstag den 21. Novemder >916. 83. Jahrgang. Des Bußtages wegen erscheint die nächste Nummer Donnerstag, den 23. November. Redaktioneller Teil, Belgische Eindrücke. Von S. Perschinann. I. Zur Kriegszeit durch Belgien. Der Schnellzug verläßt den gewaltig-massigen Bahnhof von Metz und eilt gleitenden Laufes nordwärts durch flaches Land. Zahlreiche Rinderherden weiden aiff großen Wiesen, streckenweise mischt sich der Rauch der Lokomotive mit dem Qualm von Schlo ten in dem emsigen Industriegebiet. Den beruhigenden Anblick friedlicher Herden und geförderter Erze und Kohlen im Rücken der kämpfenden Front nimmt man gern mit über die schwarz-weitz- rote Grenze. Der Zug hält im Bahnhof Luxemburg. Ein eigenartiges Bild: Mannschaften der deutschen Bahnwachc in ihrem schlichten Feldgrau in friedlichem Verkehr mit Soldaten in kokett-bunter Uniform des neutralen Grotzherzogiums. Dieses Binnenländ- chen erscheint mir immer wie ein Eiland, das von einem gewal tig ausgepeitschten Meer umtost, selbst aber nur von einer leisen sanften Welle übcrspült wird, die es befruchtend näßt, ohne das geringste zu zerstören. In Kleinbettingen kommen grüne luxemburgische Zöllner, die das Gepäck der bürgerlichen Reisenden Nachsehen. Französische Worte und der ungewohnte harte Klang des luxemburgischen Deutsch klingen an mein Ohr. Nach Sterpenich erreichen wir die belgische Grenze — ungehindert fährt der Zug, geleitet von deut schen Führern und Schaffnern, in das feindliche Land. Strah lende Herbstsonne beleuchtet das in schöner Landschaft gelegene Aarlen (wallonisch Arlon). Wie die meisten Bahnhöfe belgischer Mittelstädte fällt auch dieser durch seine Größe auf. Zudem steht er in geschmackvollem Barockstil da. Dahinter strebt ein pracht voller weißer Kirchtum hoch zum blauen Himmel. Der Bahnhof ist voller deutscher Beamten, Offiziere, Mannschaften. Die rote Bahnvorstehermütze leuchtet hier wie auf allen belgischen Bahn höfen. Die Beamten tragen teils die heimatlichen blauen, teils seldgraue Anzüge. Ein anderer Schaffner übernimmt einige Wagen und er sucht mich, in einem für Militär bestimmten Abteil Platz zu nehmen. »Das is alleweil eenck Begebenheed, wenn mer in Feindes land gommen!« Nicht nur sein grüner Kragen, sondern mehr noch seine Leip ziger Mundart ließen mich in ihm den Sachsen erkennen. Er begleitete mich bis Namen und unterhielt mich ab und zu im Vorbeigehen mit einigen sächsischen Redewendungen, wodurch er mir gleichsam zu verstehen geben wollte, daß man in Feindes land das Band der deutschen Reichszusammengehörigkeit fester geschlungen fühle. Ich gab ihm gern recht. Wir sind hier drau ßen, genau so oder noch mehr als daheim, alle Kameraden, gleich viel ob Soldaten oder Beamte. Au« der Ebene, in der sich rechts und links grünes, mit gra senden Kühe» und Pferden belebtes Weideland dehnt, beginnt der Zug in verlangsamter Fahrt zn steigen. Die Landschaft wird bergig, Täler, herrliche Wälder, Felsen, rauschende Bäche, ge wundene Straßen, Weiher, Wiesengründc folgen in lieblicher Ab wechslung. Wir fahren quer dnrch die belgischen Ardennen. Wie auf der Höhe des Thüringer Waldes. Nur die Häuser sind anders: einfache Form ohne besonder» Charakter aus rotem Backstein oder weiß getüncht. Ackerbau wird in diesem Teil ! Belgiens, wie es scheint, nicht getrieben, nur Viehzucht und In dustrie, die besonders bei Jemelle und Marloie in Bergen von Kohlen und Steinen, Marmorbrüchen, Kalkösen und rauchenden i Schloten aufsüllt. Nach Libramont, das lockend wie ein Lustkur- l ort daliegt sagt das auch mein Reisebüchlein? nein, aber halt: " »Napoleon wurde von Sedan hierhergebracht und von hier nach l Kassel übergeführt«, also geschichtlicher Boden —, erreicht der l.Zug keuchend die Höhe. Der Personenverkehr auf den Bahnhöfen erscheint für das geschäftige Belgien, wie man es von der Friedenszeit her kennt, nicht gerade lebhaft. Vielleicht beschränkt man sich auf die not- ^ wendigen Fahrten. Touristen und Vergnügnngsrcisende kennt ^ das Kriegsgebiet nicht. Aber die Arbeit geht, nach einer Sto ckung während des Truppendurchzuges und der Kämpfe, ihren ^ Gang. Das Verkchrsbiid ist ruhig. Ans den Bahnsteige» steht überall eine Anzahl Wartender. Damen in ausfälliger, nicht im mer gerade geschmackvoller Kleidung, Herren in verwälschtcm ' Rock- und Hosenschnitt, der elegant sein soll, aber die vernach lässigte Körperhaltung, die möglicherweise auch für vornehm ge halten wird, gegen die straffen stattlichen Gestalten der zahl- ' reichen mitfahrenden deutschen Offiziere um so augenfälliger inacht. Die unvermeidliche Zigarette oder Stunnnelpseife fehlt fast nie. So steigen die Eingeborenen ans und ein, ohne von den deutschen Mitfahrenden viel Notiz z» nehmen. Man bemüht sich, die Herren des Landes für Luft anzusehen. Ten sächsischen Schaffner freilich braucht man. Und schließlich muß man auch das Abteil wieder verlassen, nachdem inan nach fünf- oder sechs maliger Erklärung in gutem Lcipzigerisch endlich begriffen Hai, daß man in einein Abteil für Offiziere sitzt. Mit dein höflichsten .-^li inen, mon.-iour. »,ereil werden willig Pakete und Schachteln umgeräumt. Ja, die Deutschen sind jetzt Herren des Landes und der Bahn. Aiif jedem Bahnhof ihre Flagge, in den Schreibstube» ihre Beamten, in den Wagengängen ihre Schaffner. Es ist schon einigermaßen unangenehm. Am Schienensirang wandern Land stürmer mit »ingehängtem Gewehr, an den Bahnübergänge» stehen Posten, auf Bänken vor einzelnen Bahnwärlerhäusern sitzen Soldaten und genießen rauchend nnd lesend, schwatzend und lachend eine Freistunde, bis sie die Kameraden ablösen. Wie in hundert Adern hat sich deutsches Heer, deutsche Kraft, deutsche Wacht auf den Schienenslrängcn ins Land gesogen und hält es fest, den Verkehr nach seinem Willen regelnd, bis einst die ernsten und ernstesten Dinge weiter im Westen z» einer Entscheidung ge kommen sind. Der Abend senkt sich herab, und es ist schon dunkel, als der Zug bei Namen über die Maasbrücke rollt. Langsam und i«r»
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