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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1916
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- 1916-11-30
- Erscheinungsdatum
- 30.11.1916
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- Deutsch
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Nr. 278. ^kelchel » w vtSgllch »jährlich ^reiSsjchästssteNe . _ A^sch ?* ^ 2ttchtmitgNeder imBeile berechnet. — 2n dem illustriert^, Teil: für Mitglieder j ?,^50M.-für Nicht" ^ Nichtmlt^lleder in ^ Mitglieder 40 Os.. 32 M.. SO^N.. 100 Deilagen werden « UlAMäMWWrstMerÄMeMNWWWMirö'lLr)üMpzl^ Leipzig, Donnerstag den 30. November lOlll. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. An der Somme und im Bücherladen. »Sofort zurückkebren.« Dies lakonische Telegramm erhielt ich während eines Ur laubs, der mir »zur Erledigung dringender geschäftlicher Ange legenheiten« bewilligt war. Mein Lager stand tadellos nach Verlegern geordnet da, eben war »Abel L Müller« abgerechnet, und nun — sofort zurückkehren —; ich war ärgerlich. Aber was hilft's! »Bei den Preußen gibt's das nicht!« sagte unser alter Korporal in solchen Fällen. Also schnüre ich mein Bündel und hin zum Bataillon. Na, ich war noch er holungsbedürftig und erhielt »Schonung«, aber eines Abends hieß es bei der Befehlsausgabe: »Grenadier T. morgen früh um 7 Uhr bor der Schreibstube«. Einen Tag später war ich unterwegs nach Frankreich. Lüttich, Namur, Maubeuge, St.-Quentin. Überall reges Neben in den Städten, regeres fast noch auf dem Lande. Deutsche Soldaten und belgische und französische Frauen bebauen das gescgnete Land, die Spuren des Krieges, denen ich im Herbst und Winter noch begegnete, sind fast überall verwischt, auch der .Haß der belgischen Bevölkerung, der mir damals so sehr ausfiel/scheint sich gemildert zu haben, die französischen Frauen und Mädchen hatten sich schon damals in ihr Schicksal gefunden. Aber St.- Quentin sieht nicht mehr so friedlich aus wie damals. An der herrlichen Kathedrale, am Bahnhof, in den Straßen der inneren Stadt bemerke ich die Spuren der feindlichen Flieger, die so man chem ihrer Landsleute Tod und Verderben brachten, ohne irgendwelchen militärischen Schaden anzurichten. Weiter geht's nach N., wo ich damals die erste Feldbuchhandlung und das erste Bier entdeckte, als ich verwundet aus dem Schützengraben kam. Ich besuchte die alten Stätten. »Die Luft ist hier recht eisenhal tig«, erzählt mir der Feldgraue hinter dem Ladentisch (es war diesmal in der Buchhandlung), und ein anderer Feldgrauer (jetzt war es in dem netten Soldatenheim) meint: »Lausig haben sie uns hier bcharkt mit ihren dicken Dingern, aber macht nix, wenn der Durst nur gut ist«. Dem stimmte ich bei und nahm noch eins. Siebzehn Kilometer ist es von N. nach B., dom damaligen Standort meiner Kompagnie, und es ist, selbst wenn man noch eins genommen hat, kein Vergnügen, feldmarschmäßig mit gepack tem Affen, die Bummskeule im Arme bei glühendem Sonnenbrand die staubige Landstraße zu ziehe». Man wird daher meinen ver ständigen Entschluß anerkennen, daß ich in B. meine Schritte zu nächst zu der mir wohlbekannten Pionier-Kantine am Eingang des Dorfes lenkte. »Aber Dicker, wo kommst denn Du her?« In dem dunklen Raume mußte ich mich erst zurechtfinden. Nur ein einzelner Gast war da, den ich nun freudig begrüßte. »Schuster, Du? Na, altes Haus, die Freude, Dir als erstem hier zu begegnen!« Und dann, ganz unwillkürlich reiße ich mich zusammen und stehe stramm: »Woher hast Du . . haben Sie denn das, Herr Unteroffizier?« Ich sah erst jetzt das Eiserne Erster auf seiner Brust »nd die Streifen am Kragen. »Laß man, alter Freund, wir bleiben die Alten!« sagte er schmunzelnd, und dann zum Wirt gewandt: »He, Du, alte Bierunke, Du schläfst Wohl? Meinst Du, der Dicke hätte keinen Durst?« Und bei einem Glase erzählte er dann, wie er zu »dem« ge kommen war. »Also ganz einfach! Die Franzmänner belegten uns mit schweren Brocken, na, »nd unsere funkten auch nicht schlecht. Da dachte ich, jetzt traut sich doch keiner von den Ptou-Pious heraus, nahm mir ein paar dufte Kerls und stieg mal rüber. Richtig, da hockten sie in ihren Unterständen und trauten sich wirklich nicht. Paar Handgranaten hinein, erledigt! Im näch sten, paar Handgranaten herein, erledigt! Na, und dann kamen auch so'n paar Kerls angekrochen, Hände hoch, gefangen genom men, zurück, Marsch, marsch! Junge, Junge, das war Dir ein Spatz! Und als wir dann ein paar Tage später in Stellung gin gen, Menschenkind, haben w i r gefeiert. Und Reden wurden ge redet, nicht zu knapp, und Papa P (unser Bataillonsführer) hat mir dann das,Kreuz angeheflet und »HervUnterosfizier« zu mir ge sägt. — Heda, altes Sumpfhuhn, noch ein paar Bier«. Die Vorgesetzten haben die kühne Tat für nicht so einfach gehalten, sie waren, wie ich später hörte, voll des Lobes über die Umsicht und Unerschrockenheit des Braven. Um sehr vieles später begab ich mich zur Schreibstube. Mein alter Freund Lehmann, jetzt Scheibenmeister des Bataillons, be gleitete mich. Als Wir in die Hauptstraße einbogen, schlug ich vor, einen kleinen Abstecher nach Nr. S1 zu machen, einesteils um den Apfelwein, den es dort in besonderer Güte gab, wieder einmal z« kosten, andrerseits um meine kleinen Freundinnen, Georgette und Blanche, die früher meine Unterhosen und Hemden besorgt hatten, zu begrüßen. »Nr. 31 ist nicht mehr«, sagte mein Freund da, »und Blanche und ihre Mutter sind tot. Georgette liegt irgendwo in Quentin im Lazarett, schwer verwundet. Sie kann sich bei den Englän dern bedanken«. Wir hatten uns inzwischen der Stelle genähert, wo ich einst so manchesmal gesessen und bei den netten Mädels meine mangel haften französischen Sprachkenntnifse aufgefrischt hatte. Mir wurde weh ums .Herz. Wüst lagen die Trümmerhaufen überein- audergetürmt, ein tiefer Trichter rechts, links standen noch die Reste der Mauer. Eine englische Granate hatte ihr Zerstörungs- Werk nur zu gut getan, und ich kann den grimmigen Haß ver- st.'hen, den die ganze Bevölkerung gegen England im Herzen trägt. Wie glücklich ist Deutschland, daß es von diesen Greueln fast ganz verschont geblieben ist. An die Somme! Wir wußten es alle, daß wir hin sollten, obwohl es noch niemand gesagt hatte, und eines Morgens standen wir marschbereit. Von B. ging es nach L., dort lagen wir noch acht Tage in Quartieren, dann über H. nach L., ein hübscher Weg, 32 Kilometer in strömendem Regen in unverfälschtem französi schen Lehm, und dann in mehrtägigem Marsch nach T. Nachts lagerten wir, in unsere Zeltbahnen und Decken einge wickelt in den Wäldern. Wir hatten gut und reichlich zu essen ttvenu ich von d e m Speck erzählen wollte, wie würde Ihnen da das Wasser im Munde zusammenlaufen!), und da auch für dur stige Gemüter gesorgt war, gefiel uns dies Leben nicht schlecht. Freilich vor den Fliegern mußten wir uns hüten, die Kerls waren verblüffend frech, aber wir waren geübt, »Fliegerdeckung« zu nehmen, und einmal gelang es uns sogar, einen Engländer, der kaum 100 Meter über uns strich, herunterzuhole». Weit im Weste» tobte die Schlacht. Ununterbrochen brüllten die Geschütze von Freund und Feind, etwa acht Kilometer vor I46l
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