Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.12.1916
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- 1916-12-11
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- 11.12.1916
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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1/ 287, 11. Dezeinver 1918. Redaktioneller Teil. nenkrone herunlergerissen Hai . . . in dessen Lendenluch ein Vög- lein sein Nest baute. Der große Toiengräder schaufelt noch; er schaufelt mit Niesenhänden zwischen den toten Soldaten ... er wühl! im Friedhof. In einem Trichter liegt ein Kreuz, abgebrochen im Schaft und zersplittert. Darauf steht: »Ein schlichtes Kreuz zwischen zwei Ackerfalten. — Bald schneills und deckt die letzte Spur von einem, der zur Fahne schwur und seinen Schwur gehalten. — Regen wusch den Namen ab . . . . . . verloren . . . und . . . vergesse» . . . Soldatengrab — Soldatengrab, das keine Tränen nässen . . . !» An Vielen Gräbern marschieren wir vorbei Aber es hat mich keines mehr gepackt, als die granatgeschaufelte Gruft mit diesem zerspellten Kreuz des Namenlosen. D e r T o d i m L e h m. Es ist jener Nebel im Mondlicht, der alles grotesk verzeich net, der aus Wäldern Berge bildet, aus Bergen Meere, der Gras- biischel in Bäume umformt, alles Wirkliche in Unwirklichkeit ertränkt. Ich bin von der Kompagnie abgeirrt, ich höre sie Wohl neben mir herlaufen am klatschenden Lehm und am Klappern von Schanzzeug und Stahlhelm. Aber ich kann nicht zu ihr kommen; irgendetwas treibt mich immer wieder davon ab. So gehe ich richtungslos, folge nur dem Schall. Der Engländer streut über das Gelände, aber es mutz schon ein Schrapnell sehr nahe Platzen, um es zu sehen — und dann schadet es ja nichts mehr, dann wäre der Tod vorbei. Ich taste der feindlichen Sperrseuerzone nach, jener fast haarscharfen Linie, in der sich die Granattrichtcr in ihren Peripherien berühren. Im Lehmschlamm gleite ich bergauf und bergab und sinke oft bis hoch über die Knöchel, manchmal bis zum Knie in diesen unbeschreiblich zähen Schmutz. Immer seltsamere Gebilde formt der Nebel unter dem verschleierten Monde. Nun laufe ich Wohl schon eine halbe Stunde so neben der Kompagnie her, die ich nicht finde. Da wächst Plötzlich eine Riesengestalt aus der Weiße, ein Soldat von übernatürlicher Größe. Das wird wieder eine Telephonstange sein, oder so etwas, denke ich und gehe darauf zu. Aber es sieht aus wie ein Soldat, der etwas sucht, der sich leicht nach vornüber beugt. Ja, nun erkenne ich auch den Stahl helm mit dem matten Lichtschimmer daraus . . . und das umge hängte Gewehr schräg daran über die Schulter ragen. Wie groß er nur ist! So unheimlich groß. — »Heda, Kamerad!« Meine Stimme wird vom Nebel verschluckt, nichts antwortet. Ich umkralle den Revolver. »Heda! Heda!! — heda!« Ganz kalt wirft ein Echo das Wort zurück. Eine Granate kracht blendend vor mir. Je schärfer ich Hinblicke, um so größer wächst die Gestalt. Ich bin so furchtbar allein . . . nicht einmal Schanzzeug geklapper höre ich mehr. Aber ich mutz wissen, was das ist I Mit jedem Schritt, den ich nun näherkomme, sinkt die Gestalt mehr und mehr in sich zusammen, als bannte sie mein Wille. Und dann stehe ich davor . . . und es i st ein Soldat, wirklich ein Soldat mit Stahlhelm und Gewehr. Der stützt sich auf seinen Stock, nach vorüber geneigt, seine Stiefel stecken bis zum Schaft im Lehm . . . und er . . . ist tot! Mitten durch das Herz ging die Schrapnellkugel. Der Flieger. Er liegt rechts an der Waldspitze. Immer wenn wir in Stellung gehen, müssen wir daran vorbei. Erst warf er Bomben auf unser Quartier; da flüchteten wir uns in die Unterstände, die immer bereit sind. Dann kämpfte er; da kamen wir wieder heraus und wünsch ten, daß er niedergeschmettert würde. Schließlich sackte er schrägwärts und stürzte ab; da jubelten wir, als sei es Königschießen. Und nun gehen wir immer ganz stumm an seinen Trümmern vorbei. Das macht, weil daneben ein kleines Grab ist - Die waren auch einer Mutter Sohn.. .. Die Stange. Jedesmal, wenn wir in diese größte Schlacht ziehen, gehi der Mann mit der Stange hinter uns her, hinter jedem Zuge, hinter jeder Kompagnie. Er trägt sie schrägweg über die Schulter, und wer sich um dreht und es dämmert noch oder schon wieder, oder der Mond scheint, sieh! sie hinter sich Herkommen. Manchmal ist sie weißglatt, wie poliert vom vielen Ge brauch, meist aber ist sie schnell aus dem Frischholz geschlagen, dann kann sie nicht glänzen. Dem Mann, der sie so trägt, hängt eine graue Zeltbahn quer über die Brust, die nennen die Soldaten das Leichentuch, das sie aber auch oft selbst bei sich tragen, jeder für sich. Und die Stange nennen sie die Totenkutsche. Darum können wir aber doch lachen und von ganz Belang losem plaudern, wenn wir in Stellung rücken. Und der Mann mit der Stange weiß gute Witze. So gute Witze weiß er, daß sie von Mund zu Mund immer der Stange borauslaufen, manchmal bis zum Führer. Und der kann prächtig lachen! . . so . . . aus . . . der . . . wei nen—den . . . Seele heraus, daß es wie ein Wehes Echo wieder auf die Stange zurückstötzt. Dann sind wir auch schnell in der Stellung, wo es die Toten und die Verwundeten gibt . . . und die Stange mutz gar viel Leid vor uns yinaus- Iragen, diese Stange, die immer hinter uns herkommt, wenn wir in die größte Schlacht ziehen. Jede Trauer. . . . Jede Trauer um einen einzigen gefallenen Soldaten ist in ihrem Unterbewußtsein die Klage um den Verlust einer ganzen Geschlechtsfolge. Das gibt dem an sich erhabenen Opfertode für das Vaterland die innerpolitische Herbheit. Sie wird ausge drückt durch konjunktives Denken, das heißt: man spricht etwa darüber, was der Verblichene noch hätte leisten können. So ist der Krieg eine Tragödie der Menschheit, in der die Schlacht Kulisse, das Jchselbst das Spiel ist, deren Höhepunkt beginnt, wenn ich falle. Somme, am hunderlnndfünfzigstcn Tage der Schlacht. Carl Bertuchs Tagebuch vom WienerKongretz. Herausgegeben von Hermann Freiherrn von Egloffstein. Mit einem Bildnis. Berlin, Verlag von Gebrüder Paetel <vr. Georg Paetel). 1916. Laden preis 6.— ; geb. ^ 7.50. Das Tagebuch Carl Bertuchs, das H. v. Egloffstcin, »soweit es all gemeines Interesse besitzt-, zuerst lOktober 1815 bis Januar 191k> in der »Deutschen Rundschau- und jetzt, um eine Anzahl wertvoller Briefe vermehrt, als Buch verösscntiicht hat, ist für die Geschichte des Buch handels von doppeltem Interesse: einmal, weil es das Werk eines hervorragenden Berufsgenossen ist, und sodann, weil es Auszeichnungen enthält über die höchst wichtige Angelegenheit, i» der dieser den deut schen Buchhandel auf dem Wiener Kongress vertreten hat. Carl Bertuch, der am 5. Oktober 1815 im Alter von kaum 38 Jahren gestorbene Sohn und Mitarbeiter von Friedrich Justin Bertuch, dem Gründe, ! des berühmten Landcsinbustriccomptoirs und des Geographischen Jn- ! stituts in Weimar und Herausgeber bedeutungsvoller Sammelwerke > und Zeitschriften, ging im Auftrag seines hochbetagten Vaters, der eigentlich dazu anscrschen war, mit Johann Friedrich von Cotta im 150Z
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