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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.12.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-12-18
- Erscheinungsdatum
- 18.12.1916
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- Deutsch
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/V 293, 18, Dezember 1916, Redakttuneller Teil, 1, Der deutsche Buchhandel in feiner birherigen Form er reicht nur einen Bruchteil des Volkes, 2, Es liegt in den gegebenen, nicht vom Buchhandel abzu ändernden Verhältnisse», daß er den literarisch unversorgten Teil unseres Volkes nicht erreichen kann, 3, Diese literarisch unversorgten Volkstcile sind Domänen für den Absatz der Schundliteratur, 4, Die Arbeitnehmer-Verbände haben in diesen Volks schichten einen sehr erheblichen Einfluß, 5, Die mehr als zehnjährige Wirksamkeit der dem Deutsch- nationalen Handlungsgehilfen-Verbande angegliederten Deutsch nationalen Buchhandlung beweist, daß ein buchhändlerisches Unternehmen im Anschluß an eine Arbeitnehmer-Organisation möglich ist und schöne Erfolge zeitigen kann, 6, Der Sortimentsbuchhandel wird durch derartige Zweck buchhandlungen nicht geschädigt. Eher ist anzunchmen, daß ihm aus der Tätigkeit der Zweckbuchhandlungen ein Nutzen erwachsen würde, 7, Dem Verlagsbuchhandel und den hinter ihm stehenden Schriftstellern würde durch ein Netz von Zweckbuchhandlungen wesentlich genützt werden. Das Gebiet des deutschen Buchhandels würde mit der Zeit eine gewaltige Erweiterung erfahren, 8, Die Zweckbuchhandlungen würden nicht nur eine be deutende quantitative, sondern auch eine qualitative Hebung des Büchermarkts herbeiführen, 9, Mit Hilfe eigener Zweckbuchhandlungen können die Ar beitnehmer-Organisationen ihren auf die geistige Hebung der Mitgliedermassen gerichteten Bestrebungen in viel umfassenderer Weise gerecht werden, als das sonst möglich wäre, 10, Zweckbuchhandlungen würden daher zu einer Vertiefung und Veredlung der Auseinandersetzungen im gewerkschaftlichen und politischen Leben führen. Sind diese zehn Behauptungen nicht zu widerlegen — und sie sind es, glaube ich, nicht —, so ergeben sich drei Folgerungen von selbst: 1, Den Arbeitnehmer-Organisationen erwächst die Aufgabe, Zweckbuchhandlungen zu gründen. 2, Der reguläre Buchhandel muß seinen letzten Endes in unbegründeter Konkurrenzfurcht wurzelnden Widerstand gegen diese Art von Vereinsbuchhandlungen ausgeben, wenn er sich nicht aufs schwerste an unserem Volke versündigen will. Er kann das um so eher, als die Vergrößerung der Zahl der Bücherfreunde ihm letzten Endes zugute kommen würde, 3, Alle literarisch und politisch interessierten Kreise sollten die Gründung von Zweckbuchhandlungen fördern. Für unsere Frauen und unsere Bücher. (Übersetzung aus »I/Oouvre« sParisl Nr. 416 vom 11. November 1916.) Die französischen Verleger haben, so sagt uns I/Oenvre, dieser Tage ein Rundschreiben verbreitet, um die Öffentlichkeit für ihre Be mühungen um Verbreitung unserer guten Bücher im Ausland zu gewinnen. Um ihnen zu zeigen, das; wir lins nichts sehnlicher wünschen, will ich ihnen hier einen einfachen, aber gewiß brauchbaren Gedanken unter breiten, auf den sie gleichwohl nicht gekommen zu sein scheinen. Der Mangel an französischen Verkäufern in den beiden Amerika und darüber hinaus ist dem Anschein nach die Grundursache der ge ringen Bedeutung unserer Bücher im Ausland. Von einem deutschen oder deutschfreundlichen Handlungsgehilfen kann man nicht erwarten, daß er sich für sie ins Zeug lege. Höchstens darauf wird man sich verlassen können, daß er bei ihrem Verkauf sich durchweg bemühen wird, jene unsauberen Schriften zu verbreiten, die unserem Ansehen schaden. Unser schlimmer Ruf in Wahrung guter Sitten, wie wir ihn vor dem Kriege zu erdulden hatten, stand denn doch gar zu allgemein fest, als das; wir ihn ganz allein hätten verschulden können; ohne Zweifel waren sie es, die nach bekannter Methode sich hatten angelegen sein lassen, drei Viertel aller dieser Veröffentlichungen unter unserem Namen zu verbreiten. Aber die Dinge haben sich geändert. Wir finden kein Olefallen mehr daran, die Welt mit Zoten zu bedienen und unsre schönsten Dichtungen für uns zu behalten. Nachdem die Welt übrigens jetzt auch angefaugen hat, unseren Wert zu erkennen, wollen wir sie vollends in unser wahres inneres Leben cinweihen; sic wird sich bann' weniger über den Ernst der Gemüter verwundern, der dieses Innen leben entflammt und gckräftigt hat. Vertrauen wir also dem aus Frankreich gekommenen Verkäufer den guten Ruf des französischen Buches an! Aber warum spricht man immer nur von Verkäufern und nie mals auch von Verkäuferinnen? Ich weiß wohl, daß das Masculiuuin zwei Geschlechter in sich vereinigt (auch eine seiner Überlegenheiten!); trotzdem wird es gut sein, die Frage aufzuwersen »lud zu unterstreichen. Ernstlich, bedenkt man nicht, von welchem Nutzen die Einstellung einer großen Menge von gebildeten, freundlichen, ehrbare» Frauen in den Buchhandlungen des Auslands sein würde, die in den großen Pariser Handlungen zunächst einige Zeit ausgebildet werden sollten und dann hinauszichen würden, ohne Heimweh zu empfinden, weil sie da draußen ja nicht nur ihr Brot finden, sondern auch inmitten des Ruhms und der Ehre Frankreichs leben würden? überdies irre man sich nicht. Die Frauen sind es und nicht die Männer, die Bücher lesen. Vor allem in Amerika haben einzig sie die Zeit dazu, sie allein haben auch den Genuß davon; der Eheherr geht völlig in Oieschäften auf, und seine Erholung ist der Fußball. Wenn nun diese Frauen, um ihre Bildung besorgt oder vielleicht auch nur auf Romane erpicht, in die Buchhandlung kommen, wäre es ihnen da nicht angenehm, ein weibliches Wesen zu finden, ihres gleichen, völlig imstande, sie zu dem zu beraten, was schön und er quickend ist? Man vergegenwärtige sich nur das anregende Geplauder, das sich, immer auf dem Boden des Französischen, von Frau zu Frau weiterspinnen würde, sei es vielleicht auch nur Geschwätz, gelegentlich dessen aber immerhin unsre Gedanken, unsre Meinungen, nnsre Vor züge weitere Erkenntnis in einem Publikum finden könnten, das ihrer dann um so mehr versichert wäre. Will man nach und nach, aber auf immer die noch zurückgehaltene Neigung der Neutralen sich wieder näher bringen? So schicke man ihnen bewährte Frauen zu zwang losem täglichen Geplauder über unsre auserlesenen Bücher. Die Frage der Sitteureinheit wäre damit gleichfalls sofort ge löst. Denn man wird achtbare junge Mädchen, würdige Frauen nicht als Verbreiter unanständiger oder schandbarer Bücher sich betätigen sehen. Schon allein ihre Gegenwart würde neugierige Fragen nach Zweideutigkeiten fernhalten. Leute, die nicht gleichviel wer sind, fragt man nicht nach solchen Dingen, was immer es auch sei. Man wird sich beruhigen dürfen: der Buchhandel würde früher Versäumtes auf diesem anderen Wege bald wieder einholen. Neulinge in dieser Bücherwclt, der Hoffnungen bewußt, die man in sie setzt, über Unterlassungssünden der Vergangenheit belehrt, würden ihre Tätigkeit, die mit -keinerlei hergebrachter schlechten Gewohnheit be lastet ist, freudig aufnehmen. Ihnen könnten wir getrost die Sorge überlassen, unsre Autoren zum wenigsten in dem Maße bekannt zu machen, wie sie deren Bücher verkaufen. Dieser Aufgabe würden natürlich nicht alle Frauen gewachsen sein. Hoher Bildungsgrad müßte gefordert werden und in ernstem Studinm geholte Diplome. Aber da sind es just unsre Lizentiatinnen der Literaturwissenschaft und der Sprachen, die im Überfluß hier bei uns kleben bleiben. Die Fakultäten sind überfüllt mit Kandidatinnen, die sich schon längst mit Besorgnis fragen, welche Zukunft ihnen blühen könnte. Ganz abgesehen davon, daß viele dieser jungen Mäd chen keine feste Anstellung als Lehrerin in Aussicht nehmen, sondern ihren Befähigungsnachweis eben nur als Rückhalt betrachten, um im Broterwerb für alle Fälle gesichert zu sein. Warum sollte man sie nicht in ein Elitcbataillon von Buchhändlerinnen einreihen? Mit unseren Büchern haben sie sich genügend vertraut gemacht, um sich in ihrer Umgebung nicht vaterlandslos zu fühlen. Die dnmmen Vor urteile gegen den Kaufmannsberuf beginnen, Gott sei Dank, in zuneh mendem Maße zu verschwinden. Wir sind in der Lage mit Mussets Valentin zu sagen: »Gefällt cs Gott, daß ich verkaufe, so soll mir das ein Zeichen sein, daß ich auch werde kaufen können«. Und wenn cs noch weiter notig sein sollte, Törinnen zu überzeugen, so braucht man sie nur daran zu erinnern, daß, ähnlich der Glasindustrie, Buch- druckerei und Buchvcrlag seit alters hochangesehen waren, und daß einem Erwachsenen ein nützliches Buch zur Kenntnis zu bringen, min destens ebensoviel »Bildung« fordert, wie einem Schuljungen sein stockendes Lesen abzuhören, auch daß, wenn eines Tages die übrigge bliebene Welt völlig von Oieist und Bildung verlassen sein sollte, man diese, wie jedermann weiß, hinter dem Ladentisch eines Buchhändlers wicdcrfiuden würde. Gewiß, wir erwarten nicht, daß einzig eine Lizenz der junge» Studentin Fähigkeiten und Wissen zubillige. Immerhin sollten sich die großen französischen Handlungen daraufhin einrichtcn, im Lause einer abgekürzten Vorbereitungszeit aus diesen kleinen Gelehrtiunen tüchtige Verkäuferinnen zu machen. Einen Verleger kenne ich schon, der nichts sehnlicher wünscht. Nachdem sie in so vielen Büchern 1d27
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