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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1885
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- Deutsch
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V 264, 14. November 1865 Sprechsavl. 5725 Sprechsaal. Zur Lcsezirkelfrage. I. Nachdem man zuerst die Leihbibliotheken erbittert bekämpft — mit dem einzigen Erfolge, daß wohl die große Mehrzahl derselben auf das Vergnügen verzichtete das kostbare Weltensche Produkt auszunchmen — hat man jetzt Plötzlich die große Entdeckung gemacht, daß auch die Jonrnaltesezirkel äußerst gefährliche Institute sind, denen die Existenz notwendig erschwert werden muß. Da Herr Pfeilstücker specicll auch Lübeck als einen Ort bezeichnet, in dem die Lesezirkel wut bedenklich grassiert, und da ermöglichst viele der zunächst beteiligten Lesezirkelinhaber zn hören wünscht, so sei es denn auch mir ge stattet, meine Ansicht hier zum besten zu geben. Die Ausfassung des Herrn Pseilstücker und des Herrn Rocco teile ,ch entschieden nicht. Mein Lesezirkel hat eine ganz ansehnliche Abon- nentenzahl, zur Zeit 956. Trotzdem kann ich versichern, daß die Zeitschriften-Kontinuation meines Sortiments in den letzten acht Jahren, obgleich der Zirkel in dieser Zeit von 409 auf 956 Abonnenten gestiegen, durchaus nicht ab- genommcn hat. Mein Sortiment wird, das hoffe ich zuversichtlich, stets mein Hauptgeschäst bleiben; den Lesezirkel betrachte ich nur als Nebenbranche, Herr Pfeilstücker behauptet, sich aus seiner srüheren Praxis nicht entsinnen zu können, daß ein Lesezirkel-Abonnent jemals ein Buch ge laust hätte. Diese Behauptung beweist nach meinem Dafürhalten nur, daß entweder das Gedächtnis des Herrn Pseilstücker nicht ganz zuverlässig oder seine erwähnten Abonnenten äußerst niederen Kreisen angebört haben müssen. Wäre Herrn Pseilstückers Ansicht richtig, so würde ich mit dem Zuwachse meines Zirkels auch in meinem Sortimente selbst schweren Schaden erleiden müssen. Das ist aber keines wegs der Fall, Es müßte allerdings traurig um dasselbe bestellt sein, wenn diese 956 nie mals ein Buch kaufen würden. Diese sind je doch im Gegenteil sehr gute Bücherkäufer, Die Zuschriften, durch die Herr Pfeilstücker beweisen will, daß die Lesezirkel bei vieler Arbeit nur kärglichen Gewinn bringen, bewei sen garnichts. Ich mache mich anheischig, wenn ich es darauf anlegc, durch andere Zu schriften genau das Gegenteil nachzuweisen. Diese Briese rühren entweder von Kollegen her, die selbst einen Zirkel nicht führen oder deren Zirkel nur einen unbedeutenden Umfang haben. Daß elftere vielleicht etwas geschädigt werden, ist ja gern möglich; doch läßt sich das nicht gut ändern. Es wird am Ende keinem zugemutet werden können, seinen Zirkel aufzugeben, damit seine Kollegen am Platze einige Zeitschristen- Abonnements mehr gewinnen. Wenn einzelne kleinere Zirkel nicht ge nügend rentieren, so liegt dies einesteils an der übermäßigen Konkurrenz, andernteils an den zu geringen Abonnementspreiscn, Hat Kollege ^4 mit vieler Mühe einen lebens kräftigen Zirkel zustande gebracht, dann muß natürlich auch Kollege ö und L einem tief gefühlten Bedürfnis abhclfen, und wo L ein hübsches Geschäft gemacht hätte, verdient nun mehr niemand. Wenn, wie in der einen Zuschrift erwähnt wird, sich jemand dazu versteht ans 69 Jour nalen 12 beliebige auswählen zu lassen zum Quartalspreise von 2 50 H, so ist das aller dings eine großartige Schleuderei, wohl nur darauf berechnet Kunden heran zu ziehen. Bei solchen Preisen kann allerdings keine Seide ge sponnen werden. Doch das sind schädliche Aus wüchse, nicht die Regel. Daß die Zeitschriftenverleger durch die Zirkel geschädigt werden ist in dieser Allge meinheit sicher eine starke Übertreibung, Die größeren Lesezirkel konsumiere» ein ganz be deutendes Quantum an Journalen, Ohne die selben würden von den billigeren Journalen vielleicht einige Abonnements mehr zu erzielen sein; von den teureren Blättern würde nach meinem Dafürhalten der Verbrauch jedoch ein beträchtlich geringerer sein. Die Lesezirkel sind ein Bedürfnis sür das Publikum, das nicht einzudämmen ist. Würde man, was ich jedoch sür unmöglich halte, die selbe» vernichten können, so würden sich Private der Sache bemächtigen, und der einzige Erfolg wäre der, daß mau dem legitimen Handel das Geschäft entrissen, um es Privatleuten in die Hände zu geben. Man wolle doch nicht ver gesse», daß es Buchhändler sind, die die Zirkel führen, und ich wüßte in der Thal nicht, warum die Lesezirkel-Inhaber nicht gerade so existcnzberechtigt sind wie die Zeitjchriftenver- leger, Lesezirkel gab es doch schon vor der Gründung des Schorerschen Familicnblattes, also war doch bei der Rentabilitätschance des selben schon im vorhinein daraus Rücksicht zu nehmen Mir will es nicht einleuchten, daß die Lesezirkel geschädigt werden müssen, damit einzelne Zeitschriften besser florieren. Haben denn diese ein größeres Recht als jene? Ich wüßte nicht warum. Jede neu entstehende Zeitschrift muß doch mit den bestehenden Ver hältnissen rechnen und kann doch nicht verlangen, daß ihr zuliebe die Lesezirkel nunmehr ein packen sollen. Das Bedürfnis nach solchen ist jedenfalls größer als das nach neuen Zeit schriften, die wie Pilze aus der Erde wachsen. Letzteres ist auch wohl der wahre Grund, wes halb nicht alle Blätter die erwartete Abonnenten- höhc erreichen können, nicht die Zirkel, i Ich betone übrigens, daß meiner Meinung nach eine Schädigung der Verleger durch die selben nicht vorhanden ist. Jetzt liest jeder Abonnent durchschnittlich zwölf verschiedene Journale, Festes Abonnement würde er, wenn überhaupt, vielleicht aus ein Blatt eingehen, das er sich daun mit Hausgenosse» und Nach baren eventuell noch gemeinschaftlich hält. Könnte man die Lesezirkel aus der Welt schaffen, so würde doch auch nur dann ein Er- solg eintreten, wenn zugleich den Cafes, Re staurationen, Privatlejegeselljchaften re. das Halten der Journale unmöglich gemacht würde; sonst würde gar nichts erreicht. Der einzelne Verleger hat kein Mittel in der Hand dies zu erzwingen. Würde beispiels weise Herr Schorer — angenommen er hätte die Macht hierzu, was ich sehr bezweifele — mir verbieten, das Familienblatt in meinen Zirkel aufzunehmen, so wäre die einzige Folge, daß derselbe anstatt jetzt 95 dann 94 verschie dene Journale zählte und die Leser sich aus dieser Zahl ein anderes Blatt anssuchten. Die Exemplare die ich jetzt sür den Zirkel gebrauche, fielen sort, den Schaden hätte nicht ich. Daß eine größere Zahl von Zcrtschriften- Verlegeru sich zu gleichem Zwecke einigen werden, befürchte ich nicht; denn der sofortige Ausfall, der ihnen hierdnich entstünde, wäre ganz kolossal, und es doch noch recht fraglich, ob derselbe durch andere Abonnements gedeckt würde. Ich möchte wenigstens in meinem Geschäfte nicht dasür garantieren, daß ich ein höheres oder auch nur annähernd gleiches Quantum Zeit schriften nach wie vor bezöge. Wenn man irgend einem Unternehmen die Existenzberechtigung absprechen will, weil durch dasselbe ein anderes geschädigt wird, so hätte auch das Schorersche Familieublatt gar nicht gegründet werden dürfen, und die jetzige Salon- Ausgabe mag iiur sofort wieder zurückgezogen werden; denn durch dieselbe werden zweifellos andere Journale benachteiligt, Lübeck, den 10, November 1885, Edmund Sch m ersah l, II. Über Herrn Beyers Entgegnung in Nr, 252 quittiere ich nicht als ?>iein Widersacher«, son dern — was er zur Notiz nehmen wolle — als sein Kollege, der in einer wichtigen buch händlerischen Angelegenheit zugleich mit ihm Klarheit erstrebt. Ich korrigiere deshalb einige der in seiner Erwiderung nach meinem Erachten enthaltenen zahlreichen Jrrtümer mit Vergnügen und ohne allen Ingrimm. Herr Beyer hat sich, wie er selbst erklärt, die Mühe genommen, bei seinen festen Garten laubenabonnenten anzufragen, was sie mit ihren alten Nummern machen! Mir scheint, daß der erstaunte Ausruf, dessen sich Herr Beyer zu Ansang seiner Entgegnung mir gegenüber bedient, hinter dieser seiner Erklärung besser am Platze wäre, als da, wo er ihn hin gesetzt hat. Außer Herrn Beyer sieht hoffent lich jedermann ein, daß es mir auf das spätere Schicksal alter, festabonnierter Daheim- und Gartenlaubennummern gar nicht ankommen kann und konnte. Ich wollte selbstverständlich nicht bezweifeln, daß fest abonnierte Daheim- ünd Gartenlaubennummern nachher bandweise ausbewahrt werde», sondern wollte behaupten, daß die Zahl der Leute, die fest auf das Daheim und die Gartenlaube abonniert sind und infolge dessen alljährlich einen Daheim- und Garten laubenband an den ander» reihen, geiuig ist gegenüber der Zahl derjenigen Leute, die beide Journale leihweise lesen, wollte behaupten, daß Herrn Beyers Pathos, in das er am Schluffe seines Artikels bewundernd ausbrach, durchaus nicht am Platze war. Ob und wie Herrn Beyers Garlenlaubenabonnenteu ihre Jahrgänge nach her binden lassen, ist mir einerlei. Die Herr schaften fallen mit Einschluß der Dainc, die bloß die besten Novellen sammelt, in unserer Sache als überflüssig vollständig bei Seile. Die Bemerkung mit den 'Münzen und dem Glacehandschuh ist, so hübsch sie klingt, eben falls unzutreffend. Herr Beyer übersieht, daß man Münzen angreisen muß, das Angreifen der Leihjournale und der Leihbibliotheksbände aber durch gelegentlichen Ankauf eines guten Buches oder Journales wesentlich beschränken kann. Zur Entgegnung auf meine Behauptung, daß das Verleihen von Dingen den Verkauf derselben reducrere, führt Herr Beyer zu mei nem Erstaunen einen Universitäts-Mietgaul, der als Vergleich aus allen Vieren hinkt, in die Arena des Sprechsaals! Er (Herr Beyer) steift sich darauf, daß meine Behauptung nach dem Wortlaute sich auf alle Dinge bezöge und daß das Verleihen von Pferden deshalb zu billigen sei, weil sich nicht jeder ein Pferd kaufen könne
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