Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.12.1885
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- 1885-12-16
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- 16.12.1885
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290, 16. Dezember 1888. Nichtamtlicher Teil. 6471 denen sie nach der Sitte der Zeit oft versehen sind, gehören zu den besten des fünfzehnten Jahrhunderts. Anton Koberger war der erste unter den deutschen Buchdruckern, der sich nicht mehr mit den rohen Holzschnitten der Briefdrucker begnügte, sondern Maler, wirkliche Künstler, insbesondere den tüchtigen Michel Wohlgemut, herbeizog, damit sie die Illustrationen zu seinen Druckwerken lieferten. Ihm ist es zu danken, wenn auf diese Weise die gedruckten Bilderbücher, die ursprünglich nur den Bedürfnissen des niederen Volkes gedient hatten, all mählich auch in den vornehmen Kreisen an Stelle der früheren Miniaturwerke Eingang fanden. Ihm gebührt nicht minder das Verdienst, den deutschen Malern das Thätigkeitsgebiet an gewiesen zu haben, auf dem sie später ihr Schönstes, Unver gänglichstes leisten konnten. Er war es, der »Albrecht Dürer aus der Taufe hob«. Neben den Setzern, Korrektoren, Druckern, Zeichnern und Jlluministen beschäftigte er in seiner Offizin noch Komponisten, welche die einzelnen Bogen in die Lagen, wie sie in der Folge des Alphabetes das Werk bildeten, zu legen hatten, und Buch binder, welche die schönverzierten lederüberzogenen Holzdeckel der Kobergerschen Druckwerke anfertigten, die den kunstvollen Ein bänden der alten Pergamenthandschriften würdig zur Seite stehen. Nimmt man alles das zusammen, so versteht man den Ehrentitel, den die Zeitgenossen dem großen Koberger gaben, indem sie ihn als den ersten Drucker des fünfzehnten Jahr hunderts bezeichnten; und man bedauert, daß er, durch den Krieg und sein zunehmendes Alter veranlaßt, im Jahre 1504 die Druckerei aufgab, um fortan nur noch als Verleger thätig zu sein. Er folgte der Entwickelung der Zeit, welche Verleger und Drucker zu scheiden begann. In Nürnberg hatte besonders Friedrich Peypus den Druck für die Kobergerschen Verlags werke zu liefern. Von auswärtigen deutschen Druckorten wurde neben Hagenau und Straßburg vornehmlich Basel, im Ausland Paris und Lyon beschäftigt. Erst in diese Jahre, als die verschiedensten deutschen und außerdeutschen Pressen für die Koberger druckten, fällt die eigent liche Blütezeit des Verlages. Anton Koberger wurde der »lite rarische Nährvater seiner Zeit«. Der ganze Entwicklungsgang der deutschen Literatur, der Sturz der Scholastik am Schlüsse des fünfzehnten und das Aufblühen einer neuen Wissenschaft im Beginne des sechzehnten Jahrhunderts spiegelt sich klar auch im Kobergerschen Verlage wieder. Scholastik, Humanismus und Reformation, diese drei gewaltigen in der Herrschaft sich ab lösenden Geistesreiche lösen auch hier einander ab. Während anfangs der Grundstock des Verlages in Bibelausgaben, Predigt sammlungen und der gelehrten mittelalterlich-lateinischen Literatur bestanden hatte, wurde später mit Vorliebe die klassisch-huma nistische Richtung verfolgt. Und wenn verhältnismäßig wenige Werke zeitgenössischer Schriftsteller veröffentlicht wurden, so wurde dafür der große Litteraturschatz früherer Jahrhunderte in muster- giltigen Ausgaben verbreitet. Auch hierbei hat man wieder zu bedenken, welche Schwierig keiten damals mit der Herausgabe gerade solcher alten Werke verbunden waren. Bekanntlich gab es noch nicht den geringsten Schutz gegen Nachdruck. Ein Werk, das ein Verleger soeben erst mühevoll aus Handschriften veröffentlicht hatte, konnte ungestraft sofort nachgedruckt werden; ja, es kam vor, daß ein Verleger planmäßig dem anderen jedes bedeutende neuere Unternehmen nachdruckte. So entbehrten auch Anton Kobergers Verlagswerke noch gänzlich des Privilegienschutzes, und er konnte sich nur da durch einigermaßen schützen, daß er mit angesehenen Verlegern Vereinbarungen wider Nachdruck einging, die unternehmungs lustigen Drucker in den Hauptorten selbst beschäftigte, die eigenen Pläne möglichst geheim hielt — oder die Nachdruckausgaben selbst aufkaufte. Eine solche Vorsicht war für ihn um so nötiger, als die Auflagen, welche er veranstaltete, bedeutend größer waren als diejenigen der anderen Buchdrucker. Während die kleineren Drucker oft nur 275—300 Exemplare auflegten, umfaßte eine Kobergersche Auflage gewöhnlich 1000, nicht selten sogar 1600 Exemplare. Eine solche Auflage konnte freilich nur ein Verleger wie Koberger wagen, dessen Absatzgebiet die gesamte gebildete Welt des Abendlandes umfaßte und dessen Handel sich von Mailand und Venedig nach Lübeck und Antwerpen, von Ofen und Krakau nach Paris und Dijon erstreckte. Denn trotz der Kriege, von denen Deutschland damals heimgesncht war, und trotz des mangel haften Verkehrswesens haben Anton und Hans Koberger doch den Buchhandel schon in wahrhaft großartigem Maßstabc be trieben. In Paris und Lyon unterhielten sie Faktoreien, die den Handel im Auslande ermöglichten Auf rüstigen Reisen zog Hans Koberger durch die Welt, um in den Zweigniederlassungen Rechenschaft abzunehmen und unterwegs Geschäfte zu betreiben. Zahlreiche Diener fuhren mit schwerbeladenen Büchcrwagen von Stadt zu Stadt, schlugen in den verschiedensten Herbergen Wander lager auf und luden durch ausgehängte Plakate die Kauflustigen zur Besichtigung ein. Und auch auf den Messen in Straßburg, Leipzig und Frankfurt a. M. spielten die Koberger die hervor ragendste Rolle. So wirkten sie unermüdlich bis gegen das Ende der zwan ziger Jahre des sechzehnten Jahrhunderts. Erst in dieser Zeit, also nach beinahe fünfzigjährigem ruhmreichem Wirken, fand ihre bnchhändlerische Thätigkeit ihr Ende. Nachdem die Druckerei schon 1504 an Friedr. Peypus gekommen war, ging der Verlag jetzt an Johannes Petrejus über. Der Name Anton Koberger geriet allmählich in Vergessen heit. Zwar wurde er von Bücherfreunden noch als ein be deutender Drucker geschätzt. Aber daß er auch der erste Buch händler des fünfzehnten Jahrhunderts war, dessen Verlag die gesamte Wissenschaft jener Zeit umfaßte, und der einen Welthandel betrieb, wie er in der Geschichte des Buchhandels einzig dasteht, das hat erst Oscar Hase in seiner trefflichen Monographie ge hörig gewürdigt. Ein jeder, der sich über den Geschäftsbetrieb der damaligen Zeit, die Betriebsweise der Druckereien, die Aus stattung der Bücher, das Verhältnis der Schriftsteller zum Ver lage, den Käuferkreis und das Absatzgebiet, den Verkehr der Verleger mit den Verkäufern, das Besörderungswesen, die Buch führung u. dgl. unterrichten will, findet über dieses und tausenderlei anderes in Hases Werk die beste und sicherste Auskunft. Das Buch, dem ein sorgfältiges Verzeichnis der Kobergerschen Ver lagswerke, das Briesbuch der Koberger und eine Anzahl faksimi lierter Brieftafeln beigegeben ist, macht wie wenig andere der deutschen Wissenschaft Ehre und steht für alle ähnlichen Arbeiten als mustergiltiges Vorbild da. München. R. Muther. Entscheidung des Reichsgerichts. Inserate. Nachdruck. R.-Ges. v. 11. Juni 1870, betr. das Urheberrecht an Schriftwerken u. s. w., Zz 1, ?d. Der Nachdruck von Zeitungsinseraten ist nicht als strafbarer Nachdruck anzusehen. Urt. des III. Strass, v. 11. Juli 1885 o. F. (1676/85) (LG. Magdeburg). Verwerfung der Revision des Nebenklägers. Gründe: Die Vorinstanz hat Folgendes thatsächlich festgestellt: Der Nebenkläger I. C. in Berlin, Inhaber der im Handelsregister 886*
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