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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-10-05
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1900
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- Deutsch
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7508 Nichtamtlicher Teil. 232, 5. Oktober 1900. die Worte, die ich in Braunschweig gesprochen habe, weiter verfolgt und ausgebaut hat Meine Herren! Anfang 1894 schrieb mir der selige Kollege Meihner-Elbing, ob ich wohl der Ansicht sei, daß der Börsenvcrein in seiner Eigenschaft als Vertreter des Ver lags- und Sortimentshandels, des Kolportage- und Komis- stonshandels — oder wie Sie diese Gegensätze, die doch nun einmal da sind, besser gegenüberstellen wollen — dem An träge Gröber, Hitze und Genossen, betr. Kolportageverbot rc., gegenüber im Interesse des Sortiments genügend Stellung nehmen könne. Diese Anfrage des verehrten Kollegen Meißner gab mir viel zu denken, und nach Rücksprache mit einsichtigen Freunden, anerkannten Anhängern des Börsenvereins, kamen wir über ein den Standpunkt zu vertreten, daß der Börsenverein in seiner Zusammensetzung nicht in der Lage sei, hier die Inter essen des Sortimentes, wie es nötig und dringend erforder lich sei, zu schützen. Vielen von Ihnen, meine Herren, ist infolge der Ant worten, die Kollege Meißner derzeit erhielt, das Rund schreiben erinnerlich, das Kollege Meißner vor der Messe 1894 versandte und das zur Bildung einer Sortimenterkammer resp. eines Sortimentervereins aufforderte. Wenn auch diese Anregung seiner Zeit nicht auf fruchtbaren Boden fiel, wohl zwar von vielen, den meisten Kollegen im Sortiment geteilt wurde, aber an der Zusammensetzung der Kreis-! und Ortsvcreine — Verleger und Sortimenter — scheiterte, so ist der Gedanke doch nie wieder eingeschlafen und bei den Kollegen aus dem Sortiment, die in der Vereinsarbeit thätig sind, stets als der einzige Ausweg schließlich bezeichnet, uni das Sortiment vor dem Verfaulen, Sichgehenlassen, vor der Gefahr, daß es schließlich ganz an die Seite geschoben und zum bücherverkaufenden Proletariat hinabsinke, zu bewahren. Seit 1894 hat sich nun vieles geändert; in diesen sechs Jahren, in denen von allen Seiten eine Centralisation inner halb der Berufsstände sich vollzogen hat oder angestrebt wird — ich erinnere nur in unserem Berufe an den Buchgewerbe verein, die Verlegerkammer, den Musikalien-Centralverein rc. rc. — ist man zur Erkenntnis gekommen, daß nur, wenn »alle für einen« kämpfen, der Stand, die Standesehre, das Standesbewußtsein, Haus und Familie sich halten und auf der Höhe bleiben können. Ich verweise auf den Bund der Landwirte, auf den Stand der Aerzte; setzt wieder rühren sich die Apotheker. Wohl wird mir cntgegengehalten werden, wir haben ja den »Börsenverein«, und mit Recht, das gestehe ich unumwunden ein und ich bin der letzte, der an dem Rechte und der Organisation des Börsenvereins rütteln möchte. — Aber, meine Herren, wie 1894 viele, wenn nicht alle Sortimenter der Kreis- und Ortsoereine in der Kolportage frage — trotzdem die meisten Kreis- und Ortsvereine von Verlegern geleitet werden — anderer Meinung als der damalige Börsenvereins-Vorstand waren, wenn da viele, vielei Sortimenter gewünscht hätten, die Eingaben des Vorstandes hätten mehr dem Anträge Gröber und Genossen zustimmend lauten müssen, wer bürgt dafür, daß nicht ähnliche Fälle wiedcrkehren mögen? Erinnern Sie sich doch aus allerletzter Zeit der !sx Heinze. Ja, wohl hat da neben der Verleger kammer auch der I. Schriftführer des Börsenvereins sofort eine Eingabe an den Reichstag gerichtet; aber, meine Herren, war es da nicht Sache der Sortimenter, wo die vitalsten Interessen derselben in Frage kamen, doch mehr als die der Verleger, auch ihre» Stand, ebenso wie die Verlegerkammer, zu vertreten, ganz energisch sich gegen derartige Gefängnis- Paragraphen aufzulehnen? Meine Herren! Die Verlegeroereine sind gebildet, um die Kreditvcrhältnisse zu regeln, um die Sortimenter pnzu- halten, pünktlich zu zahlen, zur Ostermesse prompt abzurechncn, Remittcnden und Disponenden präcise einzusenden. Haben wir nicht das Recht, auch zu verlangen, daß uns Auszüge der Verleger zur rechten Zeit zugehen, Remittenden- fakturen, oder wenn die Pflicht der Einsendung derselben be stritten wird, eine Disponendenliste rechtzeitig zugesandt wird? Haben wir nicht noch viele Rechte, die hier aufzuzählen un nötig, auch den Verlegern gegenüber, deren Pioniere und Absatzsucher wir doch sein sollen? Jetzt haben sich nun die Verlegervereine vereinigt und eine Verlegerkammer ins Leben gerufen, die sich die weitesten Ziele ohne festes Programm im Interesse der Verleger und Verlegervereine gesteckt hat. In der Isx-Heinze-Frage ist die Verlegerkammer bereits praktisch vorgegangen; zur Rabatt frage hat sie ebenfalls Stellung genommen. Dürfen wir Sortimenter diesem Vorgehen gegenüber nur zusehen, oder repräsentieren wir auch einen beachtens werten Bestandteil des deutschen Buchhandels, der nicht an die Seite gesetzt werden darf und will, und der auch seine Stimme zu gegebener Zeit erheben muß? Sind wir uns und unseren Kindern nicht schuldig, den Sortimenterstand auf der Höhe zu erhalten, wie wir ihn von unseren Vätern über nommen haben? —* Ueberall regen sich neue Kräfte im Erwerbsleben; Geld, Arbeitslöhne, das tägliche Brot wird teurer, jeder Geschäfts mann, Fabrikant und Handwerker schlägt demzufolge erhöhte Prozente auf. Wie ist es dagegen bei uns? Der Gewinn des Sortimenters ist im Rückgang begriffen Einige Schul bücherverleger z. B. beschneiden den Rabatt, die Freiexemplare rc., sobald die Bücher eingeführt sind, nur um den erhöhten Produktionskosten gegenüber den Ladenpreis nicht zu er höhen — natürlich also auf Kosten des Sortimenters. Können hier die Sortimenter geschlossen nichts ausrichten? Allenthalben, in den kleinsten Orten werden Schneider, Schuster und Genossen durch Ausartungen des Leipziger Kommissionärwesens zu Buchhändlern gestempelt, in größeren, mittleren und kleineren Städten beziehen die Buchbinder, früher Kunden des Sortimenters am Orte, ihren Bedarf aus Leipzig, sie sind von gewisser Kommissionäre Gnaden Kollegen ge worden! Ich kann Ihnen da geradezu haarsträubende Geschichten anführen, in welcher Weise mit den für Buch händler bestimmten Cirkularen umgegangen wird, wie diese als Einwickelpapier in die Häuser wandern und so dem Publikum von dem hohen Verdienste der Buchhändler erzählen. Das sind Mißstände, die schon so oft gerügt, gegen die die Verleger nichts thun, der Börsenverein nichts thun kann, wohl aber glaube ich, daß eine Sortimenterkammer, ein Sortimenterbund helfen muß! Hier Wandel schaffen, wenn die Sortimenter sich in sich stark fühlen, wird ein Hauptziel, wenn auch keine kleine Aufgabe der Sortimenterkammer sein. Von allen Seiten wird um Schutz gerufen gegen Waren häuser und Ramschbazare. Die Not ist wahrlich groß, viel größer, als die meisten Sortimenter in der Provinz glauben. Der Börsenverein hat sein Bestes gethan, um der Ueber- handnahme zu steuern, einige Verleger ebenfalls; aber viele, viele Verleger liefern mit Freude diesen Totengräbern des soliden Sortiments und drängen ihre Waren förmlich auf, um hinterher auch ein Rundschreiben an das Sortiment zu schicken und um thatkräftige Unterstützung zu bitten. Es sind Fälle vorgekommen, wo von einzelnen Verlegern dem Sortimenter die Nettopreise eingeräumt sind, zu denen die Warenhäuser an das Publikum, von diesen Verlegern dazu in den Stand gesetzt, verkauft haben. — Können diese Ver leger nun uns Sortimenter ganz entbehren? Gewiß nicht, und deshalb ist ein Zusammenschluß der Sortimenter nötig, deshalb muß eine Vereinigung da sein, damit die Namen dieser Verleger an den Pranger gestellt werden.
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