Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.11.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-11-18
- Erscheinungsdatum
- 18.11.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19021118
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190211185
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19021118
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-18
- Monat1902-11
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vielen Herzen ein dankbares Gedenken gesichert. Sein Interesse an allem, was unsern Beruf anging, machte ihn stets bereit zur Mitarbeit, wo er glaubte, der Allgemeinheit nützen zu können. Unsrer Korporation hat Reimarus seit 1879 angehört; viele Jahre ist er Mitglied des Hauptausschusses und von 1898—1900 erster Schriftführer im Vorstande gewesen. Ferner hat er jahrelang das Amt des Vorsitzenden im Sortimenterverein verwaltet, und unver gessen wird ihm die opfervolle Thätigkeit bleiben, die er in Ge meinschaft mit Herrn Prager bei Errichtung und Leitung des im Jahre 1884 begründeten Vereinssortiments entfaltet hat. Ties gebeugt wurde Reimarus ein Jahr vor seinem Heimgange durch den Tod seines einzigen Sohnes, der einst sein Nachfolger werden sollte. Von diesem Schlage hat er sich nicht wieder erholt; ein langes Leiden zehrte seine Kräfte auf, bis ihn der Tod am 19. Juni erlöste. Erst 59 Jahre alt wurde er seiner trauernden Familie und einem weiten Freundeskreise entrissen, der ihn in treuem Gedenken halten wird, wie er bei seinem Leben jedem, der ihm wirklich nahe stand, Treue bewährt hat. Gleichfalls der Pflege der Kunst gewidmet war die buchhänd- lerische Thätigkeit von Hermann Paechter, des Besitzers der Kunstverlagshandlung R. Wagner. Hermann Paechter Ivurdc am 6. Januar 1840 in Arnswalde geboren, wo sein Vater ein Manu fakturwarengeschäft besaß. Er besuchte zunächst eine Schule in Stettin und danach das Köllnische Gymnasium in Berlin, das er mit dem Reifezeugnis verließ. Früh schon hatten sich in dem Knaben und Jüngling künstlerische Liebhabereien und reger Sammel eifer entwickelt, die den auf praktische Ziele bedachten Vater fürchten ließen, der Sohn möchte seine Zeit mit brotlosen Künsten vertrödeln. Um dem vorzubeugen, zwang er ihn, die Bierbrauerei zu erlernen, und kaufte ihm dann in Stettin eine Brauerei, die Paechter jahrelang als Besitzer und später als Direktor der daraus gebildeten Aktien-Gesellschaft geleitet hat. Die Abneigung gegen diesen Beruf wurde jedoch schließlich so stark, daß er 1876 sein Verhältnis zu der Gesellschaft löste und nach Berlin übersiedelte, um hier eine seinen künstlerischen Nei gungen zusagende Thätigkeit zu suchen. Nach jahrelangen Be mühungen fand er endlich, was er suchte; er trat als Teilhaber in die Verlagshandlung von R. Wagner ein, die damals als bedeutendstes Unternehmen die bekannten Aquarelle von Eduard Hildebrandt Vertrieb, und die durch Paechter bald einen bedeutenden Aufschwung nahm. Vor allem knüpfte er nahe Beziehungen zu Adolf Menzel an, dessen Illustrationen zu den Werken Friedrichs des Großen er mit königlicher Erlaubnis in zwei Ausgaben dem großen Publikum zugänglich machte. Die Originale waren s. Z. für die von Friedrich Wilhelm IV. veranstaltete Prachtausgabe der Werke Friedrichs des Großen gezeichnet und in Holz geschnitten worden, die nie in den Handel gekonimen und darum fast un bekannt geblieben war. Ganz besonders war Paechter bemüht, den unübersehbaren Reichtum Menzelscher Originalzeichnuugen jeder künstlerischen Gattung, die der Meister in seine» Mappen gesammelt und verschlossen hatte, der allgemeinen Benutzung zu- znführen. Dies ist ihm in weitem Maße gelungen, und heute erfreut sich die Nationalgalerie des Besitzes jener kostbaren Schätze, die Paechter für sie der Verborgenheit entrissen hat. Andere Menzelsche Werke hat Paechter veröffentlicht, und manche Schöpsung des Künstlers ist durch seine Vermittelung verkauft worden. Bahn brechend hat er in Berlin für die Einführung japanischer Kunst erzeugnisse gewirkt. Nicht die gewöhnliche Dutzendware, sondern die edelsten Erzeugnisse der Kunst und des Kunstgewerbes jenes hochbegabten Jnselvolkes führte er bei uns ein; mit feinstem Ver ständnis legte er seine Sammlungen an, und die innigste Freude bereitete es ihm, wenn er wahrem Verständnis für seine Be strebungen begegnete und anderen die Freude Mitteilen konnte, die ihm selber aus der Beschäftigung mit den Erzeugnissen dieser eigenartigen und doch auf einer hohen Stufe der Vollendung stehenden Kunst erwuchsen. An unfern buchhändlerischen Bestrebungen hat sich Paechter nicht beteiligt; daß er ihnen indessen nicht ohne Interesse gegen überstand, zeigt seine langjährige Mitgliedschaft in der Korporation. Hohe Verehrung genoß er in den künstlerischen und kunstliebenden Kreisen unserer Stadt, denen er durch Neigung und geschäftliche Thätigkeit nahestand, und die mit seiner Familie den frühen Heim gang des hochbegabten Mannes beklagen, dessen langen Leiden der Tod am 20. Juni ein Ziel setzte. Ganz unerwartet starb am 22. Juni auf einer Erholungs reise in Tarasp Oswald Seehagen. Er war am 26. August 1831 in Berlin geboren, hatte die Königliche Realschule zu Berlin besucht und danach von 1846 an seine buchhändlerische Lehrzeit zuerst bei F. Reichardt L Co. und dann bei Leopold Lassar be standen. Auch während seiner Gehilsenjahrc ist Sechagen nicht aus Berlin herausgekommen. Am 1. Mai 1866 begründete er hier den heute noch seinen Namen tragenden Verlag, den er bald durch den Ankauf niehrerer bestehenden kleineren Vcrlagsgeschäste wesentlich erweiterte. Er wandte sich dem Verlage geschichtlicher Werke zu und begründete auch zwei Zeitschriften, deren eine: »Deutsches Magazin zur Unterhaltung und Belehrung« von Julius Rodenberg herausgegeben wurde. Sie brachte es jedoch nur auf drei Jahrgänge. 1864 kaufte Seehagen den Kolportage-Verlag von Carl Gierlh und verlegte in den Kriegsjahren 1866 und 1870/71 vaterländische Romane, die in Lieferungen erschienen und durch Kolportage die weiteste Verbreitung fanden. Ganz wesentlich wuchs der Verlag durch den 1876 erfolgten Ankauf von Schlossers »Weltgeschichte« und »Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts« sowie von Jaegers »Geschichte der neuesten Zeit« aus dem Verlage von Ad. Spaarmann in Oberhausen und I. C. B. Mohr in Tübingen. Diese Werke wurden die Hauptstützen des Verlages; in immer neuen Ausgaben (auch in einer illustrierten) brachte sic Seehagen heraus, und immer von neuem wußte er das Publikuni dafür zu interessieren. Mit unablässigem Eifer war er für den Vertrieb der von ihm verlegten, meist populären Litteratur bemüht, bis er am 1. Juli 1896 das Geschäft verkaufte, um sich selber die wohlverdiente Ruhe zu gönnen. Oswald Seehagen war eine der liebenswürdigsten Er scheinungen im Berliner Buchhandel. Bis in sein Alter hatte er sich eine seltene Frische des Geistes und Körpers und trotz mancher ernsten Lebenserfahrung eine unverwüstliche Heiterkeit bewahrt, die anregend wirkte, wo immer er erschien. Sein Haus war eine Stätte frohen Lebens, in dem ihm aus einer glücklichen zweiten Ehe eine fröhliche Kinderschar hcranwuchs, und dankbaren Sinnes freute er sich des gesegneten Gedeihens, das ihn umgab. Dem Buchhandel war er von Herzen zugethan. Schon als Gehilfe war er Vorsitzender des »Krebs«, Vereins jüngerer Buchhändler, der ihn bei seinem fünfundzwanzigjährigen Selbständigkeits-Jubiläum zum Ehrenmitgliede ernannte. Lange Zeit hindurch hat er vor der Einführung der Gewerbefreiheit in Preußen als Mitglied der bllchhändlerischen Prüfungskommission gewirkt, und vor allem ist er viele Jahre bis zu seinem Tode im Vorstande des llnter- stützuugsvereins thätig gewesen, wo er reiche Gelegenheit fand, den Armen unter unsern Berufsgenossen seine wohlwollende Für sorge zu erweisen. Der Korporation hat Seehagen seit 1860 angehört, und auch ihr hat er in früheren Jahren seine Dienste als Mitglied des Haupt-Ausschusses gewidmet. An demselben Tage, an dem wir Hans Reimarus zu Grabe geleitet haben, wurde auch ihm die letzte Ruhestätte bereitet; aus dem vollen Leben hatte der Tod ihn Plötzlich herausgerissen, auch in unserem Kreise, wie in seiner Familie eine schmerzlich empfundene Lücke offen lassend. Ein hochangesehener Vertreter des Berliner Kunsthandels war Eduard Müller, den am 19. September der Tod von langen schweren Leiden erlöste. Er war am 19. August 1846 in Leipzig geboren, besuchte daselbst die Realschule und widmete sich danach in verschiedenen Geschäften dem kaufmännischen Be rufe. Den Krieg 1870/71 machte Müller als Reserveoffizier mit
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder