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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.12.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-12-22
- Erscheinungsdatum
- 22.12.1880
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtlicher Theil. Ucber Bücherdruck.*) ... Bei Beurtheilung eines Druckes handelt es sich in erster Linie um die Größe der Buchstaben. In Frankreich hat man den typographischen Punkt als Einheit adoptirt; derselbe war in den verschiedenen Druckereien allerdings nicht gleich groß; in der Osficin von Fournier betrug er 0,35 mm, in der von DidotO,37K mm, in der Nationaldruckerei mißt er 0,4 mm. Letzterem entsprechend nennt man in Frankreich eine Schrift, deren Höhe 3 solcher Punkte von 0,4 mm Einheit beträgt: Diamantschrift, von 4 Punkten: Perl, 5 Pariser, 6 Nonpareille, 7 Mignon, 7H Text, 8 Gaillard, 9 Petit- Romain, 10 Philosophie, 11 Cicero u. s. f. Die Typen sind bekannt lich Bleiplatten, ans deren oberem Ende der Buchstabe erhaben ge gossen ist; die Säule, aus welcher der Buchstabe, das Bild, erscheint, heißt der Kegel. Jene Zahlen beziehen sich auf die Größe des Rau mes, auf dem das Bild erscheint; dieser ist für alle Buchstaben gleich groß, während ja die Buchstaben selbst verschieden groß sind; es gibt kurze, die weder oben noch unten überragen, und lange, die oben, unten oder oben und unten bervorragen. Selbst wenn wir nun in Deutschland in den Druckereien die Einheit des Punktes wie in Frankreich hatten, so wäre damit wenig für den Leser gewonnen, der nur die gedruckten Buchstaben und nicht den Typenkegel vor sich hat. Und um die Größen der Buchstaben handelt es sich allein bei Messungen. Ich habe daher vorgeschlagen, einfach mit dem Millimeter maßstab die Buchstaben zu messen, und zwar das „n"; dieses wählte ich am liebsten, weil es die Zeile nicht überragt, im lateinischen Druck (Antiquaschrift) im ersten Strich ein vollkommenes Rechteck bietet und im deutschen Druck (Fracturschrift) durch präcise Enden ausgezeichnet ist. So fand ich, daß einder Perlschrift etwa 0,75 mm, ein » der Nonpareilleschrift 1 mm, u der Petit schrift 1^ mm, u der Corpusschrift 1^ mm, u der Ciceroschrift 1U mm und ein Q der Mittelschrift 2 mm groß ist. Der Name Corpusschrift und Ciceroschrift rührt bekanntlich von Ausgaben des Ovrxus juris und des Liooro her, die früher in diesen Typen ge druckt wurden. In der „Deutschen Rundschau" mißt das „n" von der untersten bis zur obersten Spitze fast 2 mm, der rein rechteckige Raum, der also überall gleich dick ist, mißt 114 mm, hat demnach eine genügende Größe. Es gibt bisher noch keine Regeln sür die kleinsten dem Auge zu gestattende Letterngröße. Die Distanz, bis zu welcher ein Buch stabe von bestimmter Höhe vom normalen Auge gesehen werden kann, ist nicht maßgebend. Es handelt sich bei der Lectüre darum, daß die Buchstaben leicht lesbar sind, d. h. daß sie ohne An strengung, fließend, auf die Dauer und bequem in einer Entfernung von 14 m gelesen werden können. Ich glaube, daß Buchstaben, die kleiner als 114 mm sind, das Auge auf die Dauer schädigen. Messen wir die Buchstaben in den gelesenstcn belletristischen und illustrirten Journalen, so finden wir in der „Rundschau" und in den „Grenzboten" 2 mm, in „Westermann's Monatsheften", im „Ausland", in der „Gegenwart", im „Magazin für die Litera tur des Auslandes", im „Daheim" 1,75 mm, in der „Allgemeinen Modenzeitung", in einzelnen Artikeln der „Gartenlaube", derLeip- ziger„JllustrirtenZeitung"und von„UeberLand und Meer" 1,5 mm. Leider aber wird dieses kleinste zulässige Maß überschritten durch *) Aus einem Artikel „über Kurzsichtigkeit, Bücherdruck und Schul ärzte, von Pros. Hermann Cohn in Breslau" aus der „Deutschen Rundschau" mit gefälliger Erlaubniß der Verlagshandlung abgedruckt. den vielenPetitdruck von 1,25 mm im „Bazar", der „Modenwelt", in vielen Artikeln der genannten illustrirten Zeitungen, in den lite rarischen Neuigkeiten des „Magazin für die Literatur des Aus landes"; direct krankmachend sind die knapp 1 mm hohen Buchstaben in den „Neuigkeiten vom Büchermarkt" in der Leip ziger Illustrirten Zeitung, in der „Briefmappe" von Ueber Land und Meer, in den seitenlangen Beschreibungen der Abbildungen der Modenwelt. Auch diese Artikel werden ja und namentlich die letztgenannten viel gelesen; hier ist dringend baldige Abhilfe nöthig. Wie wenig man bisher auf diese doch gewiß wichtige Frage geachtet, kann man Wohl daraus entnehmen, daß selbst augen- ärztliche Zeitschriften und Lesebücher stellenweise Lettern von etwa 1 mm Höhe, also säst Nonpareilleschrift enthalten. In vielen Zeitungen finden wir namentlich bei den Kam merverhandlungen Buchstaben von 1^ mm Höhe, in den Insera ten der Neuen freien Presse sogar von 1 mm! Die am meisten von den Behörden empfohlenen Schul bücher haben oft kläglichen Druck; die Buchstaben in Plötz', Zumpt's, Krüger's, Ellendt's Grammatik sind nur 1,25 mm, und in den Wörterbüchern von Georges, Rost, Schuster und Regnier und Thieme nur 1 mm, ja in Sydow's und in Liechten- stern's Atlas sogar nur 14 mm groß! Die Schulbehörden dürften sich nicht begnügen, den In halt der zu empfehlenden Bücher zu studiren, mit dem Milli metermaßstabe in der Hand müßten sie von jetzt ab jedes Schulbuch prüfen und es unerbittlich auf den Inckor prodibitorum libroium setzen, wenn die Buchstaben kleiner als 1,5 mm sind. Diejenige Verlagsbuchhandlung müßte bevorzugt werden, welche nur 2 mm hohe Lettern gestattet! Auf einen hochwichtigen Punkt hat Javal in Paris aufmerk sam gemacht; er fand, daß in den Schulbüchern der Anfänger die Buchstaben sehr schnell an Größe abnehmen, noch ehe die Kinder sich die Bilder der Lettern so genau eingeprägt haben, daß sie sie leicht lesen können. Sehen wir uns in dieser Hinsicht das von der preußischen Regierung ganz besonders empfohlene deutsche Lesebuch sür die untere Stufe von Schulrath Bock (16. Auflage, 1879) an, so finden wir, daß auf Seite 7 die Buchstaben 4,5 mm, auf Seite 9 schon 3 mm, aus Seite 11: 214 mm, Seite 17:2 mm und Seite 45 bereits 1,5 mm groß sind, also im ersten Unterricht, in der untersten Stufe bereits auf die kleinste für Erwachsene zu ge stattende Größe herabsinken. Javal schlägt mit Recht vor, durch Versuche sestzustellen, wie groß der Druck in den verschiedenen Classen sein muß, damit kein einziges Kind trotz schlechter Be leuchtung sich der Schrift zu nähern braucht. Von wesentlicher Bedeutung für die Leichtigkeit der Lectüre ist seiner der Durchschuß, die Intorlizna-Ao. Bekanntlich schieben die Setzer kleine Lineale zwischen die Zeilen, damit die unteren langen und oberen langen Buchstaben sich nicht berühren. Jedermann weiß, daß die Lesbarkeit durch den Contrast erhöht wird; je dunkler die Schrift und je Heller das sie umgebende Papier, desto deutlicher und leichter ist dieselbe zu lesen. Werden aber die Zeilen dicht an einander, oder wie man technisch sagt, cvmpreß gedruckt, so ermüden wir, weil der Contrast jeder Zeile gegen den Hellen Untergrund ein zu geringer ist. Die Zeilen schwimmen in einander; sie zu trennen, strengt das Auge an. In Prachtausgaben wird daher auch der Durchschuß besonders splendid gemacht. Als gut durchschossen betrachte ich ein Buch, bei dem die Entfernung der kurzen Buchstaben über einander 3 mm beträgt. Natürlich er scheinen die Linien ja doch viel näher an einander, da ja dann die
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