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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1900
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- 1900-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1900
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- Deutsch
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214, 14. September 1900. Nichtamtlicher Teil. 6839 aber gewisse Besonderheiten im Charakter bedingen diese stoff lichen Unterschiede doch, und es ist wohl möglich, daß die nicht so allgemeine Verwendbarkeit der Zellstofffasern zum Teil mit darauf zurückzuführcn ist. Von größerer Bedeutung sind aber jedenfalls noch die formalen Unterschiede hinsichtlich der Ausdehnung wie des Aufbaues. Die Lumpenfasern lassen sich bekanntlich verspinnen,' Gespinste aus Strohstoff dürfte überhaupt noch niemand herzustellen versucht haben; aus Holzzellstoff sind zwar Gespinste und Gewebe her gestellt worden, aber das sind Kunststücke ohne industrielle Be deutung geblieben. Der Grund liegt in dem Unterschiede der natürlichen Länge der Fasern. .Diese beträgt bei den Zellstoffen nur wenige Millimeter, bei den Lumpenfasern kann sie bis zu mehreren Centimetern ansteigen. Die Faserlänge der Zellstoffe hat also im Vergleich zu den Lumpenfasern von Natur sehr enge Schranken und da die Ver filzungsfähigkeit und damit wieder die Festigkeit von der Faser länge abhängt, so ist es klar, daß auch aus diesem Grunde die Lunipenfasern weit universeller verwendbar sind, mithin auch ein wertvolleres Fasermaterial darstellen als die Zellstofffasern. Nun sind zwar in sehr vielen Papieren auch die Lumpen fasern so kurz gemahlen, daß sie nicht länger sind als die der Zellstoffe; aber der Vorzug größerer Verfilzbarkeit bleibt ihnen dennoch infolge der den Lumpenfasern und nur diesen eigentüm lichen Spaltbarkeit in der Längsrichtung. Diese Spaltbarkeit ist eine Eigenschaft von der allergrößten Bedeutung. Für eine ganze Reihe von Verwendungszwecken ist die Benutzung dieser Eigen schaft das Mittel, uni höchsten Ansprüchen zu genügen. Soviel man z. B. auch versucht hat, andere Fasern zu Kopierpapieren zu verwenden, so ist doch keine Faser so fein und giebt dementsprechend keine so dichte Verfilzung, daß die Kopieen nicht mehr oder weniger verschwommen würden. Nur durch »schmierige- Mahlung von Lumpenfasern, die auf der Auflösung der Fasern in feine Längs fäserchen beruht, ist der höchste Grad der Schärfe der Kopieen zu erreichen. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei Seidenpapieren, insbesondere bei Cigarettenpapieren. Auch die Festigkeitswerte, wie sie für die besten Qualitäten der Normalpapiere verlangt werden, lassen sich nur durch Be nutzung dieser, auf der Fähigkeit der Längsspaltung beruhenden dichten Verfilzbarkeit erreichen. Die Zellstofffasern besitzen diese Eigenschaften nicht, sie sind nur in der Querrichtung teilbar, es ist nur möglich, sie durch die Mahlung im Holländer zu verkürzen, aber nicht unter Erhaltung der Länge in feinere Fäserchen zu zerspalten. Wenn man alles dies bedenkt, so erscheint einem die ver schiedene Einschätzung des Wertes der Zellstoff- und Lumpcnfascrn gewiß vollberechtigt, und diese Berechtigung wird auch bestehen bleiben, selbst wenn sich Herausstellen sollte, daß der Durchschnitt der Zellstoffe dieselbe Dauerhaftigkeit besitzt, wie sie den Lumpen- sasern im allgemeinen eigen ist. Daß unter den Lumpenfasern, wie auch unter den Zellstofffasern wieder eine reiche Abstufung besteht und gute Zellstoffe besser sein können als schlechte Lumpen- fascrn, berührt die Giltigkeit dieses allgemeinen Urteils in keiner Weise. Feinpapiere gleich Lumpenpapiere, Mittelpapiere gleich holz freie, im übrigen aber ganz oder teilweise aus Surrogaten, also Zellstoffen, bestehende Papiere, ordinäre gleich holzschliffhaltige Papiere ist demgemäß die anerkannte Grundlage der Klassifikation der Wertstufen, der -Qualitäten-, wie sie sich auch im praktischen Geschäftsleben nach Klärung der Anschauungen über die neueren Faserstoffe, die -Surrogate-, Geltung verschafft hat. Zur Beurteilung der Qualität ist cs hinsichtlich der Zusammen setzung noch von Wichtigkeit, über die etwaige Verwendung von mineralischen Zusätzen und die Höhe derselben im klaren zu sein. Die Eigenschaften, auf die cs bei der Verwendung der in der Regel als -Füllstoffe- bezeichneten mineralischen Pulver ankommt, sind das im Vergleich zu der Substanz der Fasern höhere spezi fische Gewicht, die gleichmäßig reine, Helle Farbe und die Un durchsichtigkeit der bei alledem sehr wohlfeilen Körper, die entweder durch Reinigung veredelte Naturprodukte sind oder Nebenprodukte der chemischen Großindustrie. Es sind besonders die kieselsauren Salze des Aluminiums (Porzellanerde) und Mag nesiums (Asbestine, Talk), die schwefelsauren Salze des Varpums (Schwerspat) und Calciums (Annaline), endlich noch die kohlen saurer! Salze von Calcium und Magnesium, die als mineralische Zusätze Verwendung finden. Der wichtigste Zusatz ist und bleibt jedenfalls die kiesclsaure Thonerde, Kaolin, Porzellanerde oder Olliva oia^, wie die auch in der deutschen Papierindustrie meist angewandte englische Bezeichnung lautet. Die vorhin erörterten Eigenschaften bewirken, daß sich unter Verwendung von Füllstoffen für den gleichen Herstellungspreis ein schwereres Papier anfertigen läßt als bei ausschließlicher Verwendung von Faserstoffen pflanzlichen Ursprungs; sie bewirken außerdem eine äußerliche Verschönerung auch bei geringwertigeren Faserstoffen und schließlich eine Herabsetzung der Durchsichtigkeit auch bei dünnen Papieren. Die letztgenannte Wirkung macht die Verwendung von Füllstoffen oft auch zu sehr guten Qualitäten erwünscht und selbst notwendig. Sie ermöglicht z. B. bei äußerst feiner Verteilung, die durch Fällung der Mineralkörper auf der Faser erreicht wird, selbst seidenpapierdünne und dennoch undurch sichtige Papiere herzustellen, die als Druckpapier (Dünndruck) für Bücher Verwendung finden, bei denen es auf größtmögliche Zusammendrängung auf den engsten Raum ankommt (Taschen bücher, Reisehandbücher). Je mehr ein Faserstoff dazu geneigt ist, leicht glasige Papiere zu ergeben, was bei vielen Zellstoffen der Fall ist, umso mehr er höht sich die Bedeutung der mineralischen Füllstoffe als unentbehr licher Hilfsmittel, um den für viele Zwecke unerläßlichen Grad von Undurchsichtigkeit zu erreichen. Die Füllstoffe sind aber auch Mittel, um denr Papier mehr -Griff» zu verleihen, und tragen gleichzeitig zur Verschönerung bei. Da sie indes weit wohlfeiler sind als die Fasern und überdies noch ein höheres spezifisches Gewicht haben — dasjenige des wichtigsten Füllstoffs, der Porzellan erde, verhält sich gegenüber den Fasern wie 2,2 zu 1,5 —, so liegt die Gefahr nahe, daß man sich leicht über den wahren Wert eines füllstoffhaltigen Papiers täuscht. Es ist weit schwieriger, aus reinen Fasern ein in der Aufsicht und besonders in der Durchsicht gleich schönes, gleichmäßiges und griffiges Papier herzustellen als bei Verwendung von Füllstoffen, die besonders aus die Festigkeitscigenschaften von ungünstigem Einfluß sind. Gerade die Füllstoffe haben also bei der Beurteilung nur nach dem Aeußcren etwas Verführerisches, weil der Her- stellungswcrt sinkt, während die durch Gefühl und Auge wahr nehmbaren äußeren Eigenschaften günstiger erscheinen. Es muß für eine sachgemäße Beurteilung der Qualität dem gemäß der Gehalt an Füllstoffen notwendig mit in Rücksicht ge zogen werden, und zwar in dem Sinne, daß man die Wertstufe um so höher abzuschätzen hat, je weniger Füllstoffe verwendet wurden. Entsprechend diesen Verhältnissen hat man auch in den amtlichen -Vorschriften- für die obersten drei Stoffklaffen der Verwendung von Füllstoffen Schranken gezogen, nur für die unterste nicht. > > Da die Beurteilung, ob Füllstoffe verwendet wurden und wieviel, nach dem leicht feststellbaren Verbrennungsrückstand mög lich ist, so hat man diesen -Aschengehalt- als Maßstab ange nommen, obwohl er sich nicht unmittelbar mit dem Füllstoff gehalt deckt, weil die Fasern an und für sich schon einen je nach Umständen etwas wechselnden Aschengehalt besitzen, und dieser durch den bei der Stoffleimung benutzten Alaun noch eine Vermehrung erfahren kann. Unter Berücksichtigung dieser Ver hältnisse ist für die erste Stoffklasse die obere Grenze des Aschen gehaltes auf 3 Prozent festgesetzt, was die Hinzufügung von Füll stoffen so gut wie ausschließt. Für die zweite Stoffklasse sind 5 Prozent, für die dritte 15 Prozent Aschenrückstand zugelassen. Zwar kann der Mineralgehalt, wenn man ihn nach dem Ver brennungsrückstand beurteilt, kleiner erscheinen, als er thatsächlich ist, da manche Füllstoffe, wie die kohlensauren und schwefelsauren Salze mit Gewichtsverlusten verknüpfte Veränderungen beim Glühen erleiden; indessen erfüllt die sehr einfache Methode der Bestimmung des Aschengehalts für die Praxis ihren Zweck vollauf. Auch bei voller Bekanntschaft mit der Zusammensetzung ist jedoch noch nicht alles erschöpft, was die Qualität bestimmt. Was noch übrig bleibt, betrifft aber mehr die feineren Abstufungen und hängt im wesentlichen davon ab, welche Kunstfertigkeit der Papiermacher entwickelte. Dies kommt in einer Summe von äußeren und inneren Eigenschaften zum Ausdruck. Bei Beurteilung der äußeren Eigen schaften des Papiers spielen Klang, Griff und guter Geschmack eine große Rolle. Für die inneren Eigenschaften hat man einen wertvollen Maßstab in der Kenntnis der Festigkeitseigenschaften. Alle Uebertreibungs- oder Unterlassungssünden bei den Koch-, Reinigungs-, Aufschließungs- und Bleichprozessen oder beim Mahlen, die Wahl eines an und für sich geringwertigen Materials, wie etwa im Gewebe schon stark angegriffener Lumpen u. s. w., das Vorhandensein von schädlichen Substanzen (Bleichrückständcn) re., kurz, alle Abweichungen von der normalen Beschaffenheit haben auf die Festigkeitseigenschaften des Papiers großen Einfluß. Die Gewinnung der Unterlagen für die Beurteilung der Wert stufen des Papiers hinsichtlich der Zusammensetzung des Faserstoffes wie etwaiger mineralischer Füllstoffe, sowie der von der Kunst fertigkeit der Verarbeitung bedingten Eigenschaften ist Sache der Papierprüfung. Für die Prüfung der Fascrstoffzusammensetzurig ist das Mikroskop das Hilfsmittel und die Kenntnis der Formen, sowie gewisser Farbreaktionen Voraussetzung. In einfacher Weise läßt sich da? Vorhandensein von Holzschliff feststellcn. Durch Ae- tropfcn mit einer alkoholischen salzsauren Phloroglucinlösung wird Holzschliff intensiv karminrot, durch eine Lösung von schwefelsaurem Anilin citronengelb gefärbt. Den Aschengehalt ermittelt man durch Wägung der Asche 917*
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