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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1927
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- 1927-04-12
- Erscheinungsdatum
- 12.04.1927
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- Deutsch
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X: 86, 12. April 1927. Redalttoneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. BuchkanLel. ich neben meiner rührigen Tätigkeit einem gütigen Geschick zu danken. Vom Großherzog von Baden wurde ich 1900 zum Hof- buchhändlcr ernannt; später wurde mir das Ritterkreuz II. Klasse vom Zähringer Löwen verliehen. — Die bisher innegchabten Ge schäftsräume waren nun zu klein geworden, und so erwarb ich in der gleichen Straße ein Anwesen, das ich 1898 zeitgemäß und zweckentsprechend umbauen ließ. Zu einer überaus interessanten Tätigkeit vcranlaßten mich die Veranstaltungen von Künstler-Vortragsabenden, die im Jahre 1901 ihren Anfang nahmen. Der erste Vortragende war Ernst Possart in Tennysons »Enoch Arden« mit Richard Strauß am Klavier; dieser erste Abend gab den guten Anfang zu den folgenden. Fünfmal war Possart im Lause der Jahre meiner Einladung gefolgt, und das Unternehmen erzielte mit diesen und den anderen stets ausverkaufte Häuser. Unter den vielen seien folgende Namen genannt: Anna Ritter, Isabelle Kaiser, Ganghoser, Otto Ernst, Robert Kothe, Marcell Salzer, Roda Roda, Konrad Dreher, Huggcnbergcr, Ludwig Wüllner, Gertrud Eysold; die Tanzabende Rita Sachetto, Leistikow; die Musikabende von Pctschnikoff, Szigeti und das Rcbcner und Brüsseler Quartett. Eine Abwechslung in der umfangreichen Tätigkeit brachte mir das Jahr 1906, als ich die Stelle des 1. Vorsitzenden der Hohentwiel-Spiele Singen unter dem Protektorat des Fürsten zu Fürstenberg annahm. Graf Zeppelin stand mir damals wohlwollend zur Seite, auch manche hochgestellte Persönlichkeit unterstützte das Unternehmen gern; Kaiser "Wilhelm II. war einer der ersten meiner Gäste. Dieses Jahr brachte mir viel Arbeit und — gleich sei es gesagt — viele Unannehmlichkeiten. Aber das Bewußtsein, vielen Tausen den Stunden reinen Genusses geboten zu haben, wog all die Bitternisse auf. Ein Herzleiden hatte sich eingestellt; ich legte mein Amt infolgedessen nach einem Jahr nieder. Das Geschäft ging in ruhiger Weise seinen Gang weiter, bis der unglückselige Weltkrieg ausbrach und seine unheilbringende Wirkung in der Gcschäftsentwicklung zeigte; auch der Buchhandel mußte darunter leiden. Auf die Einzelheiten sei nicht hingewiescn, cs genüge, wenn auf die Zeit der Inflation und der Schlüsselzahl aufmerksam gemacht wird, sie seien nie vergessen. Gott sei Dank hat das Geschäft diese traurigen Zustände überstanden. Nicht ver gessen aber seien die Todesopfer, die der Krieg von 10 meiner nächsten Verwandten forderte, darunter auch meinen ältesten Sohn, der au der Spitze seiner Kompagnie bei Cherisy 1917 siel. Daß ich in der vaterländischen Kriegshilfe meine Kräfte zur Ver fügung stellte, ist selbstverständlich. Ich wurde dafür mit dem Preußischen und dem badischen Vcrdienstkreuz belohnt. Inzwischen wurde ich von drei Schlaganfällen heimgcsucht; ich will aber in meinem Geschäft, das mein zweiter Sohn über nommen hat, mich in der Aufgabe nicht beirren lassen, den vom flachen Materialismus getragenen Geist der Zeit zu bekämpfen, um in unserem Vaterlands den Geist der Ordnung und der Sitte zu festigen, damit auch mein Geschäft — auf solider Grundlage aufgebaut — weiter blühe und gedeihe. Neues Uber alte Buchhandlungen in Steiermark und Oberösterreich. Von Carl Junker (Wien). I. Der verdienstvolle frühere Landesarchivar von Steiermark Hofrat vr. Viktor Thiel hat nach jahrelangen Studien kürzlich iin »Zcn- tralblatt für Papierindustrie« (Wien 1926) eine Geschichte der Papier- crzeugung und des Papierhandels in Steiermark veröffentlicht, die jüngst in einem Separatdruck im Selbstverlag des Verfassers in Graz erschienen ist. Durch diese Arbeit werden unsere Kenntnisse über Buchhändler in Steiermark in früheren Jahrhunderten wesentlich criveitert, hauptsächlich deshalb, iveil Buchhändler, Buchdrucker und Buchbinder zumeist selbst auch Papiermühlen besahen oder sich mit dem Papierhandcl beschäftigten. Es wäre zu wünschen und zu hoffen, das; Hofrat Thiel das interessante Material über alte Buchhandlun gen, das er so bei dieser Gelegenheit mitgesammelt hat, selbständig weiterbearbeiten würde. Aber schon das, lvas wir aus dieser Ge schichte hören, ist bei dem geringen Wissen, das wir besitzen, immerhin sehr erfreulich. 412 Bisher hatte über Len Buchhandel in Steiermark in erster Linie der verehrte Nestor auf diesem Gebiete, Hofrat vr. Schlvssar, insbe sondere im Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels, und dann der gelehrte Geistliche Richard Peinlich*) geschrieben. In der be rühmten Ausgleichung des Gewinns an der Schedclschen Chronica Mundi im Nürnberger Stadtarchiv (Kapps Geschichte des deutschen Buchhandels, Bd. I. 767) wird ein Walter von Lebnitz in Graz erwähnt. Dieser und der in Bruck Hingerichtete Oehl aus Negensburg sind die ersten Namen, die nns von Buchhändlern in Steiermark bekannt sind. Schlvssar und Peinlich erwähnen dann noch Erhard Widmer und seinen Gehilfen und späteren Kompagnon Fe derer, die zuerst in Waidhofen an der M'bs und später in Graz tätig waren. Ans Grund bis dahin unbearbeitet gebliebener Akten habe ich dann feststellen können, daß im ganzen achtzehnten Jahr hundert eigentlich nur zwei Buchhandlungen in Steiermark bestanden: die Veith sche, die mit Augsburg in Verbindung stand — heute die Buchhandlung von Franz Pechel in der Herrengassc, und die Lechner sche — heute Leuschncr L Lubensky. In einer ge meinsamen Eingabe von 1773 erwähnen diese zwei Buchhändler als ihre Vorgänger Simon Fischer und Sebastian Haupt. Von erstercm ist mir nur ein einziges Verlagswerk aus dem Jahre 1673 bekannt, während sich neun Verlagswerke von Sebastian Haupt in der Zeit von 1638 bis 1650 in den Mcssckatalogen vorsinden. Thiel erwähnt nun als Buchhändlerin Graz im 16. und 17. Jahrhnn dert ferner noch And ree Beckher den Jüngeren (1596. Es ist also anzunehmen, daß es noch früher schon einen älteren dieses Namens gab), Walbnrg Weckerhlin 1602, Georg Fürst, nachweisbar von 1603 bis 1610, Christoph Erhard, Paul Hörner, Franz Jakob Ludwig 1695, ferner Buchbinder und Papierhändler, die sich wahrscheinlich auch mit dem Buchhandel beschäftigten: Jakob G u g u n u ß, Christian Ho di ne, Johann Friedrich Hoerner, Georg Adam Gugler, Georg.Kraut, Mathias Fischer und die L i s c u t i ni sehen Erben. Insbesondere spricht aber Thiel von Sebastian Haupt und seinem gleichnamigen Sohn, da diese Besitzer der alten bis 1517 zurück verfolg baren ältesten Steierischen Papiermühle in der An zu Lcntzen bei Graz waren. Sebastian Haupt, Sohn des Sebastian Haupt aus Freyen- ivalde in der Mark Brandenburg und der Magdalena Seiner, war als Buchbindergeselle nach Graz gekommen. Er heiratete 1630 Frau Maria Wagner, die Witwe des 1626 verstorbenen Hofbuchbinders und Hos- buchführers Gerhard Wagner, der seit dem Jahre 1609 in Graz nach weisbar ist und dort eine sehr angesehene Stellung innegehabt haben muß. Sebastian Haupt scheint ein sehr energischer und ziemlich rück sichtsloser Mann gewesen zu sein, der cs aber auch sehr weit gebracht hat. Viel verdankte er seiner ersten Heirat mit einer Frau, die weit älter war als er und aus erster Ehe einen Sohn hatte, den Sebastian Haupt zum Answandern nach Prag veranlaßt«:. Haupt dürste vorerst ein Gehilfe Wagners gewesen sein, jedenfalls hat er schon vor seiner Ver ehelichung mit Papier gehandelt. Er verstand cs vortrefflich, seine Be Ziehungen auszunützen. 1636 kaufte er die erwähnte Papiermühle, und 13 Jahre später erhielt er vom Kaiser, ungeachtet der Cinwändc des steirischen Landeshauptmannes, das Privileg, daß ohne lanöessürstlichc Zustimmung keine andere Papiermühle in Steiermark errichtet werden dürfe. Damals wurde ihm auch die Würde eines Hospapiermachers ver liehen, nachdem er schon 1630 als Hofbuchbinder und Hofbnchführer be zeichnet erscheint. Er war im Rate der Stadt Graz und nahm eine angesehene Stellung ein. Als er 1664 starb, hinterließ er ein schönes Vermögen. Kaum dreiviertel Jahr nach dem Tode seiner ersten Frau hatte er die Tochter des Simon Wels, eines angesehenen Handels mannes in Bruck an der Mur, geheiratet. Sie gebar ihm nenn Söhne und vier Töchter. Sein ältester Sohn Franz Sebastian, 1643 geboren, wurde sein Nachfolger. Mit diesem aber erlosch die Laufbahn des Ge schäftes. Der tragische Verlauf des Hauses erinnert, wie Thiel sagt, lebhaft an Thomas Manns fesselnden Roman »Die Buddenbrooks«. Franz Sebastian stand seinem Vater an Begabung und Tatkraft nach, doch gleich diesem nahm er eine glänzende und hervorragende Position im Stadtrat ein. Er erscheint 1694 als Stadrat erwähnt, 1697 als Stadt richter und hernach sogar als Bürgermeister. Nach Franz Sebastians Tod ging das Geschäft in fremde Hände über. »Den Handelsladen und die Buchbinderei samt dem Haus in der Steinpfergasse verkauften die Erben dem PeterSauter, die Lieferung an die Amtskanzleien ver gaben sie an Johann Michael Voitel«. Ob und welcher Zu sammenhang zwischen der Hanptschen Buchhandlung und der Veithschen *) Sein Material wurde auch von Leopold Stiefvater weiter be nutzt und fortgeführt in: Beitrag zur Geschichte des Buchdruckes und Buchhandels in Steiermark. Wien 1887.
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