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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.10.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-10-13
- Erscheinungsdatum
- 13.10.1900
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil» Die Svrtimenterkammer — ein Fiasko? Neben der ausführlichen Behandlung längst bekannter Sachen, hat der Dresdener Tag einige wertvolle Aeußerungen gebracht, die näher ins Auge gefaßt zu werden verdienen. Obenan steht das Geständnis, daß viel schlimmer als das Rabattunwesen die Verlegerschleuderei sei. Wenn man sich dessen erinnert, was seit Jahr und Tag über die Sortimenter- schlcuderei geschrieben und geredet worden ist und sich den Lehrsatz gegenwärtig hält, daß nur mit einer Beseitigung der selben das A und O der wirtschaftlichen Gebote des Buch handels Bestand haben könne, dann wird man jetzt dahinter kommen müssen, daß Formationen und Taktik falsche waren und daß die Notstandsfrage einen anderen Hintergrund hat. Konntest du, gesegneter Röntgenstrahl, das Dunkel nicht früher lichten? Bedauerlich bleibt nur, daß nicht nnt derselben Deutlichkeit, mit der einige, angeblich schleudernde Sortimenter, genannt wurden, auch die schleudernden Verleger mit Orts und Namensangabe zur Präsentation gelangt sind. Trotz eines Vorstoßes also, dem man einen persönlichen Mut nicht absprechen kann, die landläufige Rücksichtnahme, die doch eigentlich mehr an die Intimitäten eines verschwiegenen Kämmerleins erinnert. Als zweite wichtige Aufdeckung ist diese zu registrieren, daß die Satzungen mit ungleichem Maße messen, daß sie kein Gesetzeswerk darstellen, das den Ansprüchen an ein solches genügt. Hier Freiheit der Verleger, dort Unfreiheit der Sortimenter. Aber haben denn die Satzungen jemals etwas anderes bezweckt, als die Bewegungsfreiheit des Sortimenters auf die Punkte zu beschränken, die allgemeine Duldung ge nießen sollten?! In der vor 1888 liegenden Bewegung war niemals von den Unarten des Verlags die Rede. Als man zur Konstruktion der Kampfsatzungen schritt, war man sich be wußt, mit der Bindung des Kundenrabattes, den das Sorti ment geben dürfe, die Notstände damaliger Vorstellungen voll und ganz zu treffen, und mit ungemeiner Weitsichtigkeit lehnte man Vorschläge ab, die einer Gleichberechtigung nahe kamen, besonders seitens der gesetzebildenden Sortimenter. Daß man dem Verleger Freiheiten zugestand, war eigentlich nur eine Kodisizierung dessen, was selbstverständlich war und auch heute noch selbstverständlich ist. Das Unverständliche bleibt nur nach wie vor, daß der Sortimenter über sein Eigentum nur zu gunsten der Allgenreinheit verfügen soll, mag es sich nun um einen Ladenhüter ältester Gattung oder um die allerueueste Novität handeln. Die Satzungen sanktionierten die von dem Schutz suchenden Sortiment ausdrücklich gewollte Abhängigkeit von dem Willen des Verlegers. Daraus ergaben sich naturgemäß Buchhändler erster und zweiter Güte. Die alten Statuten des Börsenvereins sagten mit starker Be tonung, daß es nicht Aufgabe des Börsenvereins, noch des Vorstandes desselben sei, in das Geschäftsgebahren der Ge nossen einzugreifen. Seitdem mit diesem Prinzip gebrochen worden ist, seitdem man nicht mehr in der Selbsthilfe, son dern: in dem Rufe nach obrigkeitlichem Schutze die Rettung zn erblicken glaubt und damit Heilmittel nachsucht, die nur der Verlag gewähren kann, seitdem ist die Suprematie des Verlags einige Staffeln höher gestiegen und die Bedeutung des Sortimenters entsprechend gesunken. Diese ohnehin geschmälerte Bedeutung des Sortimenters wird von der des Verlegers um so weiter abrücken müssen, je weniger elfterer bereit ist, das Risiko tragen zu helfen, das ausschließlich die Schultern des Verlegers drückt. Will der Sortimenter eine Gleichwertigkeit anstreben, so hat er, nicht der Verleger, auf eine Eindämmung und allmähliche, aber baldige Beseitigung des Kouditiousgeschäfts hinzuarbeiteu. Denn diese ehedem vielleicht nützliche und auch heute noch mehrfach bewunderte Einrichtung stellt einesteils eine Fülle fruchtloser Arbeit dar und ist andernteils der immer von neuem wirkende Sporn einer Produktionssucht und -Lust, die den Markt überfüllt und die Sichtung des Wertvollen von dem Wertlosen kaum noch ermöglicht. Mit der Ent wöhnung von der Annahme und Bestellung von Konditions gut wird Licht und Luft gewonnen, und mit dein festen Be zug wird der Sortimenter zu einein wirklichen Faktor der Kalkulation für den Verleger und dadurch zu der Größe er hoben, die er sonst vergeblich anstreben dürfte. Der Sorti menter tritt aber auch, was bisher nicht immer der Fall war, seiner Ware näher, denn er muß abwägen und ab schätzen lernen. Die »innere Reinigung« vollzieht sich damit als notwendige Begleiterscheinung, iveil Qualitäten in Wir kung treten müssen, die man vordem als angenehme Zugabe, nicht aber als unbedingt notwendigen Werkzeugbestaud ansah. Der Sortimenter gehört dann freilich mehr als je hinter den Ladentisch und nicht auf die Rednertribüue. Dieses Citat aus dem Munde eines tüchtigen Sortimenters, der vor 33 Jahren auch mein Prinzipal war, sei ganz besonders hervorgehoben. Was das freudige Familienereignis, die Verzichtleistung der Leipziger Kommissionäre auf die Vertretung gesperrter Firmen anlangt, so ist davon nicht allzuviel Wesens zu machen. De tuet» war das schon vorwiegend der Fall. Man refüsierte teils aus Furcht vor Repressalien, teils weil man sich keinen Plackereien aussetzen wollte, am wenigsten wohl um der schönen Augen der Sortimenter willen. Ich selbst habe verschiedene Anträge abgelehnt und auf Kommissionen verzichtet, sobald ich bemerkte, daß es sich um gewöhnliches Raubzeug handelte. Uebrigens überschätzt man das Hilfs mittel auch nach der technischen Seite. Das über Leipzig laufende Gut hat sich nicht im entferntesten mit dem Wachs tum der Produktton vermehrt. Ein nicht unwesentlicher Teil des Konsums wird durch die Bar- und Großsortimenter und deren Nebenbildungen vertreten. In welchem Maße das Auswachsen des Barsortiments Freund und Feind geholfen hat, dürfte bekannt sein. Mit der Vermehrung der Verkehrs- formen und Bezugswege hat für das Inland der Zwang des Bezugs Uber Leipzig entsprechend nachgelassen, und die Waffe der Ortssperre hat an Schneidigkeit in den letzten 25 Jahren stark eingebüßt. Schreiten die sich selbst helfenden Sorti menter aber dazu, sich eigene Centren zu schaffen und das Hauptcentrum nur noch für Abhaltung von Festessen und für ähnliche mehr angenehme als nützliche Bethätigungen aufzusuchen, dann haben sie die beste Gelegenheit, die Gehege wirkungsvoll selbst zu überwachen! Wenn ich schließlich bemerke, daß mir die von Herrn Fuendeling in Hameln vorgetragenen Weisen weniger ge fielen, als die aus Neßlers Rattenfänger, die ich am Abend nach der Lektüre der angezogenen Artikel auf mich wirken ließ, so wird man das verzeihlich finden. Sollte ihm wirklich gelingen, die Schar an seine Pfeife zu fesseln, die seinen Namen durch Jahrhunderte trägt? Die Sortimenter kammer: ein Fiasko? R. Streller. Eduard Grisebach, Wetttilleratur-Katatog. Er gänzungsband. 1900. 8" (IV, 142 S.) Berlin, Ernst Hof mann L Co. Seinem wertvollen -Weltlitteratur-Katalog eines Bibliophilen-, der 1897 veröffentlicht wurde, läßt der um die Litteraturgcschichte vielfach verdiente Verfasser hier einen höckist schätzens werten Nachtrag folgen, aus dem leicht ersichtlich ist, wie sehr er darauf bedacht war, vorhandene Lücken seiner Bibliothek aus-
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