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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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15252 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. oV 284. 8. Dezember !S!L. den Kampf gegen Schmutz und Schund auf ihre Fahne geschrieben haben und die es insbesondere versuchen wollen, durch Beeinflussung der öffentlichen Meinung die Klein händler in den Vorstädten und Vororten von der Ver breitung der Schundliteratur abzuhalten. Buchhändler sollten ferner hinzugezogen werden, wenn die Schulleitungen an die Lieferanten für die Kinder mit der Aufforderung herautrelen, keinerlei Schundliteratur zu führen. Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler, dessen Organ der ergebenst Unterzeichnete Kreis-(Orts-)Verein ist, beschäftigt sich seit länger als Jahresfrist mit der energischen Be kämpfung dieser für dis Entwicklung unseres Volkes so gefährlichen Seuche. Er hat einen eigenen Beamten an gestellt, der die verschiedenen Bestrebungen auf diesem Gebiete beobachtet und in einem Punkte zu sammeln versucht. Wir sind gern bereit, dem geehrten Magistrat (Rat) aus unserm Mitgliederkreise Personen zu benennen, die gewillt und geeignet sind, sich am Kampfe zu beteiligen. Unsere Bitte geht also dahin, Buchhändler zu allen Bestrebungen, die die Bekämpfung der Schmutz- und Schundliteratur und die Förderung guter Literatur zum Ziele haben, heranzuziehen. Mit der Bitte um wohlwollende Aufnahme dieses unseres Gesuches zeichnen wir in vorzüglicher Hochachtung Der Vorstand des Kreis-(Orts-)Vereins. Das Eigenbuch. Mit Eigenbuch sei das nach Persönlichem Geschmack und eigenen Angaben gewandete Buch bezeichnet, das sicher einer der vornehmsten, freudeschassendsten Sammelgegenstände ist, und dem ich mit diesen Zeilen wieder Freunde werben möchte. Muß es nicht für den schönheitsempfänglichen Menschen ein hoher Genuß sein, die Reihen prächtiger Bücher zu über schauen, die alle einen Widerschein vom Wesen des Besitzers an sich tragen und schon durch ihr Außeres erfreuen? Kann es für den Gebildeten etwas Erhebenderes geben, als dann eins dieser Bändchen mit zärtlicher Hand nehmen, sich durch den mit feinem Sinn gewählten Einband in die rechte Stim mung versetzen lassen, wie man bei Festvorbereitungen durch das eigene feierliche Kleid in gehobene Stimmung kommt und dann sich in einer Stunde der Sammlung in die vertrauten Worte des Buches wieder und wieder vertiefen zu können? Zu allen Blütezeiten persönlicher Kultur gehörte die präch tig gebundene Bibliothek zu den Selbstverständlichkeiten des Gebildeten. Es ist ein Zeugnis dasür, wie jung unsere moderne Kultur in Deutschland noch ist, daß bei allem Luxus der des vornehmen Eigenbuches noch nicht wieder erstanden ist. Das Eigeubuch ist ein Luxusgegenstand; es ist aber eins der wenigen Gebiete des Luxus, das zugleich seinem Besitzer ein ehrendes Zeugnis ausstellt und geeignet ist, für spätere Generationen ein Bild seiner vornehmen Eigenart zu hinterlassen. Aus Mangel an Interesse am Eigenbuch ist die Kunstbuch binderei bei uns fast ganz untergegangen und wird wohl auch ihre alte Höhe nicht wieder erreichen, weil die Einswerdung von Künstler und Handwerker bei der modernen Arbeitsteilung kaum mehr zu erwarten ist. Dieser Tatsache verdanken wir aus der andern Seite aber auch die sehr zu begrüßende Hebung des künstlerischen Verlegereinbandes. Dem guten Vorleger einband müssen natürlich alle tüchtigen Kräfte zugesührt werden, um seine Vervollkommnung immer weiter zu fördern, und ich will ausdrücklich betonen, daß mir nichts ferner liegt, als dieser Bewegung irgend ein Hemmnis zu schaffen. Ich bin aber nicht Optimist genug, um anzunehmen, daß es selbst großen Anstrengungen gelingen könnte, dem Eigenbuch ein weites Feld zu erobern und dem Verlegereiuband einem Schaden zuzufügen. Wenn überhaupt durch die Ausbreitung des Eigenbuches dem Verlegereiuband ein Nachteil entstände, so wäre er jedenfalls verschwindend klein; auf der andern Seite halte ich es für gut möglich, daß das künstlerische Eigenbuch befruchtend auf die Art des Verlegereinbandes einwirken könnte, indem es die Liebe zu schön ausgestatteten Büchern noch allge meiner anregt und die Ansprüche höher steigert. Die wahre Liebe zum Buch ist es, der das Eigenbuch sein Leben verdankt, dem dringenden Herzensbedürfnis, seine Lieb linge in der Literatur mit besonderer Sorgfalt zu hegen, sie in kostbares Material zu kleiden und mit passendem Schmuck, der durchus dem eigenen Empfinden entspricht, zu zieren. Vor allem scheinen mir die Verleger dazu berufen, dem Eigenbuch zur Wiedergeburt zu verhelfen. Sie sind der Literatur von allen Nichtkünstlern am innigsten vertraut und sollten am sichersten zwischen Gut und Böse unterscheiden können, um die richtige Auswahl zu treffen. Sie haben Einblick in die Technik des Buchbinders und sollten, im Feuer der Erfahrung geläutert, einen guten Geschmack erworben haben. Nur ihnen stehen, — bei der Unerfahrenheit der Buchbinder auf diesem Gebiet sehr wichtig — Zeichnungen oder Druckplatten zur Verfügung, die sie für ihre Verlagswelke anfertigen ließen. Mit diesem vor handenen Material und bei Verwendung wertvoller Stoffe wie Leder, Pergament oder Seide kann sich der Verleger in einfacher Weise eine vornehme Handbibliothek seiner Ver lagswerke schaffen, die eine persönliche Note trägt. Diese erste Art der Eigenausstattung unterscheidet sich also vom Verlegereinband nur durch das kostbarere Material und ist im allgemeinen nur dem Verleger herzustellen möglich. Eine zweite Art, die sich den alten Buchbinderbänden am stärksten nähert, ist die, daß sich der Bücherliebhaber einen Satz ornamentalen Schmuckes zeichnen läßt, der durch verschiedene Zusammensetzung immer wieder neue Formen gewinnt. Mit dieser Schmuckbildung kann ich mich jedoch nicht sonderlich befreunden; die Möglichkeit neuer Ornamentbildung ist doch zu sehr gehemmt und ein so ausgesprochen rein ornamentaler Zierat nicht für alle Bücher geeignet. Die Gefahr, die auch früher nicht umgangen werden konnte, die des Uniformierens, liegt zu nahe. Die Versuchung ist zu groß, ganze Teile der Bibliothek, der Einfachheit halber, gleichartig binden zu lassen, und dies wäre eine Versündigung am Geist des Buches, die sich der echte Büchcrliebhaber nicht zu schulden kommen lassen darf. Jeden Feinfühligen wird es schmerzen, wertvolle Bücher ganz verschiedenen Inhalts in das gleiche Staatsgewand gesteckt zu sehen. Es ist derselbe Taktsehler, den ich in einem früheren Aussatz über Jnnenschmückung des Buches bei immer wieder kehrender Verwendung der Zierleisten gekennzeichnet habe.*) Am vornehmsten wird sowohl der Anspruch des Besitzers befriedigt als auch das Eingehen in die Persönlichkeit der Bücher ermöglicht, wenn für jedes Werk eine eigene Deckelzeichnung angefertigt wird. Der Zeichner ist durch keine Rücksichten gehemmt und kann den Wünschen des Auftraggebers unge hindert nachgehen. Für die größte Zahl der Bücherfreunde kommt ja die erstgenannte Art gar nicht in Betracht, und auch für den Verleger bildet der eigene Verlag ja nur einen kleinen Teil des Sammelgebietes. Nur wenn man sich so weit erhebt und für jedes Buch eine besondere, einzig für dies bestimmte Zeichnung verwendet, kann etwas wirklich Schönes und allseitig Beglückendes geschaf fen werden. Man lasse sich nicht durch die Kosten abschrecken, wenn es gilt, die wertvollsten Erscheinungen der Weltliteratur fassen zu lassen für die eigene Bibliothek. Bei richtiger Behand lung lassen sich diese auch bedeutend verringern, z. B. wenn man darauf verzichtet, die ganze Deckelfläche mit der Zeichnung zu füllen. Bei dem schönen Material, das uns heute zur Ver fügung steht, ich denke an die entzückenden Samtkalbleder, wirkt *1 Vgl. Nr. 40 d. Bl. vom 18. Februar 1910. Red.
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