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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1916
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- 1916-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1916
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Redaktioneller Teil. h 81, 7. April 1916. Etwas mehr freien Blick, etwas mehr freie Gedanken, etwas mehr zielsichere Kraft, auch bei denen, die daheim am Schreib tisch sitzen! Denn wir wissen es doch alle, daß wir auch hinter der Front für unsere Größe kämpfen können, gleich jenen herrlichen festen Streitern da draußen. Andere Waffen zwar, doch gleicher Geist - aber der mutz es sein! Des weiteren möchte ich noch auf einige Punkte eingehen, Sie der Herr Verfasser des Artikels »Der deutsche Buchhandel in der Türkei« in Nr. 18 des Bbl. vom 24. Januar als Erwiderung auf meinen eingangs erwähnten Artikel anführt. Zunächst faßt der Herr Verfasser die Frage des deutschen Buchhandels in der Türkei mehr als Annehmlichkeit für die dort angesiedelten.Deut schen und Dcutschsprechenden auf. Das ist natürlich auch ein Standpunkt; nur ist es nicht der, von dem aus ich die ganze Sache betrachtet habe, da ich sie mehr als nationale Propaganda ansah. Diese nun, meine ich, müßte von einer türkischen Zentrale ausgehen, und zwar systematisch, nicht nur nebenbei geübt wer den don solchen Plätzen, an denen für Deutschsprechendc sowieso Bedarf deutscher Bücher ist. Dieser meiner Ausfassung rein na tionaler Art ist 'es auch zuzuschreiben, daß ich anregte, Buch handlungen ins Leben zu rufen, in denen nur deutsche und tür kische Bücher zu habe» wären. Es mag sein, daß das vom ge schäftlichen Standpunkte aus betrachtet nicht so vorteilhaft wäre wie die »Inbrairie internationale st universelle«, auf die der Herr Verfasser mit Recht ironisch anspiclt. Aber ich möchte zu bedenken geben, daß das geschäftliche Interesse hier erst einmal ein wenig zurückstehen sollte, denn goldene Berge wird sich ein deutscher Buchhändler in der Türkei zunächst überhaupt nicht ver dienen können. Er soll vielmehr für das Deutschtum wirken und nicht besorgt sein, daß die Beschränkung auf Deutsch und Türkisch in seiner Literatur als Boykott gegen andere Sprachen gelten könnte. Diese ausgesprochene Besorgnis zeigt schon wieder, wie sehr wir iminer fürchten, es nur ja mit niemandem zu verderben! Warum sollen wir denn nicht rein nationale Buchhandlungen uns einrichten, deren die Engländer seit vielen Jahrzehnten in Konstantinopel mehrere hatten? Sie hatten sie sogar nur aus altenglischer insularer Starrheit und gediehen prächtig dabei, weil man schließlich ihre Konsequenz bewunderte. Wir aber würden ein viel edleres Motiv haben: das der nationalen Arbeit! Aber immer diese unselige Angst vor dem Anecken rechts oder links! Frisch drauf los — bezichtigt man uns fehlerhafter Weise der Beschränktheit, so müssen wir es ertragen im Bewußtsein des erstrebten Zieles — und können außerdem auch noch Buch handlungen einrichten, die alles bieten, was das internationale Herz begehrt, und mit der deutschen Idee weiter nichts zu tun haben, als daß ihr Besitzer einen deutschen Namen trägt. Trotz aller angeführten Gegengründe glaube ich nach wie vor, daß es richtig wäre, diese deutsch-nationale Literaturbewegung von der Hauptstadt ausgehen zu lassen und von dort aus die deutsche Interessensphäre für Türken und Türkischsprcchende ins Leben zu rufen. Denn es ist immer wieder die Erfahrung gemacht wor den, daß alle neuen geistigen Bewegungen von Konstantinopel ausgehen und sich erst von dort aus ins Innere ausbreiten. Deshalb habe ich so nachdrücklich auf Konstantinopel hinge wiesen, weil alle neuen Bewegungen von dort ausgehcn und sich von dort ihren Weg ins Innere suchen. Ich wollte damit nicht sagen, daß das Innere unberücksichtigt bleiben solle, nur daß es zunächst nicht in Frage komme, da es erst für geistiges Leben, so weit es von Europa herüberkommt, bearbeitet werden muß. Das Innere bedeutet Wohl den Ausgangspunkt des religiösen und philosophischen Geisteslebens des Islam, nicht aber den des modern-europäisch beeinflußten. Will man das Innere gewinnen, so muß man von der Hauptstadt ausgehen; das muß ich immer wieder betonen, trotz aller zahlenmäßigen Gegenbeweise. Denn es liegt in der Wesenheit orientalischer Verhältnisse, daß man ihnen schwer mit vernunftgemäßen, statistischen Tatsachen zu Leibe rücken kann. Wohl soll man das Tatsächliche nicht außer acht lassen, aber man kann es nicht in so hohem Maße als matz gebend ansehen wie hier in Westeuropa. Und wenn die Haupt stadt, zahlenmäßig berechnet, auch als ein verschwindender Faktor im Vergleich zum Innern erscheint, so ist sie eben doch, wie ich schon sagte, »das Zentrum des gesamten Lebens der Türkei, das 406 stark lebendige Herz des Osmanenreiches«. Von diesem Herzen aus muß man arbeiten, von ihm aus sich den Weg ins Innere suchen; es ist nun einmal nicht anders. So wollte ich es gemeint haben, was mißverständlich als eine ausschließliche Beschrän kung auf Konstantinopcl aufgefaßt wurde. Das Zentrum der Ope rationsbasis soll die Hauptstadt sein, wenn ich mich militärisch ausdrücken darf, und von ihr aus soll ausgeschwörmt werden. Der Herr Verfasser erwähnt ferner noch das Verhältnis der Frau des Orients zur Literatur und weicht auch hierin von meinen Anschauungen ab. Ich muß ihm nun hier entgegnen, daß er, wie er selbst sagt, sich hauptsächlich in Kairo aufgehalten hat, und daß es eine bekannte Tatsache ist, daß die Ägypterin ein von der Türkin völlig verschiedenes Geistesleben führt. Die Ägypterin hat sich schon seit vielen Jahrzehnten von den streng islamitischen Geboten emanzipiert und steht bedeutend mehr unter westeuropäischem Einflüsse als die Türkin. Sie hat sich eine außergewöhnlich hohe und freie Bildung augeeignet und ist vo» einem völlig anderen Standpunkte aus zu betrachten als die Türkin. Ich spreche selbstverständlich vom Durchschnitt der ge bildeten Frau. Die Fälle, in denen di« Ägypterin zu Reise» nach Europa Dispens vom Tragen des Schleiers erhält, sind sehr häufig, während sie in der Türket so vereinzelt sind, daß man sie, auf die drei letzten Jahrzehnte verteilt, an den Finger» einer Hand zählen kann. Daher hat die Ägypterin viel mehr Br rührung mit dem europäischen Geistesleben und steht der Türkin etwa wie eine gewandte, belesene ältere Frau einem liebe» kleinen jungen Mädel gegenüber, das ängstlich das Rätsel »Leben« zu lösen sucht. Der Herr Verfasser begeht überhaupt einen Fehler, wenn er von »der Türkei« spricht und dabei Ägypten einbegreift; in der Geistigkeit dieser beiden Länder ist ein großer, bedeutender Un terschied. Für Ägypten wären gewiß buchhändlerisch ganz andere Maßnahmen zu treffen, als für die Türkei; leider bin ich jedoch nicht imstande, sie anzugeben, da mir die dortigen Verhältnisse nur insoweit bekannt sind, um den fundamentalen Unterschied zwischen ihnen und den in der Türkei herrschenden Verhältnissen beurteilen zu können. In seinem Artikel in Nr. 35 des Bbl. weist Herr v>. Grothc gleich mir auf die Notwendigkeit der Beeinflussung des Tür ken durch deutsche Bücher hin, ebenso auch auf die Notwendigkeit der Kenntnis des orientalischen Wesens, wie ich sie bereits i» verschiedenen Artikeln und Vorträgen auseinandergesetzt habe. Sehr bedauerlich ist es, daß sich, wie Herr vr. Gcothe hervochebt, in seiner reichen Erfahrung noch kein deutscher Buchhändler für die dem Buchhandel in der Türkei harrenden nationalen Auf gaben erwärmt hat. Es sollte jetzt in jedem Berufe ein jeder zur Stelle sein, um unseres Vaterlandes Größe zu unterstützen und zu verbreiten, wo immer es ihm möglich ist. Dazu müßte er sich klar werden, daß es in einer großen und feinen Maschinerie, wie es das Staatswesen ist, auf die saubere und exakte Arbeit eines jeden Rädchens ankommt. Fällt ein solches Rädchen auch nicht auf, wenn es gut eingreift, so fällt es doch auf, wenn es fehlt. Mancher freilich mag nicht nur ein Rädchen, sondern will ein gro ßes Schwungrad sein. Dem großen Ganzen aber soll man dienen, wie immer man kann; und wenn man sonst keinen Lohn hat als nur den stillen, geheim in der eigenen Brust — so ist man dann ein echter Deutscher, der dem deutschen Namen dient gerade mit- dem Besten, was wir haben und sind, — selbst dann dem deutsche» Namen dient, wenn er als ein kleiner ungekannter deutscher Buch händler in Konia stirbt. Denn deutsch sein heißt arbeiten für inen großen Gedanken, dessen Kraft in der Stille und der Aus- dauer liegt! Aus dem schwedischen Buchhandel, in. (II siehe Nr. 27.) Weihnachtsgeschäft. — Übersetzungen. — Memoiren. — Biographien n. a. Neuigkeiten. Kinderbücher. Wie ich in meinem letzten Briefe, dessen Veröffentlichung aus verschiedenen Gründen etwas post kestnm erfolgte, angedeutet habe, erwartete man in Schweden ein gutes Weihnachtsgeschäft,
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