Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1895

Korporation der Berliner Buchhändler. Ordentliche Hauptversammlung am Dienstag den 29. Oktober 1895. Nach Eröffnung der Sitzung durch den Vorsteher Herrn Kommerzienrat Elwin Paetel werden die Punkte 1—4 der Tagesordnung: Bericht des Vorstehers über die Zeit vom Oktober 1894 bis dahin 1895 (s. am Schlüsse dieses Be richtes), Bericht des Schatzmeisters über das Rechnungsjahr 1895, Bericht des Rechnungs-Ausschusses und Vorlegung des Voranschlages für das Jahr 1896 ohne Diskussion erledigt. Punkt 5, Neuwahlen: An Stelle des verstorbenen Herrn Hans Hertz wird Herr Hans Rcimarns als Schriftführer in den Vorstand, und an des letzteren Stelle Herr R. L. Prager in den Haupt-Ausschuß gewählt. Die übrigen Vor stands- und Hauptausschuß-Mitgliedcr werden wiedergcwählt, ebenso die Mitglieder des Rechnungs- und Wahlausschusses. Punkt 6. Der Antrag des Vorstandes, die Begründung einer Korporations-Bibliothek betreffend, wird ohne Diskussion einstimmig angenommen; die dafür in den Voranschlag 1896 eingestellten Mittel werden bewilligt. Punkt 7. Der Antrag der Herren Küstenmacher und Genossen: Die Hauptversammlung wolle beschließen, die Be stimmungen über die Benutzung der Bestellanstalt dahin abzuändern, daß 1. die Abrechnung der Mitglieder untereinander am 15. August wcgfällt, 2. die Abrechnung am 15. Februar auf den 15. März, bezw., wenn dieser Tag auf einen Sonn- oder Festtag fällt, auf den darauf folgenden Wochentag verlegt wird, wird nach kurzer Begründung durch Herrn Küstenmacher ohne Diskussion einstimmig angenommen und noch festgestellt, daß die Abrechnung für das 2. Semester 1895 am 15. März 1896 zu erfolgen hat. Jahresbericht, über die Zeit vom Oktober 1894 bis dahin 1895, erstattet in der Hauptversammlung am 29. Oktober 1895 vom derzeitigen Vorsteher Elwin Paetel. Meine Herren! Der diesjährige, kurze Jahresbericht wird Ihnen das Bild ruhiger und stetiger Weiterentwickelung unserer Verkehrs anstalten, vornehmlich aber auch einer Festigung unserer Ver- mögcnsvcrhältnisse in Bezug auf unseren Grundbesitz, unser Buchhändlerhaus, bieten. Von dem Verkehr auf unserer Bestellanstalt mögen Ihnen die nachstehenden Ziffern ein kleines Bild geben: 1. Die Paketausfuhr betrug: a) von hiesigen Firmen aufgegebenes Gewicht 493 436 Kilo, b) von auswärts eingetroffenes Gewicht 228 741 „ in Summa 722 177 Kilo. (21 388 Kilo mehr als im Vorjahre.) 2. Das Jncasso der von hiesigen Firmen ausgegebenen, sowie von auswärts ein getroffenen Barpakete betrug . . . 719 914^98^. (Gegen das Vorjahr ein Mehr von 45 228^H78ch.) 3. Versendungen nach Leipzig an unseren dortigen Kommissionär in Fracht- und Eilgut erreichten die Höhe von. . . 168 176 Kilo, (4296 Kilo mehr als im Vorjahre.) 4. Durch unseren Leipziger Kommissionär trafen hier ein: s.) Fuhrsendungen (Montag und Don nerstag) . . . 34 374 Kilo, (1720 Kilo mehr als im Vorjahre.) b) im täglichen Expreßverkehr ... 60 382 „ (4843 Kilo mehr als im Vorjahre) in Summa 94 756 Kilo. (Gegen das Vorjahr ein Mehr von 6563 Kilo) 5. Im direkten Verkehr gingen hier ein: a) an Novitäten u. Fortsetzungen seitens auswärtiger Verleger an hiesige Sorti menter . ... 130 986 Kilo, (16 374 Kilo mehr als im Vorjahre.) b) an Remittenden seitens auswärtiger Sortimenter an hiesige Verleger. . 97 755 „ (Weniger gegen das Vorjahr 17 690 Kilo.) in Summa 228 741 Kilo. Also wiederum bei allen Positionen eine nicht unbeträcht liche Steigerung gegen das Vorjahr; nur bei den von aus wärts direkt hier eingegangenen Remittenden ist ein Minus von 17 690 Kilo gegen das Vorjahr zu verzeichnen, obwohl auffälligerweise eine Abnahme in der Zahl der Einsender nicht bemerkt werden konnte. Es waren im Durchschnitt — bei 300 Arbeitstagen — 4046 Kilo täglich zu bewältigen mit einem durchschnittlichen Inkasso von 2600 Wie gewaltig sich die Paket-Ausfuhr entwickelt hat, möge daraus ersehen werden, daß wir vor 10 Jahren 220 385 Kilo, darunter Barpakete im Betrage von 148 7 l8 zu befördern hatten, während der vorliegende Bericht 722 177 Kilo mit Barpaketen im Betrage von 779 914 aufweist. An Personal zur Bewältigung dieser gewiß nicht gering anzuschlagenden Arbeiten standen uns zur Verfügung: 1 Ge schäftsführer, 1 Buchhalter und 1 Hilfsbuchhalter, 3 Expedienten, 4 Kutscher, 4 Kassierer, 4 Begleitburschen und 1 Anstaltsbote, welcher gleichzeitig die Obliegenheiten eines Hausmannes zu besorgen hat; unser Pferdebestand ist unverändert 7. Die mit Zustimmung der vorjährigen Hauptversammlung erfolgte Kündigung des Vertrages mit dem Deutschen Lloyd erfolgte rechtzeitig zum 17. April 1895. Auf Grund längerer Verhandlungen ist es uns gelungen, den Prämiensatz von 5"^ auf 30/^ herabzusetzen und infolge des besonderen Entgegenkommens des Deutschen Lloyd die Extraversicherung mit der Firma A. Warmuth für den Trans port von und zur Bahn, die uns jährlich 100 kostete, überflüssig zu machen. Der Deutsche Lloyd hat auch diese Transporte in seine Haftpflicht ausgenommen, und so konnte denn vom 17. April 1895 ab ein neuer Vertrag mit dem Lloyd zum Prämiensatze von 30/^ für ein tägliches Risiko von 75 000 abgeschlossen werden. Verhandlungen wegen Herabsetzung der Frachtsätze von und nach Leipzig, die uns durch Angebote von Aktiengesell schaften nahegelegt wurden, scheiterten stets daran, daß bei ge ringerer Gebühr auch geringere Garantie für das pünktliche und regelmäßige Eintreffen unserer Sendungen geboten werden konnte. Wir haben deshalb die Spedition nach wie vor in den alt bewährten Händen der Firma A. Warmuth belassen, die jederzeit bemüht ist, sich der Interessen der Korporation, auch der Eisenbahnverwaltung gegenüber, in regster Weise anzunehmen. Die bereits im vorigen Jahre in Aussicht gestellte Aende- rung des »Hilfsbuches für den Berliner Buchhandel« haben wir in der Weise bewirkt, daß wir in den diesjährigen Jahr gang nicht nur sämtliche Mitglieder der Vestellanstalt, sondern auch die Firmen derjenigen Nichtmitglieder ausgenommen haben, deren Aufführung uns von den verschiedenen buch händlerischen Vereinen Berlins als wünschenswert bezeichnet worden war.