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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-01-09
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. 6, 9. Januar 1917. »Und so was schleppen Sie zwei-, dreitausend Meter hoch?« »Ich rücke im Herbst ein«, wiederholte er, »ich bin Schweizer Sol dat. Es gibt nichts Besseres zwischen zwei Manövern als Steine im Ferienrucksack. Ohne die ächzt der Buckel beim Manöver. So federt er«. »Aber —« »Wjr haben nun einmal Berge statt Flachland. Es ist gut, nicht zu verweichlichen zwischen zwei Manövern«. Wir haben gelacht und gerastet. Nach der Rast hat er sich neue Steine in den Rucksack gepackt. »Gipfelsteine«, sagte er, »die ins Tal hinunter wollen«. »Und die andern?« »Talsteine, die auf die Höhe wollten — kommen Sie«. Er sprang voraus über die Felsen. Die Tragbänder schnitten tief in seinen Rücken. »Berge anstatt Flachland?« dachte ich im Abwärtsgehen, »meint er, wir in Deutschland hätten Steine im Rucksack nicht nötig zwischen zwei — zwei Manövern?« »Zwischen zwei Kriegen, verbesserte mich drei Wochen später die Weltgeschichte, die waffenklirrend durch Europa stampfte. Ich habe den Schweizer mit dem schweren Rucksack nicht mehr gesehen. Aber immer wieder habe ich an seine Steine denken müssen: Und mir in Deutschland, was haben wir zwischen 1871 und 1914 durch 43 Fricdens- jahre in unserm Rucksack geschleppt, damit der Buckel nicht verweich lichte? Damit er federte im Kriege, statt zu ächzen? Wie war cs doch vor vierzehn Jahren? Ich durchwanderte Deutschland. Seine Hochöfen, prall von flüssigem Eisen, sah ich ragen. Seine Förderseile, mit unendlichen Lasten aus der Kohlentiefe, sah ich zittern. Auf funkelnden Schienen sah ich Güter rollen ohne Unter lass. In seinen arbeitsatmenden Städten sah ich Bauten sich um Bauten türmen. Noch höher türmten sie sich in seinen rastlosen Seelen, die, mit keinem Heute je zufrieden, bei jedem Hahnenschrei in einen neuen Arbcitsmorgen stürmen. Ja, lieber Schweizer Kamerad, auch wir in Deutschland haben nun mal Berge statt Flachland. Arbeitskameradcn sind wir, lieber Ferien kamerad. Ja, Deutschland, als du über vierzig Jahre Ferien vom Kriege hattest und durch die Friedensberge deiner Arbeit stiegst du hallest auch im Rucksack deine Steine. Tief schnitt der Riemen ein in deine Schultern. Damit dein Buckel, als es blutig ernst geworden, nicht verweichlicht war. Damit er federte. Und nach dem großen Kriege, was für Steine werden wir in unserm Rucksack tragen müssen? Leicht werden die nicht sein. Ein Volkswirtschaftler sagte mir, arbeiten werden wir nach diesem Kriege müssen, wie noch nie ein Volk geschuftet hat, und unerhörte Ricsensteine wird's zu wälzen geben. Eine deutsche Mutter sah ich in einem Lazarettkirchhof am Grabe ihres Sohnes stehen. Einen Stein tat sie vom Gottesacker in ihre Handtasche und trug ihn schweigend heim. Ganz von ferne fangen Friedensglockcn an zu schwingen — nur zu schwingen, noch nicht zu läuten. Einmal wird Friede sein. Friede? Wohlan, wohlauf, laßt uns unsere neuen Steine in den Rucksack heben und aus neue Berge steigen! Meine Mitteilungen. Zur Neutralität in der französischen Schweiz. — Herr Edwin Frankfurter in Lausanne schreibt uns: »Ich brauche Ihnen wohl kaum zu sagen, daß die Stellung eines deutschen Buchhändlers in Lausanne, der seine Nationalität nicht verbirgt, zurzeit keine be neidenswerte ist. Abgesehen von den geschäftlichen Einbußen, ist man auch persönlichen Anzapfungen ausgesetzt, die manchmal recht unge mütlich sind. Ich habe sonst nicht die Gewohnheit, andere Leute mit meinen geschäftlichen Angelegenheiten zu behelligen, möchte Ihnen aber doch einmal an einem kleinen Beispiel zeigen, wie »neutral« gewisse durch die Presse verhetzte Teile der hiesigen Bevölkerung handeln. Ich hatte, wie selbstverständlich, nach dem Tode Kaiser Franz Josess ein Bild der beiden verbündeten Monarchen in mein Schau fenster gehängt. Am Tage der Beisetzung erhielt ich ein anonymes Schreiben, von dem ich Ihnen eine Photographie beilege. Natür lich habe ich das Bild ruhig im Fenster gelassen: die Angelegenheit bat neben ihrer komischen aber doch auch eine ernste Seite, wenn ich auch hoffe, daß der anonyme Brief in Wirklichkeit nicht von einem Schweizer geschrieben ist, worauf »Vive la k'rarwe« vor »v:ve 1a Zuiskw« hinzudeutcn scheint. Die uns in photographischer Wiedergabe vorliegende Zuschrift hat folgenden Wortlaut: klonsieur. Das juristische Studium nach dem Kriege. Die Rektoren und die Dekane der juristischen Fakultät der deutschen Universitäten sind dieser Tage in Eisenach zusammengetretcn, um über die Gestal tung des juristischen Studiums nach dem Kriege zu beraten. Die Beratungen, die unter dem Borsitz des Geh. Justiz-Rats Prof. vr. Tricpel, des derzeitigen Dekans der Fricdrich-Wilhclm-Universität zu Berlin, im Hotel »Der Rautenkranz« stattfanden, waren vertraulicher Natur. Personalnachrichtev. Aus serbischer Gefangenschaft befreit wurde vor kurzem unser ungarischer Kollege Herr Felix Värkonyi, der langjährige Leiter der deutschen Abteilung von C. E. Kritze's Buchhandlung, Stock holm, sowie Gründer und Vorsteher der schwedischen Buchhandclskurse in Stockholm, der auch den Lesern des Börsenblattes als früherer Mitarbeiter durch seine Berichte über den schwedischen Buchhandel bekannt geworden ist. Felix Värkonyi, der seit Jahrzehnten seine ungarische Heimat nicht mehr betreten hatte, reiste Mitte Juli 1914 nach Temesvür, um seine Schwester zu besuchen, die sich jedoch vor einigen Jahren nach Serbien verheiratet hatte. Ahnungslos reiste er ihr dorthin nach und wurde unmittelbar nach der österreichischen Kriegserklärung dort interniert und erst Anfang 1919 wieder befreit. Seine zahlreichen Freunde in Deutschland und Schweden hatten ihn längst für verloren gehalten und sind hocherfreut, daß er dem traurigen Schicksal der zahlreichen unglücklichen in Serbien festgehaltencn Ge fangenen entgangen ist. 8. 8. 8. Ernennung zum Sachverständigen. — Das k. k. Handelsgericht ü Wien hat neuerdings Herrn Or. Ignaz Schwarz, Gesellschafter der Firma Gilhofer K Nanschburg in Wien, als Sachverständigen und Schützmeister für die Gruppe Kupferstiche, Lithographien und Aqua relle sowie Antographcn bestellt. Die Funktion eines handelsgericht lichen Sachverständigen und Schätzmeistcrs für die Gruppe Alte Handschrifteu, Bücher und Urkunden« bekleidet Herr Or. Schwarz schon seit 1915. (Siehe Bbl. 1915, Nr. 295.) Emil Kaiser, -f. Nach einer Meldung der »Bossischen Zeitung ist der Schriftsteller Emil Kaiser in Köln im Alter von 48 Jahren gestorben. Außer Romanen, wie »Die Alten und die Jungen« (1899), »Karneval« (1905) und »Ines« (1908), hinterläßt er auch eine Reihe Dramen, darunter »Nichmondis von Aducht« (1913) und »Scherben< (1913) sowie eine Reihe Skizzen und Novellen, die er 1908 im »Kölner Skizzenbuch« vereinigte. Sprechftlll. Extra-Berechnungen. IVql, Bbl. 191«, Nr. LS4.) Berechnung von Verpackungsgcbühren in dem Maße, wie in oben genannter Nr. gerügt, finden ich und alle Empfänger ungerechtfertigt und als Überschreitung alles Herkömmlichen, wenn auch einzelne Fir men ebenso handeln. Nutzen bringt es ihnen nicht. Zum Glück sind cs nur einzelne Firmen, die so handeln. Die Materialpreise sind ge stiegen, wie eben alles im Preis steigt. Einzelne Firmen glauben aber, hieraus einen Sondernutzen Herauswirtschaften zu können. D i c Firmen, die von solchen kleinlichen Maßnahmen absehen, haben den Vorteil, und mit Recht. Auch ich nehme neben gebrauchtem Material mit Vorliebe einen guten Bogen Packstoff. Aber für gebrauchte Pappe im Werte von beispielsweise 3 Pfg. 15 Pfg. bezahlen zu sollen. ist eine Zumutung, die gerügt werden muß. Wunsiedcl. G. K o h I e r Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Ter Börsen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuHhändlerhauv. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, (Gerichtsweg 26 sBuchhändlerbauöi.
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