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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
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Redaktioneller Teil. ^r 2V, 25. Januar 1917 bis der Austausch auch nur in schwachem Maße wieder ein zusetzen beginnt. In dieser Hinsicht besteht zwischen dem Austausch geistiger Güter und dem materieller Werie ein großer Unterschied. Trotz aller Abneigung gegen den Bezug deutscher Maschinen und anderer deutscher Produkte werden die Länder des feindlichen Auslandes diese wieder be ziehen, wenn sie sie notwendig gebrauchen und anderwärts in gleicher Güte und gleicher Preislage nicht beziehen können, während sie auf deutsche Bücher und deutsche Zeitschriften ungleich leichter verzichten können. Es ist aber weiter zu berücksichtigen. daß auch in Deutschland die Möglichkeit des Absatzes sremdländischer Literaturerzeugnifse zunächst eine sehr geringe sein wird, wenn auch, entsprechend dem Wesen und Charakter des Deutschen die Abneigung gegen fremde lite rarische Erzeugnisse verhältnismäßig viel rascher verschwinden dürfte als anderwärts. Dem deutschen Buchhändler, der an sich auf Grund eines älteren Kauf- und Lteserungsvertrags zum Bezug ausländischer Bücher und Zeitschriften verpflichtet wäre, stehen also die bekannten gemeinrechtlichen Rcchts- behelse zur Seite, vermöge welcher er den Vertrag als aus gehoben betrachten kann. Es ist mit Bestimmtheit anzu nehmen, daß der Lieferungsberechtigte im feindlichen Aus lande im allgemeinen auch gar kein Interesse daran hat, aus der Erfüllung des Vertrags nach dem Kriege zu be stehen. Da nun aber der deutsche Bezugsverpflichtele ein Interesse daran haben kann, daß diese Rechtslage durch Entscheidung der zuständigen Behörde klargestellt wird, so wird er in den betreffenden Fällen in Gemäßheit des H 3 der Verordnung eine Entscheidung des zuständigen Gerichts seines Wohnsitzes oder seiner gewerblichen Niederlassung nach der Richtung herbeiführen, daß der Vertrag infolge des Kriegs unwirksam geworden ist. Das Gericht wird hierbei von dem Grundsatz ausgehen, daß, wenn die Erfüllung des Vertrags nach dem Kriege einen ganz andern Inhalt hätte als vorher, dein Antrag des Klägers, von seinen vertrag lichen Verpflichtungen befreit zu sein, stattzugebe» ist. Es muß indes wiederholt bemerkt werden, daß die Fälle, in welchen sür den Buchhändler Veranlassung vorhanden ist, in dieser Weise vorzngehen, doch sehr selten sind, selbst für das Gebiet des Kunst- und Musikoerlags, aus dem allerdings langfristige Verträge mit feindlichen Staatsangehörigen bestehen. Buchhandel und Schrifttum. (Zum 60. Geburtstage von Professor Friedrich Nonnen, au u, 2 6. Januar 1017.) Sie haben mir in sehr freundlicher Weise die Anregung gegeben, mich anläßlich der Vollendung meines 60. Lebensjahres über meine Beziehungen zum Buchhandel zu äußern. Gern gebe ich dieser An regung Folge, und zwar zunächst aus allgemeinen Gründen. Ist mir doch hiermit einmal Gelegenheit geboten, an hervorragender Stelle dem deutschen Buchhandel, wie er im ganzen und in seinen ihn kenn zeichnenden Vertretern ist, meine Hochschätzung zu bezeigen. Wenn ich hier Bekanntes wiederhole, cs sei doch auch von mir ausgespro chen: Ist schon an sich die geschäftliche Arbeit des Buchhandels eine Kulturarbeit von höchster Bedeutung, so ist, was der deutsche Buch handel für die Ausbreitung und innere Pflege deutscher Geistcskultur getan hat und noch tut, von allergrößtem Werte. Diese geschäftliche Arbeit ist zu einer Großtat deutschen Geistes geworden, ansgestattet mit allen Vorzügen dieses Geistes, der Gründlichkeit, der Rechtlichkeit, des tiefen Verständnisses innerer und äußerer Werte. Welch eine ungeheure Summe von Tätigkeit stellt sich in ihr dar, wieviel Be harrlichkeit und Treue! Und wenn der deutsche Geist zum Selbst bewußtsein erwacht ist und wenn er die Kräfte einer weltübcrwinden- den Macht in sich gesammelt hat, so ist das nicht zn einem geringen Teile Verdienst des deutschen Buchhandels. Genuß er ist nicht Schöpfer der Schriften, durch die der deutsche Geist redet. Aber im großen und ganzen ist es doch so: nur durch den Buchhandel gelangen diese Schriften zur sichtbaren Wirklichkeit und fühlbaren Wirksam keit. Es ist doch nicht die Regel, daß der Schriftsteller seine Schriften selbst drucken läßt, verlegt und vertreibt. Auch hier ist Arbeitstei lung die Regel, und es ist gut so, daß es so ist. Die Tätigkeit des Ver legers ist eine so schwierige und zeitraubende, sie verlangt in so hohem Maße Fachkenntnis und Bernfsübnng, daß sic von dem Schriftsteller, 82 der doch eben als solcher seine Vollkraft ans die Schaffung schrift stellerischer Werte zu richten hat, in den seltensten Fällen mit Erfolg geleistet werden kann. Ist nun aber diese Arbeitsteilung zwischen Ver leger und Schriftsteller das Notwendige, Gesunde und Ersprießliche, so ist es eine ebenso vernünftige wie ethische Forderung, daß das Ver hältnis zwischen beiden von Wohlwollen und gegenseitiger Förderung getragen sei. Die Wirklichkeit entspricht ja leider nicht immer dieser Forderung. Es entstehen oft Mißhelligkeiten zwischen Schriftstellern und Verle gern, die oft nicht leicht zu beseitigen sind. Manchmal wirken persön liche Gründe mit, häufig aber sind eS sachliche, für die man sich un gerechtfertigter Weise gegenseitig verantwortlich macht. Es wirken hierbei z. B. mit mangelnde Aufnahmefähigkeit des Publikums, das nicht selten bedeutenden Erscheinungen des Buchhandels gegenüber von erstaunlicher Stumpfheit ist, während es die flachsten und nichtig sten Erzeugnisse bevorzugt, ferner allerlei unberechenbare und unwäg bare Zufälle, Ungunst der allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse, einseitige Bevorzugung gewisser Ideenkreise, sodaß andere Ideenkreise zeitweilig nicht zur Geltung kommen können, und ähnliches mehr. Es sollte nun doch, ivo solche Hemmungen obwalten, von beiden Seiten darauf hingearbeitet werden, daß das Verhältnis zwischen Buchhändler und Schriftsteller sich persönlich und sachlich günstig ge stalte. Dazu gehört vor allem, daß sich das Bewußtsein überall durch setzt, daß beide auf einander angewiesen sind, und daß nur aus ihrem harmonischen Zusammenarbeiten sowohl für sie selbst, wie für die deutsche Geistesknltur, wie für das gesamte Vaterland Heil entspringt. Das ist ein Gedanke, der gerade jetzt nicht nachdrücklich genug be tont werden kann. Der Krieg und erst recht der ihm folgende Friede bringen dem deutschen Schrifttume Riesenaufgabcu auf allen Gebie ten des Lebens und dies sowohl in bezug auf die innere Gestaltung wie auch auf die Weltgeltung des deutschen Geistes. Je einheitlicher nun Buchhändler und Schriftsteller hierbei zusammcnstehen und Zu sammenarbeiten, um so mehr werden sie jenen Riesenaufgabcu gewach sen sein. Mau sollte daher es gerade jetzt als eine dringende Forderung der gewaltigen Größe unserer Zeit ansehen, dort, wo die Beziehungen zwischen Buchhandel und Schriftstellcrwelt unbefriedigende sind, zu einer Neuordnung im Sinne einträchtiglichen Zusammenarbeitcus zu schreiten. Ich habe gern die Gelegenheit ergriffen, diese meine Ansichten darzulcgeu und dadurch meine Stellung im allgemeinen zum deutschen Buchhandel zu kennzeichnen. Man wird es mir aber nicht übel deuten, wenn ich mich in dieser Zuschrift auch von persönlichen Gründen leiten lasse und hier der Sache, die ich vertrete, dadurch zu dienen suche, daß ich meine Bücher erwähne. Ich glaube, jeder Schriftsteller hat eine gewisse sorgende Liebe für seine Bücher. So will ich mich davon nicht sreisprechcu. Es geht mir freilich so, daß ich in meinen Büchern, nachdem sie einmal fertig geworden sind, nicht mehr gern lese. Aber ich wünsche, daß sie Wirkung haben. Denn ich bin überzeugt: es ist eine gute Sache, für die ich in ihnen eintrete. Trotzdem habe ich mich stets bemüht, ihnen gegenüber Selbstkritik zu üben, und tue das auch heute noch. Aber es erfüllt mich mit Befriedigung, daß ich sie nicht als ungeratene Kinder anzusehen brauche, und ich leugne gar nicht, daß ich mich freue, daß sie mir den Professortitel eingebracht haben. Ist mir doch durch ihn die Möglichkeit gegeben, in weiteren Kreisen als früher, und au Stellen, die mir früher weniger zugänglich waren, die Ideale zu vertreten, für die ich lebe. Diese Ideale aber suche ich zu verwirklichen im Gebiete der Religion, der Weltanschauung, der Vaterlandsliebe. In meinen Büchern lebt ein durch strenge Wissen schaftlichkeit geprüfter Glaube an die Wirklichkeit meiner Ideale und eine ausgeprägte Liebe zu deutschem Wesen, deutscher Weltbeurteilung, deutscher Auffassung der Religion, deutscher Ernsthaftigkeit und Wahr haftigkeit. So trete ich für ein deutsches Christentum ein, das in seinem Gehalt im Vollsinne christlich und in seiner Art ganz deutsch ist, ein Christentum, dem es nicht auf ein Spiel mit Ideen, ans iutellektnali- stische und einseitig dogmatische Gestaltung, sondern auf Lebendigkeit, Wirtlichkeit ankommt. So habe ich über »1006 Jahre deutscher Kul turgeschichte«, über »Christentums Ende«, über »Neues Werden, neues Glauben, heilig Land«, über »Jesus der Christus«, »Moderne Laien gedanken und Verwandtes« und über vieles damit Zusammenhängende in Büchern, Broschüren und Aussätzen geschrieben. Meine Bücher sind jetzt zum Teil vergriffen. Während des Krieges habe ich nichts Neues geschrieben, teils weil ich durch Lehrtätigkeit beschäftigt war, teils weil ich gegenüber der Hochflut von Kriegsschriften, in der man ches Wertvolle von viel Wertlosem zur Seite gedrängt und überströmt wird, vorläufig noch mit meinen Gedanken zurückhalten wollte. Es hat sich aber viel Stoff, der der Niederschrift harrt, bei mir aufge- spcichert. Möchten die Gedanken, die ich im Vorliegenden nicdergelcgt habe, ein wenig, und wenn auch nur ein wenig, dazu beitragen, die Auf-
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