(soeben erschien: T Lily Braun Memoiren einer Sozialistin Roman (Amfang 657 Seiten) Preis geheftet 6 Mark, in Leinen gebunden 7 Mark 50 Pfg-, in Liebhaber-Lalbfranzband 9 Mark 13. und 14. Tausend Aus den Kritiken: Berliner Tageblatt: In der Offenheit, mit der sie schreibt, kann man das Buch nur mit Rouffeaus Bekenntnissen vergleichen, und besser als aus vielen anderen Schriften lernt man hier die treibenden Kräfte unserer Zeit verstehen . . . Dieses Seelenleben entfaltet sich vor uns bis in seine letzten Verzweigungen, in seine geheimsten Gänge, bis dahin, wohin selten einem Männerauge ein Eindringen gestattet wird. Die Verfasserin begibt sich jedes Urteils, sie erzählt, erzählt fast wie der Arzt den Krankenbericht gibt, von dem Erwachen ihrer Sinne und dem Erwachen ihres Lerzens, von jeder Zuckung in diesen Grundelementen weiblicher Iugendexistenz, Die Zeit, Wien; , . , Für gewöhnlich aber stellt sie alle Personen, mit denen sie uns bekannt macht, mit dem richtigen Namen vor, und das verleiht nun dem Buche neben dem starken psychologischen auch ein bedeutendes stoffliches Interesse, denn es gibt wenige Personen der hohen und höchsten Berliner Gesellschaft und der dortigen literarischen Kreise, mit denen sie nicht in flüchtige oder auch engere Berührung gekommen wäre; unter anderen wird Wilhelm II, mit ein Paar kräftigen Strichen charakterisiert. Auch lernen wir kleinere Löse kennen, dazu süddeutsche Politiker, das Treiben in Offizierskreisen, die finanzielle Misere der Offiziers familien, den ostpreußischen Adel, den ostelbischen Konservativismus, zuletzt das Proletariermilieu Berlins. Berliner Zeitung am Mittag: Das Buch besitzt, abgesehen von der Person der Autorin, einen hohen Wert, der sowohl auf literarischem wie auf zeitgeschichtlichem Gebiete liegt. Die Sprache ist von klassischer Einfachheit und Würde, die Ereignisse werden mit jener gleichmäßige» Ruhe abgewandclt, die an die besten Darstellungen in Goethes Dichtung und Wahrheit erinnert. Die Schilderung der ostpreußischen Iunkertyven, die Erinnerung an die Eindrücke von 1870/71 und an das Attentatsjahr, die Erzählung der Erlebnisse aus dem großen Bergarbeiterausstand und nicht zuletzt das zarte Bild einer Jugendliebe mit einem süddeutschen Prinzen, das sind kleine, feinste Stahlstiche einer seltenen schriftstellerischen Begabung . . . Das beste aber, was ich hier nicht wiedergeben kann, ist der Helle Schein der Begeisterung, der über diesem Frauenleben strahlt. Darum ist es gut zu lesen für jung und alt; für die Alten, damit sie etwas Reue empfinden, weil sie lau im Geiste waren, für die Jungen, damit das Vorbild dieser starken Persönlichkeit sie vor der Reue im Alter bewahre, Bestellzettel anbei! München, im April 1910