4128 Börsenblatt 1 d. Tlschu. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 76, 1. April 1911. Über 100 Künstler der Sezessionen und des Künstlerbundes appellieren an das Kunstgesühl unseres Volkes! In ca. 8 Tagen erscheint Ein Protest deutscher Künstler Mit Einleitung von Carl Vinnen br. ca. —.80 M. Partie (falls vorausbestellt) 7/6, später 9/8 Die Veranlassung gab der Maler Carl Vinnen mit einem Flugblatt: (Zuousque tsnckem, das er nur den Mitgliedern der Sezessionen und des Deutschen Künstlerbundes zuschickte. Seinen Standpunkt mag folgendes Vorwort dartun: Was wir wollen! Wir wollen keine chinesische Mauer, keinen Schutzzoll für unsere Kunst, keine chauvinistische Deutschtümelei, kein Absperren gegen Wertvolles, bloß weil es von jenseits der Grenzen kommt. Sonst müßten wir uns ja auch gegen die alten Meister wenden, gegen Werke, die allen Völkern und allen Zeiten verehrungswürdig waren und bleiben. Inzucht bedeutet auch geistig den Verfall. Darum, keine Zollrevisionen im Reiche des Ideals, sondern freien, edlen Wettkampf der Geister, gegenseitiges Befruchten hoher Kulturen! Aber eben im Namen dieser Freiheit: Kampf gegen eine in Deutschland so übermächtig gewordene Interessentengruppe und deren Bundesgenossen, die Ästheten und die Snobs. Indem wir so versuchen, Kunstwerte wieder auf ihr eigenes Maß zurückzuführen, glauben wir nicht nur der deutschen Kunst, sondern der Kunst überhaupt zu dienen. Es war nötig, klar und unzweideutig dies Programm vorauszuschicken, damit unsere Gegner uns nicht auf ein falsches Geleise schieben können. Vielleicht noch nötiger, uns zu schützen gegen unwillkommene Verbündete im eigenen Lager, gegen künst lerische Minderwertigkeit, die eine Rechtfertigung ihrer Schwäche herauslesen möchten, gegen die Offiziellen, die glauben könnten, ihr reaktionäres System gebilligt zu sehen. Das Echo der deutschen Künstlerschaft übertrifft alle Erwartungen. Es seien nur die Beiträge der hauptsächlichsten Münchner Künstler genannt: Benno Becker, Julius Diez, Robert Engels, Fritz Erler, Freiherr von Labermann, Karl Laider, Thomas Theodor Leine, Ludwig Lerterich, Angelo Jank, Eugen Kirchner, A. Niemeyer, Momme Nissen, A. Oberländer, Richard Pietzsch, Leo Samberger, Wilhelm Schulz, Franz von Stuck, Leinrich von Zügel. Ferner schloffen sich an Namen wie: F. Boehle, Ludwig Dill, Otto Greiner, Ludwig Labich, Gotth. Kuehl, Arthur Kampf, Käthe Kollwitz, Fritz Mackensen, Adolf Münzer, Lans Olde, Paul Schultze-Naumburg, Ignatius Taschner, Wilhelm Trübner u. a. Von den Kunst kritikern seien Fritz Stahl vom „Berliner Tageblatt" und Franz Servaes von der „Neuen Freien Presse" genannt. Die Broschüre wird von den Zeitungen lebhaft diskutiert werden und alle Kunstfreunde außerordentlich beschäftigen Eugen Diederichs Verlag in Jena