Fertige Bücher. If 26, I. Februar 1917. I X I» Über die soeben erschienenen Dreiangeldrucke schreibt Paul Block im „Berliner Tageblatt": Rleiscs „Rohlhaas", dem Bruno Goldschinirr Stcinzcichnungcn im Sri! einer deutschen Lheonik bcigegcbcn har. In diesen Bildern ist nichts gesucht und auf leere Wirkung gearbeitet; sic wachse» in ihrer märkischen Schlichtheit mir der Erzählung so zusammen, daß cs kaum möglich wäre, etwas Bes seres zu erdenken. Büchner» „Dancons Tod" hat Wals von May sehr geistreich durch Bilderszenen ergänzt, die den Furor der Revolution mir erstaunlichem Schwung aus dem Dichrcrworr in die Zeichnung übersetze». Das genialische Pathos der Zeit kommt in ihnen zu weilen fast französischer heraus, als bei Büchner, der seine pariser Rcvolurionshcldcn nach clsässischcn Mustern schuf und trotz aller französische» Einflüsse im Grundzug seines Wesens ein Deutscher blieb. Je doch gerade diese äußere Echtheit des Rünstlcrs macht die innere Rraft des Dichters doppelt fühlbar. Büch ner reißt uns mir ungeheurem Ungestüm fort und deutet mit blutiger Faust aus vergangener Sturmcs- zeic in die Zukunft, ein Bahnbrecher und Verkünder; Wals von May raucht ins achtzehnte Jahrhundert zurück und griffclt die Eindrücke von Menschen und Taren nach, als härr' er sie miccrlcbt, ein Impres sionist von 17ö?. So kommt ein Doppelwcrk zustande, dessen besonderer Reiz in der Verschiedenheit der Be trachtung besteht. Vielleicht wird cs gerade deshalb den Lesern von heute gefallen, von denen so viele sich gern für komplizierte Naturen halten. G. Röniger harre die schwerste Aufgabe: Hoff- manns „Sandmann" als Zeichner nachzufühlen. Zeichnerisch und buchtechnisch ist auch in diesem Bande das Möglichste geleistet; Lettern und Skizze» fügen sich zusammen, daß die Absicht der „Illustration" meistens vergessen wird. Dennoch: kaum jemand wird bei diesen Bildern die eisige Hand im Nacken spüren, die auch den Widcrwilligcn beim Lesen der Erzäh lung packt. Selbst der grausige Loppelius verliert vieles von seinen Schrecken, wenn der Stift des Zeich- ncrs ihn realistisch zu bannen versucht. Dieser (ganz persönliche) Einwand kann aber nicht die Freude an der Sorgfalt verderben, die in solchen Mustcrdruckcn von Meisterwerken den Bücherfreunden herrliche Gaben beschert. Es gibt soviel Ungcschmack in Zeit und Welt, daß wir die Pioniere, die uns die Wege zum Besseren zeigen, mit Dank begrüßen wollen. Rlliistiivit« ««v«« LDrrni,, 8 VON NRÜLvlL«!» N1V. 16