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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller LeU. 230, 2. Oktober 1917. Geringschätzung hin, die dem Papier im großen Publikum vielfach zuteil werde, eine Geringschätzung, die in vollkommenem Gegensatz zu seiner Bedeutung im Weltkriege stehe. Spiele doch das Papier auf dem Gebiete der geistigen Kriegführung dieselbe Rolle wie die Munition im Schützengraben. Redner verbreitete sich dann über die Ursachen der gegenwärtigen Papiernot, an der nicht nur der Per sonal-, Kohlen- und Wagenmangel in Verbindung mit den Schwierig keiten des Transportwesens, sondern auch die Beschaffung von Zell stoff und einiger notwendiger bisher vom Auslande gelieferter Chemi kalien Schuld trage. Verschärft habe sich die Lage besonders dadurch, daß der Heeresbedarf an den für Herstellung des Papiers erforder lichen Chemikalien sich wesentlich gesteigert habe und viele Industrien sich jetzt des Papiers als willkommenen Ersatzstoffes bedienten. Nach Erwähnung der verschiedenen Eingaben der beteiligten Vereine, be sonders des Vereins der Deutschen Zeitungsverleger und des Börsen vereins in Verbindung mit dem Deutschen Verlegervercin, zur Sicher stellung des Nohbedarfs für die Papicrverarbeitung, wandte sich der Vortragende den Einrichtungen zu, die zu diesem Zwecke von Neichs- wegcn gegründet worden seien, insonderheit der Kriegswirtschafts stelle für das Deutsche Zeitungsgewerbe. Ursprünglich errichtet zur Bewirtschaftung der für Zeitungen bestimmten Papiermengen, habe sie im Laufe der Zeit den Kreis ihrer Aufgaben ständig erweitern niüsscn, so daß sie heute, ihrem Namen widersprechend, allnmhlich vom Reichsamt des Innern auch andere Gebiete des Papierfaches zur Bewirtschaftung erhalten und schlechthin der Organisation der Sicherstellung und Bewirtschaftung der gesamten papierverarbeiten den Gewerbe zu dienen habe. Keine private Gründung, sondern eine Reichsstelle, sei sie bestrebt, einen Ausgleich zwischen den Interessen des Reichs und denen der Papicrverbrancher herbcizuführen und, von dem Grundsätze geleitet, das Dnrchhallen auch auf diesem Gebiete zu ermöglichen, den Bedürfnissen und Wünschen der verschiedenen papicrverbrauchenden Gewerbe nach Möglichkeit zu entsprechen. Red ner kam dann ans die Maßnahmen der Negierung zur Preisfest setzung des Papiers für Zeitungen sowie auf die verschiedenen Bun- desratsvcrordnnngen zwecks Einschränkung des Verbrauchs und der Einführung bestimmter Bezugsrechte zu sprechen und führte zahlen mäßig an, ein wie geringer Teil der Papiervorräte jetzt infolge des großen Mehrbedarfs und anderer Umstände dem Buchvcrlage und freien Druckgewerbe zur Verfügung stehe. Sehr energisch nahm Herr Direktor Reiß Stellung gegen den Vor wurf, daß Verordnungen der Kriegswirtschaftsstelle vom grünen Tisch erfolgt seien, da er immer bemüht gewesen sei, enge Fühlung mit den leitenden Kreisen des Buchgewerbes zu unterhalten und Rücksicht ans deren Wünsche zu nehmen. Er betonte, daß er, obwohl die Ar beit der Kriegswirtschaftsstelle, die, vor Jahr mit 4 An gestellten gegründet, heute deren 350 zähle, außerordentlich ge wachsen sei, doch jederzeit den einzencn Verlegern nach Maßgabe seiner Zeit auch persönlich zu Auskünften zur Verfügung stehe, daß aber- jeder Papierverbraucher den vorhandenen Schwierigkeiten ans dem Papiermarkte Rechnung tragen müsse. Diese Schwierigkeiten würden voraussichtlich eher znnehmen als geringer werden. Des halb könne er nur dringend bitten, sich größtmögliche Be schränkung in der Herausgabe neuer Werke und Neuauflagen anfznerlegen und stets die Frage in den Vordergrund zu stel len, ob tatsächlich ein unabweisbares Bedürfnis dafür wäh rend des Krieges vorhanden sei. Weiler empfahl er die Verminderung des Ilmfanges der Zeitschriften, Beschränkung der Ab gabe von Freiexemplaren, Weihnachts-Katalogen, Prospekten und son stigen Propagandamittcln, sowie die Verwendung holzhaltiger Papiere, möglichst unter Zugrundelegung eines Normalformats, kurz jede nur mögliche Papierersparnis. Zweckmäßig sei es auch, bei jeder sich bieten den Gelegenheit das Publikum über die Verhältnise auf dem Papicrmarkt auszuklären und es auf die Notwendigkeit, seinerseits mit Papier zu sparen, etwa in derselben Weise hinzuweisen wie ans die Notwendigkeit der Zeichnung der Kriegsanleihe. Mit einem Appell an die Versammlung, der Kriegswirtschaftsstellc mit vollem Vertrauen zu begegnen, schloß der Redner seinen interessanten Vortrag, für den ihm Herr Linnemann den Dank der Versammlung aussprach. Anschließend an diese Ausführungen verbreitete sich der 2. Vor steher des Börseuvereins Herr Gehcimrat Siegismnnd, der infolge seiner Zugehörigkeit zu den verschiedenen Ausschüssen wohl als der beste Kenner der Verhältnisse auf dem Papiermarkt, soweit sie den Verlagsbuchhanöcl berühren, angesprochen werden kann, über die verschiedenen Organisationen zur Papierbewirtschaftung, indem er. ausgehend von der Gründung des Bundes Deutscher Vereine des Buchgewerbes, Verlages und der Papicrverarbeitung, das Werden und Wachsen der diesen Organisationen zngewiesenen Aufgaben ein gehend schilderte. Er legte dar, wie aus dieser freien Vereinbarung, die der Bund öarstelle, in dem auch der Buchhandel seit Bestehen dieser Organisation Sitz und Stimme habe, sich der Neichsausschuß für das 1118 ! Buchgewerbe als Gegengewicht zum Papiermacher-Kriegsausschuß ge- ! bildet habe, hauptsächlich zu dem Zwecke, den Preistreibereien auf dem Papiermarkte ein Paroli zu bieteu, und wandte sich dann den beiden ^ großen Gruppen dieses Ausschusses zu, deren erste, unter seinem Vor- ! sitz stehend, Verlag, Presse und graphisches Gewerbe umsaht, während ^ die zweite Gruppe sich mit den übrigen papierverarbeitenden Jndu- ^ strien beschäftigt. - Daneben wirten da»» noch die Kriegswirtschastsstelle für das ! Deutsche Zeituugsgewerbe als wichtigste für den Verlag in Betracht kommende Organisation sowie eine Reihe weiterer den anderen papier verarbeitenden Gewerben dienende Vereinigungen. Aus dem Schoße des Neichsausschusses für das Druckgewerbe, Verlag und die Papier- zur Sicherstellung des Papierbedarfs hervorgegangen. In scharfer Weise wandte sich dann der Redner gegen etwaige Versuche einer Zusammen legung von Betrieben im Buch- und Zeitschriftcnverlag, indem er an der Hand verschiedener Beispiele aus dem Zeitschriftcnverlag die Un möglichkeit einer Vereinigung verschiedener, wenn auch ein und der selben Wissenschaft dienender Zeitschristenunternehmcn nachwies. Ob wohl solche Versuche, deren Zweckmäßigkeit für handwerksmäßige Be triebe nicht von der Hand zu weise» sei, in Anwendung auf den Bnch- uud Zeitschriftenverlag bestritten werden, so hätten doch einzelne Han delskammern in dieser Richtung Erhebungen veranstaltet. Weiter be gründete Geheimrat Siegismuud die dringende Notwendigkeit, für- wissenschaftliche Werke ein Papier herzustcllcn, das einen Mindestge halt von 75°/, Zellulose aufweise, und stellte gleichzeitig fest, daß in folge einer irrtümlichen Auffassung des Rundschreibens des Zellstoff- fabritänten-Vereins von seiten der Papierfabrikanten die Meinung verbreitet sei, daß Papier nur daun abgegeben werden könne, wenn der Nachweis der Lieferung als Heeresbedarf erbracht werde. Diese Auffassung sei irrig, da ein solcher »Heeresschcin« überhaupt nicht existiere. Auch er weist zum Schlüsse sciuer Ausführungen auf die Notwendigkeit hin, in weitestem Umfange Ersparnisse vorzunehmen. Mit gutem Beispiel sei hier der Börscnverein vorangcgangen, indem er das Börsenblatt einer vollständigen Neuordnung unterworfen habe. Die Frage, wie Papier gespart werden könne, sei gegenwärtig eine der brennendsten, und er könne seine Kollegen vom Verlag nur bitten, nach jeder Richtung hin den Verhältnissen Rechnung zu tragen und sich besonders bei ihrer Werbearbeit weitestgehende Beschränkung auf zuerlegen. Der deutsche Verlagsbuchhandel sei in dieser Beziehung immer noch besser gestellt als die englischen Verleger, da, wie eine Ver ordnung des »Loarck ok Iracle« beweise, die Herausgabe aller Kataloge, Plakate und sonstigen Werbedrucksachen während des Krieges in Eng land verboten sei. Lebhaft unterstützt wurde die Forderung des Herrn Geheimrats Siegismnnd auf Herstellung eines Papiers von 75°/» Zellulose fiir wissenschaftliche Werke von dem Ersten Vorsteher des Deutschen Ver- legervcreins, Herrn .Hofrat Arthur Meiner, der vor allem auf das Interesse der wissenschaftlichen Welt an einer möglichst langen Be nutzungsdauer dieser Literatur hinwies und sich auch über die Benach teiligung des Verlagsbuchhandels gegenüber den Zeitungen be schwert fühlte, da der Buchverlag für Paptcr weit höhere Preise bezahlen müsse als der Zeitungsverlag und keinen An teil an den diesem gewährten Preisvcrgüustigungen habe. Seine wei teren Ausführungen galten besonders der auch von anderer Seite bemängelten Unzweckmäßigkeit des Stichjahrcs 1916, da in diesem Jahre der wissenschaftliche Verlag weniger produziert habe als der populärwissenschaftliche und belletristische Verlag und somit weit ungünstiger als dieser im Bezüge von Papier gestellt sei. Er bat daher, wenn cs nicht möglich sei, eine andere Grundlage zur Berechnung des Papicrbezugs zu nehmen, doch möglichst wissenschaft lichen Verlegern gegenüber Ausnahmen eintreten zu lassen, da diese durch den Krieg weit mehr als andere Verleger geschädigt seien. Zum Schlüsse seiner Ausführungen wies er seine Verlagskollcgcn darauf hin, daß jetzt die Zeit zur Abschaffung der Frei--, Prüflings- und Werbeexemplare von Schulbüchern gekommen sei, wobei er auch auf die Uutcrstützuug der Behörden rechne. Eine Anregung des Herrn I)r. Bielefcld-Freiburg i. Br. zur Errichtung einer Stelle zwecks Anstanschs ungeeigneter gegen geeignete Papiere im VerlagS- bnchhandcl in Form eines Clearing-Systems beantwortete Herr Direk tor Reiß dahin, daß eine solche Einrichtung bereits geplant sei und in kurzer Zeit in Tätigkeit treten werde. Nachdem Herr Richard Linnemann noch dem Danke des Vereins der Buchhändler zu Leipzig au die Redner Ausdruck gegeben hatte, einigte sich die Leipziger Versammlung nach dem Vorgänge der Kor poration der Berliner Buchhändler ans die an der Spitze dieser Num mer abgcdruckten Entschließungen, die den verschiedenen Reichs- und königl. sächsischen Behörden zur Empfehlung und weiteren Veranlas sung übermittelt werden sollen.
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